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Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit

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Präsentation zum Thema: "Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit"—  Präsentation transkript:

1 Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit
Modul 2: Das Christentum in seiner Geschichte Theologie Hintergrund: Lissabon nach dem Erdbeben von 1755, zeitgenössischer Stich, s. Folie 26, zweites Bild oder die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben Universität Duisburg-Essen, Winter-Semester 2006/07

2 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie
Übersicht sola gratia, sola scriptura, sola fide Heilige Schrift und Naturwissenschaft das Problem der Theodizee die Krise der Gottesbeweise KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

3 1.1 Glossar: sola fide, sola scriptura, sola gratia
Formel für Rechtfertigung allein aus Glauben 1) im Gegensatz zu einem sakramentalen Objektivismus, unabhängig von der Disposition des Empfängers; 2) wie 'sola gratia', Abweisung des Vertrauens auf gute Werke im Sinne des (mosaischen) Gesetzes, nach Röm. 3, 21-24 sola scriptura wichtigstes theologisches Legitimationsprinzip der Protestanten in der kirchlichen Praxis und Theologie soll nur gelten, was sich biblisch begründen lässt, entgegen dem römischen Legitimationsprinzip Schrift und Tradition; dogmatische Eindeutigkeitsformel: «Testimonium spiritus sancti internum»¹ sola gratia Kurzformel für das protestantische Heilsverständnis 'allein aus Gnade'; polemisch gegen eine Frömmigkeitspraxis gerichtet, die gute Werke (Werke der Nächstenliebe, Almosen etc.) als Voraussetzung ansieht, im Jüngsten Gericht bestehen zu können 1) „das innere Zeugnis des heiligen Geistes“; es soll die Eindeutigkeit des Schriftbelegs garantieren --- Fachjargon in allen Wissenschaften; Ausbildung von Kürzeln (short-cuts), um komplexe Sachverhalte auf einen Begriff zu reduzieren. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

4 1.2 sola fide – Erläuterungen zu den Ablassthesen, 1518
Hier¹ soll man nicht denken: ‘Was, wenn der Priester irrt?‘ Denn nicht im Priester, sondern im Wort Christi gründet die Vergebung. Selbst wenn der Priester dies tut² aus Gewinn- oder Ehrsucht, so verlange Du nur ohne Verstellung nach der Vergebung und glaube an Christo und seinen Verheißungen. Ja selbst wenn der Priester leichtfertig die Absolution erteilt, so erlangst Du dennoch Frieden aus Deinem Glauben heraus (ex fide tua). So er die Taufe oder die Eucharistie spendet und dabei Gewinn sucht oder leichtfertig und wie im Scherz handelt, Dein Glaube empfängt [gleichwohl] die Fülle [des Sakraments]. Eine so große Sache ist es mit dem Wort Christi und dem Glauben daran. ... Daher werden wir durch Glauben gerecht, durch Glauben erhalten wir Frieden [in unserem Gewissen], nicht durch Werke und Buße Tun oder Beichten. 1) sc. beim Empfang des Sakramentes 2) die Spendung des Sakramentes 3) Erläuterungen (Auflösungen) zu den Disputationsthesen über die Wirkkraft der Ablässe (= Kommentar zu den 95 Thesen), Schlussfolgerung 7 Der originale lateinische Wortlaut: Nec hic oportet cogitare ‚quid, si sacerdos errat?‘ quia non in sacerdote, sed in verbo Christi nititur remissio illa. ideo sive sacerdos id faciat lucri vel honoris causa, tu modo optes remissionem sine fictione et credas promittenti Christo: immo etiam si ex levitate absolveret, adhuc obtineres pacem ex fide tua, sicut baptismum seu eucharistiam dat, sive ille lucrum quaerat sive levis ac ludens sit, tua fides plenum accipit. Tanta res est | verbum Christi et fides eius ... Igitur fide iustificamur, fide et pacificamur, non operibus neque poenitentiis auf confessionibus. Resolutiones disputationum de in dulgentiarum virtute Conclusio VII. WA 1 (1883) 543f Zitat typisch für Übergang: sola fide als Kritik am Sakramentsobjektivismus zur Kritik an der Werkgerechtigkeit; explizit in De captivitate, Kritik am Messopfer als gutes Werk, mit dem Heil prudiziert werden kann Resolutiones disputationum de indulgentiarum virtute Conclusio VII. WA 1,543f³ KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

