Großstadt als Körpermetapher Seminar WS 2006/7 Erna Pfeiffer
Allgemeines Profil 35/2006 – Biennale in Venedig
Bedrohliche Megacities „Moloch“ Tokio
Außereuropäische Metropolen Shanghai Los Angeles
Außereuropäische Metropolen Slums (Caracas)
Slums Lima
Bogotá 6,8 Mio. Ew.
Großstadt und postcolonialism Realismo Mágico vs. urbane Literatur Musikantenstadl-Idylle in Österreich?
10 größte Städte der Welt Rang Name Einwohner 2006 Land 1. Tokio 36.769.213 Japan 2. New York 22.531.069 USA 3. Mexiko DF 22.414.319 Mexiko 4. Seoul 22.173.711 Südkorea 5. Mumbai 19.944.372 Indien 6. São Paulo 19.357.485 Brasilien 7. Jakarta 17.928.968 Indonesien 8. Manila 17.843.620 Philippinen 9. Los Angeles 17.767.199 10. Delhi 17.753.087
Großstädte in Lateinamerika: Rang Name Einwohner 2006 Land 16. Buenos Aires 13.470.240 Argentinien 22. Rio de Jan. 11.826.609 Brasilien 34. Bogotá 7.941.955 Kolumbien 35. Lima 7.857.121 Peru 64. Santiago 4.893.495 Chile 88. Guadalajara 4.056.684 Mexiko 99. Caracas 3.786.553 Venezuela In Spanien: 51. Madrid 6.070.754 Spanien 65. Barcelona 4.864.007
Apokalyptische Szenarien Filme: Metropolis 1927 (Fritz Lang)
Apokalyptische Szenarien Filme: Blade Runner 1982 (Ridley Scott)
Außereuropäische Metropolen Lima: ruralización
Mexiko-Stadt: Ränder
Buenos Aires: Europäische Stadtgestalt vs. Unterentwicklung
Rio de Janeiro: Samba – Karneval – Homosexuellenszene
Gegenderte Stadt Stadt als Mutter, Geliebte, Hure (seit Babylon!)
Körpermetaphern Verkehrsadern Grüne Lunge Neuralgisches Zentrum Eingeweide Herz Phallussymbole etc.
Tiermetaphorik „Mammutsiedlung“ Bienenkorb Ameisenhaufen Puma (Cuzco) Bellen, Schnauben… Klauen, Krallen Kannibalismus
Krankheitsmetaphern Krebsgeschwür Pestbeule Wucherungen Verenden
Literarische Struktur Zweiteilung (oben/unten, Nord/Süd…) Montage-/Collagetechnik Fragmentierung Rhizom
Politische Implikationen Protestkultur Stadtteilbewegungen Underground Drogenszene ...
Stadt als Text
Imaginierte und reale Städte Luis Landero (2001): Entre líneas: el cuento o la vida. Barcelona: Tusquets.
Stadt und Körpermetaphern Definition von Metapher: bildlicher Ausdruck aufgrund von Ähnlichkeitsbeziehungen (z. B. >das Gold ihrer Haare<), u. a. als Personifikation (z. B. >stählerne Arme< für >Kran<) und Synästhesie, die Umschreibung aus dem Bereich der Sinnesempfindungen (z. B. >schreiende Farben<). Quelle: Der Brockhaus: in 15 Bänden. Permanent aktualisierte Online-Auflage. Leipzig, Mannheim: F.A. Brockhaus 2002-2006.
