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Probleme der italienischen Etymologie

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Präsentation zum Thema: "Probleme der italienischen Etymologie"—  Präsentation transkript:

1 Probleme der italienischen Etymologie
2. Sitzung am

2 Themenübersicht WISSENSCHAFTSGESCHICHTE
Die vorwissenschaftliche Etymologie (Antike bis 18. Jahrhundert) Die Etablierung der Etymologie als wissenschaftliche Disziplin im Jahrhundert Die italienische Etymologie des Jahrhunderts Die italienische Etymologie des 20. und Jahrhunderts Etymologische Großprojekte – Max Pfisters Lessico etimologico italiano

3 Themenübersicht FALLSTUDIEN
Die Entstehung lexikalischer Einheiten: die Wortbildung und semantische Begriffsschöpfung Die Entstehung lexikalischer Einheiten: die Entlehnung Vorrömischer Substrateinfluss im Italienischen sowie in den italienischen Dialekten Das Problem der Dubletten: lateinischer Erb- und Lehnwortschatz

4 Themenübersicht FALLSTUDIEN LEISTUNGSKONTROLLE (je nach Studiengang)
Germanischer Superstrateinfluss im Italienischen Der Einfluss von Kulturadstraten im Italienischen LEISTUNGSKONTROLLE (je nach Studiengang) Allgemeine Wiederholung Abschlussklausur

5 Einige Begriffe und Zeichen
< hat sich entwickelt aus > hat sich entwickelt zu Etymon = das Ursprungswort, z.B. lat. FLUMEN (> it. fiume) Volksetymologie, z.B. dt. Platzangst (= psych. Agoraphobie) bei dichtem Gedränge im Fahrstuhl etc., Friedhof (wo die Toten ihren Frieden finden) etc.

6 Die Etymologie und ihre historische Entwicklung
Der Etymologie-Begriff in der Antike

7 Bereits im griechischen Altertum gab es philosophische Strömungen, die der „Richtigkeit“ der „Namen“ nachgingen, allerdings wurde für diese Tätigkeit in der Regel nicht der Begriff „Etymologie“ verwendet. So fragte sich bereits Heraklit von Ephesos (um 500 v. Chr.), inwiefern der Name eines Dinges die Wahrheit einer Sache widerspiegelt. Also, inwiefern der Name tatsächlich dem durch ihn bezeichneten Gegenstand entspricht. Herklit

8 Platon beschäftigte sich in seinem Dialog Kratylos eingehend mit der Richtigkeit der Namen.
In diesem Dialog lässt Platon einen Vertreter der mystisch-religiösen These, laut derer alle Wörter ihre Bedeutung von Natur aus haben und keiner Definition bedürfen, antreten gegen einen Vertreter der eher modernen, im Kratylos erstmals bezeugten Gegenthese, laut derer der Zusammenhang von Wörtern und ihrer Bedeutung auf der willkürlichen Festlegung durch den Menschen beruht. Platon, Kratylos

9 Die Etymologie und ihre historische Entwicklung
Der Etymologie-Begriff im Mittelalter

10 Caput XXIX. DE ETYMOLOGIA.
Etymologia est origo vocabulorum, cum vis verbi vel nominis per interpretationem colligitur. […] Sunt autem etymologiae nominum aut ex causa datae, ut «reges» a [regendo et] recte agendo, aut ex origine, ut «homo,» quia sit ex humo, aut ex contrariis ut a lavando «lutum,» dum lutum non sit mundum, et «lucus,» quia umbra opacus parum luceat. […] Isidor von Sevilla De etymologiarum libri XX

11 Caput XXIX. DE ETYMOLOGIA.
Quaedam etiam facta sunt ex nominum derivatione, ut a prudentia «prudens»; quaedam etiam ex vocibus, ut a garrulitate «garrulus»; […] Isidor von Sevilla De etymologiarum libri XX

12 Etymologicum Genuinum (Byzanz, 9. Jh.) =
Etymologicum Magnum (Byzanz, ca. 1050) = Ἐτυμολογικὸν Μέγα

13 Etymologie und Wortgeschichte: Wissenschaftsgeschichte (14. bis 18
Etymologie und Wortgeschichte: Wissenschaftsgeschichte (14. bis 18. Jahrhundert)