5 1.3 sola scriptura – Luther in Worms, 1521
„... wenn ich nicht durch das Zeugnis der Heiligen Schrift oder vernünftige Gründe [nisi convictus testimoniis scripturarum aut ratione evidente] überwunden werde - denn weder dem Papst, noch den Konzilien allein vermag ich zu glauben, da es feststeht, dass sie wiederholt geirrt und sich selbst widersprochen haben -, so halte ich mich überwunden durch die Schrift, auf die ich mich gestützt habe, so ist mein Gewissen im Gotteswort gefangen, und darum kann und will ich nichts widerrufen, ...“ Während der Leipziger Disputation im Jahre 1519 hatte Luther es gewagt, einen von der Kirche verurteilten Ketzer, nämlich den 1415 in Konstanz verbrannten tschechischen Theologen Jan Huss, in Schutz zu nehmen und seine Theologie und Kirchenkritik als wahr und stimmig zu verteidigen. Als sein Professorenkonkurrent Johann Eck aus Ingoldstadt ihn daraufhin darauf aufmerksam machte, dass er damit unterstelle, dass ein Konzil, also die auch von Papstgegnern anerkannte höchste Autorität in der Christenheit, irren könne, hat Luther bewusst sich diese Konsequenz zu eigen gemacht. In der Antwort auf die Frage, ob er Teile seiner kirchlich beanstandeten Äußerungen widerrufen wolle oder nicht, schloss er seine Ausführungen vor Kaiser und Reich in Worms, 1521, mit den berühmten Worten: > Martin Luther, Rede vor dem Kaiser in Worms (1521) , RTA.JR 2.555 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

6 1.4 sola gratia – Luthers autobiographischer Rückblick, 1545
«Die Gerechtigkeit Gottes wird in ihm [Evangelium] offenbart».¹ Ich hatte nämlich dieses Wort «Gerechtigkeit Gottes» so hassen gelernt, das ich ... als die so genannte formale oder aktive Gerechtigkeit zu verstehen gelernt hatte, mit der Gott gerecht ist, nach der er Sünder und Ungerechte straft ... Endlich ... habe ich angefangen, die Gerechtigkeit Gottes so zu begreifen, dass der Gerechte durch sie als durch Gottes Geschenk lebt, nämlich aus Glauben; ich begriff, dass dies der Sinn ist: offenbart wird durch das Evangelium die Gerechtigkeit Gottes, nämlich die passive², durch die Gott, der Barmherzige, durch den Glauben rechtfertigt, wie geschrieben steht: «Der Gerechte lebt aus Glauben»³. 1) Röm 1,17 2) „passive Gerechtigkeit“, weil der Mensch selbst nichts aktiv tun kann, um vor Gott gerecht zu erscheinen 3) Hab 2,4 ---- sola gratia = das zentrale Prinzip => mehrere Zitate Vorrede zu den lat. Schriften (1545): autobiographische Skizze der Frühzeit bis 1521; Anlaß zu Spekulationen über die Datierung seines Bekehrungserlebnisses (=„reformatorischer Durchbruch“, „Turmerlebnis) Martin Luther, Lateinische Schriften Vorrede (1545) , WA f KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

7 1.5 Confessio Augustana, 1530 – Art. IV: Rechtfertigung
Weiter wird gelehrt, dass wir Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit vor Gott nicht durch unser Verdienst, Werk und Genugtuung erlangen können, sondern dass wir Vergebung der Sünde bekommen und vor Gott gerecht werden aus Gnade um Christi willen durch den Glauben, nämlich wenn wir glauben, dass Christus für uns gelitten hat und dass uns um seinetwillen die Sünde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird. Denn diesen Glauben will Gott als Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, ansehen und zurechnen, wie der Heilige Paulus zu den Römern im 3. und 4. Kapitel sagt. Vom privaten Bekenntnis zur offiziellen Verlautbarung: der Art. 4 von Eck und der altgläubigen Kommission gebilligt (Confutatio), bemängelt wurde nur, dass nicht auch von den guten Werken, die aus dem Glauben fließen, die Rede ist; doch wurde deswegen der Artikel keineswegs zurückgewiesen. Für das Scheitern in Augsburg war vielmehr der Dissens in Fragen der bischöflichen Jurisdiktion, des Laienkelchs, des Zölibats, der Messe, der Mönchgelübde entscheidend. Konsens hingegen bestand im ersten Teil, die Lehre betreffend. => 1999 lutherisch – römisches Konsenspapier Artikel 4: Von der Rechtfertigung KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

