EK Produktion & Logistik

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Erstellen von Raumgrundrissen mit Vorlagen
Advertisements

Was ist CONWIP ? Dt. „Konstanter Umlaufbestand in der Fertigung“
Christian Scheideler SS 2009
Punkt-in-Polygon-Verfahren III (R/R+-Baum)
PC-Senioren Ludwigsburg
28. Juli 2011 Richard Kuttenreich1. 2 Betriebsmanagement Richard Kuttenreich SS 2013 Lehrmodul: Teil III Produktionsplanung und Steuerung – PPS / ERP.
Motivation Bisher: Codes mit möglichst kurzer Codelänge.
Rekursion: Rekurrenz: Algorithmen rufen sich selbst (rekursiv) auf.
Eine dynamische Menge, die diese Operationen unterstützt,
Vorlesung Programmieren II
Datenstrukturen, Algorithmen und Programmierung 2 (DAP2)
-17 Konjunkturerwartung Europa September 2013 Indikator > +20 Indikator 0 a +20 Indikator 0 a -20 Indikator < -20 Europäische Union gesamt: +6 Indikator.
Systeme 1 Kapitel 5 Scheduling WS 2009/10.
Heuristiken für komplexe
Algorithmentheorie 6 – Greedy-Verfahren
Prof. Dr. S. Albers Prof. Dr. Th. Ottmann
Prof. Dr. S. Albers Prof. Dr. Th. Ottmann
Vorlesung Informatik 2 Algorithmen und Datenstrukturen (27 – Kürzeste Wege) Prof. Th. Ottmann.
Algorithmentheorie 7 – Bin Packing
Die Beschreibung der Insula Ostia in XML
Tricks mit Zahlen. Kapitel 2 © Beutelspacher Mai 2004 Seite 2 Idee / Aufgaben In jeder Woche stelle ich Ihnen einen Zaubertrick mit Zahlen vor. Ihre Aufgaben:
Grundkurs Theoretische Informatik, Folie 2.1 © 2006 G. Vossen,K.-U. Witt Grundkurs Theoretische Informatik Kapitel 2 Gottfried Vossen Kurt-Ulrich Witt.
Wir suchen ‘ mit m = m    ‘ c  ‘ mod 26
Der Simplexalgorithmus
Datenmanagement in Sensornetzen PRESTO - Feedback gesteuertes Datenmanagement - SS 2007 Sören Wenzlaff.
Heute: Scherenzange zeichnen
Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 2 Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 3.
Kakuro Regeln und Strategien
Gebäudeverschneidung 4
DG1 – Sichtbarkeit Aufgabenstellung: Bei einem Pyramidenschnitt soll die Sichtbarkeit festgestellt werden.
20:00.
EK Produktion & Logistik
EK Produktion & Logistik
Kopfrechnen Logisch 4 Seite 52 Start. 1 Wie viel fehlt bis zu 1 h? 43 min.
Materialien zum Informatikunterricht (Pohlig-Häberle)
EK Produktion & Logistik
EK Produktion & Logistik
LS 2 / Informatik Datenstrukturen, Algorithmen und Programmierung 2 (DAP2)
Computational Thinking Suchen und Sortieren [Ordnung muss sein…]
Operations Research Rundreiseaufgaben Marc Schwärzli SS 2011.
Der Mond Warum ist das so?
Computational Thinking Online Algorithmen [Was ist es wert, die Zukunft zu kennen?] Kurt Mehlhorn Konstantinos Panagiotou.
EK Produktion & Logistik
EK Produktion & Logistik
Effiziente Algorithmen Hartmut Klauck Universität Frankfurt SS
Hartmut Klauck Universität Frankfurt SS
Information und Kommunikation
EK Produktion & Logistik
EK Produktion & Logistik
EK Produktion & Logistik
Publikation auf Knopfdruck Judith Riegelnig Michael Grüebler 19. Oktober 2010 / Statistiktage Neuenburg.
PROCAM Score Alter (Jahre)
Vorlesung Mai 2000 Konstruktion des Voronoi-Diagramms II
Großer Altersunterschied bei Paaren fällt nicht auf!
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
bgFEM04 Federn FEM: exakte Lösung - Näherungslösung Scheibe Einführung
Analyseprodukte numerischer Modelle
Schutzvermerk nach DIN 34 beachten 20/05/14 Seite 1 Grundlagen XSoft Lösung :Logische Grundschaltung IEC-Grundlagen und logische Verknüpfungen.
Lernprogramm : „Quadratische Funktionen“ von W. Liebisch
Analyse der Laufzeit von Algorithmen
EK Produktion & Logistik
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Monatsbericht Ausgleichsenergiemarkt Gas – Oktober
Kapitel 6 PPS-Planungskonzept.
Hauptproduktionsprogrammplanung (MPS)
Programmiersprachen II Fortsetzung Datenstrukturen Balancierte Bäume 3 Prof. Dr. Reiner Güttler Fachbereich GIS HTW.
Programmiersprachen II Fortsetzung Datenstrukturen Balancierte Bäume 1 Prof. Dr. Reiner Güttler Fachbereich GIS HTW.
Flexibles Job-Shop Scheduling in einer Glasfabrik
Kapitel 7 PPS-Planungskonzept.
Produktionssteuerung
 Präsentation transkript:

