Agrar- und Ernährungspolitik III

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 Präsentation transkript:

Agrar- und Ernährungspolitik III Vorlesung 13. Mai 2009 ATPSM – ein Modell als Werkzeug im Politikfeld Weltagrarhandel Martin Kniepert

Aufbau der heutigen Vorlesung Institutionelle und historische Hintergründe des Politikfeldes Weltagrarhandel ATPSM als Diskussions- und Entscheidungsgrundlage Die Spezifikation des Modells, Politikinstrumente Welche Einschränkungen gelten für das ATPSM? Diskussion der Eignung des ATPSM für Analyse und Entscheidungsfindung Diskussion der Elastizitäten Erfassung von Politik durch t bzw. PSE oder AMS Einführung in ein vereinfachtes partielles Gleichgewichtsmodell in Excel.

Fragestellung Die binnenorientierte, an Produktmengen ausgerichtete Agrarpolitik aus der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts führte zunehmend zu internationaler Konflikten. Die Agrarwirtschaft wird immer weiter in das Welthandelssystem einbezogen. Neue Handelspartner (insbesondere aus der Cairnsgruppe) versuchen ihre Interessen durchzusetzen.

Contra Globalisierung - Thesen Der freie Warenaustausch untergräbt die Multifunktionalität von Produktion. Internationaler Wettbewerbsdruck verlangt nach schnellem Return on Investment und gefährdet die Nachhaltigkeit der Produktion. Bedingungslose Öffnung der Märkte verhindert Aufbau heimischer Industrien Globalisierung bedeutet Verlust nationaler Souveränität in wirtschaftlichen Fragen

Pro Globalisierung - Thesen Handel bietet Wohlfahrtsgewinne für alle Beteiligten durch verbesserte Faktorallokation Die Öffnung von Märkten verstärkt die Wettbewerbsintensität bzw. verringert Monopolisierungstendenzen. Zur Auffrischung Außenhandelstheorie vgl. Sie möglicherweise bitte Unterlagen aus früheren Vorlesungen andere Materialien (links zu den Abschnitten soweit verfügbar): Vorlesung Hofreither, M.F.: World Agricultural Markets and Trade Policy, Abschnitt: Gains from Trade Vorlesung Glebe, Thilo: International Trade and Environmen, Abschnitt 2: Reasons for International Trade Bofinger, Peter (2007), Kapitel 3 zur Arbeitsteilung Präsentation Kniepert, Martin: Außenhandel.ppt

Globalisierung ist nicht neu: Handelssysteme wie die Hanse haben lange Traditionen Weitgehend freier Handel zu Zeiten der Monarchie, des Kolonialismus im 19. Jahrhundert. Rückschläge der Globalisierung nach dem 1. Weltkrieg durch stärkere Betonung des Nationalstaates. Dramatische Einbrüche im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 (siehe Grafik).

Der Welthandel von Jänner 1929 bis März 1933, Import von 75 Ländern

Politik der Handelsbeschränkungen Im Zuge der enorm ansteigenden Arbeitslosigkeit in den 1920er Jahren: Handelsbeschränkungen Handelsorientierte Firmen wurden um so härter getroffen, litten immer stärker, es setzte eine Abwärtsspirale ein. Die so eingeleitete Binnenorientierung erforderte enorme Umstrukturierungen. Geld- und Fiskalpolitik ging ähnlich binnenorientierte, von betrieblichem Denken geprägte Wege (steht hier aber nicht zur Debatte.)

Supranationale Institutionen nach WK II Notwendigkeit einer intern. Abstimmung von Geld-, Fiskal- und Handelspolitik basierend nicht zuletzt auf Keynes. Schaffung internationaler Institutionen zu diesem Zweck im Rahmen der UNO. Als Institutionen für wirtschaftliche Belange waren vorgesehen: Die Weltbank für Entwicklungsfragen Der Internationale Währungsfonds für Fragen der internationalen Zahlungsfähigkeit Eine Welthandelsorganisation

Zunächst: GATT statt WTO Eine Welthandelsorganisation scheiterte am Widerstand der USA, die sich multilateralen Vereinbarungen nicht unterwerfen wollten. Etablierung eines Abkommens (GATT: General Agreement on Tariffs and Trade) Einrichtung eines Sekretariates in Genf, dass zumindest zum Teil die Aufgaben der ursprünglich geplanten Organisation übernehmen konnte. Weiterentwicklung des Abkommens durch Verhandlungsrunden.