8 1.6 der paulinische Hintergrund (1): Rechtfertigung allein aus Glauben
Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Der Glaube an das Heilsereignis (Kreuz und Auferstehung des Gottessohnes) macht gerecht, nicht, wie im alten Bund, das Halten der Gebote Glaube an das Heilshandeln Gottes in Christus = Voraussetzung für die Lösung von den jüdischen Reinheitsgeboten, von der Beschneidung als Heilsvoraussetzungen. Was bei Paulus die erga nomoi sind, die Werke des Gesetzes, sind bei Luther die guten Werke, die virtutes. Römerbrief 3, 21-24 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

9 1.7 der Paulinische Hintergrund (2): Abraham, Vater im Glauben
Denn was sagt die Schrift? «Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.» (1. Mose 15,6)¹. Dem aber, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht. Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit 1) Abraham wird von Gott in einer Vision ebenso viele Nachkommen verheißen wie Sterne am Himmel, obwohl Abraham und seine Frau sehr betagt und kinderlos sind. --- Ein weiterer Beleg für Paulus, dass seine Interpretation der heiligen Schrift die richtige ist und nicht die der gesetzestreuen Pharisäer, ist Abraham. Die Verheißung Gottes ist – vernünftig betrachtet – widersinnig. Gleichwohl glaubt Abraham seiner Verheißung. Römer 4, 3-5 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

10 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie
Übersicht sola gratia, sola scriptura, sola fide Heilige Schrift und Naturwissenschaft das Problem der Theodizee die Krise der Gottesbeweise die quasi dogmatische Festschreibung des sola scriptura – Prinzips ist die Vorstellung von der Verbalinspiration. Diese Vorstellung der göttlichen Eingebung der Heiligen Schrift hat den Konflikt mit den Naturwissenschaften, in den die christliche Theologie bald geraten sollte, noch verschärft. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

11 2.1 die Verbalinspiration
Das innere Zeugnis des hlg. Geistes (testimonium internum spiritus sancti), das das menschliche Herz hinsichtlich der Theopneustie der heiligen Schrift gewiss macht und versiegelt, ist der vornehmste und letzte Grund, den göttlichen Ursprung der heiligen Schrift zu erkennen und mit dem göttlichen Grund zu glauben.¹ Die weniger entscheidende wirkende Ursache der heiligen Schrift sind die heiligen Männer, welche durch Eingeben des heiligen Geistes die Hand ans Schreibrohr (calamo) gelegt und an verschiedenen Orten und Zeitpunkten die Schrift zubereitet haben ...² 1) David Hollaz, Examen theologicum acroamaticum (1707) - nach Hirsch 310 2) Johannes Musaeus, Introductio in theologiam (1679), nach Hirsch 314 acroama, atis n - der (kunstvolle) Vortrag zur Unterhaltung, Bild von Caravaggio (Michelangelo Merisi da Caravaggio), bestimmt für die Contarelli Kapelle in San Luigi dei Francesi, die frz. National-Kirche in Rom. Vom Auftraggeber, weil nicht seriös genug, zurückgewiesen, landet es im Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin, wo es im II. WK verbrannt ist. Caravaggio, Inspiration des Matthäus, 1602 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

12 2.2 das testimonium spiritus sancti internum
Unter dem inneren Zeugnis des heiligen Geistes wird hier verstanden ein übernatürlicher Akt des hlg. Geistes, der .. an das menschl. Herz pocht .. und in den Gehorsam des Glaubens beugt ...¹ hier der zweite Versuch des Caravaggio‘s 1) David Hollaz, Examen theologicum acroamaticum (1707) , - Hirsch 317 Caravaggio malte ein zweites Bild zum gleichen Thema, Öl auf Leinwand, 292 x 186 cm, ist noch heute in der Contarelli – Kapelle: Der Engel zählt dem Evangelisten die Argumente auf, die er in seinem Rapport (i.e. im Evangelium) zu entwickeln hat. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

13 2.3 Heilige Schrift und Naturwissenschaft
Was passiert, wenn die Aussagen der vom Heiligen Geist Gottes inspirierte Schrift mit den gewissesten Erfahrungen in der Natur in Konflikt gerät? 5 Antworten: Galileo Galilei, Brief an Christiane v. Lothringen, 1615 Baruch Spinoza, Tractatus theologico-politicus, 1670 John Toland Christianity not mysterious, 1695 John Locke The Reasonableness of Christianity, 1695 Gotthold Ephraim Lessing, Gegen-Sätze des Herausgebers, 1777 Das zur Absicherung biblischer Autorität entwickelte Inspirations-Dogma brachte dann den Konflikt zwischen biblischer Autorität und naturwissenschaftlichem Weltbild, das sich seit dem 17. Jahrhundert zunehmen durchsetzte, zum Ausbruch. Nahezu jeder Theologe der Moderne hatte hier in irgendeiner Weise Stellung zu nehmen. Die entscheidenden Initiativen zu einer neuen Verhältnisbestimmung von Heiliger Schrift und neuer, durch die Naturwissenschaften bestimmten Wirklichkeitserfahrung stammen allerdings nicht von Theologen, sondern von an religiösen Themen interessierten Laien. Denn die Theologen wußten es ja, dank der Inspiration durch den heiligen Geist, besser. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

