Was unterscheidet literarische und nicht-literarische Texte?

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 Präsentation transkript:

Was unterscheidet literarische und nicht-literarische Texte? Achim Geisenhanslüke, Georg Mein: Schriftkultur und Schwellenkunde. Bielefeld: Trancript, 2008 Victor W. Turner (1964): Betwixt and Between: The Liminal Period in Rites de Passage. drei Phasen: die Trennungs-, die Schwellen- und die Angliederungsphase. Liminalität kann man am Beispiel von Initiationsriten erklären. Die Individuen befinden sich in einem mehrdeutigen Zustand und besitzen weder Eigenschaften ihres vorherigen Zustandes noch welche des zukünftigen – sie sind „betwixt and between“.

Was unterscheidet literarische und nicht-literarische Texte? Sokrates hatte sich am Morgen der Schlacht so gut wie möglich auf das blutige Geschäft vorbereitet, indem er Zwiebeln kaute, was nach Ansicht der Soldaten Mut erzeugte [...]. Leider verspürte er keine eigentliche Wirkung, jedenfalls keine sofortige, und so trottete er düster in einer Abteilung von Schwertkämpfern, die im Gänsemarsch in ihre Stellung auf irgendeinem Stoppelfeld einrückte. Hinter und vor ihm stolperten Athener Jungens aus den Vorstädten, die ihn darauf aufmerksam machten, daß die Schilde der Athenischen Zeughäuser für dicke Leute wie ihn zu klein geschnitten seien. Er hatte denselben Gedanken gehabt, nur waren es bei ihm breite Leute gewesen, die durch die lächerlich schmalen Schilde nicht halbwegs gedeckt wurden. [...] Man ließ sich auf den Stoppelboden nieder, und ein Hauptmann wies Sokrates zurecht, weil er versucht hatte, sich auf seinen Schild zu setzen. Mehr als der Anschnauzer selbst beunruhigte ihn die gedämpfte Stimme, mit der er erfolgte. Der Feind schien in der Nähe vermutet zu werden.

Was unterscheidet literarische und nicht-literarische Texte? Alkibiades verkörperte das Gegenteil vom sokratischen Ideal der Einfachheit und Geradlinigkeit: Er lebte verschwenderisch und hatte keinerlei Prinzipien. Doch wann immer er Sokrates traf, spiegelte er die Ernsthaftigkeit des älteren Mannes wider, aß einfach, begleitete Sokrates auf langen Spaziergängen, sprach nur über Philosophie und Tugenden. Sokrates ließ sich nicht vollständig täuschen — Alkibiades‘ anderes Leben war ihm nicht unbekannt. Doch das machte ihn nur anfälliger für eine schmeichelhafte Logik: Nur in meiner Gegenwart, meinte er, unterwirft sich dieser Mann dem Einfluß der Tugend, nur ich habe diese Macht über ihn. Dieses Gefühl betörte Sokrates, und er wurde zum glühendsten Verehrer und Verfechter von Alkibiades. Einmal riskierte er sogar sein Leben, um den jungen Mann aus einer Schlacht zu retten.

Was unterscheidet literarische und nicht-literarische Texte? http://www.physiologus.de/alkib.htm Brechts Kalendergeschichte Der verwundete Sokrates Humor persifliert hochgehaltene Werte von Ehre und Vaterland. http://www.xlibris.de/Autoren/Bre cht/Werke/Der%20verwundet e%20Sokrates http://www.litde.com/voraussetz ungen-und-grundfragen-der- literaturwissenschaft/fiktionalit t-und-poetizitt/vorlufige- begriffsbestimmung.php

Ausnahmen Gibt es nichtfiktionale Literatur und nichtliterarische Fiktionen?

philosophische Lehrdialoge eine um das Jahr 1260 auf altfranzösich geschriebene Quelle, den Livre de Sidrac – la fontaine de toutes sciences („Die Quelle allen Wissens“). Die historischen Ereignisse werden in heilsgeschichtlichem Rahmen zwischen der Erschaffung der Welt und ihrem Ende gedeutet, werden als Vorboten der nahen Endzeit interpretiert.

Tagebuchaufzeichnungen von Dichtern, Briefe, manche Autobiographien keine erfundenen Figuren, Gegenstände, Ereignisse: Arthur Schnitzler, der 17-jährige Medizinstudent im November 1879, beginnt seine Tagebuchaufzeichnungen: Abends. Ich war und bin elend gestimmt, unzufrieden mit allem & jedem. Auch mit mir. Mit einem Mal (oho!) ist mir die Liebe Fanys nicht glühend genug. Bin ich verrückt? … 1923: „Hans Müller im gleichen Coupé, er fand, ich sei eigentlich nicht genug berühmt. Ich sagte: über Gebühr, aber nicht bekannt genug.“ nach G. (angemessen): seine Arbeit wird nach G. bezahlt; über G. (mehr als nötig, übertrieben)

fiktional (fikční) und fiktiv Bedeutet der Terminus „fiktional“ eine bestimmte Darstellungsweise, bei der das Dargestellte nicht existiert, oder eine bestimmte Existenzweise von Gegenständen (im formalen Sinne), die in der realen Welt nicht existieren? Es gibt Texte , die wir heute als fiktional betrachten, die früher jedoch als Sachtexte angesehen wurden: z. B. Physiologus, eine frühchristliche Naturlehre in griechischer Sprache über reale oder fabelhafte Tiere, auch über einen Baum und einige Steine.

