Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

noise „Phonetic details“ in Vokal-Frikativ-Sequenzen

Ähnliche Präsentationen


Präsentation zum Thema: "noise „Phonetic details“ in Vokal-Frikativ-Sequenzen"—  Präsentation transkript:

1 noise „Phonetic details“ in Vokal-Frikativ-Sequenzen
– Untersuchungen zum Deutschen, Französischen (und Englischen) vocal noise Gastvortrag am Institut für Germanistische Sprachwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena Prof. Dr. Oliver Niebuhr

2 „Phonetic detail“ und Intonation
Lexeme, Phoneme, Phone Intonation F0-Verlauf ist in die Kodierung auf der segmentellen Ebene eingebunden F0-Anstieg und Abfall am Anfang und am Ende von Vokalen ist cue für fortis-lenis Unterschied (Kohler 1979) F0 relativ zu Formanten bestimmt Vokalqualität (Traunmüller 1985) Position von F0-Wendepunkten unterstützt perzeptorische Segmentierung (D‘Imperio 2000, Petrone 2008) Lokale Einbuchtungen im F0-Verlauf können Repräsentant von /t/ sein (...) Prof. Dr. Oliver Niebuhr

3 „Phonetic detail“ und Intonation
! Die segmentelle Ebene leistet vermutlich einen wesentlichen Beitrag zur Signalisierung von Intonationskategorien Intonation Lexeme, Phoneme, Phone F0-Verlauf ist in die Kodierung auf der segmentellen Ebene eingebunden F0-Anstieg und Abfall am Anfang und am Ende von Vokalen ist cue für fortis-lenis Unterschied (XXX XXX, Kohler XXX) F0 relativ zu Formanten bestimmt Vokalqualität (Traunmüller XXX) Position von F0-Wendepunkten unterstützt perzeptorische Segmentierung (D‘Imperio XXX, Petrone 2008) Lokale Einbuchtungen im F0-Verlauf können Repräsentant von /t/ sein (...) Umgekehrt wird die segmentelle Ebene eher als „Störenfried“ der Intonation gesehen Intonationskontur wird von Mikroperturbationen überlagert, d.h. Artikulation führt zu supraglottalen Druckschwankungen, Zungenbewegungen beeinflussen vertikale und horizontale Stimmlippenspannung (Fowler und Brown 1997) Formantpositionen beeinflussen Tonhöhenwahrnehmung (intrinsic pitch, Stoll 1984; Niebuhr 2004) Stimmlose Segmente unterbrechen den F0-Verlauf (...) Prof. Dr. Oliver Niebuhr

4 „Phonetic detail“ und Intonation
„Okay!“ Früher Gipfel / H+L* = „Hab verstanden, wird erledigt, Gespräch beendet“ Später Gipfel / H+L* = „Wird erledigt, trotz Überraschung oder Entrüstung“ z.B. „Sie schickt“ Prof. Dr. Oliver Niebuhr

5 „Phonetic detail“ und Intonation
„Okay!“ Im Gegensatz zum Englischen werden im Deutschen die äußerungsfinal fallenden F0-Verläufe abgeschnitten. (vgl. „compression“ vs. „truncation“ von Grabe 1998) Bekommen wir also eine final steigende Intonation ?  „Okay??“ z.B. „Sie schickt“ Prof. Dr. Oliver Niebuhr

6 „Phonetic detail“ und Intonation
Nein!  In der Regel bleibt ein Residuum als final fallenden F0.  Fragen und Aussagen unterscheiden sich nicht nur in der Richtung des finalen F0-Verlaufs, sondern in ihrer Dauerstruktur, Stimmqualität, Niveau und Form des F0-Verlaufs, etc. Oft wird der abgeschnittene F0-Abfall trotzdem wahrgenommen! Der Hörer ergänzt das fehlende Stück. Stockholm ICPh - S spät ! Prof. Dr. Oliver Niebuhr

7 „Phonetic detail“ und Intonation
Wahrnehmung heißt immer konstruieren. Auf der Basis der eingehenden Reize „reimen wir uns etwas zusammen“. Gibt es – außer den zuvor genannten - phonetische Details im Signal, die diesen Prozess unterstützen? Nicht nur F0, auch Rauschen kann Tonhöheninformation tragen, über Variation in der spektralen Energieverteilung.  „sibilant pitch“, „spectral pitch“ Stockholm ICPh - S spät ! Prof. Dr. Oliver Niebuhr