14 Sprachhistorisches Denken im ausgehenden Mittelalter
Dante Alighieri ( ) De vulgari eloquentia Latein ist unveränderlich Alle Volkssprachen verändern sich in Zeit und Raum Hebräisch ist die Ursprache aller Menschen Turmbau zu Babel Entstehung verschiedener Sprachfamilien mit zunehmender Diversifizierung (…)

15 Dante, De vulgari eloquentia
Totum vero quod in Europa restat ab istis, tertium tenuit ydioma, licet nunc tripharium videatur; nam alii oc, alii oïl , alii sì affirmando locuntur; ut puta Yspani, Franci et Latini. Signum autem quod ab uno eodemque ydiomate istarum trium gentium progrediantur vulgaria, in promptu est, quia multa per eadem vocabula nominare videntur, ut Deum, celum, amorem, mare, terram, est, vivit, moritur, amat, alia fere omnia. Dante, De vulgari eloquentia Die Entstehung der romanischen Sprachen Sie gehen auf einen gemeinsamen Ursprung zurück (der von Dante allerdings nicht mit der lat. Sprache identifiziert wird), da sie für die Begriffe ähnliche Wörter haben

16 Dante, De vulgari eloquentia
Das Ganze aber, was in Europa von diesen an übrig bleibt, nahm eine dritte Mundart ein, wenn sie gleich nicht dreifach scheint. Denn Einige sprechen bejahend Oc , Andere Oil , Andere Si , nämlich die Spanier, Franzosen und Lateiner. Ein Zeichen aber, daß von einer und derselben Mundart dieser drei Völker Sprachen abstammen, ist bereit, weil sie Vieles mit denselben Ausdrücken benennen, zum Beispiel Deum, Caelum, Amorem, Mare, Terram, und Vivit, Moritur, Amat, fast alles Andere. Dante, De vulgari eloquentia Dt. Übers. Über die Volkssprache, K. L. Kannegießer, Leipzig 1845

17 Dante, De vulgari eloquentia
Accipiunt etenim prefati cives ab Ymolensibus lenitatem atque mollitudinem, a Ferrariensibus vero et Mutinensibus aliqualem garrulitatem, que proprie Lombardorum est … Dante, De vulgari eloquentia Besonderheiten der Aussprache werden auf die Langobarden zurückgeführt In moderner Terminologie würde man von Substrateinflüssen sprechen

18 Dante, De vulgari eloquentia
Es nehmen auch die obgenannten Bürger von den Imolesen Lindigkeit und Weichheit an, von den Ferraresen aber und Modenesen ein gewisse Geschwätzigkeit, welche den Lombarden eigenthümlich ist. Diese glauben wir sei aus der Vermischung mit den longobardischen Fremdlingen den Landbewohnern zurückgeblieben… Dante, De vulgari eloquentia Dt. Übers. Über die Volkssprache, K. L. Kannegießer, Leipzig 1845

19 Die Frage nach der Herkunft des Italienischen
Das Bewusstsein, dass die Germaneneinfälle im spätantiken Italien bei der Herausbildung der italienischen Sprache bzw. der italienischen Dialekte eine entscheidende Rolle gespielt haben könnten, ist zuerst von Flavio Biondo zu einer Sprachursprungstheorie entwickelt worden. Flavio Biondo

20 Die Frage nach der Herkunft des Italienischen
Flavio Biondo hat sich nicht nur in seinem Traktat De verbis romanae locutionis mit der Geschichte des Lateinischen und der Entstehung des volgare beschäftigt, sondern auch in seiner Schrift Italia illustrata ( ), wobei die Korrumpierung des Lateinischen nicht mehr bei der Eroberung Italiens durch Goten und Vandalen angesetzt wurde, sondern erst bei der Langobardenherrschaft. Flavio Biondo

21 Die Frage nach der Herkunft des Italienischen
Poggio Bracciolini verweist zusätzlich auf Ereignisse wesentlich älteren Datums, nämlich aus der Zeit der römischen Eroberungen. In Begriffen der modernen Linguistik kann man von einem Konflikt zwischen Anhängern der Substrattheorie (Etrusker, Kelten etc.) auf der einen Seite und von Vertretern der Superstrattheorie (Goten, Langobarden etc.) auf der anderen sprechen. Poggio Bracciolini