Lückentest ........................... Gegenstände sind beispielsweise alle jene uns vertrauten Gestalten aus ................................. Texten wie etwa Don Quijote, Sherlock Holmes, Josef K., aber auch Gegenstände wie jenes Bartbecken, das Don Quijote fälschlicherweise für Mambrinos Helm hält.

Signale der Fiktionalität Gattungsbezeichnungen auf dem Titelblatt, Paratexte: Widmung, formelle Klageabwehr (auch ironischer Art), Motto, Vor- oder Nachwort Eine Sonderform der Paratexte sind Epitexte:Interviews, Briefe und Tagebucheintragungen des Autors, Autorenporträts oder Texte der Verlagswerbung. interne Inkohärenz

ein Satz, der nur infiktionalen Texten denkbar ist »Morgen war Weihnachten.« »Aber am Vormittag hatte sie den Baum zu putzen. Morgen war Weihnachten.« Käte Hamburger: »Logik der Dichtung« (1957) Das epische Präteritum zeige nicht Vergangenheit an, sondern lediglich die Fiktionalität eines Textes. Alice Berend: »Die Bräutigame der Babette Bomber­ling« (S. Fischer 1915, Neuauflage bei AvivA 1998, Volltext im Projekt Gutenberg).

Abweichungspoetik Viktor Šklovskij »das Verfahren der Kunst« als das »Verfahren der >Verfremdung< der Dinge« als »Verfahren der erschwerten Form«, »das die Schwierigkeit und Länge der Wahrnehmung steigert, denn der Wahrnehmungsprozeß ist in der Kunst Selbstzweck und muß verlängert werden« »Dichterische Sprache« als eine »schwierige, erschwerte, gebremste Sprache«

Roman Jakobson: Linguistik und Poetik (1960) Die poetische Funktion als "Zentrierung auf die Sprache um ihrer selbst willen" (S. 151) "Die poetische Funktion überträgt das Prinzip der Äquivalenz von der Achse der Selektion auf die Achse der Kombination." (S. 153) In anderen Worten: Während Sprecher einer Sprache gewöhnlich zwischen solchen Wörtern wählen müssen, die sich in ihrer Lautung, Bedeutung oder ihrer syntaktischen Funktion ähneln, aber aufgrund der jeweils anderen Kriterien doch unterscheidbar sind, werden diese Wörter in der Literatur (eigentlich: in der gebundenen Rede der Lyrik) hintereinander verwendet (prominentes Beispiel ist der Reim). http://akira.ruc.dk/~new/Ret_og_Rigtigt/Jakobson_Eks_15_F12.pdf Joan and Margery / Jana a Magdaléna the horrible Harry / darebák Darek I like Ike

Institutionelle Theorien der Kunst Fontaine (Quelle), 1917/1964 (das Original von 1917 ging verloren) Replik von Duchamps Fountain im Musée Maillol, Paris Ein Urinal, umg. Pinkelbecken „Springbrunnen“, „Trinkbrunnen“, „Wasserbehälter“, aber auch „Herkunft“, „Ursprung“ oder „Urquelle“

Ready-mades alltäglicher Gegenstand, der vom Künstler zum Kunstwerk erhoben wird.

LUDWIG MÜLLER WENAUER BLANKENBURG Peter Handkes Gedicht »Die Aufstellung des 1. FC Nürnberg vom 27.1.1968« Peter Handke, Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt, Frankfurt a. M. 1969, S. 59. WABRA LEUPOLD POPP LUDWIG MÜLLER WENAUER BLANKENBURG STAREK STREHL BRUNGS HEINZ MÜLLER VOLKERT Spielbeginn: 15 Uhr

Arthur C. Danto Ein Kunstwerk ist das, was vom Künstler als solches definiert wurde und in einem entsprechenden institutionellen Rahmen (etwa einem Museum oder einer Ausstellung) als solches präsentiert wird. Es macht einen Unterschied, ob eine beliebige Person Brillo-Schachteln ausstellt oder Fotoserien von Campbels Suppendosen macht oder aber´Andy Warhol - obwohl die handwerklichen Fähigkeiten dazu in der Tat jeder besitzt.