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Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht

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Präsentation zum Thema: "Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht"—  Präsentation transkript:

1 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Modul: MSW_2/1 oder MSW_2/2 (Kommunikationslinguistik der russischen/polnischen Sprache), 2 LP + 2 LP; SK 3 (Sprachtheoretische Konzeption), 3 LP Vorlesung 2 SWS, Mi ,

2 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Vorlesung beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Mythen und den gattungs- bzw. textsortenspezifischen sowie sprachlichen Mitteln, durch welche Mythen in der Kultur der slavischen Völker verbalisiert und vertextet werden. Die slavische Mythologie, also Religion der vorchristlichen heidnischen Slaven, war weitgehend naturreligiös geprägt. Ort der Verehrung waren im allgemeinen Heilige Haine, einfache Opferstätten oder Opfersteine; Tempel gab es dagegen nur im wendisch-elb- und ostseeslavischen Raum sowie in der späten Kiewer Rus’.

3 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Kulte waren mit Ausnahme der unter dem Druck der christlichen Nachbarn stehenden Elb- und Ostseeslaven (v. a. im heutigen Ostdeutschland) kaum organisiert. Ein eigener Priesterstand hat sich nur dort (und wahrscheinlich auch in der späten Kiewer Rus’) herausgebildet. Dies ist mitunter auch der Grund für die erst im 12. Jahrhundert vergleichsweise spät erfolgten Christianisierung. Der ostslavische Raum wurde bereits einige Jahrhunderte zuvor zum Christentum bekehrt.

4 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Neben den zahlreichen Hauptgöttern aller Slaven (z. B. Svarog, Svarožić, Perun, Veles/Volos, Jarilo und Lada ) werden die Götter der Ostslaven (Stribog, Chors, Mokosch, Trojan oder Triglav) und die spezifischen Götter der Elb- und Ostseeslaven (Bieleboh - der gute „weiße Gott“ , Czernoboh – der böse „schwarze Gott“, Rugievit auf Rügen, Svatobor der Lausitzer Sorben u. a.) pragmalinguistisch und kultursemantisch analysiert.

5 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Neben einer vielfältigen Götterwelt existierten auch Dämonen und Naturgeister sowie weitere Gestalten und Märchenwesen (in den russischen Märchen vor allem Baba Jaga , Koščej Bessmertnyj, Solovej Razbojnik, Dobrynja Nikitič), Wassermänner (č. vodník, sorb. wodny muž, russ. vodjanoj) und Wassernixen (russ. Rusálka ), Hausgeister, Vampire, Werwölfe und Naturdämonen eine große Rolle. Schließlich wird in der Vorlesung auf die ältesten Schichten des indogermanischen Erbwortschatzes im Bereich der Onomastik (Ortsnamen, Gewässernamen, Verwandtschaftsnamen) eingegangen.

6 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme, Kurzreferat oder Klausur Leistungsbewertung: 2 LP + 2 LP prüfungsrelevante Leistungen

7 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht

8 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Literatur : H. Brachmann: Slawische Stämme an Elbe und Oder. Berlin 1978. Z. Goląb: The Origins of the Slavs. A Linguist’s View. Columbus (Ohio) R. Jakobson: Slavic Gods and Demons. In: R. J. Selected Writings VII. Contributions to Comparative Mythology. Studies in Linguistics and Philology, Ed. by Stephen Rudy, with a preface by Linda R. Waugh. Berlin, New York: Mouton 1985, p – Ders.: Linguistic Evidence in Comparative Mythology. In: a. a. O., p – Ders.: The Slavic God Veles and His Indo-European Cognates. In: a. a. O., p L. Moszyński: Die vorchristliche Religion der Slaven im Licht der slavischen Sprachwissenschaft. Köln, Wien: Böhlau F. Graus: Die Nationenbildung der Westslawen im MA. Sigmaringen H. Ludat: An Elbe und Oder um das Jahr Köln, Wien: Böhlau H. Ludat: Slaven und Deutsche im Mittelalter. Köln, Wien:

9 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Mify narodov mira : ·enciklopedija; v dvuch tomach / glav. red. S. A. Tokarev Teil: 1: A - K Moskva : Bol'saja rossijskaja ·enciklopedija, 2003 = 1987 Mify narodov mira : ·enciklopedija v dvuch tomach / glav. red. S. A. Tokarev. Teil: 2: K – Ja. Moskva : Bol'saja rossijskaja ·enciklopedija, 2003 = 1988 Umfang: 719 S.

10 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Russkaja mifologija : ·enciklopedija / [sost., obscaja red. i predisl. Eleny Madlevskoj] Moskva : ·Eksmo [u.a.], 2006

11 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Titel: Zeichen - Text - Kultur : Studien zu den sprach- und kultursemiotischen Arbeiten von Vjac.Vs. Ivanov und V.N. Toporov / hrsg. von Karl Eimermacher und Peter Grzybek Sonst. Personen: Eimermacher, Karl *1938-*Erschienen: Bochum : Brockmeyer, 1991 Umfang: VIII, 413 S. : Ill. ; 21 cmSchriftenreihe: Bochum publications in evolutionary cultural semiotics ; 8Anmerkung: Literaturangaben Beitr. teilw. dt., teilw. engl.ISBN: (kart.) : DM 49.80Schlagwörter: *Ivanov, Vjaceslav V. / Semiotik / Aufsatzsammlung *Toporov, Vladimir N. / Semiotik / Aufsatzsammlung *Ivanov, Vjaceslav V. / Bibliographie *Toporov, Vladimir N. / Bibliographie Sachgebiete: ER 730; EC 1670 Standort: Bibliothek Neues Palais, Haus 10Signatur: ER 730 ZEI Ausleihstatus: Ausleihbar verfuegbar  Bestellen &nbspBestellen

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Titel: Mif, ritual, simvol, obraz : issledovanija v oblasti mifopo·eticeskogo ; izbrannoe / V. N. Toporov Verfasser: Toporov, Vladimir N. * * Erschienen: Moskva : Izdatel'skaja gruppa "Progress" ; "Kul'tura", 1995 Umfang: 621 S. ; 22 cm Anmerkung: Ausgewählte Studien zu Mythos und Symbolik der russischen Literatur Includes bibliographical references In kyrill. Schr., russ.ISBN: Schlagwörter: Russian literature / History and criticism / 19th century Russian literature / History and criticism / 20th century Mythology in literatureSachgebiete: Literarische Stoffe Russische LiteraturMehr zum Thema: Klassifikation der Library of Congress: PG M95 Sachgebiete: KH 1550 Standort: Bibliothek Neues Palais, Haus 10Signatur: KH 1550 TOP Ausleihstatus: Ausleihbar verfuegbar  

13 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Böhlau Váňa, Zdeněk: Svět dávných Slovanů. Praha 1983 (Z. Váňa: Die Welt der alten Slawen. Praha 1983). – ders.: Welt der Slawen. Leipzig, Jena, Berlin ders.: Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker . Stuttgart ders.: Einführung in die Frühgeschichte der Slawen. Neumünster – K. W. Struve: Die Ethnogenese der Slawen aus der Sicht der Vor- und Frühgeschichte, in: Ethnogenese europäischer Völker, hg. v. W. Bernhard u. A. Kandler-Pálsson. 1986 S

14 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Welt der Slawen, hg. J. Herrmann, München 1986; Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe, Saale und Oder, hg. H. Ludat, Gießen W. Vogel, Der Verbleib der wend. Bevölkerung in der Mark Brandenburg. Berlin Wikinger und Slawen. Zur Frühgeschichte der Ostseevölker, hg. J. Herrmann, Berlin Weiterführende Literatur zur slawischen Archäologie: F. Biermann, Slawische Besiedlung zwischen Elbe, Neiße und Lubsza (Bonn 2000) sowie link: html

15 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Gliederung der Lehrveranstaltung – Einführung in die Problematik: die vermeintliche urslavische Mythologie im Lichte des Quellenmaterials – Feiertag (Reformationstag) Die urslavische Polydoxie: Religion, Kult, Naturverehrung, Magie, Dämonologie – Der Glaube an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele

16 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
– Dämonologie: etymologische Betrachtungen zu den slavischen Benennungen der Dämonenwelt – Die Götter der Slawen im Einzelnen (Svarog, Svarožić, Perun, Veles/Volos, Jarilo und Lada) – Die urslavische Religion: die Ostslaven (Stribog, Chors, Mokosch, Trojan oder Triglav) – Die Westslaven: Elb- und Ostseeslaven (Bieleboh – der gute „weiße Gott“ , Czernoboh – der böse „schwarze Gott“, Rugievit auf Rügen, Svatobor der Lausitzer Sorben u. a. ) – Gute und böse Geister bei den Slaven Akademische Weihnachtsferien

17 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
– Formen des religiösen Lebens: Gebet und Opfer, Bestattungsriten, Götzenbilder, Tempel – Ortsnamen als Quelle der Forschung – die vorchristliche Religion der Slaven und das sogenannte Heidentum - Zur Entmythologisierung der Mythen: Dämonen und Naturgeister sowie weitere Gestalten und Märchenwesen (in den russischen Märchen vor allem Baba Jaga , Koščej Bessmertnyj, Solovej Razbojnik, Dobrynja Nikitič), Wassermänner (č. vodník, sorb. wodny muž, russ. vodjanoj) und Wassernixen (russ. Rusálka ), Hausgeister, Vampire, Werwölfe und Naturdämonen – Zusammenfassung und Ausblick

18 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
– Aschermittwoch - Klausur

19 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
– Einführung in die Problematik: die vermeintliche urslavische Mythologie im Lichte des Quellenmaterials Die viel erörterte Problematik der vorchristlichen Religion der Slaven (vgl. R. Jakobson: Slavic Gods and Demons. In: R. J. Selected Writings VII. Contributions to Comparative Mythology. Studies in Linguistics and Philology, Ed. by Stephen Rudy, with a preface by Linda R. Waugh. Berlin, New York: Mouton 1985, p – Ders.: Linguistic Evidence in Comparative Mythology. In: a. a. O., p – Ders.: The Slavic God Veles and His Indo-European Cognates. In: a. a. O., p L. Moszyński: Die vorchristliche Religion der Slaven im Lichte der slavischen Sprachwissenschaft. Köln, Wien: Böhlau 1992.) ist immer noch ungelöst.

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Das Quellenmaterial ist sehr dürftig, und unter den zahlreichen Abhandlungen über dieses Thema gibt es bislang keine Darstellung, die als der historischen Wahrheit am nächsten kommend allgemein akzeptiert werden würde. Alle Bemühungen, die erhaltenen Bruchstücke zusammenzufügen und sie zu einer kohärenten Geschichte logisch zusammenzustellen, gestalten sich als äußert schwierig. Meist können wir nur über eine kombinierte Methode und mit Hilfe verschiedener Hilfsdisziplinen uns an die vorchristliche Zeit herantasten. Die beteiligten Disziplinen sind neben der eigentlichen Linguistik und Kultursemantik die

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Vergleichenden Sprachforschung, Etymologie und Namenskunde, die Archäologie, Ethnologie, Ethnographie, Religionswissenschaft und Frühgeschichte. Trotz der sehr gut entwickelten Methoden und Verfahrensweisen der einzelnen Disziplinen lässt das Endergebnis oft zu wünschen übrig, und wir haben es mit nicht mehr als a priori übernommenen Theorien der Religionsgeschichte zu tun. Eine Abgrenzung der Mythologie und der Wahrheit ist dann oft nur bedingt möglich. In der vorliegenden Vorlesung werden wir versuchen, die Vorteile einer kultursemantischen Analyse zu nutzen. Dabei werden wir versuchen, vom

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tatsächlich überlieferten Textmaterial (Quellentexte der ältesten Chroniken bei den Slaven) und den besten wissenschaftlichen Abhandlungen zum Thema auszugehen. Von den Arbeiten, die die vorchristliche Religion oder Mythologie der Slaven untersuchen, sei - neben der bereits erwähnten einführenden Literatur - vor allem auf die folgenden Klassiker hingewiesen:

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- L. Léger: La mythologie slave. Paris 1901. - A. Brückner: Mitologia polska. W - V. Jagić: Zur slavischen Mythologie, Archiv für slavische Philologie 37, Berlin 1920, S - V. J. Mansikka: Die Religionen der Ostslaven. I. Quellen. Helsinki 1922. - K. H. Meyer: Fontes historiae religionis Slavicae. Berolini 1931. - E. Wienecke: Untersuchungen zur Religion der Westslaven. Leipzig 1940. - S. Urbańczyk: Religia pogańskich Słowian. Kr - R. Jakobson: Slavic Mythology, Funks and Wagnalls Standard Dictionary of Folklor, Mythology and Legend, Bd. 2, 1950, S

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- W. Antoniewicz: Religia dawnych Słowian, in: Religie świata, W. 1957, S - H. Łowmiański: Religia Słowian i ich upadek (w. VI-XII), W. 1979, - A. Gieysztor: Mitologia Słowian. W

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Religion oder Mythologie? Warum werden die beiden Bereiche des urslavischen Geisteslebens in der Forschung häufig einander gleichgesetzt? Die erste und wahrscheinlich wesentliche Ursache liegt in der Spärlichkeit der Quellen. Je weniger Tatbestände und Sachverhalte durch Quellen belegt sind, umso leichter ist es, eine schöne, aber zugleich wohl phantastische Geschichte zu erdichten. Genau diese Gefahr wollen wir durch ein gründliches Quellenstudium zu vermeiden versuchen.