22 Die Frage nach der Herkunft des Italienischen
Neben der Frage nach der Herkunft der italienischen Sprache stellten sich die Gelehrten der Renaissance auch die Frage nach dem Ursprung einzelner Wörter. In seinen Prose della volgar lingua (1525) indentifiziert Pietro Bembo zahlreiche Ausdrücke der mittelalterlichen Dichtersprache als Entlehnungen aus dem Okzitanischen. Pietro Bembo

23 Die Frage nach der Herkunft des Italienischen
Auch Alberto Acarisio hat in seinem Vocabolario (1543) bereits Angaben zur Etymologie einzelner Lemmata gemacht, die bei lateinischer Herkunft zwar eine hohe Trefferquote aufweisen, bei germanischer Abstammung aber meistens ins Leere greifen und sich auf dem Niveau von Volksetymologie bewegen. Alberto Acarisio

24 Die Frage nach dem Einfluss vorrömischer Sprachen
Bei der Frage nach dem Ursprung der italienischen Sprache rückte sporadisch das Etruskische ins Blickfeld diachroner Sprachbetrachtung, so etwa in Pier Francesco Giambullaris Gello, de l’Origine della lingua fiorentina (1546).

25 Die Frage nach der Herkunft des Italienischen
Girolamo Muzio ( ), dessen sprachtheoretische Schriften 1583 posthum unter dem Titel Battaglie in Difesa dell’italica lingua erschienen sind, beispielsweise glaubte nicht an den Einfluss des Etruskischen bei der Herausbildung des Toskanischen. Seiner Meinung nach wurde die Sprache der Etrusker vollkommen von der Sprache Roms verdrängt. Für ihn spielten die germanischen Eroberer eine entscheidende Rolle. Girolamo Muzio

26 Claudio Tolomei und Benedetto Vrchi
Die Frage nach der Herkunft des Italienischen Claudio Tolomei ( ) führt im Cesano de la lingua toscana (1555) das volgare auf das Lateinische zurück, verweist aber auch auf Einflüsse aus dem Etruskischen und Germanischen. Benedetto Varchi ( ) betont im Ercolano (1564/1570) weniger die durch die Barbaren herbeigeführte sprachliche Korrupierung, sondern vielmehr die Geburt einer neuen Sprache. Claudio Tolomei und Benedetto Vrchi

27 Die Frage nach der Herkunft des Italienischen
Ludovico Castelvetro ( ) entwickelte in seiner Correzione d’alcune cose del Dialogo delle lingue di Benedetto Varchi, e una Giunta al primo libro delle Prose di M. Pietro Bembo dove si ragiona della volgar lingua (1563/1572) eine sehr ausgeglichene Theorie zum Ursprung des volgare. Ludovico Castelvetro

28 Vom Vulgärlatein zum Volgare: drei Entwicklungsstufen nach Castelvetro
Die zunehmende Wichtigkeit der vulgärlateinischen Varietät in Rom. Die Dominanz des Vulgärlateinischen während der Gotenherrschaft. Der Übergang vom korrumpierten Latein zum volgare während der Herrschaft der Langobarden nach mehreren Generationen. Ludovico Castelvetro

29 Die Frage nach der Herkunft des Italienischen
Mit Celso Cittadinis Schriften Trattato della vera origine e del processo e nome della nostra lingua (1601) und Origini della volgar toscana favella (1604) setzte eine philologische Wende in der diachronen Sprachforschung auf der Grundlage intensiver antiker und spätantiker Quellenstudien ein. Cittadini setzt den Sprachwandel bereits vor der Barbarenherrschaft beim Vulgärlatein der Antike an. Er geht in Übereinstimmung mit Varchi von einer diglossischen Zweiteilung des Lateinischen aus. Celso Cittadini

30 Der Beginn einer eigenständigen etymologischen Lexikographie
17. Und 18. Jahrhundert

31 Die Anfänge der ital. Etymologie
Die etymologische Lexikographie im 17. Jahrhundert Nach den ersten sporadischen Erklärungsversuchen zur Herkunft einzelner Wörter bildete sich im Laufe des 17. Jahrhunderts eine selbständige etymologische Lexikographie heraus. Die Anfänge der ital. Etymologie

32 Die Anfänge der ital. Etymologie
Die etymologische Lexikographie im 17. Jahrhundert Ottavio Ferrari, Origines Linguae Italicae (1676) in lat. Sprache geschrieben Berücksichtigung norditalienischer dialektaler Elemente Vorbilder: Sebastián de Covarrubias y Orozco Gilles Ménage Die Anfänge der ital. Etymologie Ottavio Ferrari ( ) Rhetorikprofessor aus Mailand