EK Produktion & Logistik Kapitel 10 Produktionssteuerung PPS SS 2011 EK Produktion & Logistik

EK Produktion & Logistik 10.1 Auftragsfreigabe I Dilemma der Ablaufplanung: Maximierung der Kapazitätsauslastung vs. Minimierung der mittleren Durchlaufzeit (konkurrierende Ziele) viele freigegebene Aufträge  Maschinen gut ausgelastet – kaum Leerzeiten  aber lange Wartezeiten vor Engpassmaschinen  große Durchlaufzeiten (= Zeit von Auftragsfreigabe bis Fertigstellung des Auftrags) wenige freigegebene Aufträge  kürzere Durchlaufzeiten  aber Verringerung der Kapazitätsauslastung im System SS 2011 EK Produktion & Logistik

EK Produktion & Logistik Auftragsfreigabe II Ein Ausgleich zwischen den beiden konfliktären Zielen kann durch intelligente Produktionssteuerung zumindest teilweise erreicht werden! d.h. Ziel ist Erzielung einer akzeptable Durchlaufzeit ohne allzu hohen Bestand an halbfertigen, angearbeiteten Aufträgen (WIP = work in process) ohne einer allzu hohen Senkung der Kapazitätsauslastung Auftragsfreigabe (wann soll mit den einzelnen Aufträgen begonnen werden?) Maschinenbelegung (Reihenfolge der freigegebenen Aufträge auf den einzelnen Maschinen) SS 2011 EK Produktion & Logistik

Durchlaufzeiten-Syndrom Grund für der Notwendigkeit gezielter Auftragsfreigabe: Durchlaufzeiten-Syndrom Ausgangspunkt sind geschätzte, auf Erfahrungswerten beruhende Durchlaufzeiten Um Schwankungen auszugleichen, werden sie um Sicherheitszuschläge erhöht. Fertigungsaufträge werden früher als notwendig freigegeben Wartezeiten  die zu beobachtenden Durchlaufzeiten steigen an Schätzwerte für Durchlaufzeiten werden nach oben korrigiert Fertigungsaufträge werden noch früher freigegeben, etc. SS 2011 EK Produktion & Logistik

EK Produktion & Logistik Auftragsfreigabe III Durchlaufzeiten-Syndrom  Schätzwerte für Durchlaufzeiten werden immer weiter nach oben korrigiert  lange Durchlaufzeiten Ausweg: systematische Auftragsfreigabe wann soll mit den einzelnen Aufträgen begonnen werden? Idee der Auftragsfreigabe: nur dann einen neuen Auftrag freigeben, wenn es die Gesamtbelastung des Systems zulässt SS 2011 EK Produktion & Logistik

Verschiedene Systeme der Auftragsfreigabe CONWIP-System (CONWIP = CONstant Work In Process): einfach in US-Literatur und Praxis beliebt Anzahl der halbfertigen Aufträge wird konstant gehalten ein neuer Auftrag wird genau dann freigegeben, wenn ein anderer fertig geworden ist belastungsorientierte Auftragsfreigabe (BOA, BORA): komplizierter im deutschen Sprachraum ein neuer Auftrag ist freizugeben, wenn die zulässige Belastung (die Warteschlangenlänge an Aufträgen vor dieser Maschine) bei allen dafür benötigten Maschinen nicht überschritten wird SS 2011 EK Produktion & Logistik