26 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Wir gehen dabei nach dem folgenden Grundsatz vor: je schwieriger es ist, in die Tiefe einer wissenschaftlichen Materie durchzudringen und bis an ihren Kern heranzugelangen, umso wichtiger ist es, sich eindeutiger Methoden und Quellen zu bedienen. Da jede Urgesellschaft, jedes Urvolk seine Mythologie hatte und diese Mythologie ein Hauptelement seiner überlieferten Urreligion wurde, beginnt die Geschichte eines jeden Volkes bei Mythos. Die Mythen als Erzählungen von phantastischen, mit übernatürlichen und sogar göttlichen Eigenschaften begabten Wesen

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umfassen tatsächlich viele Bereiche, die die religiösen, ethischen und philosophischen Anschauungen ihrer Schöpfer und Kulturträger widerspiegeln; in Wirklichkeit aber sind sie keine Religion. Sie zeigen uns mehr die Weltanschauung eines Urvolkes als sein Verhältnis zu Gott. Obgleich die Probleme der Religion und der Mythologie sich oft verzahnen, ist es geboten und notwendig, die beiden Begriffe zunächst strikt voneinander zu trennen. Von den klassischen Philologen wurde dies schon lange festgestellt und praktiziert. „Religion und Mythologie sind keine sich vollständig deckenden Begriffe“, ist in einem

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vor hundert Jahren herausgegebenen Reallexikon des klassischen Altertums zu lesen [Erler, Reallexikon des klassischen Altertums. Stichwort Mythologie, S , Zitat S. 804.] Unter dem Stichwort Religion (S ) spricht der Verfasser über die sekundäre Genesis der Mythen und ihre dienstbare Rolle im Verhältnis zur Religion. Innerhalb der Slavistik wird eine solche Auffassung von dem polnischen Mediävisten Henryk Łowmiański: [Religia Słowian i ich upadek (w. VI-XII), W. 1979, ] vertreten.

29 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Tatsächlich hat es eine urslavische Mythologie im klassischen Sinn nicht gegeben. Unter Mythologie versteht man generell: die systematische Beschäftigung mit Mythen in literarischer, wissenschaftlicher oder religiöser Form. Mythologie kann daher weiter gefasst sein als nur die Gesamtheit der Mythen eines Volkes, einer Region oder einer sozialen Gruppe. Sehr häufig wird der Begriff aber genau so verwendet, als Gesamtheit der Mythen nach der Zugehörigkeit zu einer Kultur bzw. Region (in dieser Bedeutung früher auch Sagenwelt genannt). Daneben kann man auch Mythen zu verschiedenen Themen kulturübergreifend behandeln. Man erhält so Unterteilungen wie z.B. Landschaftsmythologie, Astralmythologie, Zahlenmythologie, Eschatologie.

30 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Mythologie beschäftigt sich aber auch mit der Frage nach der Herkunft der Mythen und deren Verhältnis zu anderen Erzählformen wie Legende, Märchen, Sage, Epos. Besonders Märchen werden mitunter als degradierte Mythen angesehen. Die Entwicklung der Mythen als erzählerische Gattung und auch deren Transformation zu Märchen ist Gegenstand der Narratologie. Die Entstehung von Mythen ist auch Gegenstand der Psychologie, besonders der einst modernen Völkerpsychologie.

31 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Soweit der Gegenstand der Mythen religiös gesehen wird, ist deren Erforschung eng mit der Religionsgeschichte verbunden. Informationen aus Mythen sind wichtig zur Rekonstruktion religiöser Vorstellungen, die manchmal Inhalte unterschiedlicher mythologischer Ursprünge zu einem System verbinden. Zentrale Themen in der Mythologie sind in diesem Fall die Erschaffung der Welt (Schöpfungsgeschichte) sowie Prozesse der Zerstörung und Erneuerung (z.B. innerhalb der Natur, Wiedergeburt), häufig in Verbindung mit dem Kampf unterschiedlicher Mächte (sowohl konkreter Göttergestalten, Himmel und Erde, als auch abstrakter Eigenschaften, wie gut und böse, hell und dunkel). Sie sind vielfach nicht als historische Wirklichkeit gedacht, sondern als Darstellung einer Struktur hinter der Wirklichkeit in sprachlichen Bildern. Als Beispiel kann die Genesis dienen.

32 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Ein anderer Schwerpunkt von Mythologien sind genealogische Ableitungen von Herrschergeschlechtern oder ganzer Völker von Göttern oder von anderen Völkern hohen Ansehens. Sie dienen im ersten Falle der religiösen Herrschaftslegitimation, im zweiten Fall dem Zusammengehörigkeitsbewusstsein von Stämmen durch das „Wir-Gefühl“ gleicher Abstammung.

33 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die sogenannte urslavische Mythologie ist eher eine wissenschaftliche Fiktion. Ein urslavisches Mythos ist genauso wenig bekannt wie die echte Herleitung des Namens der Slaven [darüber werden wir erst am Ende unserer LV zu sprechen haben]. Wir wissen auch nicht, ob die Urslaven phantastische Erzählungen dieser Art besaßen, wie wir sie aus der griech. oder keltischen, indischen (arischen) oder iranischen Mythologie her kennen. Alles, was sich in der Volksdichtung erhalten hat, sind Erzählungen von tatsächlichen Volkshelden, die allenfalls mit übernatürlichen Kräften ausgestattet sind, oder aber Märchen von Nymphen und sagenhaften Gestalten, die nie wirklich gelebt haben (Russalka, Baba Jaga, Koščej Bessmertnyj, Solovej Razbojnik, Dobrynja Nikitič), Wassermänner (č. vodník, sorb. wodny muž, russ. vodjanoj) und Wassernixen (russ. Rusálka ), Hausgeister, Vampire, Werwölfe und Naturdämonen.

34 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
So gibt es z. B. die Sage von zwei außerirdischen Gästen, die in die Bauernhütte des altpolnischen Fürsten Piast, des Wagners (Kołodziej) kamen; oder eine Sage von der Wunderheilung des siebenjährigen blindgeborenen polnischen Fürsten Mieszko I., der während der traditionellen feierlichen Haarschur das Augenlicht wiedergewann; oder eine Sage vom bösen Fürsten Popiel, dem von den Mäusen für seinen hinterhältigen Massenmord eine grausame Strafe zugedacht wurde. Aber die Mäuse, die Popiel auffraßen, sind gewöhnliche irdische Mäuse und keinesfalls den altgriechischen außerirdischen Erinnyen ähnlich.

35 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Libuše (deutsch Libussa oder Libuscha) ist die mythische Stammmutter der Přemysliden-Dynastie in Böhmen. Die älteste schriftliche Überlieferung liegt mit der Legende des Benediktinermönches Christian vor, die im Kloster Břevnov entstand. Nach ihr lebte das heidnische Volk der Tschechen ohne Gesetz und ohne Stadt, wie ein unverständiges Tier, solange bis eine Seuche ausbrach. Auf den Rat einer namenlosen Wahrsagerin gründeten sie die Prager Burg und fanden mit Přemysl einen Mann, der mit nichts als dem Pflügen der Felder beschäftigt war. Diesen setzten sie als Herrscher ein und gaben ihm die Wahrsagerin zur Frau. Diese beiden Maßnahmen befreiten das Land von der Seuche, und alle nachfolgenden Herrscher stammten aus dem Geschlecht des Pflügers.

36 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Ähnlich sind die alttschechischen Legenden von der weisen Libussa, Kazi und Teta in Alois Jirásek „Staré pověsti české“ keine rein erdachte Mythen, sondern teils wahre und teils erdachte Geschichten, die in der ältesten tschechischen Kosmas-Chronik in der einen oder anderen Form bereits erwähnt werden. Es haben sich keine mythischen Erzählungen der Urslaven über außerirdische Wesen erhalten. Selbst unter der Annahme, dass die christliche Geistlichkeit solche Mythen total ausgerottet habe, bleibt dennoch alles, was oft darüber berichtet wird, eine unbewiesene Rekonstruktion. Diese Rekonstruktion beruht auf einigen Namen und Glossen, die in den ältesten Chroniken der Slaven verzeichnet sind.

37 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
In der Chronica Boemorum des Cosmas von Prag vom Beginn des 12. Jahrhunderts ist die nun Libuše genannte Wahrsagerin Tochter des Richters Krok und jüngste Schwester der Heilkundigen Kazi und der Priesterin Teta. Sie wird von ihrem Vater als Nachfolgerin im Richteramt bestimmt. Die Hochzeit mit Přemysl ist bei Cosmas die Folge eines mißglückten Schiedsspruchs, nach dem sich der Unterlegene beschwert, dass er sich der Macht einer Frau beugen muss. Die beleidigte Richterin teilt daraufhin dem Volk mit, wo es den neuen Herrscher zu suchen hat und wie er heißt. Nach der Hochzeit mit Přemysl fordert Libuše das Volk auf, Prag zu gründen. Die endgültige Unterwerfung der Frauen findet aber erst nach dem Tod von Libuše in einem Krieg beider Geschlechter statt.

38 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Für eine Deutung der Erzählung als Mythos, der auf indogermanische Traditionen zurückgreift, gibt es Anhaltspunkte in Form von Parallelen in der slawischen, skandinavischen und keltischen Überlieferung. Beide erhaltenen Versionen bezeugen aber vor allem die Verwendung des Stoffes zur Erklärung der Herkunft und des Machtanspruchs der in ihrer Entstehungszeit herrschenden Dynastie der Přemysliden. In der Fassung der Cosmas-Chronik sind außerdem auch Anleihen aus der biblischen Tradition erkennbar.

39 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die moderne Fassung der Erzählung als Sage ist im 19. Jahrhundert von Alois Jirásek in den „Alten böhmischen Sagen“ (Staré pověsti české) gschaffen worden. Die Gestalt der Libuše war auch Stoff für mehrere Kunstwerke, so für eine Tragödie von Franz Grillparzer und eine Oper von Bedřich Smetana mit dem Titel Libusa. Literatur [Bearbeiten] Dušan Třeštík: Mýty kmene Čechů. Nakladatelství lidové noviny, 2003, ISBN X.