33 Die etymologische Lexikographie im 17. Jahrhundert
Das erste umfangreiche italienische Herkunftswörterbuch, die Origini della lingua italiana des Franzosen Gilles Ménage, der bereits 1650 seine Origines de la langue françoise veröffentlicht hatte, wurde von 1666 bis 1669 zunächst in Paris, dann 1685 erneut in Genf publiziert. Gilles Ménage

34 Gilles Ménage und der Beginn der etymologischen Lexikographie (1650)

35 Spätere Bearbeitung von 1750
Gilles Ménage Spätere Bearbeitung von 1750 Vgl.

36 Bearbeitung von dem Arzt Augustin François Jault (1750)

37 Gilles Ménage

38 Gilles Ménage

39 Gilles Ménages

40 Ménage: „Korrumpierung von Sprachen“
Vier Hauptquellen, die bisweilen neue Sprachen hervorbringen Veränderung (changement) Hinzufügung (addition) Kürzung (retranchement) Vertauschung von Buchstaben (transposition des lettres)

41

42 Gilles Menage und die Etymologie des Italienischen

43 Gilles Ménage (Egido Menagio)
Le origini della lingua italiana (21685)

44 Gilles Ménage (Egido Menagio)
Mitglied der Accademia della Crusca Er wollte die Accademia für die Etymologie interessieren Brief an die Accademia im Wörterbuch abgedruckt

45 Gilles Ménage (Egido Menagio)

46 Gilles Ménage (Egido Menagio)
Brief der Accademia an Gilles Ménage

47 Gilles Ménage (Egido Menagio)
Von der Verwandtschaft und dem Wandel der Buchstaben

48 Gilles Ménage (Egido Menagio)
levato dal principio posto nel principio fraposto nel mezzo cangiato in E cangiato in AE cangiato in I Cangiato in O (…) Gilles Ménage (Egido Menagio)

49 Gilles Ménage (Egido Menagio)

50 Gilles Ménage (Egido Menagio)
Vgl. Cortelazzo/Zolli, DELI I, p.1 < lat. parl. *abbaclare (da baculum ‚bastone‘)

51 Gilles Ménage (Egido Menagio)
Vgl. Cortelazzo/Zolli, DELI I, p.1, 103 Da avvicinare a bagliore Vc. di origine discussa

52 Gilles Ménage (Egido Menagio)

53 Gilles Ménage (Egido Menagio)
Cortelazzo/Zolli, DELI III, p. 694 < macula(m)

54 Gilles Ménage (Egido Menagio)
Cortelazzo/Zolli, DELI V, p. 1152 < gotico slaiths ‚semplice‘

55 Gilles Ménage (Egido Menagio)
Cortelazzo/Zolli, DELI V, p. 1156 < exalbare

56 Gilles Ménage (Egido Menagio)
Cortelazzo/Zolli, DELI V, p. 1399 < Vc. Germ. (hosa)

57 Ludovico Muratori und die Vorwegnahme einer wissenschaftlichen Etymologie

58 Der Beginn der wissenschaftlichen Etymologie
Ludovico Muratori ( ) Er absolvierte ein Studium an der Universität Modena und legte dort 1692 in den Fächern Philologie und Jurisprudenz sowie 1694 in Philosophie Prüfungen ab. 1694 empfing er die Priesterweihe. 1700 erhielt Muratori von Rinaldo d’Este, Herzog von Modena, eine Anstellung als Archivar und Bibliothekar. Diese Position bekleidete er bis zu seinem Lebensende. Der Beginn der wissenschaftlichen Etymologie

59 Biblioteca Estense (Modena)

60 DISSERTAZIONE  XXXIII Dell’origine o sia dell’Etimologia delle voci Italiane. Si è trattato nella precedente Dissertazione in generale dell’origine della Lingua Italiana; convien ora aggiugnere qualche particolar notizia intorno ai vocaboli dalla medesima adoperati. Veramente lo studio dell’Etimologie suol parere a taluno una vana fatica, quasiché lieve frutto di erudizione se ne ricavi. Ludovico Muratori

