Präsentation herunterladen
Veröffentlicht von:Feirefiz Achziger Geändert vor über 10 Jahren
1
Langfristige Nichterwerbstätigkeit und Sozialleistungsbezug im europäischen Vergleich
IWH/IAB Workshop zur Arbeitsmarktpolitik: Langzeitleistungsbezug und – arbeitslosigkeit: Ursachen, Konsequenzen, Auswege Halle, 1. Oktober 2014 Regina Konle-Seidl Thomas Rhein Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
2
Einführung Andauernd hohe Empfängerzahlen von Langzeitleistungsbezug (in Deutschland: in der Grundsicherung) generelles Kennzeichen entwickelter Wohlfahrtsstaaten? Bisherige Forschungsergebnisse für einzelne Länder zeigen Bedeutung institutioneller Regelungen sowie Substitutionsbeziehungen zwischen verschiedenen Zweigen der sozialen Sicherung: OECD (2014=: In Germany, the largely unchanged number of recipients during a period of falling unemployment suggests that reducing safety-net beneficiary numbers can be difficult. Von den erwerbsfähigen Leistungsberechtigten(eLb) waren im März2014mehr als zwei Drittel in den vergangenen 24Monaten mindestens 21Monate hilfebedürftigund damitLangzeitleistungsbezieher(LZB).ÜberdurchschnittlicheAnteile vonarbeitsloseneLbimLangzeitleistungsbezugweiseninsbesondere Haushalte von Alleinerziehenden aber auch Paar-Haushalte mit Kindern auf.
3
Literatur Institutionelle Variablen (Großzügigkeit, Zugangsbedingungen) entscheidend für Zu-bzw. Abnahme der Zahl von DI-Leistungsbeziehern Autor and Duggan 2010, Burkhauser and Daly 2011, 2012, Börsch-Supan et al , 2011, OECD 2010 Substitutionsbeziehungen (kommunizierende Röhren) zwischen verschiedenen sozialen Sicherungssystemen Bsp: GB – Restart 1987, Rückgang der LZA bei gleichzeitig starkem Anstieg der DI-Bezieher DI als (großzügiges) Absicherungssystem für “verdeckte” Langzeitarbeitslose Bsp.: NL - ¼ der Neuzugänge in Erwerbsunfähigkeit zwischen 1993 und verdeckte Erwerbslose (Koning/van Vuuren 2010) skill-biased technological changes combined with globalisation pressures have had negative effects on the employment opportunities of low-skilled workers, including many workers with health problems or disability the employment opportunities of low-skilled workers Structural changes in the economy including the declining job and wage prospects for low-skilled workers also have made disability benefits more attractive as means of long-term income supportInstitutionelle Variablen 75% der internationalen Querschnittsvariation Beträchtliche Länderunterschiede J in (Altergruppe J) können nicht durch Gesundheitsunterschiede oder Demographie erklärt werden; Institutionelle Variablen 75% der internationalen Querschnittsvariation
4
Sozialleistungsbezieher im Ländervergleich, 2012 Anteil an der erwerbsfähigen Bevölkerung 15-64 J
Quelle:
5
Ausmaß des Langzeit-Leistungsbezugs
Wegen der Substitutionsbeziehungen darf aussagefähiger Ländervergleich sich nicht auf eine Leistungsart beschränken. Hypothese: Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme determinieren länderspezifische Unterschiede … und führen zu relativ starken Länderunterschieden in individueller Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu sein, gegenüber einen anderen Nicht-Erwerbstätigkeitsstatus einzunehmen OECD (2014=: In Germany, the largely unchanged number of recipients during a period of falling unemployment suggests that reducing safety-net beneficiary numbers can be difficult. Von den erwerbsfähigen Leistungsberechtigten(eLb) waren im März2014mehr als zwei Drittel in den vergangenen 24Monaten mindestens 21Monate hilfebedürftigund damitLangzeitleistungsbezieher(LZB).ÜberdurchschnittlicheAnteile vonarbeitsloseneLbimLangzeitleistungsbezugweiseninsbesondere Haushalte von Alleinerziehenden aber auch Paar-Haushalte mit Kindern auf.
