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Chancen für eine lebendige und zeitgemäße Suchtselbsthilfe

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Präsentation zum Thema: "Chancen für eine lebendige und zeitgemäße Suchtselbsthilfe"—  Präsentation transkript:

1 Chancen für eine lebendige und zeitgemäße Suchtselbsthilfe
Landestagung 2015 Carola Ahrens-Lück Diesen Teil der Tagung habe ich kurzfristig für Herbert Lehnert übernommen. Mit Frau Collet habe ich am Mittwoch dieser Woche die grobe Richtung des Vortrags abgesprochen. Bei der Blitzvorbereitung habe ich wieder gemerkt, wie sehr mir eine lebendige und zeitgemäße Suchtselbsthilfe am Herzen liegt. Von daher freue ich mich über die Gelegenheit, hier über dieses Thema zu sprechen und mich mit Ihnen auszutauschen.

2 Gedanklicher Ausflug…
Aktueller Stand Herausforderungen Strategien zur Bewältigung Chancen Für die nächste halbe Stunde lade ich Sie zu einem gedanklichen Ausflug rund um zeitgemäße und lebendige Suchtselbsthilfe ein. Dabei werde ich anregende Fragen stellen und eine erweiterte Sicht anbieten. „Eine Chance für die Suchtselbsthilfe“ ist auch Teil meines Workshop-Titels von heute Nachmittag. Im Workshop geht es um Gewaltfreie Kommunikation als Chance für die Suchtselbsthilfe. In diesem Vortrag geht der Blick weiter: Wie sieht Suchtselbsthilfe heute aus? Welche Sprache sprechen wir? Welche Herausforderungen und welche Strategien zur Bewältigung dieser gibt es? Welche Chancen hat die Suchtselbsthilfe für mehr zeitgemäße Lebendigkeit? Und was können wir von anderen beim Blick über den Tellerrand lernen?

3 Zu meiner Person Carola Ahrens-Lück Diplom Sozialpädagogin
Suchtselbsthilfe Psychiatrie- und krisenerfahrene Menschen Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg Zunächst möchte ich mich vorstellen: Ich bin Carola Ahrens-Lück und von Beruf Diplom Sozialpädagogin. Ich war fast 20 Jahre als Suchtreferentin beim BKE – einer bundesweiten Suchtselbsthilfeorganisation - beschäftigt. Mein Schwerpunkt dort war die Projektarbeit zum Thema „Andere Suchtformen und Möglichkeiten der Integration in die traditionelle Alkoholselbsthilfe“. Auch heute habe ich noch Kontakt zur Suchtselbsthilfe. Ich bilde Gruppenverantwortliche aus, coache einen Landesvorstand und mache Seminare z.B. für Paare. Aktuell arbeite ich in Kiel bei der Brücke Schleswig-Holstein in einem alternativen, ambulanten Behandlungsangebot für Menschen mit Psychiatrie- und Krisenerfahrung. Zudem beschäftige ich mich seit über 10 Jahren mit der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Sie sehen mich auf dem Foto mit einem meiner wichtigsten Arbeitsmittel – die Giraffe. – Dazu später mehr… All diese Bereiche werden Sie auf unserem gedanklichen Ausflug kennenlernen.

4 Zeitgemäße Suchtselbsthilfe
Zeitgemäß bedeutet modern Wie sieht Suchtselbsthilfe aktuell aus? Welche Probleme und welche Angebote gibt es? Und was ist das besondere Profil? Ich habe vor kurzem mit Gruppenverantwortlichen aus der Suchtselbsthilfe ein Seminar mit dem Thema: Sind wir zeitgemäß? durchgeführt. Dabei haben wir diese Definition von zeitgemäß gefunden, die für die Beantwortung hilfreich war. Zeitgemäß bezieht sich auf die Gegenwart: Ich höre immer wieder: Wir bekommen keine neuen Gruppenmitglieder Wie können wir junge Menschen erreichen? Wie sollen wir mit Doppeldiagnosen und Mischformen umgehen? Wie kann mehr Schwung in die Gruppe kommen? Wie kann ich die Gruppenteilnehmenden motivieren und aktivieren? Für Angehörige gibt es kaum Angebote … Kennen Sie diese Fragen und Aussagen? Welches Bild entsteht von Suchtselbsthilfe? Meine Erfahrung ist, dass sehr wohl immer wieder neue Menschen Gruppen aufsuchen. Eine eindrückliche Gruppenübung dazu ist, auf einem Zeitstrahl zu markieren, wann welches Gruppenmitglied zu der Gruppe gekommen ist. Gefühlt gibt es keine Neuen – die Realität sieht oft anders aus.

