Operante Konditionierung Lüthi Fabienne Pfister Annina Pegoraro Miriam Universität Freiburg (CH) 30.09.2008
Gliederung des Vortrags Begriffsklärung Verstärker Verstärkung Taxonomie der Verstärkertypen Kontinuierliche vs. Intermittierende Quoten- vs. Intervallverstärkung Ein möglicher Verstärkungsplan Verstärkerverlust (Premack- Prinzip) Verstärkerhierarchien Diskussion
Operante Konditionierung Lernmodelle, welche Verhalten aufgrund deren Konsequenzen zu steuern versuchen.
Ansatz von E. Thorndike Gesetz der Auswirkung Verhaltensweisen, die zu einem positiven Effekt (z.B. Belohnung) geführt haben werden gefestigt und in ihrer Auftretenswahrscheinlichkeit erhöht. Die Zuschreibung des Erfolgs auf das zuvor gezeigte Verhalten bewirkt, dass in ähnlichen Situationen von nun an dieses Verhalten mit höherer Wahrscheinlichkeit gezeigt wird.
Ansatz von E. Thorndike Gesetz der Übung Geübte Reaktionen treten mit grösserer Wahrscheinlichkeit wieder auf, wenn eine entsprechende Situation wieder auftritt.
Ansatz von Skinner Verstärker Positive Verstärker Verhaltenskontingenter Stimulus, der die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens zukünftig erhöht/senkt. Positive Verstärker Angenehme, belohnende Stimuli (Beispiele: Lächeln, Zärtlichkeit, Sexualität, Süssigkeiten) Darbietung erhöht Auftretenswahrscheinlichkeit einer Verhaltensklasse Folgen von Verhaltensweisen Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Reaktion zentral.
Ansatz von Skinner Negative Verstärker Aversive Reize wie Tadel, Schmerz, Schläge, Geldbussen, Hitze Darbietung führt zur Abnahme der Auftretenswahrscheinlichkeit.
Intrinsische Verstärker Extrinsische Verstärker Selbstverstärkung
Verstärkung Prozess der Darbietung / Entfernung eines Reizes Positive Verstärkung Darbietung eines angenehmen Reizes. Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit. (Lob/Belohnung) Negative Verstärkung Entfernung eines aversiven Reizes. Ebenfalls Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit. Zeigt erstmals den Zusammenhang von Verhalten und seinen Konsequenzen Lernen gekennzeichnet durch „Versuch und Irrtum“ Erklärung des Lernens, auf der Grundlage des Erlebens von Assoziationen Das Gesetz der Übung beinhaltet zwei Aussagen Die Annahme, dass der BEgrauch einer Verknüpfung durch Übung und deren Stärke steigert Dass der Nicht-Gebrauch (Unterlassen der Übung) zu einer Schwächung oder einem Vergessen dieser Verbindung führt. Beispiel: Kind spielt schön, keine Aufmerksamkeit, keine Belohnung, keine Verstärkung Kind hört auf schön zu spielen, weil es nicht verstärkt wurde. Zeigt dysfunktionales Verhalten, welches durch Bestrafung und Aufmerksamkeit verstärkt wird Man sollte allgemein mehr belohnen. Wenn wir kein informatives Feedback auf Verhaltensweisen erhalten, erhält die Übung keine Verstärkung -> man sollte Kinder immer Feedback geben, wenn sie etwas gutes machen. Bewertung des Ansatzes von Thorndike - kann als Ursprung der behavioristischen Lerntheorie gelten Theorie heute nur begrenzt Anwendung aufgrund ihrer mechanistischen Ausprägung (mechanistische Vorstellung bezüglich des menschlichen Verhaltens) Nicht alle Erkenntnisse von Thorndike sind in den Humanbereich übertragbar, da verdeckte kognitive Prozesse vernachlässigt wurden.
Matrix der Verstärkung Darbietung Entfernung Positiver Stimulus Positive Verstärkung Folge: Reaktion Indirekte Bestrafung Folge: Reaktion Negativer Direkte Bestrafung Negative Verstärkung Aus „Klassische Lerntheorien“ von G. Bodenmann, M. Perrez u. a. (2004), S.109
Kontinuierliche Verstärkung Verhaltensweisen eines bestimmten Typs werden jedes Mal verstärkt, wenn sie gezeigt werden Relevanz für Verhaltensaufbau: In der Anfangsphase der Akquisition
Intermittierende Verstärkung Gelegentliche Verstärkung festgelegter Verhaltensweisen Relevanz für Verhaltensaufbau: Stärkere Löschungsresistenz als kontinuierliche Verstärkung
Quotenverstärkung Gezeigtes Verhalten führt zur Belohnung Die Quote ist dabei das Verhältnis der verstärkten zu den nicht- verstärkten Verhaltensweisen
Fixe Quotenverstärkung Verstärkung erfolgt anhand festgelegter Anzahl gezeigter Verhaltensweisen 1:1 jedes (Ziel-) Verhalten wird verstärkt 1:5 jedes fünfte Mal, wenn Verhalten auftritt, wird verstärkt
Variable Quotenverstärkung Gezeigte Verhaltensweisen werden in Abhängigkeit ihrer durchschnittlichen Auftretenshäufigkeit verstärkt 1:5 bedeutet hier, das durchschnittlich jedes fünfte Verhalten belohnt wird
Intervallverstärkung Nicht Anzahl der gezeigten Verhaltensweisen, sondern verstrichene Zeitintervalle sind für Verstärkung ausschlaggebend
Fixe Intervallverstärkung Regelmässige Zeitintervalle folgen sich direkt Anpassung der gezeigten Reaktionen an die determinierte Rate Aus: „Klassische Lerntheorien“ von G. Bodenmann, M. Perrez u. a. (2004). S.123
Variable Intervallverstärkung Es wird nach Ablauf durchschnittlicher Zeitintervalle verstärkt
Übersicht Aus: „Klassische Lerntheorien“ von G. Bodenmann, M. Perrez u. a. (2004). S.125
Verhaltensaufbau Ein möglicher Verstärkerplan um Verhalten aufzubauen: A) 1:1 Fixe Quotenverstärkung (=kontinuierliche Verstärkung) B) Quote erhöhen (bspw.: 1:5) Variable Quotenverstärkung Variable Intervallverstärkung Selbstverstärkung
Verstärkerverlust – was nun? Verhaltenstherapie mit schwer depressiven Patienten: Premack-Prinzip
Operante Konditionierung als Basis für Verhaltenstherapie Aufbau von positivem Verhalten
Verhaltenstherapie bei Depression Kann operante Konditionierung auch bei Depressiven wirksam angewandt werden? Problem: Verlust des Verstärkeruniversums!!!