14 2.3.0 der biblische Konflikt: Josua 10, 12-15 – „Sonne stehe still“
Damals redete Josua mit dem HERRN an dem Tage, da der HERR die Amoriter vor den Israeliten dahingab, und er sprach in Gegenwart Israels: Sonne, steh still zu Gibeon, und Mond, im Tal Ajalon! Da stand die Sonne still, und der Mond blieb stehen, bis sich das Volk an seinen Feinden gerächt hatte. Ist dies nicht geschrieben im Buch des Redlichen? So blieb die Sonne stehen mitten am Himmel und beeilte sich nicht unterzugehen fast einen ganzen Tag. Und es war kein Tag diesem gleich, weder vorher noch danach, daß der HERR so auf die Stimme eines Menschen hörte; denn der HERR stritt für Israel. Josua aber kehrte ins Lager nach Gilgal zurück und ganz Israel mit ihm. Bei der Diskussion um das Korpernikanische Weltbild war die problematische Bibelstelle: KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

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2.3.1 Galileo Galilei In gleicher Weise wie solche Aussagen [Anthropomorphismen bei der Rede von Gott] von den heiligen Schreibern, vom heiligen Geist inspiriert, in jener Form vorgebracht werden, um sich dem Vorstellungsvermögen eines noch ganz rohen und wenig disziplinierten Volkes anzupassen, so ist für solche, die dem einfachen Volk entwachsen sind, notwendig, dass kluge Ausleger die wahren Bedeutungen herausarbeiten und erläutern, weshalb eine solche wenig adäquate Form gewählt wurde. Aber dass der gleiche Gott, der uns mit Sinne, Sprache u. Verstand ausgestattet hat, gewollt haben sollte, deren Gebrauch hintanzustellen, um uns auf andere Weise als mit natürlichen Mitteln die Kenntnisse [der Naturvorgänge] zu vermitteln, ... glaube ich nicht. Galilei hatte sich in der im Jahr 1610 erschienenen Schrift: Sidereus nuntius, Der Sternenbote, klar zum kopernikanischen Weltbild bekannt. Nur aufgrund der Voraussetzung dieses Weltbildes seien seine, mit dem Fernrohr gemachten Beobachtungen befriedigend zu erklären. Um seinen zugleich mächtigen und frommen Gönnern, dem großherzoglichen Haus von Florenz, ein modus vivendi von Naturwissenschaft und biblischen Weltbild plausibel zu machen, schrieb er an die Großherzogin Mutter 1615 einen langen Brief. Brief an Christiane v. Lothringen (1615) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

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2.3.2 Baruch de Spinoza Gerade so [wie bei der Naturerklärung] muss auch aus der Geschichte der Schrift zuerst erforscht werden, was das Allgemeinste, was Basis und Grundlage der ganzen Schrift ist .. Dazu gehört beispielsweise, dass es einen allmächtigen Gott gibt, der allein anzubeten ist, der für alle sorgt und diejenigen vor allen liebt, die ihn anbeten und ihren Nächsten lieben wie sich selbst usw. Dies ... lehrt die Schrift ... so ausdrücklich, daß noch niemand in dieser Beziehung über ihren Sinn hat in Zweifel sein können. Die übrigen Spekulationen ... mögen sie die Erkenntnis Gottes oder der natürlichen Dinge betreffen, berühren also die Schrift nicht Spinoza ist der eigentliche Vater der modernen Bibelexegese, auch wenn dies – eigentlich bis heute – von Juden und Christen gemeinsam „nachdrücklich“ übersehen wird. Zur Bibelexegese trieb ihn allerdings nicht die Naturwissenschaft – auch wenn sie das Modell abgab – sondern die Sozialwissenschaften resp. die Politikwissenschaften, wenn dieser Anachronismus erlaubt ist. Er will zeigen, dass ein Gemeinwesen durch die Gewährung an Toleranz nicht an Stabilität verliert, sondern, ganz im Gegenteil, gewinnt. Der größte Teil der Schrift ist allerdings dem Nachweis gewidmet, das ein adäquates Bibelverständnis Toleranz nicht ausschließt, sondern befördert. Tractatus theologico-politicus (1670) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

