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„Anständig geblieben?“ NS-Moral

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Präsentation zum Thema: "„Anständig geblieben?“ NS-Moral"—  Präsentation transkript:

1 „Anständig geblieben?“ NS-Moral
© Apl. Prof. Dr. Benjamin Ortmeyer Goethe-Universität FFM

2 Was ist genau das Thema? Moral in der NS-Zeit
: Amoralische Zeit? 1945 – Stunde Null? Fortwirken „nationalsozialistischer Moral“ Nationalsozialistische Ideologie und Moral

3 Kernbegriffe nationalsozialistischer Ideologie
Moralische Begriffe: Ehre Treue (Loyalität) Kameradschaft Anständigkeit Volksgemeinschaft

4 Materialien für die Analyse
Filme Kinderbücher Pädagogisches Material Philosophie – Theologie – Medizin – Recht Überall, wo moralisch argumentiert wurde!

5 Methode - Moralgeschichte
Theory of Moral Sentiments (Adam Smith) Shared Moral Feelings (Frederick P. Strawson) Universelle und Partikulare Moral (Ernst Tugendhat)

6 Verfolgende Moral Antisemitismus und Moral Einforderung von Empörung
Juden werden nicht nur „biologisch“ sondern vor allem „moralisch“ diskreditiert.

7 Buch von Raphael Gross

8 Zusammenfassung:

9 Überblick über die Themen der einzelnen Kapitel: „Die Moral von der Geschichte“?
1. Kapitel: Die Geschichte des NS-Films „Jud Süß“: Moralische Gefühle für die Massen 2.Kapitel: Die Geschichte eines Gerichtsurteils wegen „unmoralischer Rassenschande“ in der NS-Zeit 3.Kapitel: Die Geschichte, warum und inwiefern Hitler die „christliche Moral“ nicht angriff, sondern scheinbar (?) schützte.

10 Überblick über die Themen der einzelnen Kapitel (2): „Die Moral von der Geschichte“?
4.Kapitel: Die Geschichte, wie der moralische Begriff der „Treue“ nicht nur bei der SS, sondern auch im Kriminalfilm „Hotel Sacher“ für den NS genutzt wurde. 5.Kapitel: Die Geschichte drei extrem unterschiedlicher moralischer „Schuldbekenntnisse“ nach 1945: Die Sekretärin Hitlers, der Massenmörder Hans Frank und der Philosoph Karl Jaspers 6. Kapitel: Doppelmoral der Juristen der NS-Zeit: Die Geschichte des Rechtstheoretikers Fritz von Hippel

11 Überblick über die Themen der einzelnen Kapitel (3): „Die Moral von der Geschichte“?
7.Kapitel: Die Moral des „Persilscheins“ nach 1945: Die Geschichte eines SS-Richters, der gegen NS-Korruption vorging im Kontrast eines Widerständlers, Kurt Gerstein, SS-Mann und für die Lieferung von Zyklon B zuständig. 8.Kapitel: Die Moral der Debatte in Deutschland über Eichmann in Jerusalem 9.Kapitel: Moral und „Schande“: Zur Geschichte eines schiefen Moralbegriffes in der „Martin-Walser-Debatte“

12 Schuldgefühle 1946 Zum 5. Kapitel des Buches
Die Geschichte drei extrem unterschiedlicher „Schuldbekenntnisse“ nach 1945: Der Massenmörder Hans Frank Die Sekretärin Hitlers, Traudl Junge Der Philosoph Karl Jaspers 12

13 Der Henker: Wer war Hans Frank
Generalgouvernement Polen; Jurist Früher Anhänger Hitlers Schuldeingeständnis in Nürnberg Quellen (u.a.): Interviews mit Gefängnispsychologe Martin Gilbert; Aussage in Nürnberg; Das Buch „Im Angesichts des Galgens“

14 „Schuldeingeständnis“ Franks I
bei einer Tagung für NSDAP-Redner: „Die Juden sind eine Rasse, die ausgetilgt werden muss; wo immer wir nur einen erwischen, geht es mit ihm zu Ende.“ (Frank zit. nach: Gross 2010: S. 98) Nach 1945 leugnet Frank im Unterschied zu anderen NS-Verbrechern die deutsche Schuld nicht, fühlt sich aber persönlich nicht verantwortlich. Auftritt im Nürnberger Prozess: „Tausend Jahre werden vergehen und diese Schuld von Deutschland nicht wegnehmen.“ (Frank zit. nach: Gross 2010: S. 100)