Prinzipien des GATT Meistbegünstigungs-Klausel Der Kern sind Abkommen: Ein Land, eine Stimme. Tarifierung von Handelshemmnissen Zunächst: Einführung rechtsstaatlicher Prinzipien im Internationalen Handel (rule of law): Primäres Ziel ist damit die Einhaltung von Regeln. Gleichzeitig aber gilt: Erklärtes Ziel bleibt der Freihandel.

GATT- bzw. WTO-Verhandlungsrunden 1947 Genf Zölle 1949 Genf Zölle 1951 Genf Zölle 1956 Genf Zölle 1960 - 61 Genf (Dillon Runde) Zölle 1964 - 67 Genf (Kennedy Runde) Zölle, Anti-Dumping Maßnahmen. 1973 - 79 Genf (Tokio Runde) Zölle, nicht-tarifäre Maßnahmen. 1986 - 94 Genf (Uruguay Runde (UR)) Zölle, nicht-tarifäre Maßnahmen, Dienstleistungen (GATS), Geistiges Eigentum (TRIPS), Streitschlichtung, Textilien, Landwirtschaft, Schaffung einer Welthandelsorganisation. Seit 2000 Doha (zusätzlich: Handel und Investition, Handel und Wettbewerbspolitik, öffentliche Auftragsvergabe, Handel und Umwelt, Schulden und Finanzierung, etc.)

Alternativ zu GATT/WTO UNCTAD (Rohstofffonds, Managed trade) Zusammenschlüsse von Exporteuren (Bsp.: OPEC) Lomé-Abkommen der EU mit Entwicklungsländern Stabex Sysmin Direkte Hilfen zur Struktur-Entwicklung Bevorzugter Marktzugang (insb. „Everything but Arms“ (EBA) der EU). Nach Aufschwung in den 70ern ist ihre Bedeutung dieser Alternativen zurückgegangen.

Landwirtschaft ins GATT/WTO Mit der UR erstmals eingeführt Gründe für die Einbeziehung in die WTO: Zunehmende Handelsstreitigkeiten wegen Exportdumpings, auch mit anderen traditionellen Exporteuren (Australien, Neuseeland, Brasilien etc.) Auch intern zu hohe Kosten der Agrarpolitik => Budgetbelastungen, Reformbedarf Agrarbereich soll im Kontext anderer Wirtschaftsbereiche verhandelbar werden. Ziel: Akkordierte Beschränkung der handelsverzerrenden Maßnahmen.