40 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Quellen: An erster Stelle wird in der Forschung die Chronik des Malalas angeführt. Johannes Malalas lebte in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Dieser byzantinische Chronist syrischer Herkunft verfasste eine achtzehnbändige Weltchronik. Seine „Chronographia“, die mit den Anfängen des alten Ägypten beginnt, wurde im 10. oder 11. Jahrhundert in Bulgarien aus dem Griechischen ins Altkirchenslavische übersetzt.

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Zwei mittelalterliche Abschriften (aus dem 13. und 15. Jh.) haben sich erhalten. In der altrussischen Abschrift aus dem 15. Jh. finden wir zwei altslavische Theonyme. Sie treten in den Glossen auf, die ein slawischer Benutzer in die Beschreibung der Anfänge Ägyptens eingefügt hat. In diesen Glossen wurde Hephaistos mit Svarog und Helios mit Dažbog gleichgesetzt. Diese Glossen fehlen in der früheren, aus dem 13. Jh. stammenden Abschrift. Das berechtigt uns zu dem Schluss, dass der Verfasser der Glossen nicht der Übersetzer, sondern einer der späteren Kopisten war.

42 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Der terminus ante quem ergibt sich durch die altrussische Nestor-Chronik, denn die Glossen in etwas veränderter Stilisierung kommen auch in der dritten, im Jahre 1118 verfassten Redaktion der Nestor-Chronik vor. Die Identifizierung von Svarog mit Hephaistos und Dažbog mit Helios findet sich auch bei weniger kritischen Forschern. Da die Erzählung des Malalas von der griechischen Mythologie abweicht, identifiziert H. Łowmiański nur Dažbog mit Helios, dem Sonnengott. Die anderen Vergleiche sieht er als Ergebnis an, das durch den Verlauf der Erzählung bewirkt wurde.

43 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
In seiner tiefgründigen philologischen Analyse kommt Moszyński (1992:4-7) zu dem Schluss, dass die theonymischen slavischen Glossen in der „Chronographia“ des Malalas nur beweisen, „dass noch im 17. Jh. zwei auf unbestimmte Weise miteinander verbundenen heidnischen Theonyme im Gedächtnis der Slaven erhalten geblieben und dass beide nur als allgemeine Symbole des Heidentums gebraucht worden sind.“

44 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Vorgeschichte Ägyptens war nach Malalas die folgende: Der erste Herrscher Ägyptens war der in der Bibel erwähnte Enkel von Noahs Sohn Ham – Mesraim (Genesis 10.6; Par. 1,8;11) slavisch Mestromъ. Sein Name war der hebräische Name Ägyptens. Deshalb wird Mesraim in der neuen deutschen Übersetzung durch Ägypten wiedergegeben. Der zweite Herrscher war Hermes, dessen Name in der slavischen Übersetzung zu Jeremia wurde (Jeremija statt Jermii). Eine solche Verwirrung um die Namen unbekannter Personen ist zwar in der alstslavischen Literatur manchmal anzutreffen, aber sie ist zweifelsohne Beweis für die lückenhafte Kenntnis griech. Mythologie.

45 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Nach Hermes-Jeremia herrschte in Ägypten Hephaistos, dessen Name im Slavischen zu Feosta wurde. Die Auslassung der ersten Silbe ist bei der regelmäßigen Aneignung griech. Personennamen eine ungewöhnliche Ausnahme. Nach kirchenslawischem Muster hätte dieser Name die phonetische Gestalt Ifestъ erhalten sollen, wie z. B. Irodъ < ᾙρᾡδήσ , Aksl. Iraklъ < ᾙρακλῆς. Malalas schreibt, dass nach Hephaistos sein Sohn Helios über Ägypten herrschte. Der slavische Übersetzer, der die griech. Sprache zweifellos besser kannte als die altgriech. Mythologie, übersetzte diesen Namen wörtlich und fügte nach den Worten

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Synъ ego Solnce = „sein Sohn – die Sonne“ noch eine Glosse an: imenem egož naričutъ Dažьbogъ („sein Sohn namens Sonne, die man Dažьbogъ nennt“). Weiter erzählt Malalas eine von Homer beschriebene Episode, nämlich wie Helios den Ehebruch Aphrodites entdeckte. Dieses Ereignis lag der neuen slavischen Interpretation zugrunde: In der sogenannten Nestor-Chronik treten Hephaistos-Svarog und Helios- Dažьbogъ als Erschaffer und Hüter des monogamischen Systems auf. Dies alles spricht dafür, dass der altbulgarische Glossator Svarog nicht mit dem klassischen altgriechischen Hephaistos und Dažьbogъ nicht mit Helios identifiziert hat.

47 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die slavischen Glossen beruhen demnach auf anderen Grundlagen. Vergleichen wir folgende drei Sätze: „Pheostъ, den die Ägypter Gott nannten.“; „nach dem Tode Pheostas, den man auch Svarog nennt“, und „Pheosta, den die Ägypter Svarog nannten.“ Der Verfasser des ersten Satzes ist Malalas. Das erste Buch der „Chronographia“ von Malalas wurde von V. Istrin herausgegeben. Den slavischen Text druckte Istrin nach einer Handschrift aus Wilna aus dem 13. Jahrhundert. Das betreffende Fragment befindet sich im 23. Abschnitt.

48 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Der dritte Satz, der aus der Hypatius-Chronik stammt, ist nichts anderes als eine Variante des ersten. Statt Θεός – Bogъ haben wir hier ein Theonym Svarogъ. Dieses Fragment einer Erzählung stammt aus dem Schlussteil des ersten Buches der „Chronographia“ des Malalas. Die Fortsetzung, aus der der zweite Satz stammt, steht am Beginn des zweiten Buches. Der Nebensatz „den man auch Svarog nennt“, der im Griechischen Original fehlt, ist eine slavische Glosse.

49 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Aus obigem erhellt, dass das für den christlichen Glossator unverständliche Theonym Svarog ein allgemeines Symbol für einen heidnischen Gott war und von ihm nur in einer solchen appellativen Bedeutung verwandt wurde. Das Bemühen, in ihm eine tiefere mythologische Bedeutung zu finden, ist ein wissenschaftliches Missverständnis.

50 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Der weitere Kontext verlangte, einen Namen für den Sohn des Hephaistos zu finden. Der altslawische Glossator verwandte, wie wir sahen, den Beinamen Svarogs, nämlich Dažьbogъ, wovon nich die Rede sein wird. (Vielen Gelehrten zufoge war Dažьbogъ ursprünglich kein Name, sondern ein Beiname: entweder von Svarogs Sohn, dem Gott Svarožic (z. B. nach Urbanczyk), oder von dem Hauptgott, der den Doppelnamen Svarog- Svarožic hatte (Brückner).

51 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Es ist selbstverständlich, dass das slavische semantische Äquivalent des griechischen mythischen Namens Helios, nämlich slъnьce („Sonne“), nicht als Eigenname des Gottes benutzt werden konnte. Da die beiden Namen schon einmal in den Text eingeführt worden waren, lebten sie als selbständige literarische Theonyme weiter.

52 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Aus dem Gesagten ergibt sich die Schlussfolgerung, dass die theonymischen slavischen Glossen in der „Chronographia“ des Malalas nur beweisen, dass noch im 17. Jahrhundert zwei auf unbestimmte Weise miteinander verbundenen heimischen Theonyme im Gedächtnis der Slaven erhalten geblieben und dass beide nur als allgemeine Symbole des Heidentums gebraucht worden sind.

53 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
In ostslavischen Quellen findet sich eine weitere Stelle, die zur Errichtung eines hypothetischen Gebäudes der slavischen Mythologie anregt. Ihre Erklärung bereitet den Forschern nach wie vor Mühe: Es handelt sich um ein in der Nestor-Chronik unter den Jahren 907 und 971 registriertes Epitheton des VOLOS als skotijь bogъ „Viehgott“ : Laurentius-Chronik: Jahre 907 und 971: „ …sie schwuren auf Perun, ihren Gott, und auf Volos, den Viehgott“.

54 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Es gibt zwei Hauptinterpretationen. Die eine hat wörtlichen Charakter. A. Giesztor (Mitologia Słowian) baut auf dieser Erwähnung eine eigene mythologische Theorie auf. Er benutzt auch einige andere vereinzelte Erwähnungen (z. B. eine Apostrophe im Igorlied: veščej Bojane, Velesovъ vnuče ! „o du, seherischer Bojan, Enkel des Veles!“) und bekräftigt damit seine Hypothese eines urslavischen ressortmäßigen Polytheismus.

55 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Andere sehen in dem Epitheton einen späteren Einfluss des christlichen Sankt-Blasius-Kultes. Sankt Blasius war der christliche Schutzheilige der Tiere. Diese Theorie wurde z. B. von H. Łowmiański entwickelt (Religia Słowian, S ; ). Seines Erachtens kann man Volos-Vlas nicht dem böswilligen Dämon Veles gleichsetzen. Der Name Veles knüpft nach manchen Forschern etymologisch an lit. vẽlės ‚Totenseelen‘, vẽlinas ‚Teufel‘ an, der Name Volos hingegen an den christlichen Sankt Blasius.

56 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Vermutungen Łowmiańskis erscheinen nach Moszyńskis Überzeugung aus folgenden Gründen plausibler: 1. In der Rus wie in Bulgarien hat sich der mitteleuropäische Sankt Blasius-Kult fest eingewurzelt. Sankt Blasius war unter anderem der Beschützer des Hausviehs (Vgl. Encyklopedia Katolicka. Bd. 2. Lublin 1985: 674-5; Lexikon für Theologie und Kirche II: 391)

57 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
2. Der heidnische Kult des Volos als eines Viehgottes wurde nur bei den Ostslaven festgestellt. Er ist den Südslaven unbekannt. 3. Der europäische Kult des Sankt Blasius, des Patron der Tiere und besonders des Viehs, war zweifellos vom alten heidnischen Volos-Kult der Ostslaven unabhängig. Ein heidnischer ostslavischer Einfluss auf die europäische christliche Kultur oder auch eine zufällige Übereinstimmung der Namen und der Patronate ist kaum anzunehmen.

58 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
4. Schon in den altkirchenslavischen Texten kommen zwei morphologische Varianten des Namens des heiligen Blasius vor. In den liturgischen Texten begegnet der offizielle Name Vlasii aus gr. Βλάσιος ; in der Umgangssprache heißt dieser Name Vlasъ. 5. Die Gleichsetzung der Formen Vlasъ und Volosъ war nur bei den Ostslaven, und zwar nur unter dem Einfluss des kirschenslav. Schrifttums möglich.

59 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Auf dem Boden des südslavischen (bulg.-mak.) Sprachsystems gab es für den Wechsel Vlasъ )( Volosъ keine Grundlage 6. Der Tag des heiligen Blasius (11. Februar) war in Bulgarien noch Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur Kirchen-, sondern auch Volksfest. Vlasov den, Vlasovden, Vlasin den.

60 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Vermutlich hatten sich heidnische magische Bräuche, die das Vieh schützen sollten, mit dem christlichen Patron des Viehs verknüpft und wurden erst später mit dem Christentum zu den Ostslaven gebracht.

61 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Quellen aus dem polnischen Gebiet sind spärlich. Ein imaginäres heidnisches altpolnisches Pantheon hat Jan Długosz im 15. Jahrhundert beschrieben. Seine Darstellung ist von den Historikern längst widerlegt worden. Długosz kontte sich die vorchristliche Religion nicht anders als nach altrömischem Muster vorstellen. So schrieb er:

62 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
„Von den Polen ist bekannt, dass sie von Anbeginn ihres Volksstammes an Götzenverehrer (idololatras) waren und an zahlreiche Götter und Göttinnen (pluralitatem deorum et dearum) glaubten und und sie verehrten, nämlich Jupiter, Mars, Venus, Pluto, Diana und Ceres.“ Diesen Göttern gab Długosz selbst erdachte Namen: Jupiter – Jessa; Mars – Łada; Venus – Dzidzilela; Pluto – Nija; Diana – Dziewanna; Ceres – Marzanna. Außerdem erfand er einen Wettergott

63 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
namens Pogoda und einen Lebensgott namens Żywie. Diese Mitteilungen werden heute von keinem seriösen Gelehrten ernst genommen. Sie sind aber ein glänzender Beweis dafür, dass die Erforschung der altslavischen Mythologie seit jeher von Phantasie und Suggestion begleitet wurde. Mit anderen Worten wurden Mytheme durch Metamytheme substituiert oder Mythen über Mythen neu erschaffen.