5 Ideen Was braucht also Suchtselbsthilfe, um zeitgemäß und lebendig zu sein bzw. zu bleiben? Das Bild zeigt die Ergebnisse des eben erwähnten Seminars. Die Teilnehmenden haben für sich festgestellt, dass sie zeitgemäß sind und lediglich ein paar Bereiche anpassen wollen wie z.B. den Internetauftritt. Zeitgemäße Suchtselbsthilfe ist aufgeschlossen, tolerant, attraktiv, authentisch, klar und erreichbar. Sie passt in die jetzige Zeit. Die jetzige Zeit ist geprägt durch Medien, Vernetzung, schnelle Kontaktmöglichkeiten und (Welt)Offenheit. Hier kann das Profil der Suchtselbsthilfe greifen und der Wert von Suchtselbsthilfe deutlich werden. Suchtselbsthilfe ist schnell verfügbar niedrigschwellig erreichbar möglich für verschiedene Zielgruppen Expertentum in eigener Sache Lebenspraxis hautnah…

6 Experten in eigener Sache
„Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.“ Chinesisches Sprichwort „Experten in eigener Sache“ begegnen mir auch in meiner aktuellen Arbeit. Mir gefällt die Bezeichnung „Psychiatrie und Krisen erfahrene Menschen“. Könnten wir auch von Suchterfahrenen Menschen statt Betroffenen oder Suchtkranken sprechen? Sogenannte „Ex-Inler“ arbeiten in möglichst allen Angeboten für psychisch Kranke mit. Sie machen hierfür eine Ausbildung. „Ex-In“ steht für: (Psychiatrie)Erfahrene sind beteiligt. Eine andere Bezeichnung ist Genesungsbegleiter/in. Was gibt es vergleichbar in der Suchtselbsthilfe? Hier gibt es Suchtkrankenhelfer und –helferinnen. Was fällt auf, wenn wir die Sprache vergleichen? Genesungsbegleiter und Erfahrene auf der einen Seite, auf der anderen Suchtkrankenhelfer/innen? Die linke Seite steht für den Blick auf das Gesunde, die Ressourcen. Rechts steht die Krankheit und Fürsorge bzw. Hilfe. Hinter der linken Seite steckt eine bestimmte Haltung, zu der ich noch näher komme.

7 Für eine lebendige und zeitgemäße Suchtselbsthilfe ist auch die Veränderung des ehrenamtlichen Engagements wichtig: Was motiviert Menschen heute sich in der Suchtselbsthilfe zu engagieren? Dem traditionellen Ehrenamt steht ein neues Freiwilligenengagement gegenüber. Menschen möchten sich heute oft zeitlich begrenzt engagieren bzw. anschließen, z.B. in Projekten oder einzelnen Bereichen. So kann es sein, dass nicht die Gruppenleitung alle Aufgabenfelder abdeckt, sondern andere Gruppenteilnehmende stellvertretend z.B. in Arbeitskreisen mitarbeiten. Und die Möglichkeit der Informationsteilhabe und Mitbestimmung bzw. Selbstbestimmung ist von großer Bedeutung. Kennen Sie diesen Trend auch aus Ihren Gruppen?

8 Herausforderungen „Wer an der Küste bleibt,
kann keine neuen Ozeane entdecken.“ (Fernando de Magellan , portugiesischer Entdecker und Weltumsegler ) Herausforderungen für die Suchtselbsthilfe entstehen also durch eine veränderte gesellschaftliche Umwelt inkl. neuer Behandlungskonzepte wie Frau Funke heute vorgestellt hat, eine sich wandelnde Motivation hin zum Freiwilligenengagement und besonders eine sich ständig ändernde Suchtlandschaft. „Den klassischen alkoholabhängigen Menschen in Reinform gibt immer seltener“, sagte mir ein Gruppenleiter. Es treten vermehrt Mischformen auf: Mehrfachabhängigkeit, Mischkonsum, Doppeldiagnosen „Sucht und psychische Erkrankungen“ prägen das Bild. Das wurde heute auch schon mehrfach erwähnt. Was würden Sie machen, wenn jemand mit einer Medienabhängigkeit in Ihre Gruppe kommt? Oder mit der Doppeldiagnose Alkoholabhängigkeit und Depression und zur Behandlung der Depression Medikamente einnimmt? Vieles davon ist unbekannt – neu. Neues verunsichert. Auf der Suche nach Sicherheit wird gern auf Bekanntes zurückgegriffen: Bekannte Suchtmittel als Gruppenthema Bekannte Verhaltensweisen Bekannte Gruppengestaltung… Warum sollte etwas daran geändert werden? Meine Antwort dazu: Damit Suchtselbsthilfe zeitgemäß und lebendig bleibt. Es ist die Entscheidung jedes und jeder Einzelnen und jeder Gruppe, „an der Küste zu bleiben“ und sicher zu sein oder sich auf den unbekannten und damit zunächst unsicheren Ozean zu begeben und dabei Neues kennenzulernen und den Horizont zu erweitern.