8 „Phonetic detail“ und Intonation
Wahrnehmung heißt immer konstruieren. Auf der Basis der eingehenden Reize „reimen wir uns etwas zusammen“. Gibt es – außer den zuvor genannten - phonetische Details im Signal, die diesen Prozess unterstützen? Nicht nur F0, auch Rauschen kann Tonhöheninformation tragen, über Variation in der spektralen Energieverteilung. Prof. Dr. Oliver Niebuhr

9 „Phonetic detail“ und Intonation
Vor diesem Hintergrund: Akustische Analyse eines lesesprachl. Korpus, der von K.J. Kohler & R. Gartenberg Anfang der 80er aufgenommen wurde (Eigentlicher Sinn: Untersuchung von Mikroprosodie und segmentellen Effekten auf die phonetische Realisierung der Intonationskategorien) Forschungsgegenstand: Äußerungsfinale /t/ Aspiration Zielwörter: auf “___ickt” ([kt]) endende Wörter, denen Personalpronomen “Sie” vorausgeht und die mit frühen und späten Gipfeln realisiert worden sind. “Sie schickt”, “Sie strickt”, “Sie schrickt”, “Sie tickt”, etc. Prof. Dr. Oliver Niebuhr

10 „Phonetic detail“ und Intonation
Ergebnis 1: Es gibt Unterschiede im “phonetic detail” zwischen den äußerungsfinalen /t/ Aspirationen aus den “__ickt” Wörtern mit frühem und spätem Gipfel. Spektrale Energiemaxima vom Anfang zum Ende des [tsh] Der Tonhöheneindruck des Frikativs fällt, insb. in dem Fall, wo der fast den ganzen F0-Abstieg abschneidet !! Prof. Dr. Oliver Niebuhr

11 „Phonetic detail“ und Intonation
Ergebnis 2a: Es gibt Unterschiede im “phonetic detail” zwischen den äußerungsfinalen /t/ Aspirationen aus den “__ickt” Wörtern mit frühem und spätem Gipfel. Nach ‘spät’ ist die Aspiration ...länger ...höher (>E-Max im Spektrum) ...und leiser (< Intensitätsmaximum) als nach ‘früh’ früh spät Prof. Dr. Oliver Niebuhr

12 „Phonetic detail“ und Intonation
“Sie schickt“ ‘früh‘ ,‘spät‘ Gartenberg und Panzlaff-Reuter (1991): ‚spät‘ wird oft von längerer Dauer des Akzentvokals begleitet Dombrowski et al. (2006): ‚spät‘ geht oft mit energieärmerer, behauchter Stimme im Akzentvokal einher Niebuhr (2007): ‚spät‘ betont hohe und ‚früh‘ tiefe Tonhöhe Sind die Aspirationsgeräusche auch an Kodierung von ‚früh‘ und ‚spät‘ beteiligt? Prof. Dr. Oliver Niebuhr

13 „Phonetic detail“ und Intonation
Perzeptionsexperiment anhand des semantischen Differentials Ausgehend von der Äußerung “Sie tickt” Systematische Manipulation des finalen Aspirationsgeräusches 2 Grundbedingungen: “Lang”(p) und “Leise”(ce) “Kurz”(p) und “Laut”(ce) Jeweils kombiniert mit “Hoch” und “Tief”(o) → 4 Bedingungen Konstante, flache, leicht abfallende F0-Kontur in allen Stimuli Prof. Dr. Oliver Niebuhr

14 „Phonetic detail“ und Intonation
Was sind die Bedeutungen von H+L* und L*+H bzw. worin unterscheiden sie sich? Dombrowski (2003) und Kohler (2005) haben hierzu Wahr-nehmungsexperimente mit dem semantischen Differential durchgeführt Ihre Ergebnisse zeigen einen signifikanten Bedeutungs-unterschied zwischen ‘früh’ und ‘spät’ auf 6 Skalen Die gleichen 6 Skalen wurden auch für die “Sie tickt” Stimuli beurteilt Insgesamt haben 25 deutsche Muttersprachler am Experiment teilgenommen früh spät Prof. Dr. Oliver Niebuhr