Beispiel: Getreide aus Österreichs (I) Die österreichische Produktions- und Außenhandelsentwicklung für Getreide war in weiten Teilen der Entwicklung in der damaligen EWG (später EG, schließlich EU) ähnlich; in gewissem Sinn war sie ausgeprägter, womit sie sich als Beispiel zu Erläuterung der damaligen Handelssituation besonders eignet. Diagramm 1: Österreich war in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg bis in die zweite Hälfte der 1970er Jahre hinein Nettoimporteur von Getreide. Die Preise für Getreide wurden in dieser Zeit sukzessive angehoben, um mit den allgemeinen Preisentwicklung Schritt zu halten. In dieser Zeit konnten teilweise Abgaben für Importe eingehoben werden, es konnte also einen Beitrag zum Staatsbudget sichergestellt werden. Allerdings lagen die heimischen Preise kaum über Importpreisen (nicht im Diagramm), sodass Konsumenten nicht wegen Protektion stark überhöhte Preise hätte bezahlen müssen. Mit der Erhöhung der Preise konnten Anreize zur Erhöhung der Selbstversorgungsgrades geboten werden. Diagramm 2: Zunächst waren die Preis in Österreich noch unter den Weltmarktpreisen. Eben hierauf basierte die Möglichkeit der Zölle bzw. Abschöpfungen. Dies änderte sich aber bereits Mitte der 70er Jahre. Verantwortlich hierfür waren zum einen der Preisrückgang für Rohstoffe nach der Hausse in der Folge der 1972er-Ölkrise im Allgemeinen. Auch der Rückgang des US-Dollar gegenüber dem Schilling trug seinen Teil dazu bei. Ganz maßgeblich dafür war aber auch ein von der EU und den USA initiierter Wettlauf des Export-Dumpings: Wie Österreich hatten auch die USA und die EWG mit dem Absatz von Überschüssen zu kämpfen; zur Behauptung von Weltmarktanteilen nutzten diese Staaten dabei verschiedene Instrumente der Exportförderung, womit schließlich die Weltmarktpreise zusätzlich unter Druck gesetzt wurden, bzw. die Situation insgesamt weiter verschärft wurde. Diagramm 3: Nachdem die österreichischen Exportpreise bis in die zweite Hälfte der 1970er Jahre noch über den Preisen der Wettbewerber gehalten werden konnten (was angesichts der geringen Mengen eine letztlich wenig ausschlaggebende Information bleiben muss), sackten sie mit dem verstärkten Auftreten Österreichs auf den Exportmärkten noch stärker ab, als die Weltmarktpreise selbst; von geringen Abweichungen abgesehen folgt der Export-Preis [genau genommen der sog. Unit-Value berechnet als Export-Wert/Export-Menge] dem Weltmarktpreis. Diagramm 4: Nur leicht verzögert kehrten sich die Preisverhältnisse für Österreich mit dem Wandel vom Importeur zum Exporteur um. Ganz erheblichen Mengen waren zeitweise nur noch um den halben Einstandspreis zu exportieren. Um die Binnenpreis hoch halten zu können, wurde den Exporteuren diese Marktpreisdifferenz erstattet. Diagramm 5 zusammenfassend: Mit dem Wandel vom Importeur zum Exporteur der zweiten Hälfte der 1970er kam es zu Überschüssen in der Produktion – die Politik des Anreizes hatte also ihr Ziel erreicht, ja sogar übererfüllt. Insofern war die Agrarpolitik durchaus erfolgreich gewesen. Problematisch war allerdings, dass der Weltmarkt nicht in der Lage war, diese überschüssigen Mengen aufzunehmen, sondern umgekehrt durch analoge Entwicklungen in den USA und der EWG unter Druck geraten war. Dabei fielen nicht nur Zolleinnahmen aus, es mussten sogar Förderungen für die Exporte aufgebracht werden. Österreich exportierte große Teile seiner Ernte in die damalige DDR, in die Sowjetunion und in andere Länder des damaligen COMECON. Um den allgemeinen Dumping-Wettlauf zu stoppen, wurde auf internationaler Ebene beschlossen, die OECD und das GATT mit diesen Fragen zu befassen. Mit dem Zusammenbruch der Planwirtschaften nach 1989 wurde die Situation für Österreich auch dadurch dringlicher, dass von den COMECON-Staaten wegen ihrer prinzipiell guten Voraussetzungen eine deutlich steigender Selbstversorgung bzw. ein Rückgang des Importbedarfs erwartet worden war. Mit der Umsetzung der MacSharry-Reform bzw. in engem Zusammenhang damit dem Abschluss der Uruguay-Runde des GATT konnte die Überschusssituation wieder entschärft werden. Quelle: Statistik Austria, FAPRI, AGMEMOD, eigene Berechnungen und Darstellung. EUR vor 1999 als Schilling (ATS) in fixierter Umrechnung. US-Gulf-Mix: Gewichtete Weizen- und Mais-Notierungen. Zur Erläuterung beachte Notizen!

Landwirtschaft in der Doha-Runde lw. Arbeitsprogramm für die Doha-Runde (2000)* Marktzugang: Erhebliche Reduzierungen Exportsubventionen: Reduzierung mit dem Ziel der Auslaufens Heimische Stützung: Erhebliche Reduzierung von handelsverzerrenden Maßnahmen Verhandlungsverlauf Ursprünglich geplantes Verhandlungsende 1.1.2005 Landwirtschaft erweist sich mehrfach als Hindernis 2008 scheiterten Abschlussverhandlungen an der Frage des Schutzes von Kleinbauern in Indien & China einerseits und der Stützung in reichen Ländern andererseits.