64 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Von einigen Historikern wird vermutet, dass die altrussische Nestorchronik „Povestь vremmennychъ lětъ“ nicht nur slavische, sondern auch iranische Götternamen, die der Kiewer Igumen Nikon in Tmutarakan kennengelernt haben soll, enthält. Diese Tatsache, von der im Folgenden noch die Rede sein wird, ist auch eine der Ursachen für manche etymologische Schwierigkeiten.

65 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Nur über die polabische (ostseeslavische) Mythologie liegen Nachrichten vor, aber sie entstand erst im Jahrhundert und beschränkte sich im wesentlichen auf das Gebiet zwischen dem Unterlauf der Elbe und der Oder. Das Quellenmaterial ist ziemlich reichhaltig, aber auch recht jungen Datums. Über diese Religion schrieben: a) Bruno Querfurt (ungefähr ), Chorerzbischof, Verfasser eines Briefes an König Heinrich II; b) Thietmar, Bischof von Merseburg ( ), Verfasser der achtbändigen Chronik;

66 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
c) Adam von Bremen (gest. nach 1081), Chronist aus dem 11. Jahrhundert, Verfasser der Geschichte des Hamburger Erzbistums in dessen viertem Buch er den polabischen Volksglauben beschreibt; d) Wolfger, Prüfeninger Mönch (Monachus Prieflingensis), der in den Jahren die Lebensgeschichte des Heiligen Otto schrieb; e) E(b)bo, Verfasser der in den Jahren geschriebenen Lebensgeschichte des heiligen Otto, des Bamberger Bischofs; das zweite Buch enthält eine Beschreibung seiner Pommernmission.

67 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
f) Herbord (gest. 1169), Verfasser einer Lebensgeschichte des heiligen Otto von Bamberg; g) Helmold, Pfarrer zu Bosau am Plöner See in Wagrien (gest. 1177), Verfasser der Chronica Slavorum h) Olaf Thordarson ( ), isländischer Historiker des 13. Jahrhunderts, Verfasser der sogenannten Knytkingasaga; i) Saxo Grammaticus, dänischer Chronist, Verfasser der „Gesta Danorum“ (um die Wende 12./13.Jh.)

68 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Gerade aus dem polabischen Gebiet stammen die allgemein bekannten Erzählungen über Arkona auf der Insel Rügen, über die altslavischen Tempel, die von manchen fälschlich gontyna statt kącina genannt werden, über den berühmten Gott Svętovit, den manche Gelehrte falsch Światovid nennen, und über sein prophetisches weißes Pferd.

69 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Arkona war die berühmteste polabische Kultstätte. In den Quellen sind aber auch andere Kultstätten erwähnt: Rethra (Radogost), Kultstätte des Stammes der Lutizen, Brenna (Branibor), Wolgast (Wologost), Gützkow an der Peene (Chozkow), Oldenburg (Starigard), Garz auf Rügen, Wollin und Stettin. Hier wurde der Gott Triglov (in den Quellen Triglaus, Trigelawi) verehrt, hier verlief auch die Ostgrenze der Religion des polabischen Typ.

70 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Außer den Götternamen Svętovit (in den Quellen Zvanthevit, Sventevith) und Triglov erwähnen die Quellen noch Radogost (Redigost), Jarovit (Gerovit), Porovit (Puruvit, Poreuithus), Tiarnoglovy (Tjarnaglofi), Svarožic (Zuarasiz, Zuarasici).

71 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Verzeichnis der slavischen Götter: Hauptgötter aller Slawen Svarog: Gottvater, Schöpfer allen Lebens, Gott des Lichtes und des Feuers, Himmelsschmied Svarožić (Svaroshitsch, auch Dashbog): Sohn von Svarog, Sonnengott, Vermittler des göttlichen Lebens auf der Erde, Spender des Guten

72 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Perun (Perkunas bei den Balten): Gott des Gewitters, des Donners und der Blitze, oberster Gott der Slawen, Kriegsgott, seine Symbole sind Axt, Eiche, Schwertlilie Veles/Volos: ursprünglich Beschützer der Toten, Gott des Viehs, der Fruchtbarkeit, des Reichtums, später auch Gott des Rechts Jarilo: Sonnen- und Lichtgott Lada: Göttin der Schönheit, der Liebe und des Frühlings. Frau von Svarog

73 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Spezifische Götter der Ostslawen Stribog: wahrscheinlich Gott des Windes, Berauber des Guten, Antipode zu Dashbog, dem Spender des Guten Chors: wahrscheinlich Mondgott, steht auch in einer Beziehung zu Dashbog, dem Gott der Sonne, ist ihm aber keineswegs feindlich gesinnt Simargl: unklar, mehrköpfiger Gott Mokosch: einzige Göttin im Pantheon der Kiewer Rus, die "feuchte Mutter Erde", Göttin der Fruchtbarkeit und der Weiblichkeit, Beschützerin der Schafe und des Spinnens/Webens, möglicherweise auch den Westslawen bekannt

74 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Trojan/Trajan oder Triglaw: wurde manchmal als dreiköpfige Hydra dargestellt, die Mensch, Vieh, und Fische verschlingt. Der Name leitet sich unter anderem vom lateinischen Wort für "drei" (tri) ab. Dies ist bei der dritten Namensvariante deutlich zu erkennen, wobei die zweite Komponente „glaw“ übersetzt „Kopf“ bedeutet. Trojan könnte aber auch den (schon bei den Sarmaten und Alanen) vergöttlichten römischen Kaiser Trajan darstellen. "Zar Trojan" gab es bei den Serben, jedoch nicht als Gottheit, sondern als Dämon.

75 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Spezifische Götter der Elb- und Ostseeslawen (siehe Westslawen) Svarožić (Svaroshitsch, auch Radegost, Radegast): Kriegsgott der Elbslawen, Schutzgott der Redarier, Liutizen, Obodriten, gibt mit Hilfe eines Orakels Prophezeiungen von sich, im Krieg verrät er den Ausgang einer Schlacht mit Hilfe eines Pferdes, das Lanzen überschreiten muss.

76 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Svantovit: "der heilige Herrscher/Sieger", ursprünglich nur auf Rügen, später auch auf dem Festland als mächtiger Gott verehrt, Gott des Krieges und der Ernte, gibt mit Hilfe von Pferd und Lanzen Kriegsprophezeiungen von sich, seine Symbole sind Schwert, Sattel, Zaumzeug, Pferd (Schimmel), Trinkhorn und diverse Phallussymbole.

77 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Triglaw (Triglav): ursprünglich nur in Wollin, Vineta/Jomsburg, Stettin und Umgebung, später teilweise auch in Brandenburg als Hauptgott verehrt, seine drei Köpfe (manchmal mit verbundenen Augen und Mund, damit er die Sünden der Menschen weder sehen, noch von ihnen künden kann) stehen für Himmel, Erde und Hölle, auch Triglav gibt Auskunft über den Ausgang einer bevorstehenden Schlacht mit Hilfe von einem gold geschmücktem Pferd, das Lanzen überschreiten muss.

78 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die urslavische Polydoxie: Religion, Kult, Naturverehrung, Magie, Dämonologie – Der Glaube an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele Die urslavische Mythologie wird oft als unecht, unwahr bzw. von anderen übernommen bezeichnet. Wir werden im ersten Teil die Begriffe Polydoxie, Religion, Kult, Naturverehrung, Magie und Dämonologie erläutern und im zweiten Teil den Begriff Unsterblichkeit der menschlichen Seele beleuchten.

79 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Will man die slavische Mythologie in ihrem Kern erfassen, muss man sich sowohl mit theoretischen als auch mit praktischen Arbeiten zur Mythologie, Semiotik und Kulturgeschichte auseinandersetzen. Wir verweisen u. a. auf die Arbeiten von Vjaceslav Ivanov und Vladimir N. Toporov, u. a. auf: (1) Ivanov, Vjaceslav Vsevolodovic Izbrannye trudy po semiotike ... / T. 2 / Stat'i o russkoj literature (2)  Izbrannye trudy po semiotike i istorii kul'tury / Vjaceslav Vsevolodovic Ivanov. - Moskva : Jazyki Russkoj Kul'tury, 1998-

80 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Zeichen - Text - Kultur : Studien zu den sprach- und kultursemiotischen Arbeiten von Vjac.Vs. Ivanov und V.N. Toporov / hrsg. von Karl Eimermacher und Peter Grzybek Eimermacher, Karl *1938-* Erschienen: Bochum : Brockmeyer, 1991 Umfang: VIII, 413 S. : Ill. ; 21 cm Schriftenreihe: Bochum publications in evolutionary cultural semiotics ; 8Anmerkung: Literaturangaben Beitr. teilw. dt., teilw. engl.ISBN: (kart.) : DM 49.80Schlagwörter: *Ivanov, Vjaceslav V. / Semiotik / Aufsatzsammlung *Toporov, Vladimir N. / Semiotik / Aufsatzsammlung *Ivanov, Vjaceslav V. / Bibliographie *Toporov, Vladimir N. / Bibliographie Sachgebiete: ER 730; EC 1670 Standort: Bibliothek Neues Palais, Haus 10Signatur: ER 730 ZEI Ausleihstatus: Ausleihbar verfügbar

81 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
H. Łowmianski teilt den Bereich der Polydoxie in die folgenden vier Bereiche ein: den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele, die Magie, den Naturkult und die Dämonologie. 1. Die Naturverehrung und der Kult von Gegenständen wird den Slaven oft nachgesagt. Dafür gäbe es nach Moszynski (1992:18ff.) keine direkten Beweise. Moszynski geht davon aus, dass Erzählungen über einen altslavischen Sonnenkult, einen Kult des Himmels, des Feuers usw. in den Bereich der slavischen Pseudomythologie gehören.

82 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Vertreter dieser Theorien schreiben der urslavischen Religion verschiedene Elemente aus anderen urgeschichtlichen Religionssystemen zu, ohne ihre Behauptungen immer auch durch entsprechende Quelle zu belegen. Sicher ist, dass die Slaven in der vorchristlichen Zeit gegenüber den anderen indoeuropäischen Völkern die etymologisch bezeugte Verehrung des höchsten Gottes (Zeus) aus dem Etymon für das Wort für den Himmel ie. *dyēus „der angebetete Himmel“ und das

83 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Derivat *deiwos „himmlisch“, bei den Indogermanen als Bezeichnung des Gottes durch ein Substitut ersetzt haben (bogъ), während das alte Etymon die Bezeichnung > *deiwos > divъ die Bedeutung „hostile demonic being“ angenommen hat (vgl. den Begriff auch im Igor-Lied und das entsprechende Etymon des weiblichen Dämons divii, diva, divožena). Der Begriff bogъ entspricht dem awest. Begriff bhaga „viel“ und bedeutet soviel wie ‚Spender, Geber‘ und ‚Gabe‘.

84 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Zweispaltung in einen Gott des Bösen *deiwos > divъ und einen Gott des Guten/des Gebers/des Spenders bogъ entspricht dem iranischen Dualismus. Im 7./6. Jh. v. Chr. hat Zarathustra den Dualismus zwischen einem guten Gott (awest. baga-; idg. Wurzel *bhag- „Reichtum“) und dem alten daiva- (awest. daēva) unterschieden, der zum bösen Dämon wurde. Der Kampf zwischen dem Guten und Bösen wird als Zoroastrismus bezeichnet. Nach dieser Theorie bekam auch das urslav. Wort *bogъ die neue Bedeutung „Gott“. Ein weiteres Wort iranischen Ursprungs gehört zur religiösen Lexik, nämlich iran. rāy „Reichtum, Glück“ → urslav. rajь ‚Paradies‘. Neben diesen Ausdrücken wird der iranische Einfluss auf das Slavische in den folgenden Parallelen gesehen.