17 2.3.3 John Toland – die Lösung des theologischen Rationalismus
... dass wir, falls eine Lehre im Neuen Testament gegen die Vernunft ist, keine Art der Vorstellung davon haben. [Eine widersprüchl. Aussage] ist genau dasselbe wie gar nichts zu sagen ... Wenn wir keine Vorstellung von einem Ding haben, ist es nur verlorene Mühe für uns, uns damit zu beunruhigen. Denn was ich nicht verstehe, kann mir nicht mehr zur richtigen Anschauung über Gott verhelfen oder meine Handlungen mehr beeinflussen als ein Gebet in einer unbekannten Sprache meine Verehrung erregen kann John Toland, Christianity not mysterious (1695) , - KTGQ 4/1, 59 Christianity not mysterious (1695) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

18 2.3.4 John Locke – Offenbarung als Propaedeuticum der Vernunft
.., dass es für die Vernunft, wenn sie auf sich allein gestellt ist, eine zu schwierige Aufgabe ist, die Moral in allen ihren Teilen in klarer und überzeugender Weise auf ihrer richtigen Basis zu begründen. Wenigstens ist es für das Verständnis der großen Masse der Ungebildeten ein kürzerer und sicherer Weg, wenn ein offenkundig von Gott Gesandter mit sichtbarer Vollmacht von ihm Kommender als König und Gesetzgeber ihnen ihre Pflichten vorhält und Gehorsam fordert, ... 1) sc. [das uns über die zu erfüllende Pflicht nicht täuscht] Diese These wird Lessing in der Erziehung des Menschgeschlechts (1780) aufgreifen und mit seiner Geschichteskonzeption verbinden: Heilsgeschichte ist Erziehungsgeschichte, die Erziehung des Menschengeschechts. Ein solches Gesetz der Moral¹ hat uns Jesus Christus im Neuen Testament gegeben, aber aufgrund jenes zweiten Verfahrens, der Offenbarung. Wir haben von ihm eine vollständige und ausreichende Anweisung für unser Verhalten, die mit derjenigen der Vernunft zudem in vollem Einklang steht The Reasonableness of Christianity (1695) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

19 2.3.5 Gotthold Ephraim Lessing – Geist versus Buchstabe
Kurz: der Buchstabe ist nicht der Geist; und die Bibel ist nicht die Religion. Folglich sind Einwürfe gegen den Buchstaben und gegen die Bibel nicht eben auch Einwürfe gegen den Geist und die Religion. Denn die Bibel enthält offenbar mehr als zur Religion Gehöriges: und es ist bloße Hypothes, dass sie in diesem mehrern gleich unfehlbar sein müsse. Auch war die Religion ehe eine Bibel war. Das Christentum war, ehe Evangelisten .. geschrieben hatten. Es verlief eine geraume Zeit, ehe der erste von ihnen schrieb; und eine sehr beträchtliche, ehe der ganze Kanon zustande kam. Es mag also von diesen Schriften noch so viel abhängen: so kann doch unmöglich die ganze Wahrheit der Religion auf ihnen beruhen Um die zu schlicht geratene Gleichsetzung von Vernunft und Offenbarung, zu der das Jh. der Aufklärung in der Nachfolge des englischen Deismus neigte, zu hinterfragen, veröffentlichte Lessing Auszüge aus einer radikal deistischen Schrift eines Hamburger Orientalisten. Im Gegensatz zur harmonistischen Sicht von Toland und Locke sieht Reimarus keine Möglichkeit, die Bibel in der vorliegenden Form mit der Vernunft in Übereinstimmung zu bringen. Die ursprüngliche schlichte Tugendreligion des Jesus von Nazareth sei von den Jüngern aus zweifelhaften Motiven verfälscht worden. Diese Fälschung anzuprangern, um die ursprüngliche Wahrheit wieder ans Licht zu bringen, war das Ziel der Schrift, die in der Schublade verschlossen blieb. Lessing will mit den von ihm publizierten Auszüge aus dieser radikalen Schrift einen Denkprozess in Gang setzen, der zu einer differenzierteren Zuordnung von Vernunft und christlichem Glauben führen soll. Als Hilfestellung, diesen Denkprozess in die richtigen Bahnen zu leiten, hat er der Publikation einen Kommentar beigegeben: die Gegensätze des Herausgebers. Zitat ... Die Aufgabe der Exegese wäre demnach, den Geist der Religion (modern: kerygma) herauszuarbeiten, den die historische Hülle eines oft widervernünftigen Buchstabens birgt. --- Weitere lesenswerte kurze Schriften von Lessing: Über den Beweis des Geistes und der Kraft, 1777 Die Erziehung des Menschengeschlechts, 1780 Gegen-Sätze des Herausgebers (1777) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