ATPSM - formal where: D, S, X, and M denote demand, supply, exports and imports, respectively; ^ denotes relative changes and ∆ absolute changes; Pw denotes world price; tc denotes the domestic consumption tariff and tp denotes the domestic production tariff; ε denotes supply, η demand elasticity, γ the ratio of exports to production; i and j are commodity indexes; and r is a country or country group (region) index cf. Handbook on the UNCTAT Agricultural Trade Policy Simulation Model ATPSM, 2001, p. 21

Kennzeichen von ATPSM (I) 175 Länder und Ländergruppen werden erfasst EU bspw. als ein Gruppe Verhandlungs- bzw. Länderpositionen sind auf dieser Grundlage gruppierbar (EU, USA, Cairns-Gruppe, LDCs) 36 landwirtschaftliche Produkte erfasst Bilateraler Handel wird durch die Armington-Annahme erfasst (vgl. γ) Politikinstrumente werden durch Preisdifferenzen zwischen Welt- und Binnenmarkt erfasst (vgl. t bzw. im Folgenden PSE/CSE/TSE sowie AMS). Quoten für den Import und den Export (In-Quota, non-in-Quota Trade; erfasst durch Restriktionen)

Kennzeichen von ATPSM (II) Berücksichtigung von Zöllen, Exportsubventionen etc. soweit verfügbar (datenintensiv!) Das Modell ist über eine Benutzeroberfläche leicht und für jedermann zugänglich. Das Modell ist komparativ-statisch (d.h., dass zeitliche Veränderungen nicht berücksichtigt werden) ATPSM stellt sehr stark auf den Agrarhandel ab; Umweltmaßnahmen, Strukturpolitik etc. bleiben ausgeblendet. weitere Details siehe Präsentation Ralf Peters bzw. ATPSM Handbuch bzw. Datenbank

Kennzeichen von ATPSM (III) ATPSM wurde verwendet um Verhandlungsvorschläge im Rahmen der aktuellen Doha-Runde der WTO zu simulieren EU-, US-, Harbinson, Cancun-Proposal Länder gruppieren sich weltweit nach Interessenslage Vgl. Präsentation Ralf Peters, S. 36ffbzw. ATPSM Handbuch bzw. Datenbank Momentaner Stand der Verhandlungen Doha-Runde begann 2000 mit speziellem Mandat „Framework“ wurde 1. August 2004 vereinbart

Zu den Elastizitäten Auswahl der Preis-Elastizitäten „Erwartete“ Elastitzitäten Unterschiedlichkeit nach Ländern Unterschiedlichkeit nach Produkten Unterschiedlichkeit nach Angebot und Nachfrage Fristigkeit von Elastizitäten (kurz, lang) Schließung des Modells Nettoexport oder Unterscheidung nach Export und Import Schließung durch gemeinsamen Weltmarkt Die Armington-Annahme für bilateraler Handel

Stützungsmaß PSE/CSE (I) Die OECD sollte die Uruguay-Runde für den Agrarbereich vorbereiten Entwickelt wurde ein Stützungsmaß (PSE) sowie andere Instrumente wie bspw. ein Welthandelsmodell PSE (Producer Support Estimate): Summe des monetären Werts der Transfers von Konsumenten, Steuerzahlern an Produzenten, unabhängig von Intention oder Wirkung. Die OECD ist wesentlich von Ökonomen getragen, GATT/WTO war eher juristisch orientiert

Stützungsmaß PSE/CSE (II) MPD = |DP – BP| Market Price Differential TPC = Transfers to Producers from Consumers MPD * S if S < D, i.e. in the case of importing country MPD * D if S > D, i.e. in the case of exporting country OTC = MPD * M Other Transfers from Consumers (reflecting Tariffs) TPT = MPD * X Transfers to Producers from Taxpayers (export-subs.) where: P: Price, Q: Quantity S: Supply, D: Demand BP: Border Price, either Import- (MP) or Export-Price (XP) X: (Net-)Export, M: (Net-)Import n.b. Notation and equations are simplified compared to OECD-PSE-Manual in that MPD is expressed as positive value.

Marktpreisstützung Importe D b c e MPD TPC OTC DP = MP DP MP a d f Q S1 S2 D2 D1 M1 M2

Marktpreisstützung Export D S h i k MPD TPC TPT DP = XP DP XP g j m n l Q D2 D1 S1 S2 X1 X2

PSE und Wohlfahrt – ohne Stützung Consumer Surplus DP = XP Producer Surplus Q D S X

PSE und Wohlfahrt – Exportstützung i k MPD TPC TPT Consumer Surplus DP = XP DP XP g j m n l Producer Surplus Q D2 D1 S1 S2 X1 X2