85 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Eine weitere Parallele besteht zwischen dem Balto-Slavischen und dem Iranischen und betrifft die ursprüngliche Bedeutung des Wortes svętъ „ausgestattet mit übernatürlicher vorteilhafter Stärke und Kraft“

86 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Das slavische Wort für ‚Frieden‘ und für ‚Einverständnis in der Gemeinschaft, Friedensvertrag‘ (mirъ) steht in Verbindung mit dem iranischen Mithra (Sonnengott, Gott des Lichtes). Im Slavischen und Iranischen gibt es eine Reihe verwandter Wörter für die religiösen und kultischen Handlungen und Muster, z. B.: slav. žrěti „verehren, anbeten“, vъpiti „wehklagen“, zъvati „anrufen“, gatati/gadati „weissagen“ (heute „raten“), věštati „verkünden“, pьsati „malen“, kajati „züchtigen“, bojati sę „fürchten“, xraniti „beschützen“.

87 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Grundwortschatzausdrücke des spirituellen Bereichs wie slovo „das Wort“ dělo „die (kultische) Handlung, das Werk/die Tat“ sind dem Slavischen und Iranischen bekannt. Bezeichnungen für rituelle Handlungen und Gegenstände wie vatra „Feuer“, čaša „Opferkelch“ oder mogyla „Grabhügel“ oder Heilbegriffe wie goiti „heilen“, sъdravъ „gesund“, und xvorъ „krank“ sind dem Iranisch-Slavischen gemeinsam.

88 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Für den alten Begriff ie. *dyēus > „Himmel(gott)“ wurde im Slavischen der Name der Wolke urslav. *nebo (vgl. lat. nebula ‚Wolke‘, dt. Nebel) als pars-pro-toto-Relation genommen.

89 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Magie als nächster Punkt unserer Fragestellung betrifft den Umstand, dass man Menschen oder Gegenständen übernatürliche Fähigkeiten oder Kräfte zuschreibt. Zur Magie gehört der ganze Reichtum der verschiedenen Volksbräuche, für die oben der bulg. Vlasov den Pate stand. Ebenso kennt man z. B. den Volksbrauch des Kokot in der Niederlausitz, Ritt der Könige in Mähren und in der Mährischen Slowakei, die Hexenverbrennung und Philipus-Jakobus-Nacht (Walpurgisnacht) u.a. Diese Bräuche bereiteten den christlichen Geistlichen, wie aus den historischen Quellen zu erfahren ist, große Sorgen, denn

90 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
wie man bis heute sieht, hält sich die Erinnerungskultur der Volksbräuche am längsten. Viele der Volksbräuche wurden allerdings an die christliche Tradition angepasst und akkulturiert. Man denke an das bereits zu Vlasov den Gesagte sowie etwa an den St. Barbara Tag am 4. Dezember, der ursprünglich mit vielen volkstümlichen Bräuchen verbunden war. Der bekannteste davon war das Schneiden der sog. Barbarazweige (barborky). Nach der volkstümlichen Tradition wurde am 4. Dezember

91 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
mit dem ersten Sonnenstrahl ein kleiner Zweig von einem mindestens zehn Jahre alten Kirschbaum abgeschnitten und in ein Haus gebracht, in dem ein unverheiratetes Mädchen lebte. Wenn der Zweig am Heiligenabend zu blühen begann, bedeutet dies, dass das Mädchen im bevorstehenden Jahr einen Bräutigam finden würde. Erblühte er früher, bedeutete jeder Tag die Verkürzung der Frist bis zur Hochzeit um einen Monat. Heutzutage werden die Barborky vor allem zur Verschönerung der weihnachtlichen Ausschmückung geschnitten.

92 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Zu der Magie gehören natürlich auch die Wahrsagerei und die Zauberei, auf die ich nächstes Mal noch genauer eingehen werde. Es ging oft auch um geheim gehaltenes wirkliches Wissen (z. B. die Pflanzennaturheilkunde). Der Zauberer hieß altslavisch vlъchvъ, Plur. vlъsvi. Die Etymologie dieses Wortes ist dunkel. Es wird von einem altnordischen Lehnwort (< vąlva < vąlÞva) oder von einer altslavischen Bildung vlsnąti „balbuire, stottern, schwätzen“ ausgegangen.

93 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
In den abg. Quellen wird von den „Sterndeutern aus dem Osten“ (lat. Magi ab oriente) gesprochen, die nach Jerusalem zum König Herodes und dann nach Betlehem kamen. Auch die Wörter vrač und balii hatten ursprünglich nicht nur die Bedeutung „Arzt“, sondern „Zauberer“, abgeleitet aus dem Verb *uort / *uert > „drehen, sagen, lügen, zaubern…“ und

94 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes *bhā war ja im Indogermanischen „fabeln, erzählen, dann erst sagen, sprechen“ (vgl. gr. phasein „sprechen“). Wie bereits angedeutet, hatten auch die adjekt. Wurzel des Wortes divъ ursprünglich die neutrale oder positive Bedeutung „wunder-, wundersam, wunderbar“ und erst mit der Weiterentwicklung die Bedeutung von „bösem Geist, bösem Gott“ angenommen. In dieser Bedeutung finden wir auch das Wort im aruss. Igorlied (12. Jh.). Der dort erwähnte Bojan wird als

95 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Wahrsager (Bojanъ bo věščij…) bezeichnet: „Ne lěpo li ny bjašetъ, bratie, načjati starymi slovesy trudnychъ pověstij o pъlku Igorevě, Igorja Svjatъslavliča! Načati že sja tъj pěsni po bylinamь sego vremeni, a ne po zamyšleniju Bojanju. Bojanъ bo věščij, ašče komu chotjaše pěsnь tvoriti, to rastěkašetsja mysliju po drevu, sěrym vъlkomъ po zemli, šizymъ orlomъ podъ oblaky. ….Bojanъ že, bratie, ne ĩ [10] sokolovъ na stado lebeděj puščaše,

96 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
nъ svoja věščija prъsty na živaja struny vъskladaše; oni že sami Knjazemъ slavu rokotachu.“ [Slovo o polku Igoreve. XII. Jh. nach Obnorskij/Barchudarov. Chrestomatija po istorii russkogo jazyka. Čast‘ pervaja. Izd. vtoroe. M. 1952: ]

97 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Ursl. vračь wird von den Etymologen mit der Wurzel russ. vrat’ „lügen“ , skr. vrâč „Zauberer“, poln. wróżyć „wahrsagen“, skr. vraž „Zauberer“ in Verbindung gebracht. Die aksl. Übersetzer und Lehrer der Slaven, Kyrill und Method, gebrauchten, wenn sie über die Christuswunder schrieben, nur Wörter, die nicht mit der vorchristlichen Magie verbunden waren. Die urslav. vorchristliche Magie, die sich zwar ein

98 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
wenig von der übernatürlichen Kraft Gottes aneignete, blieb bei außergöttlichen Begriffen. Sie gehörte mehr zur geheimen Volksheilkunde als zur Religion und ist deshalb nach Muszynski zur Polydoxie zu zählen.

99 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
– Der Glaube an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele 3. Der Glaube an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele Der Glaube an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele, der von Łowmiański im ganzen ebenfalls zur Polydoxie gerechnet wird, hat in Wirklichkeit einen sehr differenzierten Charakter.

100 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Das Problem einer zukünftigen Verantwortlichkeit des Menschen vor Gott für sein irdisches Leben gehört ex definitione zur Religion. Die Beerdigungsbräuche, die Bräuche, die mit dem Totenkult und mit den Totenfeiern verbunden sind, bilden einen Bestandteil der Magie. Der Glaube an die Umwandlung der Totenseelen in verschiedene Dämonen gehört zur Dämonologie.

101 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
4. Die Dämonologie In der Erforschung des urslavischen Geisteslebens herrscht im Prinzip Einigkeit darüber, dass die Urslaven in der überirdischen Welt der Geister ein höchstes Wesen (einen Gott oder mehrere Götter – hier sind die Ansichten gespalten) und eine unbestimmbare Zahl von Geistern niedrigen Ranges, die wir Dämonen nennen, unterschieden.

102 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Es gab gute und böse Dämonen. Diese Dämonenwelt ist – dem Anschein nach – der christlichen Engels- und Teufelswelt ähnlich. Es besteht aber ein wesentlicher Unterschied. Die christliche Interpretation der Geisterwelt brachte uns Papst Johannes Paul II in seinen Mittwochkatechesen in Erinnerung. Es seien hier nur die Fragen aufgegriffen, die für die weitere Betrachtungen von Bedeutung sind:

103 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
(1) Die Geisterwelt wurde von Gott geschaffen. Johannes Paul II. schreibt: „Gott schuf von Anfang an die beiden Wirklichkeiten: die geistige und die leibliche Wirklichkeit, die irdische Welt und die Engelswelt.“ (2) „Die Aufgabe der Engel, der geistigen Geschöpfe, besteht darin, dass sie zwischen Gott und den Menschen vermitteln.“

104 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
(3) „Die Engel sind mit Verstand und freiem Willen begabt.“ „Die Welt der reinen Geister teilte sich in gute und böse Geister.“ „Die guten haben Gott als das höchste und letzte Gut gewählt. (…). Die anderen haben sich demgegenüber von Gott abgewandt.“

105 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
(4) „Die Tätigkeit Satans’ gegenüber den Menschen äußert sich vor allem in der Versuchung zum Bösen. Der böse Geist bemüht sich, seinen Einfluss auf den Menschen, auf seine Einbildungskraft und auf die höheren Kräfte seiner Seele auszuüben, um sie vom göttlichen Recht abzuwenden.“ „Die Tätigkeit Satans‘ verursacht mit Sicherheit viele Schäden beim Einzelnen und der Gesellschaft, Schäden geistiger sowie mittelbar auch physischer Natur.“ (Original siehe Moszyński 1992:21;Fn.58)

106 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
– Dämonologie: etymologische Betrachtungen zu den slavischen Benennungen der Dämonenwelt Über die Entstehung (Genese) der urslavischen Dämonen bestehen verschiedene Auffassungen. Zum Teil wird angenommen, dass sie aus der Stelle der Menschen entstanden sind. Vielleicht haben jene Forscher recht, die meinen, dass nach urslavischen Glauben die grundschlechten Menschen nach ihrem Tode nicht vor Gott

107 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Rechenschaft ablegen, sondern in verschiedene Dämonen (die polnischen wilkołaki ‚Werwölfe‘, upiory ‚Gespenster‘, wampiry ‚Vampire‘, strzygi ‚Druden‘, zmory ‚Alpdrücke‘, topielice ‚böse Wassernixen‘ usw. heißen) verwandelt würden. Die Genese anderer Dämonen ist weniger klar.

108 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
wilkołak ‚Werwolf‘

109 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Wilkołak - w wierzeniach Słowian był to wilk-człowiek. Potrafił się w określonym czasie przekształcić w wilka. Był wtedy groźny dla innych ludzi i zwierząt domowych, gdyż atakował je w morderczym szale. Po powrocie do ludzkiej postaci nie pamiętał niczego, co czynił w wilczej skórze. Niekiedy nawet człowiek taki nie wiedział, że jest wilkołakiem. Skuteczną metodą obrony przed wilkołakiem było mieć przy sobie coś srebrnego, gdyż stwór ten nienawidził srebra. Wilkołaka, gdy zmienił się w wilka, nie można było zranić żadną klasyczną bronią. No chyba, że użyto np. srebrnej kuli czy takiego ostrza. Taka broń powodowała natychmiastowe przerwanie przemiany w wilka i powrót do ludzkiej postaci. Osobę, o której wiedziano, że jest wilkołakiem, dobrze było pętać przy pełni księżyca srebrnym lub ostatecznie metalowym łańcuchem. Uniemożliwiało mu to transformację w wilka. Ta raczej folklorystyczna, niż mityczna postać zawdzięcza swoje istnienie pradawnemu szacunkowi, jaki odczuwano wobec groźnego wilka, zwierzęcia żyjącego w puszczach północnej i wschodniej Europy, którego obawiano się najbardziej.

