Gesundheitliche Folgen von h ä uslicher Gewalt. Was interessiert wen? Beispiel ÄrztInnen  22% aller Frauen erleiden im Laufe ihres Lebens Gewalt in einer.

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 Präsentation transkript:

Gesundheitliche Folgen von h ä uslicher Gewalt

Was interessiert wen? Beispiel ÄrztInnen  22% aller Frauen erleiden im Laufe ihres Lebens Gewalt in einer Ausprägung, die Folgen für ihre Gesundheit hat (Hagemann-White, Bohne 2003)  Sexualisierte Gewalt führt bei 80% der Betroffenen zu psychischen und psychosomatischen Folgebeschwerden (Müller, Schröttle, 2004)  Bei nur 7% der Betroffenen, wurde der Gewalthintergrund durch ärztliches Nachfragen erkannt (Hellbernd, Brzank, Wieners, 2004)  22% aller Frauen erleiden im Laufe ihres Lebens Gewalt in einer Ausprägung, die Folgen für ihre Gesundheit hat (Hagemann-White, Bohne 2003)  Sexualisierte Gewalt führt bei 80% der Betroffenen zu psychischen und psychosomatischen Folgebeschwerden (Müller, Schröttle, 2004)  Bei nur 7% der Betroffenen, wurde der Gewalthintergrund durch ärztliches Nachfragen erkannt (Hellbernd, Brzank, Wieners, 2004) PRO TRAIN Improving Multi-Professional and Health Care Training in Europe

Gesundheitliche Folgen Körperliche und psycho- somatische Folgen  Verletzungen (Hämatome, Schürfwunden, Prellungen, Quetschungen, Frakturen)  Chronische Schmerzen (z.B. Kopf- und Rückenschmerzen)  Magen-Darm-Störungen  Atemwegsbeschwerden Körperliche und psycho- somatische Folgen  Verletzungen (Hämatome, Schürfwunden, Prellungen, Quetschungen, Frakturen)  Chronische Schmerzen (z.B. Kopf- und Rückenschmerzen)  Magen-Darm-Störungen  Atemwegsbeschwerden Psychische Folgen  Depressionen  Posttraumatische Belastungsstörungen  Angst- und Panikattacken  Schlafstörungen, Alpträume  Suizidalität  Selbstverletzendes Verhalten  Essstörungen  Verlust von Selbstachtung und Selbstwertgefühl PRO TRAIN Improving Multi-Professional and Health Care Training in Europe

Gesundheitliche Folgen Folgen für die reproduktive Gesundheit  Vaginale Infektionen  Harnwegsinfekte  Sexuell übertragbare Erkrankungen  HIV/AIDS  Sexualstörungen  Unerwünschte Schwanger- schaften  Früh- oder Fehlgeburten Folgen für die reproduktive Gesundheit  Vaginale Infektionen  Harnwegsinfekte  Sexuell übertragbare Erkrankungen  HIV/AIDS  Sexualstörungen  Unerwünschte Schwanger- schaften  Früh- oder Fehlgeburten Gesundheitsgefährdende Bewältigungsstrategien  Alkohol-, Drogen-, Medikamentenabhängig- keit  Selbstverletzendes Verhalten  Risikoreiches Sexualverhalten PRO TRAIN Improving Multi-Professional and Health Care Training in Europe

 2% - 4% aller Frauen in der Ersten Hilfe/Rettungsambulanz kommen aufgrund akuter Gewaltverletzungen  10% - 12% der Patientinnen von Rettungsstellen haben in den letzten 12 Monaten Gewalt durch den Intimpartner erlitten  Die Lebenszeitprävalenz wird auf 37% - 54% geschätzt  Während der Schwangerschaft erleiden 3% - 8 % aller Frauen Gewalt. (Dearwater 1998, Abbott 1995, CDC 1994, Bacchus 2004)  2% - 4% aller Frauen in der Ersten Hilfe/Rettungsambulanz kommen aufgrund akuter Gewaltverletzungen  10% - 12% der Patientinnen von Rettungsstellen haben in den letzten 12 Monaten Gewalt durch den Intimpartner erlitten  Die Lebenszeitprävalenz wird auf 37% - 54% geschätzt  Während der Schwangerschaft erleiden 3% - 8 % aller Frauen Gewalt. (Dearwater 1998, Abbott 1995, CDC 1994, Bacchus 2004) Prävalenz in der Gesundheitsversorgung PRO TRAIN Improving Multi-Professional and Health Care Training in Europe

S.I.G.N.A.L. Patientinnen-Befragungen Charité CBF – Rettungsstelle (n = 806)  36,6% aller Patientinnen der Rettungsstelle CBF erlitten nach dem 16. Lebensjahr häusliche Gewalt  4,6% berichteten von häuslicher Gewalt im vergangenen Jahr  1,5% der Frauen suchten die Erste Hilfe wegen akuter gewaltverursachter Verletzungen auf  Während der Schwangerschaft hatten 13,5 % der gewaltbetroffenen Frauen häusliche Gewalt erlebt ( Brzank, Hellbernd et al. 2004)  36,6% aller Patientinnen der Rettungsstelle CBF erlitten nach dem 16. Lebensjahr häusliche Gewalt  4,6% berichteten von häuslicher Gewalt im vergangenen Jahr  1,5% der Frauen suchten die Erste Hilfe wegen akuter gewaltverursachter Verletzungen auf  Während der Schwangerschaft hatten 13,5 % der gewaltbetroffenen Frauen häusliche Gewalt erlebt ( Brzank, Hellbernd et al. 2004) PRO TRAIN Improving Multi-Professional and Health Care Training in Europe