61 DISSERTAZIONE XXXIII […]
Dell’origine o sia dell’Etimologia delle voci Italiane. […] Ma altro è il sentimento de’ Saggi; perché siccome gli amatori di essa erudizione tendono a scoprire tutti i costumi degli antichi, così anche amano di conoscere onde sia venuta la massa delle parole componenti il proprio linguaggio. Ludovico Muratori

62 DISSERTAZIONE  XXXIII Dell’origine o sia dell’Etimologia delle voci Italiane. Per quel che concerne l’Italiana, molti presero ad illustrar l’origine ed etimologia delle sue voci, e son qui spezialmente da menzionare il Castelvetro e il Tassoni Modenesi, il cardinal Bembo, l’Accarisio, il Monosini, Celso Cittadini, Carlo Dati, Francesco Redi, Antonio Salvini, e principaltnente Ottavio Ferrari, ed Egidio Menagio, l’ultimo de’ quali, tuttoché Franzese, illustrò non poco la nostra lingua coll’Opera intitolata: Le Origini della Lingua Italiana, nell’anno 1685. Ludovico Muratori

63 DISSERTAZIONE  XXXIII Dell’origine o sia dell’Etimologia delle voci Italiane. Ma sia a me permesso di dire, mancar di molto in chi ha finquì ricercato onde sia nata buona copia de’ nostri vocaboli: imperciocché troppo facilmente si persuasero uomini dotti che quasi tutte le voci Italiane sieno derivate dalla lingua Latina o Greca: nel che li credo io ingannati. Ci sono altre nazioni, presso le quali si dee cercare, e si truova l’origine di non pochi de’ nostri vocaboli. Ludovico Muratori

64 ADESSO. Nunc. L’Eritreo e il Menagio pensano nato questo avverbio da ad et ipsum, sottintendendo tempus o momentum. È lodevole opinione. Contuttociò s’ha da riflettere che ad ipsum tempus o momentum non esprime punto il Latino nunc, adesso. E però sarebbe da vedere se mai la lingua Germanica potesse averci dato un tale avverbio, usando essa ietz, itz, itzo, significante nunc. Premesso l’ad, ne sarebbe uscito adesso, o adess, come molti Longobardi pronunziano. Ludovico Muratori Catalogo Di molte voci Italiane, delle quali si cerca l’origine Lettere A - B

65 AVELLO. Luogo dove si sepelliscono i morti, Sepoltura: così spiegano questa voce gli Autori del Vocabolario Toscano. Meglio avrebbero fatto dicendo arca o cassa sepolcrale. Secondo il Menagio l’origine è questa: Alvus, alveolus, avellus, avello. Non è inverisimile. Ovvero (dic’egli) da cavum, cavellum, chavellum, havellum, avello. Ludovico Muratori Catalogo Di molte voci Italiane, delle quali si cerca l’origine Lettere A - B

66 Non ha garbo veruno quest’altra
Non ha garbo veruno quest’altra. I Modenesi dicono albio de’ porci quella conca di legno o di marmo, dove quegli animali beono l’acqua colla crusca: dal Latino alveus, come pare credibile. Contuttociò non altronde penso io venuto avello, che dal Latino labrum, il cui diminutivo è labellum, nome significante vasi di pietra, contenenti acqua, olio ed altri liquori. Lavellum dissero i secoli posteriori per l’uso di mutare il B in V consonante. Ludovico Muratori Catalogo Di molte voci Italiane, delle quali si cerca l’origine Lettere A - B

67 Labellum in una carta del Puricelli si vede chiamato il vaso dove ne’ templi si conserva l’acqua benedetta. E i Modenesi appellano lavello il vaso di marmo in cui si lavano i vasi della cucina. Fu trasferito questo nome alle arche sepolcrali. Io non so mai come in Toscana si lasciasse cadere L, e in vece di lavello si dicesse avello. Ludovico Muratori Catalogo Di molte voci Italiane, delle quali si cerca l’origine Lettere A - B

68 Nella Vita di Santo Anselmo Abbate Nonantolano, scritta, per quanto pare, nel secolo IX (par. II del tomo I Rer. Ital.), si legge ch’egli fu seppellito in marmoreo lavello. Abbiamo presso i Bollandisti al dì 2 di aprile i Miracoli di Santa Zita Lucchese, defunta nel 1272. Ludovico Muratori Catalogo Di molte voci Italiane, delle quali si cerca l’origine Lettere A - B