9 Strategien „Legt man eine Zitrone neben eine Orange,
Lebendigkeit entsteht durch einen Austausch und über den Tellerrand gucken. Wenn es um die Öffnung für andere Suchtformen bzw. veränderte Krankheitsbilder geht, gibt es aus meiner Erfahrung oft Widerstände: „Damit kennen wir uns nicht aus, also können wir auch nicht helfen“ ist z.B. eine weitverbreitete Meinung. Vorbehalte gegenüber „anders süchtigen Menschen“ verschwinden und es entsteht sogar Neugier, wenn der direkte Kontakt möglich ist und wir neugierig einander erkunden und kennenlernen. Wie sieht dein Alltag aus? Wie bist du in die Abhängigkeit geraten? Was hast du versucht, um davon los zu kommen? Wie ging es dir mit deinem spielsüchtigen Mann oder drogenabhängigen Kind? Die langjährige Projektarbeit in dem Bereich hat immer wieder gezeigt, dass die Öffnung für Neues gelingen kann, wenn nicht die Suchtform oder die psychische Erkrankung in den Vordergrund gestellt wird, sondern die Menschen gesehen werden. Dabei wird mit der Zeit egal, was jemand hat – die menschliche Begegnung und die Bewältigung des Alltags und Lebens ist das Verbindende. Warum nicht mal Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige aufnehmen? Oder jemanden mit einer Doppeldiagnose gemeinsam mit einem Fachmann zu einem Themenabend in die Gruppe einladen? Ich muss vorher nicht wissen, wie Glücksspielabhängige Menschen oder Menschen mit einer psychischen Erkrankung sind, denn: könnten Sie mir beschreiben, wie ein alkoholabhängiger Mensch ist? Ich nicht. Jedes Leben ist individuell und es gilt Vielfalt zu leben. Also: „Mensch statt Diagnose“ ist die Haltung, die dahinter steht. „Legt man eine Zitrone neben eine Orange, so hören sie auf, Zitrone und Orange zu sein. Sie werden Früchte.“ (George Braque 1882 – 1963, franz. Künstler)

10 Sowohl als auch… „Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut,
Alles hat seine Berechtigung und seinen Wert. Alles darf nebeneinander bestehen. Es gilt also ein sowohl als auch und nicht entweder oder. Solidarabstinenz ist dabei eine gute Möglichkeit, die Erkrankung des anderen zu respektieren. Glückspielanhängige Menschen verzichten bei Gruppenaktivitäten z.B. auf Alkohol. Voraussetzung ist die Bereitschaft, sich mit dem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen. Würden Sie auf den Gebrauch des Smartphones im Selbsthilfezusammenhang verzichten, wenn ein medienabhängiger Mensch in die Gruppe kommt? Wenn sich darüber ausgetauscht wird: Was triggert dich? Womit hast du Schwierigkeiten? kann aufeinander Rücksicht genommen werden. Z.B. war das Bingo-Spielen beim Grünkohlessen der Kieler Selbsthilfegruppen kein Problem für die Spieler/innen, aber der Automat im Eingang der Gaststätte. Inzwischen findet das Essen in einem anderen Lokal ohne Spielautomat statt. Schwierig ist die Solidarabstinenz immer noch beim Thema Nikotinabhängigkeit. Aber auch das darf sein – es ist gut, darüber ins Gespräch zu kommen und gemeinsam Lösungen zu finden. „Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?“ Vincent van Gogh 1853 – 1890, niederländischer Maler und Zeichner