S.I.G.N.A.L. Patientinnen-Befragungen Gesundheitliche Folgen von häuslicher Gewalt (n=295) 56,7% der gewaltbetroffenen Frauen nennen gesundheitliche Folgen:  Verletzungen: Hämatome/Prellungen 44%, Frakturen/Rupturen (17,3%), Stich-/Schuss- oder Brandverletzungen (10%)  Beschwerden: gastrointestinale Beschwerden (23%), Kopfschmerzen/Migräne (18%), Herzkreislaufbeschwerden (14%)  Psychische Folgen: Angst/Panikattacken (33%), Depressionen (15%), Selbstverletzendes Verhalten/Suizidversuch (5%) (Brzank, Hellbernd et al. 2004) 56,7% der gewaltbetroffenen Frauen nennen gesundheitliche Folgen:  Verletzungen: Hämatome/Prellungen 44%, Frakturen/Rupturen (17,3%), Stich-/Schuss- oder Brandverletzungen (10%)  Beschwerden: gastrointestinale Beschwerden (23%), Kopfschmerzen/Migräne (18%), Herzkreislaufbeschwerden (14%)  Psychische Folgen: Angst/Panikattacken (33%), Depressionen (15%), Selbstverletzendes Verhalten/Suizidversuch (5%) (Brzank, Hellbernd et al. 2004) PRO TRAIN Improving Multi-Professional and Health Care Training in Europe

Inanspruchnahme von medizinischer/therapeutischer Behandlung Frauen, die von gesundheitlichen Folgen aufgrund von körperlicher oder sexueller Gewalt berichteten, nahmen zu:  52,4% eine Versorgungseinrichtung 35,2% eine niedergelassene Praxis 23,5% eine Notfallambulanz 10,3% eine stationäre Behandlung in Anspruch  11,7% suchten zwei oder mehr Versorgungseinrichtungen auf Frauen, die von gesundheitlichen Folgen aufgrund von körperlicher oder sexueller Gewalt berichteten, nahmen zu:  52,4% eine Versorgungseinrichtung 35,2% eine niedergelassene Praxis 23,5% eine Notfallambulanz 10,3% eine stationäre Behandlung in Anspruch  11,7% suchten zwei oder mehr Versorgungseinrichtungen auf PRO TRAIN Improving Multi-Professional and Health Care Training in Europe

Warnzeichen für Häusliche Gewalt „red flags“  chronische Beschwerden, die keine offensichtliche physische Ursachen haben  Verletzungen, die nicht mit der Erklärung, wie sie entstanden sind, übereinstimmen  Verschiedene Verletzungen in unterschiedlichem Heilungsstadium  Partner, der übermäßig aufmerksam ist, kontrolliert und nicht von der Seite der Frau weichen will  chronische Beschwerden, die keine offensichtliche physische Ursachen haben  Verletzungen, die nicht mit der Erklärung, wie sie entstanden sind, übereinstimmen  Verschiedene Verletzungen in unterschiedlichem Heilungsstadium  Partner, der übermäßig aufmerksam ist, kontrolliert und nicht von der Seite der Frau weichen will PRO TRAIN Improving Multi-Professional and Health Care Training in Europe

„Red flags“  physische Verletzungen während der Schwangerschaft  spätes Beginnen der Schwangerschaftsvorsorge  häufige Fehlgeburten  häufige Suizidversuche und -gedanken  Verzögerungen zwischen Zeitpunkt der Verletzung und Aufsuchen der Behandlung  chronische reizbare Darmstörungen  chronische Beckenschmerzen (Heise et al. 2002)  physische Verletzungen während der Schwangerschaft  spätes Beginnen der Schwangerschaftsvorsorge  häufige Fehlgeburten  häufige Suizidversuche und -gedanken  Verzögerungen zwischen Zeitpunkt der Verletzung und Aufsuchen der Behandlung  chronische reizbare Darmstörungen  chronische Beckenschmerzen (Heise et al. 2002) PRO TRAIN Improving Multi-Professional and Health Care Training in Europe

WHO Bericht zu Gewalt und Gesundheit  Auswirkung der Misshandlung kann länger andauern, auch wenn die Misshandlungen selbst bereits beendet sind  Wirkung auf die physische und mentale Gesundheit der Frauen verstärkt sich mit der Schwere der Misshandlung  Verschiedene Gewaltformen und multiple Gewaltepisoden wirken im zeitlichen Verlauf kumulativ (Krug/Dahlberg et al. 2002)  Auswirkung der Misshandlung kann länger andauern, auch wenn die Misshandlungen selbst bereits beendet sind  Wirkung auf die physische und mentale Gesundheit der Frauen verstärkt sich mit der Schwere der Misshandlung  Verschiedene Gewaltformen und multiple Gewaltepisoden wirken im zeitlichen Verlauf kumulativ (Krug/Dahlberg et al. 2002) PRO TRAIN Improving Multi-Professional and Health Care Training in Europe

KonsequenzenKonsequenzen  Es gibt keinen Bereich von Gesundheitsproblemen, für den eine relevante Vorgeschichte von Gewalt ausgeschlossen werden kann (Hagemann- White, 2003)  Es ist nicht die Frage, OB Sie als Ärztin Kontakt zu gewaltbetroffenen Frauen haben, es ist lediglich die Frage, WIE Sie diesen Kontakt gestalten (Steffens, Stolte 2004)  Es gibt keinen Bereich von Gesundheitsproblemen, für den eine relevante Vorgeschichte von Gewalt ausgeschlossen werden kann (Hagemann- White, 2003)  Es ist nicht die Frage, OB Sie als Ärztin Kontakt zu gewaltbetroffenen Frauen haben, es ist lediglich die Frage, WIE Sie diesen Kontakt gestalten (Steffens, Stolte 2004) PRO TRAIN Improving Multi-Professional and Health Care Training in Europe