6
Ländervergleich: Ausmaß des Leistungsbezug von Langzeit-Nichterwerbstätigen im Ländervergleich Zusammenhang mit der Konjunktur-/Wirtschaftsentwicklung Soziale / materielle Lage von Langzeit-Leistungsbeziehern Einfluss individueller Merkmale und des Haushaltskontexts auf den Langzeit-Leistungsbezug Art des Leistungsbezugs im Ländervergleich. Einfluss institutioneller Variablen
7
Empirische Analyse Beschränkt sich auf Personen im Haupterwerbsalter (25-54) Datengrundlage: EU-SILC (Survey on Income and Living Conditions), jährliche Erhebung bei Haushalten und Individuen in den 28 EU-Ländern sowie CH und NO. Querschnittsdaten für die Jahre 2007 und 2011. Einschränkung: Daten erlauben keine exakte Erfassung von Langzeit-Leistungsbezug nach der in Deutschland (BA) üblichen Definition, wohl aber eine Approximation Definitionen: Leistungsbezieher = Person, die ihren Lebensunterhalt im vergangenen Jahr überwiegend aus Arbeitslosenunterstützung / Leistungen wg. Erwerbsunfähigkeit oder Krankheit / „Sozialhilfe“ bestritten hat Langzeit-nichterwerbstätiger Leistungsbezieher = Leistungsbezieher, der seit mehr als einem Jahr nicht erwerbstätig ist 2011 = letztes verfügbares Jahr, erhoben Weitgehend harmonisierte Daten zu Einkommen und Erwerbstätigkeit
8
Ergebnisse Gut 2/3 aller Leistungsbezieher in der EU sind Langzeit-nichterwerbstätig (DE:70%). Nur 13% (DE: 11%) sind durchgängig erwerbstätig (aber: >30% in SE) Anteil der langzeit-nichterwerbstätigen Leistungsbezieher an der Gesamtbevölkerung 25-54: Kommentar: Anteil liegt im Durchschnitt von 26 Ländern bei 4,5 Prozent (2011). Besonders hoch ist er in skandinavischen Ländern (Ausnahme: SE), Spanien, Großbritannien und den Niederlanden, aber auch in Deutschland liegt er mit 6 Prozent über dem Durchschnitt. Tendenziell eher niedrig ist der Anteil in süd- und osteuropäischen Ländern (Ausnahme: LT) Seit 2007 (vor Beginn der Finanz- und Schuldenkrise) hat der Anteil in der Mehrzahl der Länder zugenommen, am stärksten in Spanien und den anderen erstgenannten Ländern, nicht hingegen in Deutschland. In Griechenland, dem Land mit dem stärksten BIP- und Beschäftigungseinbruch, blieb der Anstieg bemerkenswert moderat.
9
BIP-Entwicklung und Zu-/Abnahme des Anteils der LZ-NE-Leistungsbezieher, 2007-11
2011 = letztes verfügbares Jahr, erhoben Weitgehend harmonisierte Daten zu Einkommen und Erwerbstätigkeit
10
Indikatoren zur sozialen und materiellen Lage, 2011
Mündlich: Armutsrisiko-Schwelle – relative Armut (60-Prozent-Schwelle), deshalb hier nur Länder mit vergleichbarem Einkommensniveau einbezogen. In DE mit 75% am höchsten. Bezieht man auch materielle Deprivation ein, liegt Deutschland immer noch relativ weit vorne.
11
Art des Leistungsbezugs hauptsächliche Transferart in ausgewählten Ländern, 2011
In Deutschland ist der Anteil der Bezieher von Arbeitslosenunterstützung mit 64 Prozent bei weitem am höchsten, gefolgt von Spanien und Finnland. Leistungen wegen Erwerbsunfähigkeit/Krankheit haben in der Mehrzahl der EU-Länder einen Anteil von über 50 Prozent Arbeitslosen-Unterstützung Leistungen wg. Erwerbs-unfähgkeit / Krankheit „Sozialhilfe“ (Social Exclusion) DE 64,0 30,1 5,2 ES 54,5 28,2 16,6 DK 46,9 53,1 0,0 GR 45,1 54,0 0,9 FR 43,1 26,4 28,3 IT 37,5 55,2 6,5 HU 27,1 68,9 4,0 UK 20,6 57,0 20,3 SE 17,4 54,3 27,3 NL 7,9 45,3 46,8 PL 7,3 83,8 9,0 CZ 3,5 75,5 19,1 NO 2,6 88,3 9,1 MEAN 37,1 46,3 15,5 Mündlich: Unschärfen bei der Abgrenzung zwischen Sozialhilfe und Arbeitslosenunterstützung. Sonderfall Niederlande Fast die Hälfte aller europäischen Langzeit-nichterwerbstätigen Leistungsbezieher leben überwiegend von Disability/Sickness-Unterstützung, „nur“ 37 Prozent überwiegend von Arbeitslosenunterstützung und 16 Prozent überwiegend von „Sozialhilfe“ (2011)
12
Wirkung individueller und haushaltsbezogener Variablen (1)