110 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Upiory - stawali się nimi zmarli samobójcy lub czarownicy obdarzeni dwiema duszami. Unieszkodliwić można go za pomocą osinowego kołka, przebijając mu serce, odcinając głowę i układając ją między nogami lub przebijając żelaznym gwoździem. Innym sposobem jest odwrócenie trupa w trumnie twarzą do ziemi. Ofiary Upiora również stawały sie owymi stworzeniami, zaś rozpoznać to można było po zębach, które ma od urodzenia, czy sercu umiejscowionym po prawej stronie. Po śmierci jego ciało nie rozkłada się.

111 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht

112 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Wampir – jeden z powracających zmarłych ze słowiańskiego folkloru (słowo „wampir” pochodzi z języka południowych Słowian). Różne kategorie osób społecznie niepożądanych, takich jak mordercy, złodzieje, nierządnice, heretycy i czarownice mogą stać się po śmierci wampirami, opuszczać trumny o północy i odbywać stosunki miłosne z żyjącymi lub pić ich krew. Aby upewnić się, że nie będą nękać żywych, należało w serce zmarłego wbić ostry kołek z osiki. Na niektórych terenach zwłoki można było pozbawić głowy, rozczłonkować lub okaleczyć w inny sposób. W Chorwacji zmarłym kaleczono kostki i pięty, aby uniemożliwić im chodzenie. Często też zwłoki podejrzewane o możliwość powrócenia do żywych wrzucano do bagna lub zasypywać kamieniami

113 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht

114 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht

115 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Etymologien: wilkołaki ‚Werwölfe‘ : ist nach Brückner und Skok ein urslavisches Wort. Es wird als *vl’okod(ь)lakъ rekonstruiert. Sein erster Teil ist *vl’okъ ‚Wolf‘ und sein zweiter Teil besteht aus dem Teil *kud-ьl-akъ ‚Mensch mit zerzaustem Haar‘, auch ‚zottiger Hund‘. Andere Verknüpfungen sind im zweiten Teil mit dem ksl. Wort dlaka (ursl. *dolka) und dem südslav. Wort für Haar und Haut zu sehen, in der Verbindung soll die Wortzusammensetzung also soviel wie „Mensch mit Wolfshaar“ oder „Mensch mit Wolfshaut“ bedeuten.

116 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Etymologen sehen einen Zusammenhang zwischen dem so interpretierten Ursprung dieses Wortes und Herodots (5. Jh. v. Chr.) Erwähnung der Neuroi, die sich, wie er schreibt, nach dem Volksglauben in Wölfe verändern konnten. Aber die Gelehrten zweifeln, ob die Neuroi wirklich ein urslavischer Stamm waren. Man darf auch nicht vergessen, dass der Glaube an Werwölfe vielen anderen europäischen Völkern eigen waren. So steckt in dem dt. Wort Werwolf der Mann-Wolf, ahd. wër ‚Mann‘ (vgl. lat. vir ‚Mann‘) + Wolf.

117 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Als echt urslav. Wort gilt *ǫpyr’. Es ist zusammengesetzt aus einer Vorsilbe oder Präfix ǫ- wie in den Wörtern ursl. *ǫdolъ, poln. wądolъ, tch. údolí ‚Schlucht, Loch, Grube‘, das die Bedeutung ‚inwendige, nach innen gerichtete Bewegungsrichtung und Ortsbestimmung‘ und der Wurzel *-pyr- // -pir- // -per – als onomatopoetische Bildung, die bedeutungsmäßig das „Schlagen der Vogelflügel“ nachahmt (vgl. russ. peró, poln. pióro „Feder“). Sie tritt in den Wörtern vor, die mit verschiedenen Vögeln in Verbindung stehen: *per-per-ъka „Wachtel“ (tsch. křepelka ist sekundär), *neto-pyr-jь ‚Fledermaus‘ (poln. nietoperz, tsch. netopýr, russ. netopyrь < ‚nächtlicher Flieger‘, *pyriti ‚die Federn spreizen‘ russ. pyrja ‚Truthenne‘. Machek ESJC, Vasmer REW.

118 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
– Die Götter der Slawen im Einzelnen (Svarog, Svarožić, Perun, Veles/Volos, Jarilo und Lada) Svarog war in der slavischen Mythologie Gott des Feuers. Die Form Svarožić (aruss. Svarog, Svarožič; westlav. Zuarasici, Zuarasic in der lat. Wiedergabe) war der Kult wie bereits erwähnt mit der falsche Übersetzung von der Chronik von Malalas verbunden, der schreibt, dass nach Hephaistos sein Sohn Helios über Ägypten herrschte. Der slavische Übersetzer, der die griech. Sprache zweifellos besser kannte als die altgriech. Mythologie, übersetzte diesen Namen wörtlich und fügte nach den Worten

119 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Synъ ego Solnce = „sein Sohn – die Sonne“ noch eine Glosse an: imenem egož naričutъ Dažьbogъ („sein Sohn namens Sonne, die man Dažьbogъ nennt“). Weiter erzählt Malalas eine von Homer beschriebene Episode, nämlich wie Helios den Ehebruch Aphrodites entdeckte. Dieses Ereignis lag der neuen slavischen Interpretation zugrunde: In der sogenannten Nestor-Chronik treten Hephaistos-Svarog und Helios- Dažьbogъ als Erschaffer und Hüter des monogamischen Systems auf. Dies alles spricht dafür, dass der altbulgarische Glossator Svarog nicht mit dem klassischen altgriechischen Hephaistos und Dažьbogъ nicht mit Helios identifiziert hat.

120 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Im aruss. Pantheon hat man Dažьbogъ offenbar mit Svarog assoziiert, der in der Hipatius-Chronik als Sohn von Svarog bezeichnet wird: „ … sego radi prozvaša i bogъ Svarogъ .. I po semь carstvova synъ ego imenemъ Solnce, ego ze narič- jut Dažьbogъ … Solnce carь synъ Svarogovъ eže estь Dažьbogъ.“ [Ipat’evskaja letopis’ 1114 g.) Das Fragment über Svarog, den Vater der Sonne, ist verbunden mit dem Ausschnitt aus der Malalas-Chronik. Zusammenfassend lässt sich behaupten,

121 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
dass hier eine allgemeine Kulturtradition der Leichenverbrennungsrituale bei den Balten (wir werden dieses noch im Zusammenhang mit der späteren Auseinandersetzung sehen) in Zusammenhang steht.

122 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht

123 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Bei den Ostseeslaven hatte der Gott Svarogъ eine Entsprechung in Radegast, Radigast, Redigost oder Riedigost, dessen Attribute - Lanze und Pferd – waren. Er war Kriegsgott der Elbslawen und Schutzgott der Redarier, Liutizen, Obodriten; er gibt mit Hilfe eines Orakels Prophezeiungen von sich, im Krieg verrät er den Ausgang einer Schlacht mit Hilfe eines Pferdes, das Lanzen überschreiten muss.

124 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Svarog Svarogovo jméno je zmíněno v poznámkách ke slovanském překladu byzantské kroniky Jana Malaly ze 6. století, která byla přeložena do slovanštiny v Bulharsku v století. Přepisy tohoto díla se zachovaly i na Rusi, kde se staly součástí Nestorovi Povesti vremennych let. Tyto poznámky mohly vzniknout přímo v Bulharsku, nebo až později na Rusi, což je pravděpodobnější. Poznámky se týkají řeckých bohů v Egyptě, jméno Hefaista je přeloženo slovem Svarogъ, jméno Hélia slovem Dažьbogъ. 

125 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Text praví: "Po smrti Hefaista, kterého také Svarogem nazývají, panoval Egypťanům syn jeho Slunce (Helios), kterého nazývají také Dažьbogъ ... Slunce pak car, syn Svaroga, jenž je Dažьbogъ, byl muž silný ... nechtěl porušit zákon otce svého Svaroga ... Jak říkal básník Homér o něm, že Dažьbogъ obvinil Afroditu z cizoložství s Aresem ... Po smrti Dažьboga, syna Svaroga, panoval Egypťanům Sosis." Dále: "ustanovil ženám zákon vdávat se pouze za jednoho muže a být zdrženlivé vůči jiným mužům a ty, které by tento manželský svazek porušily, přikázal potrestat. Proto byl nazván bohem Svarogem. Neboť předtím ženy žily smilně s jakýmikoli muži, kteří se jim líbili, a byly jako dobytek ve svém smilstvu. Když se dítě narodilo, které ženě bylo milé, řekla: 'To je tvé dítě'; on pak uspořádal slavnost a uznal ho za své. Feosta (tj. Hefaistos) ale zrušil tento zákon a přikázal, aby jeden muž měl jednu ženu a žena si směla vzít pouze jednoho muže; a kdo by tento zákon porušil, ten musel být vržen do ohnivé pece. Proto byl nazván Svarogem a byl uctíván Egypťany." Kronika také říká, že Egypťanům panoval "Feosta, jehož nazvali Egypťané Svarogem. V čase vlády Feosty v Egyptě spadly kleště z nebe a začaly se kout zbraně, neboť se dříve bojovalo s kyji a kameny."

126 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Svarogovo jméno se objevuje i na nádobách nalezených v bulharském Tărnovu, které pocházejí ze století. Uctívání Svaroga mohou připomínat i některé místní názvy, např. české Svarišov, Svárkov, Svárov polské Swarawa, Swaroszyn, Swaryszewo nebo ruské Svaruževo. Jsou však možné různé výklady těchto toponym. 

127 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Samotné slovo Svarog lze vysvětlit několika způsoby. Pokud vyjdeme ze slovanštiny, můžeme jej srovnat s praslovanským kořenem svar-, který v indoevropštině znamenal zvuk, slavností řeč (příbuzné je i anglické to swear nebo německé schwören), ve slovanštině se později význam posunul na bojový ryk a boj jako takový. Potom by Svarog znamenalo "přikazující bůh" podle staršího významu. Možný je však i výklad hledající původ slova Svarog v indoíránských jazycích. Je možné srovnat íránské chvar - slunce, světlo nebes, záře, kruh světla; sanskrtské svar - jas, lesk, světlo, nebe, slunce; svarga - nebe.

128 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Z údajů, které nám podávají poznámky v Kronice Jana Malaly, nemůžeme o Svarogovi přímo nic usuzovat. Údaje se totiž netýkají slovanského Svaroga, nýbrž řeckého Hefaista. Můžeme pouze vyčíst strukturní podobnosti mezi těmito dvěma bohy, která motivovala překladatele, aby Svarogovým jménem Hefaista slovanskému čtenáři přiblížil. Předně je řecké mytologii cizí vztah Hefaistos otec a Hélios syn. Hélios je považován za syna Titána Hyperíona, Hefaistos vystupuje jako božský kovář, syn Dia a Héry, zručný, ale ošklivý a kulhavý, ostatními bohy vysmívaný. Zde však máme jasně uvedeno, že Dažbog - Slunce car, je synem Svaroga, což můžeme považovat za čistě slovanský element.