Wohlfahrt im PSE-Konzept (1) Veränderung der Wohlfahrt im Export-Fall Verlust für Konsumenten (CS) (hgim) Zuwachs für Produzenten (PS) (ghkn) Aufwand für Steuerzahler (TP) (ijkl) Veränderung Wohlfahrt gesamt: ΔCS (-hgim) + ΔPS (ghkn) – ΔTPS (ijkl) = -((ijm)+(nlk)) => deadweight loss Wohlfahrt von Konsumenten wird zum Teil an Produzenten transferiert (hgij; TPC in der Notation des PSE), zum Teil geht die Konsumentenwohlfahrt verloren (ijm). … Fortsetzung nächste Folie

Wohlfahrt im PSE-Konzept (2) Zur Steigerung der Produzentenwohlfahrt muss der Steuerzahler (ijkl; TPT in der Notation des PSE) aufbringen, wobei (nlk) keine positiven Wohlfahrtseffekt für Produzenten bedeutet. Das Ziel der Umsteuerung zugunsten der Produktion wird erreicht zu Lasten der Konsumenten und Steuerzahler und zu Lasten der Gesamtwohlfahrt (Rückgang um nlk). Das PSE Konzept berücksichtigt zunächst nur die Transfers, nicht aber die Wohlfahrtseffekte; es ist aber voll kompatibel mit der Wohlfahrtsanalyse. Zur Auffrischung der Wohlfahrtstheorie vgl. bspw. http://www.econ.rochester.edu/eco108/ch9/micro09/sld020.htm

Nachgefragt: Warum wurde nur auf Veränderungen, nicht aber auf den Gesamtumfang der Wohlfahrt abgestellt? Weil: Die Berechnung der Wohlfahrt prinzipiell auf marginalen (Grenzwert-) Betrachtungen abstellt. Beobachtungen des wirtschaftlichen Geschehens nur in einem bestimmten, gegebenen Rahmen möglich sind. n.b.: Darstellungen linearer Angebots- bzw. Nachfrage-funktionen sind rein schematisch zu verstehen. Ihre Schnittpunkte mit Abszissen und Ordinaten sind rein mathematisch; validieren lassen sich diese Bereich nicht.

Stützungsmaß PSE/CSE (III) Marktpreisstützung ist mehr als Exportsubventionen oder Zölle: Auch Transfers von Konsumenten an Produzenten werden einbezogen. Alle anderen Förderungen werden unabhängig von ihrer Zielsetzung zum Wert der Marktpreisstützung hinzugezählt. Die Summe aller Förderungen ergibt das Producer Support Estimate (PSE). Analog wird das Consumer Support Estimate (CSE) errechnet.

Stützungsmaß PSE/CSE (IV) Es gibt spezielle Kategorien für produkt-, produktgruppen-, flächen, tierbezogene Zahlungen Zahlungen an den Sektor (ohne direkte Einkommenswirkung für die Landwirte) werden in der Rubrik „General Services“ berücksichtigt. PSE und GSSE ergeben zusammen das Total Support Estimate (TSE) Durch dieses Konzept werden alle direkten und indirekten Förderungen zusammengefasst. Das %-PSE bietet Vergleichsmöglichkeiten: %PSE = (PSE+Prod‘Wert)/(Prod‘Wert)

%PSE der OECD-Mitglieder Quelle: OECD-Database 2008; EU with respective membership

Entwicklung der PSE-Kategorien Initial 1987 categories 1999 revision 2007 revision Market Price Support Direct Payments Reduction in input costs General Services Other Payments based on output Payments based on area planted/animal numbers Payments based on input use Payments based on input constraints Miscellanous Support based on commodity output (Market Price Support and Payments based on Output) Payments based on current A/An/R/I, production required Payments based on non-current A/AN/R/I, Production not required Payments based on non-commodity criteria OECD (2008), The PSE-Manual (http://www.oecd.org/dataoecd/18/31/41121738.pdf

PSE nach Kategorien für EU15 Quelle: OECD-Database 2008; 1994 EU12

PSE nach Kategorien – Schweiz Quelle: OECD-Database 2008

PSE nach Kategorien – Neuseeland Quelle: OECD-Database 2008

PSE nach Kategorien – USA Quelle: OECD-Database 2008

Stützungsmaß AMS (I) Aggregate Measure of Support (AMS) Auf diesem basiert schließlich der Abschluss der Uruguay-Runde. Die einzelnen Stützungsarten werden nach anderen Gesichtspunkten zusammengefasst als beim PSE Für die einzelnen Stützungsarten wurden unterschiedliche Abbau-Verpflichtungen vereinbart. Grüne Maßnahmen: Sind außer Streit gestellt (nicht nur Umwelt, entscheidend: stützen den Preis nicht) Rote Maßnahmen: Anreizgebend; abzubauen. Blaue Maßnahmen: Zahlungen ohne Anreiz wg. Quoten