Relevante Faktoren, deren Wirkungsrichtung a priori klar sein dürfte: Qualifikationsniveau und Alter Andere relevante Kontextvariablen: Geschlecht, Haushaltskontext, Migrationsstatus Gesundheitszustand: In EU-SILC lediglich subjektive Selbsteinschätzung erfasst. Problem: länderspezifische Unterschiede der Einschätzung, möglicher „justification bias“, Problem wechselseitiger Kausalität Identifikation der Wirkungen mit Probit-Regression. Abhängige Variable: Wahrscheinlichkeit, zur Gruppe der Langzeit-nichterwerbstätigen Leistungsbezieher zu gehören 2011 = letztes verfügbares Jahr, erhoben Weitgehend harmonisierte Daten zu Einkommen und Erwerbstätigkeit
13
Wirkung individueller und haushaltsbezogener Variablen (2)
DE alle Frau -.0072** -.0018* gering qualifiziert .0696*** .0373*** hoch qualifiziert -.0489*** -.0313*** Alter .0020*** .0011*** HH_Single .0766*** .0487*** HH_Alleinerz .0748*** .0404*** HH_mitKindern -.0134** -.0107*** Migrant -.0037 .0086*** krank .0783*** .1005*** In Deutschland auffällig erhöht: Einfluss des Qualifikationsniveaus (noch stärker allerdings in UK) und des Status Single + Alleinerziehend (auch hier noch stärker in UK). Migrationsstatus hat dagegen keinen signifikanten Einfluss, anders als in den meisten anderen Ländern. Gesundheitsvariable hat starken Einfluss (Ergebnis einer separaten Regression. Analyse von Interaktionseffekten zeigt: Krankheit und Alter, sowie Krankheit und (männliches) Geschlecht sind stark positiv korreliert. Weiter (auf den nächsten Folien): Ergebnisse der Regressionen mit Institutionellen Variablen Koeffizienten und Referenzkategorien erläutern
14
Wirkung institutioneller Faktoren (Probit-Modelle)
alo_condit -.0025 -.0061* alo_search .0073** .0086** alo_monit .0044*** .0027 alo_sanct .0033 .0039* alo_NRR_2011 .0084*** .0117*** dis_coverage -.0104*** .0008 dis_minimum -.0048 dis_full .0039 dis_generos .0079** -.0052** dis_permanence dis_medical .0132*** .0084* dis_vocational -.0065*** .0029* sick_generos .0052* ETQ_25_54_2011 -.0017*** -.0002 -.0028*** Pseudo-R2 0.11 0.10 0.13 N * Abhängige Variable: Wahrscheinlichkeit Langzeit-Leistungsbezug Arbeitslosenunterstützung ** Abhängige Variable: Wahrscheinlichkeit Langzeit-Bezug von Leistungen wegen Erwerbsunfähigkeit / Krankheit. Sample von 18 Ländern: AT, CH, CZ, DE, DK, ES, FI, FR, GR, HU, IT, NL, NO, PL, PT, SE, SK, UK Weitere Kontrollvariablen: Geschlecht, Alter, Qualifikationsniveau, Migrationsstatus, Haushaltskontext. Berechnung der Standardfehler mit der Option "Cluster", da institutionelle Variablen nur zwischen Ländern variieren. Koeffizienten und Referenzkategorien erläutern. Mündlich erläutern: Erstes Modell zeigt Wirkung der Institutionen der Arbeitslosenunterstützung, größtenteils in der erwarteten Richtung. Arbeitsmarktlage (ETQ) hat signifikant (negative) Wirkung, wie zu erwarten. Zweites Modell: zeigt das Gleiche für die Institutionen der Erwerbsunfähigkeit. Hier keine signifikante Wirkung der ETQ, was auch plausibel ist. Drittes Modell: zeigt Substitutionseffekte. Welche Faktoren sind wichtiger: Arbeitsmarktlage oder Institutionen? Vergleich von „Akaike’s and Schwarz’s Bayesian information criteria (AIC and BIC)” deutet darauf hin, dass Institutionen größere Wirkung haben, allerdings nur vorläufige Schlussfolgerung.
15
Fazit Leistungsbezug von Langzeit-Nichterwerbstätigen hoch v.a. (aber nicht nur) in entwickelten Wohlfahrtsstaaten; DE über dem europäischen Durchschnitt Hinweise auf vergleichsweise ungünstige soziale/materielle Lage der Betroffenen in Deutschland (eine Folge von Hartz IV?) Einfluss der allgemeinen Arbeitsmarktlage im Querschnitt kaum erkennbar (aber: Arbeitslosigkeit) Im EU-Vergleich dominiert in Deutschand Arbeitslosenunterstützung als Leistungsartdominierende Belege für Relevanz institutioneller Regelungen und von Substitutionseffekten Detailliertere Analyse von Verfestigungstendenzen: Verbleibsdauern bzw. Zu- und Abgänge auf Basis von Individualdaten 2011 = letztes verfügbares Jahr, erhoben Weitgehend harmonisierte Daten zu Einkommen und Erwerbstätigkeit
Ähnliche Präsentationen
© 2025 SlidePlayer.org Inc.
All rights reserved.