15 „Phonetic detail“ und Intonation
Ergebnis 2b: Die Bedeutungsprofile bzw. –unterschiede der Aspirationsgeräusche aus den ‘früh’ und ‘spät’ Kontexten decken sich mit denen, die auf F0-Basis erzeugt werden. Intonationskategorien (“pitch accents”) sind nicht nur durch F0, sondern auch durch „prototypisch“ segmentelle Eigenschaften kodiert. Prof. Dr. Oliver Niebuhr

16 „Phonetic detail“ und Intonation
Ausgehend von Ergebnissen zur Aspiration ist anzunehmen, dass sich auch andere Lautartikulationen in Abhängigkeit von den koinzidierenden Intonations-kategorien systematisch unterscheiden Im Fokus: der grundlegende Unterschied zwischen phrasenfinal fallenden und steigenden Konturen → L-% und H-% Welche Laute sind diesbezüglich besonders vielversprechend? // kann ebenso wie /t/ Aspiration “sibilant pitch” erzeugen. Zudem: wird // im Deutschen als [] realisiert. Diese Rundung kennzeichnet häufig bereits den vorangehenden Vokal → z.B. “Tisch” = [t]. Ist // in Verbindung mit finalem H-% heller als mit finalem L-%? Ist die Rundung hierin involviert? Wenn ja, dann kann bei steigenden Konturen bereits der vorangehende Vokal (ent-)rundet/heller sein. Prof. Dr. Oliver Niebuhr

17 „Phonetic detail“ und Intonation
Ausgehend von Ergebnissen zur Aspiration ist anzunehmen, dass sich auch andere Lautartikulationen in Abhängigkeit von den koinzidierenden Intonations-kategorien systematisch unterscheiden Im Fokus: der grundlegende Unterschied zwischen phrasenfinal fallenden und steigenden Konturen → L-% und H-% Welche Laute sind diesbezüglich besonders vielversprechend? Auch /x/ kann durch die Beschaffenheit des Rauschens tonale Information transportieren. Zudem: Da /x/ nach hinteren, gerundeten Vokalen /u/ auftritt, ist der Frikativ oft selbst gerundet, d.h. [x]. Ist /x/ in Verbindung mit H-% heller als mit final L-%? Ist die Rundung hierin involviert? Wenn ja, dann kann bei steigenden Konturen bereits der vorangehende Vokal (ent-)rundet/heller sein. Prof. Dr. Oliver Niebuhr

18 „Phonetic detail“ und Intonation
Ausgehend von Ergebnissen zur Aspiration ist anzunehmen, dass sich auch andere Lautartikulationen in Abhängigkeit von den koinzidierenden Intonations-kategorien systematisch unterscheiden Im Fokus: der grundlegende Unterschied zwischen phrasenfinal fallenden und steigenden Konturen → L-% und H-% Welche Laute sind diesbezüglich besonders vielversprechend? Im Deutschen kann <-er> als vokoides [] realisiert werden. Dieser Laut kann (u.a. dialektabhängig) qualitativ stark variieren, [] bis [] Ist vokoide Realisierrung von <-er> in Verbindung mit H-% heller – weiter vorne und ggf. offener - als mit L-%? Auch Schwa (//) ist in seiner phonetischen Qualität kontextabhängig sehr variabel und könnte daher anfällig / zugänglich für die Kovariation mit L-% und H-% sein. Ist // bei H-% heller – weiter vorne und ggf. offener – als bei L-% Prof. Dr. Oliver Niebuhr

19 „Phonetic detail“ und Intonation
Akustische Untersuchung von frikativen und vokoiden Lauten im Kontext final fallender und steigender Konturen Paare von Zielwörtern: “Tisch”, “Fisch” → // und vorheriges // “Buch”, “Tuch” → /x/ und vorheriges /u/ “lecker”, “Bäcker” → als [] realisiertes <-er> “Tage”, “Schramme” → // In den vokalischen Lauten wurde (mit LPC-Analyse) F2 gemessen, jeweils an 3 Messpunkten: Anfang+20ms, Mitte, Ende-20ms In den frikativen Lauten wurde alle 7ms das Centre of Gravity (CoG) berechnet und dann für den Gesamtlaut dessen Spannweite und Mittelwert bestimmt Für alle Laute wurde die Dauer gemessen Prof. Dr. Oliver Niebuhr