69 Quivi si legge che fu risanata Chesina fanciulla ante corpus et lavellum Sanctae Virginis. Ma Galvano Fiamma, scrittor Milanese che fioriva nel 1330, differentemente esprime questa voce nella Cronica maggiore MSta, scrivendo al cap. 286: Cujus corpus jussit Imperator sepeliri in ecclesia Sancti Ambrosii in loco, ec. Et in illo navello fecit sculpi imaginem istius Comitis. Ludovico Muratori Catalogo Di molte voci Italiane, delle quali si cerca l’origine Lettere A - B

70 Anche l’Autore della Cronica MSta intitolata Flos Florum scrive: Et fuit sepultus in navello Comitum Angleriae. Qui vedi navellum significar lo stesso che labellum, quasiché quell’arche fossero a guisa di navi. Ma il vero primitivo nome vien da me creduto labellum. Così nella Cronica di Bergamo (tomo XVI Rer. Ital. alla pag. 925) troviamo, apertum fuisse unum lavellum existens in ecclesia, ec., in quo lavellum reperta fuerunt tria corpora Martyrum. Ludovico Muratori Catalogo Di molte voci Italiane, delle quali si cerca l’origine Lettere A - B

71 Nel Glossario del Du-Cange si legge un solo esempio di albellum
Nel Glossario del Du-Cange si legge un solo esempio di albellum. Anche ivi pare posto in vece di labellum. Ludovico Muratori Catalogo Di molte voci Italiane, delle quali si cerca l’origine Lettere A - B

72 LABELLUM > avello / lavello
Im Laufe der Sprachgeschichte kann es zu spontanen Umdeutungen der Wortgrenzen kommen, wie z.B. bei dem Substantiv lavello (< lat. labellum ‚kleines Opferbecken‘), das in der Toskana von der Sprachgemeinschaft fälschlicherweise in die Bestandteile bestimter Artikel lo (mit Elision) + avello (l‘avello) zerlegt wurde. Außerhalb der Toskana ist die lautliche Entwicklung hingegen regelmäßig verlaufen. LABELLUM > avello / lavello

73 LABELLUM > avello / lavello
Interessant ist ferner die unterschiedliche semantische Entwicklung der beiden italienischen Ausdrücke lavello ‚Spülbecken‘ und avello ‚Grab‘. LABELLUM > avello / lavello LABELLUM AVELLO = TOMBA LAVELLO

74 Ludovico Muratori In der Dissertazione XXXIII (Dell’origine o sia dell’etimologia delle voci italiane) [1751] setzt sich Ludovico Muratori äußerst kritisch mit dem anfangs bewunderten Ménage auseinander:

75 Die Auseinandersetzung mit der Etymologie von it. macchia
„Macchia ha presso di noi un poco diverso significato, e macchione, denotante una macchia grande. Anche nelle antiche carte si truova macla e maccla nel senso medesimo. Ma onde questa voce? ‘Pochi sanno donde venga’ dice il Menagio. Senza fallo lo saprà egli. In fatti seguita a dire: ‘Viene sicuro (vedi che franchezza sia questa!) da dumus in questa maniera’. Stia bene attento il lettore ad ascoltare l’oracolo che così parla: ‘Dumus, dumum, duma, dumachus, dumaculum, dumacula, macula, macchia’. Che differenza mai c’è tra il dirne di queste e lo spacciar inezie? Quando qui si volesse far l’indovino, più comportabile sarebbe il dire che dal latino macula nacque macchia, usata metaforicamente per significare un picciolo bosco o folto ammasso di razze, spine e virgulti, nascente in mezzo alle campagne, che pare, mirandolo, una macchia in quella superficie.”

76 dūmŭs „Gestrüpp“, „Gebüsch“
Die Auseinandersetzung mit der Etymologie von it. macchia [1. „Fleck“; 2. „Farbtupfer“; 3. „Makel“, „Schandfleck“; 4. „(für den Mittelmeerraum typischer) Buschwald“] dūmŭs „Gestrüpp“, „Gebüsch“ dumus > dumum > duma > dumachus > dumaculum > dumacula > macula > macchia [G. Ménage] Metaphorische Entwicklung macula „Fleck“ > macchia [L. Muratori]