EK Produktion & Logistik 10.2 Maschinenbelegung es wird bestimmt, in welcher Reihenfolge die freigegebenen Aufträge auf den einzelnen Maschinen zu bearbeiten sind diverse Zielsetzungen sinnvoll – Beispiele: Minimiere die Summe aller Verspätungen V, Minimiere die Zykluszeit (bis alle Aufträge fertig sind) Z, Minimiere die durchschnittliche Durchlaufzeit der Aufträge D.  Zielsetzungen sind oft gegenläufig, d.h., eine Lösung, die bzgl. der einen Zielsetzung gut ist, ist bzgl. einer anderen Zielsetzung eher schlecht SS 2011 EK Produktion & Logistik

10.2.1 Maschinenbelegung auf einer Maschine Maschinenbelegung auf einer Maschine ist einfach Viele Zielsetzungen lassen sich durch einfache Prioritätsregeln exakt lösen (Optimalität der Lösung gesichert)! Beispiele: Minimierung der maximalen Verspätung Minimierung der Zykluszeit Z Minimierung der durchschnittlichen Durchlaufzeit der Aufträge D SS 2011 EK Produktion & Logistik

Minimierung der maximalen Verspätung - Beispiel EDD-Regel (earliest due date) due date = gewünschter Fertigstellungszeitpunkt Einfache Grundidee: Priorität hat jener Auftrag, der als erster fertig sein soll Auftrag (job) Bearbeitungszeit (processing time) Gewünschter Fertigstellungs- zeitpunkt (due date) Rang Fertigstellungs­ = Durchlaufzeit Verspätung (tardiness) A 6 8 B 2 C 18 D 3 15 E 7 21 2. 8 - 1. 2 - 4. 19 1 3. 11 - 5. 26 5 Fertigstellungszeitpunkte? Verspätung? Optimale Reihenfolge: B  A  D  C  E SS 2011 EK Produktion & Logistik

Beispiel - Gantt-Diagramm C E 2 6 8 8 11 19 26 15 18 21 V = maximale Verspätung = 5 D = durchschnittliche Durchlaufzeit = (8+2+19+11+26)/5 = 13, 2 Durchlaufzeit = Fertigstellungszeitpunkt - Freigabezeitpunkt Durchlaufzeit (flow time) Fertigstellungszeitpunkt (completion time) Freigabezeitpunkt (release date) … hier als 0 angenommen Zykluszeit SS 2011 EK Produktion & Logistik

Ausblick: Andere terminorientierte Ziele Minimierung der Summe aller Verspätungen (total tardiness) im vorigen Beispiel: total tardiness = 1 + 5 = 6 Minimierung der Anzahl verspäteter Aufträge im vorigen Beispiel: Anzahl verspäteter Aufträge = 2 EDD-Regel liefert meist auch bezüglich dieser Ziele gute Lösungen ist aber dort nur eine Heuristik für exakte Lösung andere Lösungsmethoden erforderlich (siehe VK Produktion und Logistik bzw KFK) SS 2011 EK Produktion & Logistik

Minimierung der Zykluszeit Z Zykluszeit (makespan)= maximaler Fertigstellungszeitpunkt aller Aufträge Bei Einmaschinenproblem: Jede zulässige Lösung, wo es keine Leerzeiten zwischen den Aufträgen gibt, ist optimal Obiges Beispiel: Z ist immer 26, wenn keine Leerzeiten gelassen werden! SS 2011 EK Produktion & Logistik

Beispiel - Minimierung der durchschnittlichen Durchlaufzeit Optimale Lösung wird durch SPT-Regel (shortest processing time, KOZ = kürzeste Operations-Zeit) bestimmt (exakt, keine Heuristik) Auftrag (job) Bearbeitungszeit (processing time) Rang Gewünschter Fertigstellungs- zeitpunkt (due date) Fertigstellungs­ Verspätung (tardiness) A 6 8 B 2 C 18 D 3 15 E 7 21 3. 11 3 1. 2 - 5. 26 8 2. 5 - 4. 18 - Fertigstellungszeitpunkte? Verspätung? Optimale Reihenfolge: B  D  A  E  C SS 2011 EK Produktion & Logistik

Beispiel - Gantt-Diagramm C 2 5 11 18 26 V = maximale Verspätung = 8 ( > 5 bei EDD) D = durchschnittliche Durchlaufzeit = (11+2+26+5+18)/5 = 12,4 ( < 13,2) Gleichzeitige Minimierung der maximalen Verspätung und der durchschnittlichen Durchlaufzeit ist nicht möglich SS 2011 EK Produktion & Logistik