Interne Stützung Blaue Maßnahmen Grüne Maßnahmen Rote Maßnahmen (AMS) Produktbezogen Produktübergreifend Grafik nach Ortner (1994) Marktstützung Subventionen Subventionen

Stützungsmaß im Vergleich Das AMS ist weniger rigoros als das PSE, ist dafür von näher an der politisch möglichen Kompromissformulierung Die LGR als erfasst zwar Subventionen, die an die Landwirtschaft gehen, nicht aber andere handelsverzerrende Maßnahmen. Lassen sich die Stützungsmaße für die Bearbeitung ökosozialer Thesen heranziehen oder modifizieren?

Common Agricultural and Rural Policy (CARPE) Markt Ordnung Markt Ordnung Markt Ordnung Anpassung Umwelt und ländliche Entwicklung Anpassung Anpassung Umwelt und ländliche Entwicklung Umwelt und ländliche Entwicklung Vgl. Buckwell…

Direkte Förderungen in Österreich seit 1964 nach LGR Quelle: Kniepert, Mayer, Ortner (2008) Vgl.: Statistik Austria, Landwirtschaftliche Gesamtrechnung n.b.: Im Vergleich zum PSE werden in der LGR Preisstützungsmaßnahmen wie Zölle, Abschöpfungen, Exportsubventionen, mengenmäßige Importbeschränkungen etc. nicht einbezogen.

Stärken und Schwächen von ATPSM Ländliche Entwicklung fehlt Theoretische Absicherung: Gering; Elasizitäten werden übernommen, ohne Duality-Restriktionen Empirisch: Gegebene Elastizitäten werden auf Markt- und Politikdaten abgestimmt Konzeptionell an Handels-Politik orientiert (Entspricht dies der ag‘pol Situation?) Auswertungen: Handel und Wohlfahrt; keine Auswertungen nach Betriebsgrößen etc. Schlussfolgerungen für ein Malthus-Weltmodell?

ATPSM – vereinfacht in Excel In drei Excel-Dateien sollten eigenständig Berechnungen vorgenommen und interpretiert werden: Angebot_Nachfrage_Preis.xls Wohlfahrt_und_Verteilung.xls Handel_und_Wohlfahrt.xls, Handel_und_Wohlfahrt.xlms Erläuterungen und Hinweise finden Sie in den Datei-Blättern „Einstieg“. Ein zweites Blatt enthält die eigentliche Modellrechnung. Beantworten Sie die dort gestellten Fragen und schicken Sie diese an martin.kniepert@boku.ac.at

Lese- und Lernempfehlungen (I) Stützen Sie sich zunächst auf diese Präsentation und bei besonderem Interesse (oder Nachholbedarf) auf die Internet-Links. Sie sollten eigenständig Beispiele anhand der Excel-Dateien entwickeln und interpretieren können. (etwa für ein zwischen einem industrialisierten und einem Entwicklungsland gehandeltes Produkt) Auf der ATPSM-Hompage sollten Sie einen Blick in ATPSM-Documents werfen (bspw. Peters, Vanzetti 2004 oder 2003), um eine Vorstellung vom Einsatz eines solchen Modells zu bekommen.

Lese- und Lernempfehlungen (II) Für ein weitergehendes Interesse vgl. Sie bspw. Salhofer, K., Schmid, E. (2000), Nutzen und Kosten der Agrarpolitik: Eine statistische Wohlfahrtsanalyse mit Hilfe computerintensiver Simulationstechniken, Diskussionspapier Nr. 85-W-2000

Ausblick auf nächstes Mal Besprechung eventueller Fragen zu den oben genannten Excel-Dateien Aufgreifen der Frage nach den „richtigen“ Elastizitäten Einführung in ein „Pipeline-Modell“ Technische Determinanten als Kern in einem Pipline-Modell Fassung des technischen Zusammenhangs durch eine Elasitizität Erläuterungen zu statistischen Schätzung der Elasitizität