20 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie
Übersicht sola gratia, sola scriptura, sola fide Heilige Schrift und Naturwissenschaft das Problem der Theodizee die Krise der Gottesbeweise Das große theologische Problem (zumindest für alle monotheistischen Religionen) schlechthin: Wie kann Gott, der ja per definitionem allmächtig ist, [angesichts der gegenläufigen alltäglichen Erfahrung] auch allgütig genannt werden? KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

21 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie
3.1 Theodizee - Glossar philos. Versuch, Allmacht und Güte Gottes in Übereinstimmung zu bringen während die dualistischen Religionen (Gnosis, Manichäismus, Parsismus u.a.) das Gute und das Böse auf zwei miteinander kämpfende Prinzipien (Gottheiten) übertragen, müssen die monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) eine integrative Lösung finden: z.B. das Böse als Mangel an Gutem (Augustin, Leibniz) theós - Θεός Gott díke – δίκη Gerechtigkeit Vorab eine Begriffsklärung KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

22 3.2 Luther: deus absconditus - der verborgene Gott
Damit aber dem Glauben Raum gegeben wird, ist es notwendig, dass alles, was geglaubt wird, verborgen ist. Es kann aber nicht tiefer verborgen sein, als unter dem Gegensatz zum gegenständlichen Objekt, zur Empfindung, zur Erfahrung. Wenn Gott lebendig macht, tut er es also, indem er tötet; wenn er rechtfertigt, tut er das, indem er schuldig macht; wenn er in den Himmel führt, tut er es, indem er in die Hölle führt ... So verbirgt Gott seine ewige Güte und Barmherzigkeit unter ewigem Zorn,... Zunächst ein Blick auf die Lösung im traditionellen, voraufklärerischen Offenbarungsverständnis. Die traditionelle Theologie ging davon aus, dass Gott von der Vernunft nur unzureichend oder sogar entstellend erfaßt werden kann. Hier zwei Belege, wo diese Auffassung besonder krass formuliert wird. Martin Luther, De servo arbitrio (1525) , WA f KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

23 3.3 Luther: Glauben entgegen der vernünftigen Einsicht
Das ist der höchste Grad des Glaubens, zu glauben, jener [Gott] sei gütig, der so wenige rettet und so viele verdammt;... Wenn ich also auf irgendeine Weise [ulla ratione] begreifen könnte, wie denn dieser Gott barmherzig und gerecht ist, der solchen Zorn und solche Ungerechtigkeit zeigt, wäre der Glaube nicht nötig. Da es nun nicht begriffen werden kann, wird Raum gegeben der Einübung des Glaubens,... und zwar nur so, dass, indem Gott tötet, der Glaube an das Leben im Tod eingeübt wird. Wenn man so will, trägt dieser krasse Dualismus von deus absconditus und deus relevatus manichäische Züge und profitiert – bezogen auf unser Problem der Theodizee - sozusagen von der Vorteilen dualistischer Religionen Martin Luther, De servo arbitrio (1525) , WA KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

24 3.4 Leibniz – Theodizee, die eine Wahrheit
Essais de Théodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l'homme et l'origine du mal, 1710 Ich beginne mit der Vorfrage von der Übereinstimmung des Glaubens mit der Vernunft .. Ich setze voraus, dass zwei Wahrheiten einander nicht widersprechen können, dass der Gegenstand des Glaubens die Wahrheit ist, welche Gott auf ungewöhnlichem Wege offenbart hat, und dass die Vernunft die Verknüpfung der Wahrheiten ist, besonders aber - im Gegensatz zum Glauben - der Wahrheiten, zu denen der menschliche Geist auf natürlichem Wege, ohne Beihilfe der Erleuchtung durch den Glauben, gelangen kann das Böse ist von Gott im Rahmen seiner Schöpfung als Mittel zur Prüfung und Bewährung zugelassen, damit schließlich auch aus ihm Gutes entspringe Ganz anders sieht es im Zeitalter der Aufklärung, in der Epoche, in der die Harmonie von Vernunft und Offenbarung gefeiert wird, aus. Im Ggs. zu Luther, aber auch Pascal, Spinoza, Bayle meint die optimistische Aufklärung an der einen Wahrheit festhalten zu können und zu müssen Gottfried Wilhelm Leibniz, Theodizee (1710) , - KTGQ 4/1, 83 Zitat auch der deus absconditus Luthers kann durch Vernunftgebrauch erschlossen werden KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