20 „Phonetic detail“ und Intonation
Es wurde ein Korpus von quasi-spontaner, umgangssprachlich klingender Lesesprache aufgenommen (verbesserte Methode aus Kohler und Niebuhr 2007) D.h., Dialogtexte mit informellem, alltäglichen Inhalt sind vorgegeben Die Zielwörter sind eingebaut, aber nicht kenntlich gemacht. Die fallenden und steigenden Konturen sowie die vorangehenden pitch-accent Kategorien werden allein über den semantisch-pragmatischen Kontext elizitiert Und werden von befreundeten Versuchspersonen gelesen Bis auf die Zielwörter dürfen Wörter ausgetauscht und Formulierungen geändert, also der persönlichen Ausdrucksweise angepasst werden Einer der beiden Gesprächspartner ist der Experimentator (on); er versucht, durch sein Verhalten und seine Sprechweise die Versuchsperson “mitzureißen” Jeder Dialog wird 4x nacheinander produziert; die letzten beiden Produktionen werden für die Analyse herangezogen. Bislang 5 Sprecher (→ n=20), 10 sind geplant. Prof. Dr. Oliver Niebuhr

21 „Phonetic detail“ und Intonation
Ergebnisse “Tisch” und “Fisch” Der Sibilant // ist in Verbindung mit H-% z.T erheblich heller als in Verbindung mit L-%. Dies spiegelt sich auch in signifikant unterschiedlichen CoG Mittelwerten wider. D.h., nach H-% ist der CoG Mittelwert höher. Die Frikativdauern unterscheiden sich nicht signifikant Auch die Realisierungen von // unterscheiden sich in Abhängigkeit von H-% und L-%. Nach H-% ist F2 (mitte) signifikant höher. Perzeption legt nahe: Auch durch Entrundung bedingt. L-% H-% Prof. Dr. Oliver Niebuhr

22 „Phonetic detail“ und Intonation
Ergebnisse “Buch” und “Tuch” Der Frikativ /x/ ist in Verbindung mit H-% heller als in Verbindung mit L-%. Dies spiegelt sich auch in signifikant unterschiedlichen CoG Mittelwerten wider. D.h., nach H-% ist der CoG Mittelwert höher. Die Frikativdauern unterscheiden sich nicht signifikant Auch die Realisierungen von /u/ unterscheiden sich geringfügig in Abhängigkeit von H-% und L-%. Nach H-% ist F2 (mitte) tendenziell (=p<0.1) höher. Perzeption legt nahe: Auch durch Entrundung bedingt. L-% H-% L-% H-% Prof. Dr. Oliver Niebuhr

23 „Phonetic detail“ und Intonation
Ergebnisse “lecker” und “Bäcker” Die vokoide Realisierung von <-er> ist in Verbindung mit H-% nicht durchgängig heller als in Verbindung mit L-%. Nur am letzten Messpunkt kurz vor dem Ende von <-er> ist F2 tendenziell (=p<0.1) heller für H-%. → In Verbindung mit H-% ist <-er> leicht diphthongiert realisiert ([]) und außerdem tendenziell länger (=p<0.1) L-% H-% Prof. Dr. Oliver Niebuhr

24 „Phonetic detail“ und Intonation
Ergebnisse “Tage” und “Schramme” Die Realisierung von // ist in Verbindung mit H-% heller als in Verbindung mit L-%. Dies gilt in der Tendenz (=p<0.1) für den ersten und signifikant für den mittleren und letzten Messpunkt. Die Dauern unterscheiden sich nicht signifikant zwischen H-% und L-% L-% H-% Prof. Dr. Oliver Niebuhr