15 Verführt und nun Märtyrer, aber eigentlich „ehrlicher Kerl“ – H. Frank
Unterschied zu anderen Angeklagten: Doppelter Held: Steht zu einer abstrakten Schuld plus: gewisser Stolz als „Geschichtsgigant“ Gleichzeitig wird persönliche Schuld negiert. In den Aufzeichnungen Gilberts heißt es: „Es besteht kein Zweifel, dass dieser Teufel Hitler uns dazu brachte.“ (Frank zit. nach: Gross 2010: S. 103)

16 „Schuldeingeständnis“ Franks II
Schlusserklärung Franks bei Nürnberger Prozess: „Ich muss nur noch ein Wort von mir berichtigen. Ich sprach im Zeugenstand von tausend Jahren, die die Schuld von unserem Volke wegen des Verhaltens Hitlers in diesem Kriege nicht nehmen könnten. […] die riesigen Massenverbrechen entsetzlicher Art, die […] vor allem in Ostpreußen, Schlesien, Pommern und im Sudetenland von Russen, Polen und Tschechen an Deutschen verübt wurden und noch verübt werden, haben jede nur mögliche Schuld unseres Volkes schon heute getilgt.“ (Frank zit. nach: Gross 2010: S. 101)

17 Die Sekretärin Hitlers: Traudl Junge – naiv und leichtsinnig?
Berühmt geworden: Andre Hellers Film „Hitlers Sekretärin“ (erste Erinnerung 1947). Dort ist die Rede von: “wachsenden Schuldgefühlen“; einem „quälenden Prozess“ und dem „Gefühl der Mitschuld“ „nach den Enthüllungen“ Story: Hitler (und T. Junge!) schützten Diätköchin mit „jüdischem Blut“ vor Bormann – die gute Tat.

18 Die Sekretärin II Problem: Wie ehrlich kann Schuldgefühl sein, wenn die Tat - oder eine Unterlassung - gar nicht klar ist? Heuchelei und Pathos. Trauer um Millionen und um das Mädchen „Traudl Humps“ (die nicht widersprochen hat) - Selbstmitleid

19 Der Philosoph Karl Jaspers: Biographisches in Kürze:
; Philosoph; Abstand zum NS-Regime, lebte in Deutschland mit einer jüdischen Frau verheiratet. Professur Heidelberg seit 1922 zwangsweise in den Ruhestand 1945/46 Universität Heidelberg 1948 in die Schweiz

20 Theorie der vierfachen Schuld
In seiner 1946 erschienenen Schrift "Die Schuldfrage" setzte sich der Heidelberger Philosoph Karl Jaspers ausführlich mit der Frage von Schuld und Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus auseinander. Er stellte in diesem Zusammenhang vier Kategorien der Schuld auf: 1.) die kriminelle Schuld aufgrund objektiv nachweisbarer Gesetzesverstöße 2.) die politische Schuld durch Handlungen, an denen der Einzelne durch seine Staatsbürgerschaft und durch seine Mitverantwortung, wie er regiert wird, beteiligt ist 3.) die moralische Schuld durch Handlungen, deren Charakter nicht allein dadurch nicht verbrecherisch wird, daß sie befohlen sind 4.) die metaphysische Schuld aus der Mitverantwortung für alles Unrecht und alle Ungerechtigkeit in der Welt (Wenn ich nicht tue, was ich kann, um es zu verhindern, so bin ich mitschuldig.) = „moralischer Imperativ“ (Dan Diner) Zur Problematik

21 Die Instanzen zur Klärung der einzelnen Kategorien der Schuld sind
das Gericht (im formellen Verfahren) für die kriminelle Schuld die Gewalt und der Wille des Siegers (wenn das Regime im Krieg unterlegen ist) für die politische Schuld das eigene Gewissen für die moralische und schließlich Gott allein für die metaphysische Schuld.