77 Muratori

78 Dialektale Etymologie im 17. und 18. Jahrhundert

79 Ms. in der Biblioteca Comunale di Palermo
Wörterbuch eines anonymen siz. Lexikographen aus dem 17. Jh. Alcanzari, vocab. Spagn. It. risparmiare, Lat. Parco… Alcanzari, guadagnari… Alcanzari, otteniri: et in questo senso l‘usano li spagnoli… […] Discuitu. It. Trascuraggine, negligenza. Lat. Negligentia. Voc. Spagn. Descuydo. Ms. in der Biblioteca Comunale di Palermo

80 Ms. in der Biblioteca Comunale di Palermo
Placido Spatafora, Dizionario siciliano ed italiano (spätes 17./frühes 18. Jh.) Alcaitu p.b. (voc. Spagn. alcayde) e castellano, capitan di fortezza… Alcanzari (voc. Spagn.) guadagnare, conseguire, ottenere, avvanzare… Alcanzu (voc. Spagn.) guadagnu, conseguimento… (…) Almiranti (voc. Spagn.) ammiraglio, cioè capitan generale dell‘armata di mare… Ms. in der Biblioteca Comunale di Palermo

81 Das erste publizierte etym. Wb. des Sizilianischen
Giuseppe Vinci, Etymologicum siculum (1759) Alcanzari, adipisci, hisp. alcanzar. (…) Azzotta, azzottari, hispanis virgae vocantur açotas, hinc azzottari virgis caedere. Gnignu, qui capillos habent crispos, ab hisp. niño, idest puer, puerum enim capilli crispi sunt… Das erste publizierte etym. Wb. des Sizilianischen

82 Michele Pasqualino, Vocabolario siciliano etimologico italiano e latino (5 Bde., 1785-95)
Etym. Wb. des Siz.

83 Die wissenschaftliche Etymologie
Beschreibung des sprachlichen WAndels

84 Die Beschreibung von Sprachwandelprozessen
Die sprachlichen Veränderungen, die sich von mehreren Generationen vollzieht und für den Sprachbenutzer kaum oder meistens überhaupt nicht wahrnehmbar sind, müssen vom Sprachhistoriker erkannt und beschrieben werden können. Am vielfältigsten sind die Lautveränderungen, die nicht selten morphosytaktische oder semantische Konsequenzen nach sich ziehen. Bei der Entwicklung vom Lateinischen zum Italienischen sind z.T. neue Laute entstanden, wie beispielsweise die stimmhaften und stimmlosen Affrikaten.

85 Semantischer Wandel Semantische Veränderungen (it. cambiamenti semantici) können sowohl durch Lautwandel (z.B. Homophonie) oder aber auch durch kulturellen und gesellschaftlichen Wandel initiiert werden. Auch der Abbau von Polysemie und damit von Missverständnissen kann eine Rolle spielen.

86 Semantischer Wandel Bedeutungserweiterung (it. estensione semantica; allargamento di significato; z.B. lat. BRACCHIUM ‘Unterarm‘ > it. braccio ‘Arm’); Bedeutungsverengung (it. restrizione semantica; restringimento di significato; z.B. lat. ALTUS, -A, -UM ‘hoch’,‘tief’ > it. alto, -a ‘hoch’); Bedeutungsverschiebung (it. spostamento semantico; z.B. lat. COXAM ‘Hüfte’ > it. coscia ‘Schenkel’);

87 Semantischer Wandel Bedeutungsverbesserung (it. miglioramento semantico; nobilitazione di significato; z.B. lat. CABALLUM ‘Klepper‘ > it. cavallo ‘Pferd’ oder CASAM ‘Hütte’ > it. casa ‘Haus’), Bedeutungsverschlechterung (it. peggioramento semantico; peggioramento di significato; z.B. arab. faqīh ‘Zollschreiber’ > it. facchino ‘Kofferträger’) Bedeutungsübertragung (it. metafora; z.B. spiegare < lat. EXPLICARE ‘auseinanderfalten’ > ‘erklären’).

88

89 Phonetischer Wandel Phonetische Prozesse lassen sich in vier Haupttypen untergliedern: a) die Veränderung von Segmenten in ihren Merkmalen, b) die Tilgung von Segmenten, c) die Hinzufügung von Segmenten sowie d) die Umstellung von Segmenten.