25 „Phonetic detail“ und Intonation
Die segmentelle Ebene ist nicht nur ein “Störenfried” für die Wahrnehmung intonatorischer Einheiten. Vielmehr finden sich systematische segmentelle Variationen im “phonetic detail”, die einen eigenständigen Beitrag zur Signalisierung leisten (sowohl für “pitch accents” als auch für äuß.-finale Konturen L-%, H-%) Dieser Beitrag kann prinzipiell von zweierlei Art sein: Direkt: (a) über Veränderungen der spektralen Energieverteilung wird tonale Information transportiert (vowel/intrinsic pitch, sibilant pitch, etc.) Indirekt: (a) als “artikulatorische Methapher” intonatorischer Bedeutungen (z.B. Bedeutung von ‘früh’ spiegelt sich in kurzen, “harten” Artikulationen wider, Bedeutung von ‘spät’ (‘Erstauenen’) in Längungen), (b) als Manifestation tonaler Strukturen (z.B. Diphthongdynamik und Sequenz aus pitch-accent + finaler Kontur, etc.) Prof. Dr. Oliver Niebuhr

26 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Niebuhr et al. (2008) haben erstmals in einer systematisch-phonetischen Analyse gezeigt, dass im Französischen Assimila-tion des Artikulationsortes vorkommt. Am Beispiel ‘alveolar’-zu-’postalveolar’ im Bereich der Sibilanten Im Deutschen wie im Englischen findet sich hier regressive Assimilation. Im Französischen ist die Zielqualität ‘postalveolar’ der bestimmende Faktor. D.h., die Assimilation kommt in regressiver und in progressiver Richtung vor (letztere kann jedoch schwächer sein). „Have you seen Barbara‘s shoes ?“ m sh zurück (velar) (postalveolar, //) Prof. Dr. Oliver Niebuhr

27 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Niebuhr et al. (2008) haben erstmals in einer systematisch-phonetischen Analyse gezeigt, dass im Französischen Assimila-tion des Artikulationsortes vorkommt. Am Beispiel ‘alveolar’-zu-’postalveolar’ im Bereich der Sibilanten s s „je passe chez lui...“ Aber auch: „...l‘avantage c‘est...“ („ich komm‘ bei ihm vorbei...“) („...der Vorteil ist“) Auch stimmaft: „…quinze jours“ /z/+//  [:] („…15 Tage“) Prof. Dr. Oliver Niebuhr

28 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Auf Basis der akustischen Messungen (CoG) kann die Sibilantenassimilation in beiden Richtungen vollständig sein. Somit bergen französische Sibilantensequenzen – im Prinzip – ein hohes Maß am Ambiguität Z.B. [:] → /s/ , /s/ , /z/ , /s/ , und // Aber ist das tatsächlich der Fall? Es ist ein Axiom, dass Wortfolgen nicht Sequenzen diskreter Einzelsegmente sind. Vielmehr drückt jedes Segment seinem Umfeld seinen Stempel auf (= Koartikulation) Hinterlassen die (vollständig) assimilierten alveolaren Sibilanten “Spuren” in den umliegenden Vokalen? Prof. Dr. Oliver Niebuhr

29 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Beispiele für solche “assimilations-resistenten” Spuren, die dann auch als “cues” für den Hörer fungieren, gibt es bereits. Nolan’s (1992) EPG-Studie über alveolar-zu-velar Assimilation in Plosiven (/dg/ → [gg] wie in “bad girl” vs. “bag girl”). Selbst wenn die Assimilation aufgrund der EPG-Kontaktmuster als “vollständig” beschrieben werden kann, stellt Nolan fest, dass“auditorily, it seems that the vowel allophone before the lexical velar is slightly closer than before the lexical alveolar” (Nolan 1992:272) Seine Hörer, die in der Lagen waren, die laut messphonetischen Kennzahlen ambigen Fälle zu als z.B. /dg/ und /gg/ zu erkennen, weisen auf die perzeptive Relevanz dieser Beobachtung hin. Nolan’s impressionistische Bemerkung wurde später durch akustische Analysen seiner Daten durch Local (2003:329) bestätigt. Prof. Dr. Oliver Niebuhr

30 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Beispiele für solche “assimilations-resistenten” Spuren, die dann auch als “cues” für den Hörer fungieren, gibt es bereits. Nolan’s (1992) EPG-Studie über alveolar-zu-velar Assimilation in Plosiven (/dg/ → [gg] wie in “bad girl” vs. “bag girl”). Selbst wenn die Assimilation aufgrund der EPG-Kontaktmuster als “vollständig” beschrieben werden kann, stellt Nolan fest, dass“auditorily, it seems that the vowel allophone before the lexical velar is slightly closer than before the lexical alveolar” (Nolan 1992:272) Für „lead“ vs. „leg“ Prof. Dr. Oliver Niebuhr