25 3.5 Christian Wolff – ein popularistischer Metaphysiker
Unter unzähligen Welten, die möglich sind, hat Gott nur eine erwählt .. Weil aber nichts ohne zureichenden Grund geschehen kann, so muss auch einer vorhanden sein, warum Gott eine Welt der anderen vorgezogen. Da nun die verschiedenen Welten .. nicht anders als durch die Grade der Vollkommenheit unterschieden sein können, so kann dieser Grund nichts anderes sein als ein größerer Grad der der Vollkommenheit ... Und demnach ist die größte Vollkommenheit der Welt der Beweggrund seines Willens Christian Wolff, Vernünftige Gedanken zu Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt (1718) , - KTGQ 4/1, 89 (GW I,2, 1983) Der Popularphilosoph der Aufklärung, Leibniz für das einfache Volk. Vernünftige Gedanken zu Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt (1718) KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

26 3.6 das Erdbeben von Lissabon, 1755
Lissabon vor der Katastrophe: eine blühende, reiche Handelsstadt > Ölgemälde: das Erdbeben als göttliches Strafgericht, eine religiöse Deutung des Grauens > zeitgenössischer Kupferstich: das Ruinenfeld Die Katastrophe in der „besten aller Welten“, das Ende eines ungebrochenen, durch metaphysisches Räsonnement abgesicherten Optimismus KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

27 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie
3.7 Voltaire : Poème sur le désastre de Lisbonne ou examen de cet axiome : « Tout est bien » Leibniz lehrt mich nicht, durch welche unsichtbaren Bahnen, in der besten aller nur möglichen Welten, ein ewiges Chaos, ein Wirrwarr von Unglücksfällen unseren eitlen Vergnügungen wirkliche Schmerzen beimischt, Noch warum Unschuldige, wie Schuldige in gleicher Weise unvermeidliches Übel erleiden. Und Du¹ machst aus diesem fatalen Chaos Von einzelnen Übeln ein Glück aller! Was für ein Glück! Oh Sterblicher, Schwacher, Elender Ihr verkündet: „Alles ist gut“ mit kläglicher Stimme, Das Universum widerspricht und das eigene Herz Hundertfach widerlegt es den Irrtum Deiner Vernunft. 1) der Metaphysiker, der Philosoph, der Vertreter des Theodizee-Gedankens --- Voltaire, selber ein Anhänger eines deistisch orientierten Vernunftsoptimismus, der über den religiösen Skeptiker Pascal spottete: le misanthrope sublime, hat den Schock, den das Erdbeben auslöste, das gute und böse Menschen unterschiedslos vernichtete, in einem Gedicht verarbeitet. KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

28 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie
3.8 Candide ou l‘optimisme, die literarische Verarbeitung der Katastrophe „cultiver son jardin“ – seinen Garten bestellen den Platz nach bestem Wissen und Gewissen ausfüllen, wohin man durch ein blindes Schicksal geworfen wurde nach der poetischen Verarbeitung der Katastrophe noch ein kurzer Blick auf die literarische Verarbeitung des Schreckens, die Voltaire in seinem Roman: Candide ou l‘optimisme vier Jahre später vorlegte. Folie: Beginn des Romans: … Der Roman beginnt also in der Idylle auf einem Schloss in Westfalen. Der begabte Junge verliebt sich in die Tochter des Schossherrn und wird vertrieben. Ein blindes Schicksal wirft ihn in die Welt hinaus und lässt ihn ganz unterschiedliche Situation durchmachen. So wird er auch Zeuge des Grauen des Lissabonner Bebens Alle Unglücksfälle überlebt der Titelheld, um schließlich resigniert und weise ein bescheidenes, gleichwohl strebsames Leben auf dem Lande zu führen. Hier die Quintessenz des Romans > … d.h. > … Paris 1759 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

29 KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie
Übersicht sola gratia, sola scriptura, sola fide Heilige Schrift und Naturwissenschaft das Problem der Theodizee die Krise der Gottesbeweise Nach der Theodizee nun zu einer weiteren Bastion der natürlichen Theologie, die im 18. Jahrhundert ins Wanken geriet: die Gottesbeweise KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