90 Phonetischer Wandel Die Veränderung von Segmenten
Affrizierung (it. affricazione): die Bildung von Affrikaten aus Nichtaffrikaten ([j] > [d]), z.B. lat. IAM > it. già. Assibilierung (it. assibilazione): die Erzeugung von Zischlauten ([t] > [ts]), z.B. lat. PLATEAM > it. piazza. Assimilierung (it. assimilazione): die Anpassung eines Lautes an einen anderen, z.B. lat. FACTUM > it. fatto.

91 Phonetischer Wandel Die Veränderung von Segmenten
Betazismus (it. betacismo): der Zusammenfall von [v] und [b] zu [b], z.B. lat. SERVARE > it. serbare (im Italienischen ein eher sporadisches Phänomen). Degeminierung (it. degeminazione): die Reduzierung von Doppelkonsonanten, z.B. lat. COMMUNEM > it. comune. Diphthongierung (it. dittongamento): die Aufspaltung eines Einzelvokals in zwei Vokale, z.B. in lat. PEDEM > it. piede oder lat. FOCUM > it. fuoco.

92 Phonetischer Wandel Die Veränderung von Segmenten
Desonorisierung (it. dezonorizzazione): die Umwandlung eines stimmhaften Lautes in einen stimmlosen, z.B. im Lomb. bei der Auslautverhärtung: lat. NOVUM > *nov > mail. noeuf. Dissimilierung (it. dissimilazione): die Differenzierung identischer oder ähnlicher Laute, z.B. lat. VENENUM > it. veleno, di raro > di rado Geminierung (it. geminazione): die Bildung von Doppelkonsonanten aus Einzelkonsonanten, z.B. lat. FEMINAM > it. femmina.

93 Phonetischer Wandel Die Veränderung von Segmenten
Monophthongierung (it. monottongamento): die Reduzierung von Diphthongen ([au] > []), z.B. lat. AURU(M) > it. oro. Nasalierung (it. nasalizzazione): die Bildung von nasalen Lauten aus nichtnasalen ([l] > [n]), z.B. lat. MULGERE > it. mungere.

94 Phonetischer Wandel Die Veränderung von Segmenten
Palatalisierung (it. palatlizzazione): die Entstehung von palatalen Lauten aus nichtpalatalen, z.B. lat. ['kentum] > it. ['tento]; lat. ['gentem] > it. ['dente]. Sonorisierung (it. sonorizzazione): die Umwandlung von stimmlosen Lauten in stimmhafte, z.B. lat. PACARE > it. pagare, lat. ACUM > it. ago. Spirantisierung (it. spirantizzazione): die Umwandlung von Verschlusslauten in Reibelaute ([b] > [v]), z.B. lat. HABERE > it. avere.

95 Phonetischer Wandel Die Veränderung von Segmenten
Triphthongierung: die Entstehung von drei vokalischen Elementen aus einem Vokal ([o] > [wi]), z.B. lat. BOVES > it. buoi. Velarisierung (it. velarizzazione): die Erzeugung von velaren Konsonanten oder Vokalen aus nicht velaren ([e] > [o]), z.B: lat. DEBERE > it. dovere.

96 Phonetischer Wandel Die Tilgung von Segmenten
Aphärese (it. aferesi): die Tilgung eines Lautes oder einer Lautgruppe am Wortanfang, z.B. lat. ECCLESIAM > it. chiesa. Apokope (it. apocope): die Tilgung eines Lautes am Wortende, z.B. lat. FELICITATEM > alttosk. felicitade > it. felicità. Synkope (it. sincope): die Ausfall von Lauten im Wortinneren, z.B. lat. FRIGIDU(M) > *FRIGDU.

97 Phonetischer Wandel Die Hinzufügung von Segmenten
Anaptyxe (it. anaptissi oder epentesi vocalica): der Einschub eines Vokals in eine Konsonantengruppe (z.B. frz. flèche > siz. filiccia). Epenthese (it. epentesi): der Einschub eines Konsonanten zwischen zwei Vokale, z.B. RUINAM > it. rovina. Epithese (it. epitesi): die Anhängung eines Vokals an das Wortende, z.B. lat. SUM > it. sono. Pro(s)these (it. prostesi): die Voranstellung eines etymologisch nicht begründbaren Vokals, z.B. per scherzo > tosk. per ischerzo.

98 Phonetischer Wandel Die Umstellung von Segmenten
Metathese (it. metatesi): die Lautumstellung ([-er] > [-re]), z.B. lat. SEMPER > it. sempre; lat. CASTRATUM > siz. crastatu.


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