31 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Beispiele für solche “assimilations-resistenten” Spuren, die dann auch als “cues” für den Hörer fungieren, gibt es bereits. Hawkins & Smith (2001:10) → obwohl die /z/-Sequenz in “who’s sharpened” spektral annähernd mit der //-Referenz in “who sharpened” übereinstimmt, sind die vorausgehenden /u/ - besonders in puncto F2 und F3 klar verschieden. Auch in unsere Fran- zösischen Daten weisen erste Beobachtungen auf assimilations-resistente prävokalische Details hin. Prof. Dr. Oliver Niebuhr

32 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
43ms 160ms /s/ 21dB vs. 17dB 65ms 160ms /s/ Prof. Dr. Oliver Niebuhr

33 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
49ms 170ms /s/ 18dB vs. 16dB 57ms 150ms /s/ Prof. Dr. Oliver Niebuhr

34 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Ausgangspunkt für eine initiale systematische akustisch-phonetische Analyse anhand von stark kontrolliertem Sprachmaterial, um Einflüsse der prosodisch/ syntaktisch/syllabischen Struktur, Worthäufigkeit, etc.) → Pseudo-Namen mit CVC für Vor- und Nachnamen → Erzeugt eine C(i)VC.CVC Struktur, in der C.C = (a) /s/ , /s/ (Assimilations-Bedingungen) (b) /sm/ , /m/ (Referenzbedingungen für ‘alveolar’ und ‘postalveolar’) Eingebettet in 3 symmetrische Vokalkontexte: /a__a/, /i__i/, /u__u/ C(i) war ein stimmhafter Labial (/bvm/), um Koartikulation zu minimieren. → Ergab in summa 12 Pseudo-Namen wie “Bas Chafe” Implementiert und elizitiert in konstantem “J’ai vu ___ hier.” Trägersatz 6 französische Muttersprachlerinnen haben die 12 Sätze in 4 unterschiedlich randomisierten Reihenfolgen mit einem schnellen, informellen Sprechstil produziert. Sie waren alle Studierende (Master, Doktoranden) der Phonetik oder Linguistik in Aix-en-Provence (LPL, 3 Sprecherinnen) and Paris (LPP, 3 Sprecherinnen) Prof. Dr. Oliver Niebuhr

35 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Während die /sm/ und /m/ Referenzbedingungen klare Unterschiede in den CoG-Messungen ergeben haben, überlappen die Punktwolken für die beiden Sibilantensequenzen nahezu perfekt… …und zwar in dem Wertebereich der /m/ Referenzbedingung. Die allermeisten regressiven und progressiven Ortsassimilationen können als “akustisch” vollständig gelten. Jede Punktwolke ist intern nach vokalischem Kontext untergliederbar Prof. Dr. Oliver Niebuhr

36 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Vokaldauern Die Vokale waren signifikant länger (im Durchschnitt 15-20ms, aber bis zu 60ms), wenn der nachfolgende Sibilant ein postalveolares // war. Gilt für Referenz- und für (assimilierte/neutralisierte) Sequenzbedingungen. Für Sequenzen sogar scheinbar stärker. Zudem: Sibilanten(-sequenzen) mit initialem Postalveolar waren gleichzeitig tendenziell kürzer. // and /s/ Prof. Dr. Oliver Niebuhr

37 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Vokalintensitäten (in Vokalmitte nahe I-max mit Praat) Die Vokale, die Postalveolaren // vorausgingen, waren signifikant “leiser” (=energieärmer). Der Intensitätsunterschied beläuft sich im Durchschnitt auf 2-3dB, kann aber bis 5dB betrage. Gilt für Referenz- und für (assimilierte/neutralisierte) Sequenzbedingungen. Für Sequenzen sogar stärker. // and /s/ a i u /s/ and /s/ Prof. Dr. Oliver Niebuhr

38 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Stimmqualiät (Grad der Behauchung des Vokals): Die Vokale waren signifikant behauchter (>H1-H2 Differenz) vor //. Gilt für Referenz- und für (assimilierte/neutralisierte) Sequenzbedingungen Dafür fand sich vor /s/ oft kurze [h]-Phase (vgl. Präaspiration) // and /s/ Prof. Dr. Oliver Niebuhr