22 Problematik unterschiedlicher Akzeptanz aller Kategorien
Nur ein „Kommunikationsproblem der Deutschen“ (Jaspers) ? „Deutschland kann nur wieder zu sich kommen, wenn wir Deutschen in der Kommunikation zueinander finden.“ (Jaspers zit. Nach Gross 2010: S. 119)

23 Heinrich Blüchers Kritik an Jaspers
Problem 2: Kriminelle Schuld tritt in den Hintergrund „Dieses ganze ethische Reinigungs-gebabbel bringt Jaspers dahin, sich solidarisch in die deutsche Volks-gemeinschaft sogar mit den National-sozialisten zu begeben statt in die Solidarität mit den Entwürdigten.“ (H. Blücher am in einem Brief an H. Arendt, zit. nach Gross 2010: S. 118)

24 Aspekte der Kollektivschuld-Debatte
„deutsches Volk“ (?) „Kollektiv der Nazi-Anhänger“ (?) Kollektiv der Nutznießer (?) „Gemeinsame Täter“ (?)  Schutz für Einzeltäter: Alle waren es – keiner war es. SOWOHL ALS AUCH (Individuell und kollektiv?)

25 Diskussionspunkte „Schuld der Väter übernehmen ....“??
„Schulden der Väter“, wenn man erbt. Entschädigungszahlungen heute Schuld und Scham - Verantwortung

26 Zur Posener Rede Himmlers: Moral der NS-Elite I
„Ich meine die ‘Judenevakuierung‘: die Ausrottung des jüdischen Volkes. Es gehört zu den Dingen, die man leicht ausspricht. ‘Das jüdische Volk wird ausgerottet‘, sagt Ihnen jeder Parteigenosse, ‘ganz klar, steht in unserem Programm drin, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir, pfah!, Kleinigkeit‘. Und dann kommen sie alle, alle die braven 80 Millionen Deutschen, und jeder hat seinen anständigen Juden. Sagt: alle anderen sind Schweine und hier ist ein prima Jude.

27 Zur Posener Rede Himmlers: Moral der NS-Elite II
Und zugesehen, es durchgestanden hat keiner. Von Euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Und dies durchgehalten zu haben, und dabei - abgesehen von menschlichen Ausnahme-schwächen - anständig geblieben zu sein, hat uns hart gemacht und ist ein niemals genanntes und niemals zu nennendes Ruhmesblatt.

28 Zur Posener Rede Himmlers: Moral der NS-Elite III
Wer sich auch nur eine Mark davon nimmt, ist des Todes. Eine Anzahl SS-Männer haben sich dagegen verfehlt. Es sind nicht sehr viele, und sie werden des Todes sein - GNADENLOS! Wir haben das moralische Recht, wir hatten die Pflicht unserem Volk gegenüber das zu tun, dieses Volk, das uns umbringen wollte, umzubringen.

29 Zur Posener Rede Himmlers: Moral der NS-Elite IV
Wir haben aber nicht das Recht, uns auch nur mit einem Pelz, mit einer Mark, mit einer Zigarette, mit einer Uhr, mit sonst etwas zu bereichern. Das haben wir nicht. ... Insgesamt aber können wir sagen: Wir haben diese schwerste Aufgabe in Liebe zu unserem Volk getan. Und wir haben keinen Schaden in unserem Innern, in unserer Seele, in unserem Charakter daran genommen.“ (Heinrich Himmler, Posener Rede , Herv. B.O.)

30 Abschließende Überlegungen
Schreckliches Geschehen und schreckliche Mentalität Mentalität oder „NS-Moral“? Zur Problematik des Begriffs NS-Moral. THESE: Ohne NS-Moral keine Massenmorde! Frage: Gibt es nicht auszudifferenzierende, sich auch widersprechende „NS-Moralkataloge“?

31 ZUSATZ: Moral und Amoral - Ein Widerspruch? Inwiefern?
Begründung der Euthanasie aus „Liebe“: Beispiel: Der Gnadenschuss des Jägers für seinen kranken Hund (Argumentation im NS-Propagandafilm „Ich klage an“ -1941)

32 ZUSATZ: Moral und Amoral - Ein Widerspruch? Inwiefern?
„Unmoralische“ Begründung der Euthanasie aus Kostengründen

33 Zweierlei Moral – „Wir“ und „die“: „Die Juden legen einen doch immer wieder rein“


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