30 4.1 Gottesbeweise - Glossar
Beweis des Dasein Gottes ohne Rückgriff auf die Offenbarung die drei bekanntesten Beweisarten: 1) Der kosmologischen Gottesbeweis (Aristoteles, Thomas von Aquin), der sich auf das Kausalprinzip stützt und aus der Bewegtheit alles endlichen Seienden auf einen unbewegten Beweger, aus der Kette von Ursachen und Wirkungen auf eine erste Wirkursache schließt. 2) Der ontologischen Gottesbeweis, der den Begriff »Gott«, wie er im menschlichen Bewusstsein vorfindbar ist, analysiert: Gott sei das, worüber hinaus nichts Vollkommeneres gedacht werden könne; da in Wirklichkeit zu existieren vollkommener sei als nur in Gedanken zu existieren, müsse Gott wirklich sein (Anselm von Canterbury, René Descartes). 3) Der teleologischen Gottesbeweis (so bei Augustinus), der sich auf das Finalitätsprinzip stützt: Der Mensch sei auf ein absolutes Ziel beziehungsweise Gut hin orientiert; so müsse dieses Ziel existieren. es gibt viele Varianten und Kombinationen von Beweisführungen. Impliziert ist immer das ontologische Argument: dass die Vollkommenheit immer die Existenz einschließen müsse, denn sonst sei die Vollkommenheit nicht vollkommen, da ihr ja etwas fehle KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

31 4.2 Kant, Kritik der reinen Vernunft (1781, ²1787)
Ihr habt schon einen Widerspruch begangen, wenn ihr in welches ihr den Begriff eines Dinges, lediglich seiner Möglichkeit nach denken wollt, es sei unter welchem versteckten Namen, schon den Begriff seiner Existenz hineinbrachtet ... Sein ist offenbar kein reales Prädikat, d. i. ein Begriff von irgend etwas, was zu dem Begriffe eines Dinges hinzukommen könne. ... im logischen Gebrauche ist es lediglich die Kopula eines Urteil Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft (²1787) , - KTGQ 4/1, 141f = 2. Abt.: Transzendentale Dialektik, 2. Buch: Von den dialektischen Schlüssen der reinen Vernunft, 3. Hauptstück: Das Ideal der reinen Vernunft, 4. Abschn.: Von der Unmöglichkeit eines ontologischen Beweises vom Dasein Gottes (AA III, ) Dass etwas ist und nicht vielmehr nicht ist, lässt sich durch ein logisches Schlussverfahren nicht erweisen, sondern nur durch Beobachtung und Erfahrung; nur unter den Bedingungen von Raum und Zeit ist Sein im Sinne von Existenz denkbar und konstatierbar. Deswegen ist ein Beweis für das Dasein Gottes nicht führbar. Diese Kritik Kants am ontologischen Gottesbeweis, die von den Zeitgenossen als revolutionär und die Festen des Glaubens zerstörend erlebt wurde, war bereits von einem Zeitgenossen Anselms von Canterbury Gaunilo gegenüber dem Vater des ontologischen Gottesbeweises vorgebracht worden KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

32 4.3 Immanuel Kant – reines Denken im Ggs. zur Erfahrung
... für Objekte des reinen Denkens ist ganz und gar kein Mittel, ihr Dasein zu erkennen, weil es gänzlich a priori erkannt werden müsste, unser Bewusstsein aller Existenz aber ... gehört ganz und gar zur Einheit der Erfahrung ... Der Begriff eines höchsten Wesens ist eine in mancher Hinsicht sehr nützliche Idee; sie ist es aber eben darum, weil sie bloß Idee ist, ganz unfähig, um vermittelst ihrer allein unsere Erkenntnis in Ansehung dessen, was existiert, zu erweitern. Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft (1781) , - KTGQ 4/1, 142 eine nützliche Idee ist der Begriff Gott in moralischer, ethischer Hinsicht, als „regulative Idee“, die unserer moralisches Handeln motiviert KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie

33 4.4 der moralische Gottesbeweis Immanuel Kants
Nachdem Gott, die Unsterblichkeit der Seele und die Freiheit durch die Vernunft nicht zu beweisen sind, die Vernunft aber auch nicht das Nichtexistieren dieser Ideen beweisen kann, ist die Frage des Absoluten eine Glaubensfrage. „Ich musste das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen.“ aus dem Vorhandensein einer moralischen Weltordnung wird auf Gott als den Garanten des sittlichen Ausgleichs von Tugend und Glück geschlossen die Existenz Gottes kann nicht rational bewiesen, sondern muss als Bedingung der Möglichkeit sittlichen Handelns postuliert werden. Nun ist Glaube für Kant im Gegensatz etwa zu Luther nicht das Gegenteil von vernünftiger Einsicht, sondern komplementär zur Vernunft. Das Gebiet, wo Glaube und Vernunft sich ergänzen, ist das Gebiet der Ethik, der Moral. Hier ist es durchaus sinnvoll, Nichtbeweisbares zu postulieren KG der Frühen Neuzeit - WS 2006/07 - Theologie


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