Definitionen von Metapher im Web Die Metapher (griechisch μεταφορά - eigentlich die Beförderung, der Übertrag, der Transfer, von meta pherein - anderswo hintragen) ist eine rhetorische Figur, eine Verdichtung, die der Verdeutlichung und Veranschaulichung dient. In dieser Art des Tropus erfolgt der Ersatz der Bedeutung eines Ausdrucks durch einen versinnbildlichten Ersatzausdruck. de.wikipedia.org/wiki/Metapher
Definitionen von Metapher im Web Projektion von Wissensstrukturen zwischen zwei konzeptuellen Domänen, meist um die sogenannte Zieldomänen durch das vertrautere Wissen der Ursprungsdomänen zu erhellen; die Richtung des „mapping“ geht oft vom Sensorischen ins Abstrakte, aber nicht immer. Bsp.: Zorn ist eine brodelnde Flüssigkeit in einem Gefäß („Dampf ablassen“, „hochgehen“, „heiß werden“, „explodieren“) www.8ung.at/michael.kimmel/spatializationtalk.htm
Definitionen von Metapher im Web Übertragung einer Vorstellung durch ein Bild. Sie beruht auf einem Vergleich, wobei es vorkommen kann, dass das Lateinische einen bildhaften Ausdruck bevorzugt, wo das Deutsche den eigentlichen, konkreten setzt und umgekehrt, zB magna utilitas ex amicitia efflorescit: "entsteht", statt "entblüht", a re publica recedere: "die politische Bühne verlassen" usw. home.schule.at/cometo/latein-griechisch/html/woerterbuchverwendung.html
Definitionen von Metapher im Web durch einen Vergleich zustande kommender bildlicher Ausdruck, zB das »Haupt» der Familie www.interconnections.de/italien/cgi-bin/db_site.cgi/site_801/ Mittel der übertragenen, uneigentlichen Sprechweise, bezeichnet nicht das im Wortsinn eigentlich bzw. ursprünglich Gemeinte, sondern etwas diesem Ähnliches („Stuhlbein“) www.wirzweibeide.de/ph/deutsch/Definitionen.htm
Historisches: Antikes Rom Marcus Vitruvius (1. Jh. n.Chr.) Struktur eines Körpers übersetzt in Tempel, z.B. Pantheon
Historisches: Renaissance Proportionsschema der menschlichen Gestalt nach Vitruv – Skizze von Leonardo da Vinci, 1485/90
Historisches: Renaissance Sebastiano Serlio: Sette libri dell’architettura 1537
„Nabel der Welt“ Omphalos = Nabel der Welt in Delphi Umbilicus Mundi in Rom
Schachbrettmuster Mexiko Stadt Buenos Aires
Unterwelt – Höllenloch
Mittelalter Guillaume de Conches, auch William oder Wilhelm, (* um 1090 in Conches in der Normandie, † nach 1154) Traditionelle platonische Dreiteilung: Haupt – Herz – Unterleib + Füße des Staats“körpers“
John of Salisbury 1159 Staat als Körper: Herrscher = Gehirn Berater = Herz Kaufleute = Magen Soldaten = Hände Bauern, Knechte = Füße
John of Salisbury 1159 Stadt als Körper: Einfluss auf Geschwindigkeit: Palast/Kathedrale = Gehirn Markt = Magen Häuser = Hände/Füße Einfluss auf Geschwindigkeit: Kathedrale – langsam Markt – schnell
Mittelalter vs. Moderne Verschwimmen der städtischen Form Subversive Nutzung des urbanen Raums Widersprüchlichkeit Fragmentierung Individualisierung
Henry de Mondeville (1314) Synkope: Verwundetes Organ lässt anderen Blut zukommen Ungleiche Wärme und Belastung Fremde, Vertriebene Messerwunde
Renaissance Zunehmend Ghettoisierung (z.B. Juden in Venedig) „städtisches Kondom“ Nichtbeschmutzung Nicht-Ansteckung (Syphilis, Pest)
Aufklärung William Harvey: De motu cordis 1628: Entdeckung des Blutkreislaufs Neues Leitbild des Körpers
Aufklärung Adam Smith: Wohlstand der Nationen (1776): Freie Zirkulation von Waren und Menschen
Aufklärung Neue Stadtplanung: Kanalisationssysteme Verkehrssysteme Arterien und Venen Blutkörperchen Bewegung, Zirkulation Gesundheit Kanalisationssysteme Verkehrssysteme
Städtische „Lungen“ Washington: Pierre Charles L‘Enfant 1792 Paris: Place Louis XV
Grüne Lungen: London Regent‘s Park:
Moderne/Postmoderne Stadt als Organismus, nicht als feste bauliche Struktur Roberto Arlt: Aguafuertes porteñas 1928-1933
Moderne/Postmoderne José Ángel Mañas: Historias del Kronen 1994 Vorläufer = Camilo José Cela: La colmena 1951
Entwicklung der Städte Antike: Athen: 150.000 bis 250.000 (4. Jh. v. Chr.) Rom: fast 1 Mio. (2. Jh. n. Chr.) Mittelalter: Paris: cité – bourg – commune Renaissance: Venedig: 120.000 (~ 1500)
Moderne Stadt London: Straßenpflasterung Mitte 18. Jh. Paris: 1780 Verbot, Nachttöpfe zu leeren 600.000 Einwohner Napoleon III. – Baron Haussmann ab 1854
Paris 19. Jh. „Haussmanisation“
Landflucht England 1871: mehr als die Hälfte in Dörfern und Kleinstädten 1911: 3 Viertel in Städten, ein Viertel davon in London
Verkehr / Geschwindigkeit London U-Bahn: 1863 (Dampflokomotiven)
Beleuchtung Bogenlampentechnik löst Gaslampen ab 1879 Thomas A. Edison: Erfindung der Glühbirne Ab 1882 schon in Städten angewandt
Technische Erfindungen Aufzug 1846 (mit Dampf betrieben) Wolkenkratzer: Equitable Building 1870 Tribune Building 1870 Woolworth Building 1913 Ritz Tower 1925 Empire State Building 1931
Postmoderne Stadt Erzählbarkeit der Großstädte? „Apokalypse auf Raten“ Analogie Großstadt / Diktatur: „Proceso“
Postmoderne Stadt Multikulturalität Gesichtslosigkeit Entwurzelung, Inkohärenz