Verstärkeruniversum Beruflicher Erfolg Kunst: Musik, Architektur, Malerei, Literatur, Theater Soziale Kontakte Politik Sport Medienkonsum Verstärkeruniversum Beruflicher Erfolg Neue Sprachen lernen Reisen, Ferien, andere Kulturen kennenlernen Dolce vita Weiterbildung, z.B. Volkshochschule
Verstärkeruniversum Fotografieren Bowling spielen gehen Für die Freundin ein Geburtstagsgeschenk einkaufen Zu einer Party gehen Besuch von Freunden bekommen Volleyball spielen Zu einer Sportveranstaltung gehen. Verstärkeruniversum Mit Freundin ein Konzert besuchen In der Sonne sitzen und Eis essen. Fotografieren Ins Kino gehen und einen Krimi anschauen In der Stadt herumbummeln Bowling spielen gehen
Premack-Prinzip David Premack (*1925), amerikanischer Psychiater formulierte 1962 das „Premack-Prinzip“ Wie können Verstärkerpläne bei Patienten mit schweren Depressionen eingesetzt werden?
Verstärkerhierarchien Verstärkerhierarchie eines 10-Jährigen Fernsehen Gamen Im McDonalds essen Mit Freunden DVDs anschauen … Abtrocknen Zimmer aufräumen Hausaufgaben machen Verstärkerhierarchie einer Studentin Mit Freunden Kaffee trinken Tanzen Musikhören Krimis lesen … Auswendig lernen Rechnungen bezahlen Steuererklärung ausfüllen
Verstärkerhierarchien Verstärkerhierarchie einer gesunden Studentin Mit Freunden Kaffee trinken Tanzen Musikhören Krimis lesen … Auswendig lernen Rechnungen bezahlen Steuererklärung ausfüllen Verstärkerhierarchie einer depressiven Studentin in stationärer Behandlung Schlafen Im Bett liegen „Jammern“ Lesen Spazieren gehen Sich mit Leuten unterhalten
Premack-Prinzip Aktivitäten mit hohem Stellenwert werden benutzt, um weniger beliebte Verhaltensweisen zu stimulieren Ziel: deren Auftretenswahrscheinlichkeit erhöhen Grundidee bei depressiven Patienten: Verhaltensexzesse als Verstärker für den Aufbau von aktuell defizitären Verhaltensweisen verwenden.
Beispiel: Herr Staub, schwer depressiver Patient in stationärer Behandlung Keine Verstärker mehr vorhanden (hat an nichts mehr Freude) Exzessives Verhalten: Schlafen, im Bett liegen, jammern Defizitäres Verhalten: Aktivitäten, soziale Kontakte
Therapiemassnahme 1. Schritt: 10min im Zimmer umhergehen; Verstärker: 2h im Bett liegen dürfen 2. Schritt: 10min im Flur auf- und abgehen 3. Schritt: 20min mit anderem Patient auf Station hin- und hergehen 4. Schritt: draussen spazieren gehen 5. Schritt: mit einem Mitpatienten draussen spazieren gehen
Diskussion Situation: Marc hat seit zwei Wochen sein Zimmer nicht mehr aufgeräumt. Seine Mutter weiss nicht, wie sie ihn dazu bringen könnte… Belohung: z.B. Süssigkeiten, ein neues Computerspiel? Ein Kinobesuch? Bestrafung: z.B. Hausarrest?
Diskussion Ist die Mutter gut beraten, wenn sie das Premack-Prinzip in der Erziehung ihres Sohnes einsetzt? Wie könnte sie es konkret anwenden und wie sinnvoll wäre diese Anwendung?
Literaturliste Bodenmann, G., Perrez, M., Schär, M. & Trepp A. (2004). Klassische Lerntheorien. Grundlagen und Anwendungen in Erziehung und Psychotherapie. Bern: Verlag Hans Huber.