39 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Vokalqualität (in Form von F1 and F2): Kleiner, aber insgesamt konsistener Effekt des nachfolgenden Sibilanten Unabhängig von der Assimilation hat der Vokal vor // ein F2, der dem entsprechenden Kardinalvokal näher kommt (/i,a/ > F2, /u/ < F2) Aber: die F2-Unterschiede werden zum Sibilanten hin zunehmend egalisiert! // and /s/ Prof. Dr. Oliver Niebuhr

40 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Für das Englische haben wir (Niebuhr, Gaskell, Clayards, Ogden, Hawkins) ebenfalls Pseudo-Namen von 7 Sprecherinnen ausgewertet. Die Namen wurden allerdings in einem etwas elaborierteren Dialog-Szenario produziert (ähnlich wie die äußerungsfinalen Frikativ-Daten zur Intonation im Deutschen) 2 Referenzbedingungen: /ss/, // 1 Assimilationsbedingung: /s/ Wir sind zu gleichen Ergebnissen gelangt, wie im Französischen Vokale vor Sequenzen, die mit postalveolarem // beginnen, waren länger, behauchter und leiser (F2-Effekte waren nur in der Tendenz vorhanden), unabhängig davon, inwieweit die Sequenzen mit initialem /s/ eine regressive /s/  [] Assimilation aufwiesen. Prof. Dr. Oliver Niebuhr

41 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Die Sibilantensequenzen /s/ und // haben ähnliche CoG-Werte (5.2kHz, 1kHz) und Dauern (155ms) 122ms, 72.8dB 90ms, 78.9dB Wer ist hier denn nun der echte „Voss Shombdon“? Prof. Dr. Oliver Niebuhr

42 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Assimilations-resistente Spuren in benachbarten Lautsegmenten können dazu beitragen, den Prozess der Assimilation in einem segmentübergreifenden Licht neu zu konzipieren und weitere Zweifel an der Existenz “vollständiger Assimilation” zu sähen. “Moreover, they have important implications for psycholinguistic theory, where debate continues about the processes underlying the perception of assimilated speech; all models focus on the consonants involved in assimilation. Clearly, if preceding vowels contain disambiguating cues then there is the potential to advance this theoretical debate.” (Gaskell 2009:3) Perzeptionsexperimente mit ersten, ermutigenden Befunden laufen derzeit in beiden Sprachen. Prof. Dr. Oliver Niebuhr

43 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Erster, vorläufiger Erklärungsansatz: Stimmlose Sibilanten involvieren zwei Gesten eine supraglottale (artikulatorische)  Bildung der Friktionsenge eine glottale (phonatorische)  Abduktion der Stimmlippen zur Herstellung der Stimmlosigkeit Die artikulatorische Geste verursacht die Formantunterschiede Die phonatorische verursacht die übrigen Unterschiede langsamere Abduktion vor // schafft Behauchung mit kleinerer Energie als Nebenprodukt und nahtlosen Übergang vom Vokal in den Sibilanten (ohne Präaspiration), wodurch der Vokal zudem länger wird. Prof. Dr. Oliver Niebuhr

44 „Phonetic detail“ und /s/  [] Assimilation
Erster, vorläufiger Erklärungsansatz: Ggf. erfordern die unterschiedlichen aerodynamischen Be-dingungen von /s/ und // das abweichende artikulatorische-phonatorische Timing Bei der (regressiven) Assimilation /s/  [] wird nur die artikulatorische Geste angeglichen, die phonatorische bleibt. Erklärt auch, warum die F2-Effekte insb. gegen Vokalende weniger robust waren als die der Dauer, Intensität und Behauchung Die präsentierten Untersuchungen sind Beispiele dafür, dass „der Teufel (feinem phonetischen) Detail liegen kann  Dieses Sprichwort muss ein Leitfaden phonetischer Forschung sein. Prof. Dr. Oliver Niebuhr


Herunterladen ppt "noise „Phonetic details“ in Vokal-Frikativ-Sequenzen"

Ähnliche Präsentationen


Google-Anzeigen