11 Haltung Aushalten von Ungewissheit
auf vorschnelle Diagnosen und Entscheidungen verzichten jeder Mensch ist ein Experte für seine Lebenserfahrungen empathisches, klärendes Nachfragen, Verständnis und Vertrauen Verzicht auf Wertungen Sicherheit durch als sicher erlebte Gesprächssituation, bei der jeder gehört wird In meiner aktuellen Arbeit habe ich auch die Haltung des offenen Dialogs kennengelernt. Der offene Dialog wurde in Skandinavien in der Behandlung von Psychiatrie- und Krisenerfahrenen entwickelt. Es lohnt sich aus meiner Sicht zu schauen, was von diesem Ansatz zur Suchtselbsthilfe passt. Ich habe einige der 7 Grundprinzipien herausgesucht, die besonders gut auf Suchtselbsthilfe übertragbar sind. Hinter dem offenen Dialog steht ein Menschenbild, das davon ausgeht, dass jeder Mensch Experte in eigener Sache ist, womit ich wieder an das vorher Gesagte anknüpfe. Was bedeutet das für die Suchtselbsthilfe? Wie können Gruppen gestaltet werden, damit jeder gehört wird, keine Bewertungen stattfinden und das Miteinander durch Empathie und Wertschätzung geprägt ist? Z.B. indem der Mensch gesehen wird und nicht die Diagnose.

12 Förderung des Dialogs Förderung offener Dialoge
Jede Stimme wird gehört Veränderung der Haltung und nicht Versuche, die Mitmenschen verändern zu wollen gemeinsames Nachdenken Handlungskompetenz für eigenes Leben stärken offene und empathische Haltung: „niemand von uns weiß, was richtig ist, aber wir können gemeinsam schauen, was jetzt möglich ist“ (Dr. Werner Schütze) „Förderung des Dialogs“ ist ein weiteres Grundprinzip des offenen Dialogs. Lassen Sie die Aussage „Niemand von uns weiß, was richtig ist, aber wir können gemeinsam schauen, was jetzt möglich ist“ in sich nachklingen. Ich empfinde dabei Entlastung und Zuversicht in mein Gegenüber, dass dieser Mensch weiß, was für ihn gut ist und gemeinsam Lösungen und neue Ideen gefunden werden. Können Sie sich eine so freie und zurückhaltende Gesprächsführung in der Suchtselbsthilfe vorstellen? Wird nicht viel zu leicht diskutiert, versucht die anderen von meiner Meinung zu überzeugen? Meinen wir nicht, genau zu wissen, was für den anderen gut ist? Probieren Sie es aus und schaffen bzw. lassen Sie Raum, dass Menschen selbst im Dialog mit anderen für ihre Lebensfragen und Probleme Antworten und Lösungen finden können.

13 Bedürfnisse als Lebensmotor
Flexible Einstellung auf die Bedürfnisse flexible Anpassung an die Sprache, den Stil und die Lebenswelt keine festgelegten Behandlungsprogramme jede Krise wird als einmalig betrachtet Bedürfnis angepasst ist diese Haltung – ein weiteres Grundprinzip des offenen Dialogs. Was braucht der Mensch, der gerade vor mir sitzt? Welche Bedürfnisse hat er? Und was sind meine Bedürfnisse? Damit kommen wir auf unserem gedanklichen Ausflug erfahrenen Menschen bei der Gewaltfreien Kommunikation an. Bedürfnisse und Gefühle sind entscheidende Elemente der GFK, denn: Bedürfnisse sind unser Lebensmotor und Gefühle entstehen, wenn diese erfüllt oder nicht erfüllt sind und die auslösende Situation entsprechend gedeutet wird. Gewaltfrei bedeutet: wertschätzend, respektvoll und einfühlend – in mich und mein Gegenüber – und verbindend. Es zählen meine Bedürfnisse genauso wie deine. Die Giraffe ist das Landtier mit dem größten Herzen und Marshall Rosenberg hat sie als Symboltier für die gewaltfreie Kommunikation – die Sprache des Herzens - gewählt. In dem Workshop heute Nachmittag werden Sie sie und den Wolf als weiteres Tier der GFK kennenlernen.

14 Fazit Chancen für zeitgemäße und lebendige Suchtselbsthilfe sind:
Über den Tellerrand sehen Öffnen für Neues Mit anderen vernetzen und voneinander lernen Wertschätzung der „Experten in eigener Sache“ Bedürfnisse beachten Verbindende Sprache Fazit: Chancen für eine zeitgemäße und lebendige Suchtselbsthilfe sind aus meiner Sicht: Über den Tellerrand sehen Öffnen für Neues Mit anderen vernetzen und voneinander lernen Wertschätzung der „Experten in eigener Sache“ Bedürfnisse beachten Verbindende und gesundheitsfördernde Sprache Es ist jetzt Raum für Ihre Beiträge, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


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