129 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Důvod ke ztotožnění Svaroga z Hefaistem můžeme vidět v ohni, pokud přijmeme indoíránský výklad jeho jména, Svarog se nám zjeví jako bůh nebeského jasu, světla a ohně. Potom je i logické, proč je nazýván otcem Dažboga, slunce je projevem nebeského ohně. Další otázkou zůstává Svarogův zákon monogamie, s řeckým Hefaistem nic takového spojit nelze. Ale tento příběh mohl vzniknout kontaminací s jinými antickými nebo i křesťanskými prameny, může být však i původu slovanského. I slovanský Svarog, jako vládce ohně, mohl být patronem kovářství, podobně jako řecký Hefaistos. To mohlo být také pramenem ztotožnění. Svarog, jako otec Dažboga a podle jména snad i

130 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Svarožice, bývá často pokládán za slovanského Praboha, což odpovídá logickému postupu, ve kterém se Svarog, jako bůh nebeského světla, stal prvním přemožitelem tmy a chaosu. Potom by bylo možno jej považovat za otce všech nebeských a světelných bohů. Že Slovanům nebyla představa nebeského Praboha cizí, dokládá i Helmold ve své Slovanské kronice: "Majíce různotvaré bytosti bohů, jimž pole, lesy, žaly i rozkoše přidělují, uznávají, že jeden bůh na nebesích ostatním vládne, a jsa velmi mocný, toliko o nebeské věci pečuje, ostatní pak bohové, majíce přiděleny jiné úkoly, poslouchají ho. Z krve jeho prý pošli, a každý z nich tím je vznešenější, čím bližší je onomu bohu bohů". Tento popis Praboha zcela odpovídá námi nastíněnému  významu Svaroga, ačkoliv zde není nijak pojmenován. Je možné, že i rujánský Svantovít je jen pozdější transformací Svaroga, doklady nám však chybějí.

131 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Literatura: Fasmer, Maks: Etimologičeskij slovar' russkogo jazyka - Pitro, Martin, Vokáč, Petr: Bohové dávných Slovanů. Praha Profantovi,Naďa a Martin: Encyklopedie slovanských bohů a mýtů. Praha Rejzek, Jiří: Český etymologický slovník. Voznice Růžička, Josef: Slovanské bájesloví. Praha 1906.

132 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Dažbog Slovanský bůh slunce, jeden z nejvýznamnějších a nejuctívanějších slovanských bohů. Důležitým zdrojem k tomuto bohovi jsou rovněž poznámky v slovanském překladu kroniky Jana Malaly (viz Svarog). Jeho jménem je zde přeložen řecký bůh Slunce Hélios. Je nazván slunce-carem a je označen jako syn Svaroga. Aféra Dažboga s Afroditou a Aresem je přejetá z Homéra a nemá souvislost se slovanskou mytologií.

133 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
O Dažbogovi také častěji hovoří ruské prameny. Podle Nestorovi Povesti vremennych let byl roku 980 Dažbogův idol vztyčen společně s idolem Peruna, Striboga, Chorse, Mokoše a Simargla knížetem Vladimírem v Kyjevě, po Vladimírově pokřtění po osmi letech byl však společně s ostatními zničen. V Slově o pluku Igorově z konce 12. století jsou pak ruští Slované nazýváni "vnuky Dažbogovými".

134 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
O Dažbogovi máme i zmínky v novodobém jihoslovanském folklóru. Ze srbského prostředí L. Niederle připomíná postavu zvanou Dabog, o němž se říká: "Dabog car na zemi a Pán Bůh na nebesích."  V tomto případě byl však již Dažbog vlivem křesťanství ztotožněn s ďáblem, jako se to stalo v českém prostředí s Velesem nebo na Slovensku s Perunem. O bohu Dajbogovi vypráví i informátorka z makedonského Mariova (výsledek terénního výzkumu z 90. let 20. století), která říká:

135 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
„Od otce vím o bohu Perunovi a o bohyni Moreně. Bohyně Morena - lidi zabíjí. To, že se rodíme, nezpůsobuje bůh Perun, ale bůh Dajbog a bůh Dajbog nám dává a bůh Perun dává lidem růst a bohyně Morena lidi bere, to znamená, že umírají. A pak je svatý Aranďel zabíjí nožem, kopím. Pro dobytek byl bůh Perun, jen ten, jen ten, jiný ne. Otec tak říkával, že byl i pro lidi, a bůh Dajbog znamená, že dával lidi, a bůh Perun, aby rostl dobytek i lidé, a bohyně Morena je brala. Lidem se zjevovala čas od času, plakala, procházela se po vsích a po lukách. Prý tu zaplakala, a slyšeli ji v Prilepu. To znamená, že když zapláče v Prilepu, tady ji uslyšíme. Tady na kopcích stála, vysoko stála. A volala a ptala se: "Do kterého domu mám večer vstoupit, kam mám přijít?" Dajbog zde tedy vystupuje jako dárce narození, života.

136 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Samo Dažbogovo jméno má dva možné výklady. Jméno je jasně slovanského původu, je složeno z praslovanských kořenů *dadj a *bogъ. Dadj by potom bylo rozkazovacím způsobem slovesa dáti - dej a význam by byl "dávající bůh" nebo podle staršího významu "dárce bohatství", čemuž odpovídají i zprávy z Makedonie. Jiní však vykládají první část z kořene *dag, jehož význam je žár, světlo. Zajímavé je, že v polském prostředí se objevuje v polovině 14. století vlastní jméno Daczbog, jakýsi polský dvořan se jmenoval Dadzbóg ještě v 17. století. Podobně jsou v Čechách století známa osobní jména Perun a Bělbog. 

137 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Z uvedených informací vyplývá, že Dažbog byl slovanským bohem slunce. Jeho kult byl rozšířen mezi východními a jižními Slovany a lze ho předpokládat i u Slovanů západních. Dažbog byl synem a přímým následovníkem Svaroga, boha nebes a světla. Jako slunce byl Dažbog nejpřednějším ze všech světelných bohů. Stopy po silném slunečním kultu nalezneme u všech větvích Slovanů, o zvláštní úctě prokazované slunci výmluvně hovoří i novodobý slovanský folklór. Časté je i vyobrazení slunečního boha a sluneční symboliky (kruh, svastika, paprsky) v slovanské lidové ornamentice.

138 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Sluneční kult byl také v minulosti předmětem dvou velkých svátků, zimního a letního slunovratu. Na starý svátek zimního slunovratu, jehož nejstarší slovanské označení bylo Kračun, navazují i křesťanské Vánoce. Podle etnografických materiálů z různých období je při tomto svátku oslavováno zrození Slunce, které je u jižních Slovanů nazýváno Božić (tedy mladý bůh), jenž osvobodilo svět z temnoty a chaosu, darovalo život a blahobyt.

139 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Při svátku letního slunovratu, připadající u Slovanů na den sv. Jána (svatojánská noc), slunce dosahuje na obloze svého zenitu a jeho síla vrcholí. Na celém slovanském areálu byla tato noc slavena rozděláváním ohňů na vyvýšených místech. U východní Slovanů je tento svátek spojen s obřadním koupáním a je nazýván Kupalo. Doložen je od 13. století. V Čechách jsou koupadla přímo doložena v 15. století.

140 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Dažbog bývá  některými autory (Niederle, Váňa) ztotožňován s bohem Svarožicem. Svarožic je taktéž považován za syna Svarogova podle koncovky -ic v jeho jméně, která může označovat jméno syna po otci. V žádné památce však není Svarožic jako Svarogův syn přímo jmenován. Také bývá Svarožic vždy kladen do přímé souvislosti s ohněm a není nikdy s Dažbogem zaměňován. Proto považujeme ztotožnění Dažboga se Svarožicem za neopodstatněné.  

141 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Literatur: Afanasьjevъ A., Poetičeskija vozzrěnija slavjanъ na prirodu I.-III. Moskva Čausidis, Nikos: Mitskite sliki na Južnite Sloveni. Skopje Fasmer, Maks: Etimologičeskij slovar' russkogo jazyka. Niederle, Lubor: Život starých Slovanů II/I, Víra a náboženství. Praha Pitro, Martin; Vokáč, Petr: Bohové dávných Slovanů. Praha Profantovi, Naďa a Martin: Encyklopedie slovanských bohů a mýtů. Praha Rybakov, Boris Aleksandrovič: Jazyčestvo drevnich slavjan. Moskva Váňa, Zdeněk: Svět slovanských bohů a démonů. Praha Vražinovski, Tanas: Narodna mitologija na Makedoncite II. Skopje-Prilep 1998.

142 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Perun (aruss. Перунъ, urslav. *Perun < idg. Per(kw)-un-os) In der slavischen Mythologie war Perun Gott des Gewitters, des Donners und der Blitze, oberster Gott der Slawen, Kriegsgott, seine Symbole sind Axt, Eiche, Schwertlilie.

143 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht

144 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Er ist verwandt mit dem Kult des Perkunas der baltischen Mythologie. Perkūnas (lit. Perkūnas, lett. Pērkons, pr. percunis) ist ein baltischer Himmels- und Gewittergott und findet mitunter auch als Bezeichnung des Gewitters Verwendung. Das altpreußische Wort percunis erscheint nur im Elbinger Vokabular und wird mit 'Donner' übersetzt, eine mythisch, religiöse Bedeutung ist unbelegt. Perkūnas ist eine der am häufigsten erwähnten Figuren des baltischen Pantheons und ist auch heute gemeinhin bekannt. In den neoheidnischen Bewegungen hat Perkūnas eine wichtige Rolle inne.

145 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Sein Name leitet sich aus der Wurzel per- (schlagen) und der verstärkenden Endung -un ab und bedeutet demnach „Der stark Schlagende“. Die älteste schriftliche Überlieferung stammt aus dem 6. Jahrhundert: Prokopios von Caesarea berichtet von einem Donnergott, den die Slawen als einzige Gottheit verehren und dem sie Tieropfer darbringen. Er nennt jedoch keinen Namen. Erstmals namentlich erwähnt wird Perun als Pyrenos in einer Vita des Dimitrios von Thessaloniki aus dem 7. Jahrhundert, wo er mit einem Orakelspruch in Verbindung gebracht wird. Eine weitere, bulgarische Schreibweise aus dem 10. Jahrhundert lautet Porun.

146 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die umfangreichste Dokumentation in schriftlichen Quellen stammt aus dem ostslawischen Bereich: Die Nestorchronik nennt Perun als göttlichen Bürgen für die Verträge der Kiewer Rus mit dem Byzantinischen Reich in den Jahren 907, 912, 945 und 971. Im Jahr 980 ließ ihm Fürst Wladimir I. in Kiew ein Holzidol mit silbernem Kopf und goldenem Bart errichten, ein weiteres Standbild entstand zeitgleich in Nowgorod. Doch bereits 988/989 wurden beide Idole im Zuge der Christianisierung zerstört. Die Verehrung des Donnergottes ist im Volksglauben aber bis weit in die Neuzeit, bei den Bulgaren bis in das 18. Jahrhundert nachweisbar.

147 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Im vorchristlichen Serbien wird Perun als einzige Gottheit neben Dajbog erwähnt. Er ist der Gott des Himmels und der Hauptgott der heidnischen Serben, und sein Name darf nicht ausgesprochen werden. Nur in äußersten Notfällen darf er angerufen werden. Die Doppelherrschaft und möglicher Dualismus zwischen Perun, dem Gott des Himmels und der Höhe, und Dajbog, dem Gott der Sonne, der Toten und der Wölfe, wurde mit der Christianisierung der Serben zum Dualismus zwischen dem christlichen Gott und dem Teufel umgedeutet. Literatur: Zdeněk Váňa: Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker, Stuttgart 1992

148 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
In den meisten Quellen wird Perun als ein alter Mann dargestellt. In der aruss. Nestorchronik wird sein hölzernes Idol mit einem silbernen Kopf (also wohl mit grauen Haaren) dargestellt und der Bart ist golden (siehe Folie 143). Der Perun ist mit den Hauptwaffen Stein (vgl. poln. kamien piorunowy) und Axt sowie mit den Pfeilen als Waffen des heidnischen Mythos ausgestattet.

149 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
In einigen slavischen Traditionen wird Perun mit dem Donnerwerfer selbst assoziiert (vgl. beloruss. pjarun „Donner“). In anderen sagenhaften Überlieferungen (Bylinen und Folklore) wird P. in eine andere mythologische Gestalt jüngeren Datums transformiert.