10.2.2 Maschinenbelegung auf mehreren Maschinen Jeder Auftrag muss auf mehreren Maschinen bearbeitet werden Viel schwieriger  Oft Verwendung von verschiedenen Prioritätsregeln (hier meist nur Heuristiken), z.B. SPT: shortest processing time (KOZ) ist meist gut bzgl. durchschnittlicher Durchlaufzeit D (war optimal bei einer Maschine) SRPT: shortest remaining processing time Priorität für jenen Auftrag, wo Restbearbeitungszeit (Summe der Bearbeitungszeiten auf allen verbleibenden Maschinen) minimal ist meist gut bzgl. durchschnittlicher Durchlaufzeit D LPT: longest processing time (LOZ) ist manchmal gut bzgl. Zykluszeit Z EDD: (earliest due date) ist meist gut bei terminorientierten Zielen Critical ratio: Verfeinerung der EDD-Regel (verbleibende Zeit bis due date)/ Restbearbeitungszeit SS 2011 EK Produktion & Logistik

10.2.3 Maschinenbelegung bei zwei Maschinen Bei Maschinenbelegungsproblemen mit zwei Maschinen (und identischer Maschinenfolge aller Aufträge) und der Zielsetzung “minimiere die Zykluszeit” liefert folgendes einfache Verfahren immer die optimale Lösung: Johnson Algorithmus: 1. Suche das kleinste Element der Tabelle der Bearbeitungszeiten. Wenn diese kürzeste Dauer bei Maschine 1 auftritt, ordne den Auftrag vorne an, sonst ordne ihn hinten an. 2. Wenn ein Auftrag angeordnet wurde, streiche ihn aus der Tabelle der Bearbeitungszeiten  Lösung wächst von vorne und hinten beginnend zusammen Beispiel SS 2011 EK Produktion & Logistik

Beispiel - Johnson Algorithmus Es sind 5 Aufträge auf den beiden Arbeitsstationen „Bohrmaschine“ (M1) und „Drehbank“ (M2) zu bearbeiten. Z min! Auftrag M1 M2 Durchlaufzeit (Johnson) Gesamtbear- beitungszeit Durchlaufzeit (SRPT) A 5 2 B 3 6 C 8 4 D 10 7 E 12 2 35 7 7 3 9 9 14 4 33 12 20 29 17 33 7 22 19 45 Optimale Reihenfolge: [     ] B E D C A Durchlaufzeiten? Zykluszeit? SS 2011 EK Produktion & Logistik

Beispiel - Maschinenorientiertes Gantt-Diagramm 3 9 10 22 29 33 35 B E D C A B E D C A 3 10 20 28 33 Auftrag B kann auf M2 beginnen, sobald er auf M1 fertig ist (da M2 frei ist) Auftrag E kann auf M2 beginnen, sobald er auf M1 fertig ist (da M2 frei ist) Auftrag D kann nicht auf M2 beginnen wenn auf M1 fertig (da M2 belegt) Z = Zykluszeit = 35 ZE D = durchschnittliche Durchlaufzeit = (9+22+29+33+35)/5 = 25,6 SS 2011 EK Produktion & Logistik

EK Produktion & Logistik Beispiel - SRPT-Regel Wir ermitteln nun Vergleichslösung mittels SRPT- Regel Also Ziel: kurze durchschnittliche Durchlaufzeit Reihenfolge: [     ] A B C D E 5 7 8 14 16 20 26 33 45 A B C D E A B C D E 5 8 16 26 33 Z = Zykluszeit = 45 ZE ( > 35 bei Johnson) D = (7+14+20+33+45)/5 = 23,8 ( < 25,6 bei Johnson) SS 2011 EK Produktion & Logistik

Maschinenbelegung bei mehreren Maschinen Gleichzeitige Minimierung der Zykluszeit und der durchschnittlichen Durchlaufzeit ist nicht möglich Es gibt viele konfliktäre Ziele Für jedes Ziel gibt es meist viel verschieden Lösungsverfahren (exakte Verfahren und Heuristiken) Siehe „VK ABWL Produktion und Logistik“ und KFK (OMA, PM) SS 2011 EK Produktion & Logistik

EK Produktion & Logistik Schlußwort Viel Erfolg beim Endtest! Viel Spaß beim VK Produktion und Logistik Auf Wiedersehen in der KFK Schöne Ferien SS 2011 EK Produktion & Logistik