150 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Perun Nejsilnějším bohem slovanského panteonu je hromovládný Perun, který v době válek vystupuje do čela slovanského panteonu, aby zajistil vítězství našim zbraním a ochránil ty, kteří jdou do války. V době míru je bohem deště, bouře, hromu a blesku, přinášeje úrodě vláhu. Je mu zasvěcen nejsilnější strom v přírodě - dub, ke kterému Slované přinášeli oběti.

151 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Jeho posvátným zvířetem je býk. Jeho zbraní je ohnivá sekera. Tato posvátná sekera letící po obloze je nazývaná bleskem. Zasvěcen je mu i den, a to čtvrtek, v polabštině se nazýval Perundan. Jeho jméno lze jednoduše z praslovanštiny přeložit jako "ten , kdo silně pere". Perun pro svou sílu je patronem i nad archaickým právním řádem Slovanů , je oblíbeným ručitelem smluv a ochráncem lidí a společnosti, zajišťuje tak soulad na zemi. Perun stál i v čele kyjevského panteonu knížete Vladimíra, poté, co se z politických důvodů obrátil na křesťanství, nechal Perunovu modlu vláčet na koňských ocasech, přitom ho dvanáct mužů bylo proutím. Poté byl uvrhnut do vod Dněpru. Podobně skončila i Perunova modla v Novgorodě.

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153 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Veles/Volos In der aruss. Nestorchronik findet sich unter dem Jahr 907 über die Verträge der Russen mit den Griechen der Name des Veles/Volos als Gott des Viehs und ihr Schutzpatron und Gott des Reichtums. Es handelt sich um ein in der Nestor-Chronik unter den Jahren 907 und 971 registriertes Epitheton des VOLOS als skotijь bogъ „Viehgott“ : Laurentius-Chronik: Jahre 907 und 971: „ …sie schwuren auf Perun, ihren Gott, und auf Volos, den Viehgott“.

154 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
In den Verträgen mit den Griechen ist V. in Verbindung gebracht mit Gold, während der Gott Perun mit Waffen in Verbindung gebracht wird. In Kiew stand das Idol von Perun auf dem Berg, während das Idol des V. im Tal unten in der Stadt aufgestellt war. In sozialer Hinsicht wird dies so gedeutet, dass V. Gott der gesamten Kiewer Rus’, während P. Gott der Družina des Fürsten war. In der christlichen Periode wurde V. durch den St. Blasius substituiert als Schutzpatron des Viehs (siehe Folien 53ff.).

155 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Es gibt zwei Hauptinterpretationen. Die eine hat wörtlichen Charakter. A. Giesztor (Mitologia Słowian) baut auf dieser Erwähnung eine eigene mythologische Theorie auf. Er benutzt auch einige andere vereinzelte Erwähnungen (z. B. eine Apostrophe im Igorlied: veščej Bojane, Velesovъ vnuče ! „o du, seherischer Bojan, Enkel des Veles!“) und bekräftigt damit seine Hypothese eines urslavischen ressortmäßigen Polytheismus.

156 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Andere sehen in dem Epitheton einen späteren Einfluss des christlichen Sankt-Blasius-Kultes. Sankt Blasius war der christliche Schutzheilige der Tiere. Diese Theorie wurde z. B. von H. Łowmiański entwickelt (Religia Słowian, S ; ). Seines Erachtens kann man Volos-Vlas nicht dem böswilligen Dämon Veles gleichsetzen. Der Name Veles knüpft nach manchen Forschern etymologisch an lit. vẽlės ‚Totenseelen‘, vẽlinas ‚Teufel‘ an, der Name Volos hingegen an den christlichen Sankt Blasius.

157 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Vermutungen Łowmiańskis erscheinen nach Moszyńskis Überzeugung aus folgenden Gründen plausibler: 1. In der Rus wie in Bulgarien hat sich der mitteleuropäische Sankt Blasius-Kult fest eingewurzelt. Sankt Blasius war unter anderem der Beschützer des Hausviehs (Vgl. Encyklopedia Katolicka. Bd. 2. Lublin 1985: 674-5; Lexikon für Theologie und Kirche II: 391)

158 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
2. Der heidnische Kult des Volos als eines Viehgottes wurde nur bei den Ostslaven festgestellt. Er ist den Südslaven unbekannt. 3. Der europäische Kult des Sankt Blasius, des Patron der Tiere und besonders des Viehs, war zweifellos vom alten heidnischen Volos-Kult der Ostslaven unabhängig. Ein heidnischer ostslavischer Einfluss auf die europäische christliche Kultur oder auch eine zufällige Übereinstimmung der Namen und der Patronate ist kaum anzunehmen.

159 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
4. Schon in den altkirchenslavischen Texten kommen zwei morphologische Varianten des Namens des heiligen Blasius vor. In den liturgischen Texten begegnet der offizielle Name Vlasii aus gr. Βλάσιος ; in der Umgangssprache heißt dieser Name Vlasъ. 5. Die Gleichsetzung der Formen Vlasъ und Volosъ war nur bei den Ostslaven, und zwar nur unter dem Einfluss des kirschenslav. Schrifttums möglich.

160 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Auf dem Boden des südslavischen (bulg.-mak.) Sprachsystems gab es für den Wechsel Vlasъ )( Volosъ keine Grundlage 6. Der Tag des heiligen Blasius (11. Februar) war in Bulgarien noch Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur Kirchen-, sondern auch Volksfest. Vlasov den, Vlasovden, Vlasin den.

161 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Umdeutung des Gottes des Viehs der Slaven durch den heiligen Blasius führte zu einer Herabstufung des ursprünglich positiven urslav. Gottes zu einem „wilden Tier“ bzw. „Teufel“ (ljutyj zver‘, čërt, kostromer „ëls“ = lešij, čërt, nečistyj, dialektal volosatik, volosenь = „nečistyj duch, čërt“).

162 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Die Bedeutung čërt „Teufel“ kennt auch tsch. Veles „böser Geist, Dämon“ (Texte des Jh.). Die Vergleiche mit der baltischen Etymologie des Gottes der Unterwelt Vels (vgl. lit. vẽlės ‚Totenseelen‘, vẽlinas ‚Teufel‘) sowie dem genetisch verwandten Wort vedisch Valu „Dämon, der das Vieh frisst“ erlaubt es anzunehmen, dass in dem Ausgangsmythos der slavischen Mythologie V. der Antipode und Gegenspieler von Perun war.

163 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Jarilo und Lada russ. Jarila, Jarílo, wruss. Jarýlo, sbkr. Jarílo sind in der slavischen Mythologie Gottheiten der Frühlingsfruchtbarkeit. Die Wurzel *jar- ist verbunden mit der Bedeutung der frühlingshaften Fruchtbarkeit (vgl. russ. jarovoj, jaryj, „vesennij, posejannyj vesnoj“, von der Bezeichnung von Brot und Mehl bzw. Getreide: russ. jarovoj chleb, jarina, jačmen‘, oves, jar‘, jarica…)

164 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Von der Wurzel sind auch Ableitungen zur Bezeichnung von Tieren (byčok-jarovik, jarka) bekannt. Vgl. auch das Wort russ. jaryj „böse, heißblütig, feurig“, ukr. jarnij „vesennij, molodoj, polnyj sil, strastnyj“ und die gleiche Bedeutung bei den Westslaven (tsch. jarý „heißblütig“, jarní „frühling-“) und bei den Südslaven belegt.

165 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
In der slavischen niederen Mythologie ist dieses Wort Jarilo erhalten als junges Mädchen, das den Frühling symbolisiert. In der weißrussischen Folklore wird es dargestellt in weißer Tracht mit einem Blumenkranz in den Haaren, mit Roggen in der rechten Hand und einem menschlichen Kopf in der linken Hand.

166 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht

167 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Lada Tomáš Nový; Přidáno dne (465 přečtení) Slovanská bohyně lásky, krásy, harmonie, souladu, radosti a mladosti, paní květů, jejíž obdobou je římská Venuše, řecká Afrodita nebo germánská Freya. Zasvěcen jí byl květen, ze stromů lípa. Ladě byla přisuzována dvě holoubátka, zapřažená do jejího vozu.

168 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Jako světelné božstvo je božstvem jarním a letním. Podobně jako řecká Persefona, i ona přebývá v podsvětí. Traduje se, že žije krátce, protože ožívá a z podsvětí vychází právě až o jarní rovnodennosti, přičemž na rovnodennost podzimní opět umírá. Božstvo Lady můžeme objevit ve významu slov „koleda“, protože Slunce se rodí právě o zimním slunovratu (dnešních Vánocích). Toto jméno je složeno ze dvou částí: z „Ko“ a „Leda“. „Ko“ znamená vtělení na zemi toho, čemu předchází a „Leda“ znamená přímo Ladu. Proto „Koleda“, podle staroslovanského výkladu, znamená vtělení či sestoupení Lady na zemi. I u jiných národů si „koleda“ zachovala širší význam. Např. v Dalmácii byla Kolenda bohyní jara, na Ukrajině tatáž bohyně byla nazývána Koleda. Jedna stará srbská píseň jmenuje Ladu „starou matkou koledou“ (slovanské slovo „kolendati“ a „koldovati“ znamená čarovat, také obětovat…jménem „kaldovnica“ byl nazýván obětní stůl).

169 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Příbuznost Koledy s Ladou najdeme potvrzenou u žumburských Uskoků v Dalmácii. U nich „koledvanje“ – koledování – je nejen o Vánocích, ale začíná podruhé o letnicích a trvá až do svátku Jana Křtitele, tedy do letního slunovratu. Doba před letním slunovratem bývala nejslavnějšími dny bohyně Lady. Ohně, které byly zapalovány v předvečer tohoto svátku, se v Dalmácii nazývaly „veliké Koljady“. V Čechách byl znám název „ladařice“, což bylo jméno pro dívky, které obcházely v tomto čase dědiny a přály každému domu štěstí a užitek. V předvečer 24.června vyzdobil každý chorvatský sedlák své obydlí kvítím a střechu a chlévy okrášlil věnci. Na návrších bylo zapáleno velké kolo se slámou, lidé přeskakovali oheň a vzývali Ladu: „Lado, Lado! Bog pomaga tomu stanu, liepoj Lado!“

170 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Ve starém ruském letopise, který popisuje život knížete Vladimíra, je zmiňován „Kupalo“, tj. svatojánský oheň, zapalovaný na počest Lady v předvečer Jana Křtitele - letního slunovratu. Tehdy se scházeli ženy a dívky k tanci, vzali se za ruce a zpívali: „Lado, Lado, moje Lado!“ Písní, v nichž je božstvo Lady opěvováno je nespočítaně. Tzv. „ladařské“ písně úzce souvisí s písněmi, zvanými „králické“. Králické hry, či hry na krále a královnu, se konaly v období letnic. Často při této příležitosti probíhaly zásnuby dívek, nebo dívky byly odváděny do kněžské služby.

171 Slavische Mythologie aus kulturlinguistischer Sicht
Dle podání stávaly chrámy bohyně Lady v moravském Děvíně, Olomouci, Brně a slovenské Nitře. V Brně stál Ladin chrám na místě, kde je nyní kostel sv.Petra a v Olomouci dnes na jejím místě stojí kostel sv.Blažeje. Při obou těchto chrámech byly vychovávány sbory dívek. V Brně byla bohyně vyobrazena jako čistá panna, s vlasy po kolena, korunou z myrty a s růží na skráních. V pravé ruce držela tři zlatá jablka a stála na zlatém voze o dvou kolech. Lada ve staročeštině znamenala děvu, pannu. Dříve se také koláče a pečivo, připravené o masopustě, nazývaly oladky a oladej. I odrůda hrachu s červeným květem se jmenuje ladinec. To nasvědčuje tomu, že božstvo Lady bylo stavěno po boku samotného Peruna, jemuž právě hrách byl zasvěcen.

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