Einführung in die Europäische Ethnologie

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 Präsentation transkript:

Einführung in die Europäische Ethnologie WS 2013/14 Prof. Dr. Johannes Moser

Einführung in die Europäische Ethnologie 2 Semiotischer Kulturbegriff Alfred Kroeber/Clyde Kluckhohn: „Culture“ Totalistische und mentalistische Betrach-tungsweise von Kultur Edward Burnett Tylor (1832-1917)

Einführung in die Europäische Ethnologie 3 Clifford Geertz Interpretative Anthropologie Semiotischer Kulturbegriff Selbstgesponnenes Bedeutungsgewebe Kulturwissenschaft daher nicht experimen-tell, sondern interpretierend Ethnografie „dichte Beschreibung“ Gilbert Ryle (1900-1976)

Einführung in die Europäische Ethnologie 4 Clifford Geertz (1926-2006)

Einführung in die Europäische Ethnologie 5 Zwinkern Verhalten + Kultur = Gebärde dünne vs. dichte Beschreibung Manuskript lesen Ethnologische Schriften = Fiktionen Repräsentationen Vier Merkmale ethnografischer Beschrei-bung Untersuchung von Kultur = unvollständig

Einführung in die Europäische Ethnologie 6 Pierre Bourdieu: Praxis Entwurf einer Theorie der Praxis. Auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft. Frankfurt am Main 1976 (11972). Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Ur-teilskraft. Frankfurt am Main 1982 (11979). Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Frankfurt am Main 1987 (11980). Homo academicus. Frankfurt am Main 1988 (11984). Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltägli-chen Leidens an der Gesellschaft. Konstanz 1997. Die männliche Herrschaft. Frankfurt/Main 2005 (11998). Praktische Vernunft. Frankfurt am Main 1998 (11994).

Einführung in die Europäische Ethnologie 7 Pierre Bourdieu (1930-2002)

Einführung in die Europäische Ethnologie 8 Eva Barlösius: Pierre Bourdieu. Campus, Frankfurt am Main und New York 2006 (2. Aufl. 2011) Werner Fuchs-Heinritz und Alexandra Kö-nig: Pierre Bourdieu. Eine Einführung. UVK, Konstanz/München 2011 (2. Aufl.) Joseph Jurt: Pierre Bourdieu. Reclam, Stuttgart 2008 Markus Schwingel: Pierre Bourdieu zur Einführung. 7. Aufl. Hamburg: Junius 2011

Einführung in die Europäische Ethnologie 9 Praxis seit den 1980ern ein zentraler Begriff Subjektivismus und Objektivismus in den Sozialwissenschaften Individuum und Gesellschaft Lebenswelt und System Interaktionismus und Funktionalismus Phänomenologie und Strukturalismus Verstehen und Erklären Mikro- und Makrosoziologie

Einführung in die Europäische Ethnologie 10 Überwindung durch Praxeologie Zeitlichkeit von Praxis Habitustheorie = Theorie des Erzeugungs-modus der Praxisformen Habitusformen sind „Systeme dauerhafter Dispositionen, strukturierte Strukturen, die geeignet sind, als strukturierende Strukturen zu wirken, mit anderen Worten: als Erzeug-ungs- und Strukturierungsprinzip von Praxis-formen und Repräsentationen“. (Bourdieu)

Einführung in die Europäische Ethnologie 11 Akteure gesellschaftlich prädeterminiert Gesellschaftliche & historische Dimension Wahrnehmungsschemata Denkschemata Alltagstheorien Ethos Geschmack Handlungsschemata Praktischer Sinn (le sens pratique)

Einführung in die Europäische Ethnologie 12 Habitusformen sind auch durch klassen-spezifische Faktoren bedingt Habitus ist Produkt der Geschichte – Wandel Frage der Determination Noam Chomsky: Generative Grammatik Praxisformen sind relevant Habitustheorie zielt auf Akteure ab Feldtheorie auf externe, objektive Strukturen

Einführung in die Europäische Ethnologie 13 Habitus und Feld als zwei Seiten der Me-daille des Sozialen Schema der Strukturen: Die externen, objektiven Strukturen der sozialen Felder Die internen Habitusstrukturen Als Synthese des Aufeinandertreffens von Habitus und Feld: die (externen) Praxisformen

Einführung in die Europäische Ethnologie 14 Felder als Spiel-Räume mit konstitutiven Regeln Strategiebegriff Feld und Kapital Kapitalsorten: Das ökonomische Kapital Das kulturelle Kapital (objektiviert, inkorpo-riert, institutionalisiert) Das soziale Kapital Das symbolische Kapital

Einführung in die Europäische Ethnologie 15 Soziale Felder als Kampffelder Kampf um Vorherrschaft Modell des sozialen Raums und der sozialen Klassen Klassentheorie und Schichtungstheorie Raum der sozialen Positionen Raum der Lebensstile Bestimmung der sozialen Klasse:

Einführung in die Europäische Ethnologie 16 Objektive Lebensbedingungen Habitusform Lebensstil Distinktion Legitime Kultur = Herrschaftsprodukt Diagramm 1 Diagramm 2 Diagramm 3

Einführung in die Europäische Ethnologie 17 Kulturanalyse Spezifische Form volkskundlich-kulturwis-senschaftlicher Forschung Rolf Lindner Transdisziplinär Denken in Relationen Ernst Cassirer (1874-1945): Feldbegriff – vgl. Bourdieu Wie agieren Menschen?

Einführung in die Europäische Ethnologie 18 Denken in Konstellationen Rolf Lindner/Johannes Moser (Hg.): Dres-den. Ethnographische Erkundungen einer Residenzstadt (2006) Hans-Ulrich Gumbrecht: 1926. Ein Jahr am Rand der Zeit (2001). Experiment in historischer Gleichzeitigkeit Rückkehr zu den Quellen Dispositive und binäre Codes Aufbrechen von Denkschemata

Einführung in die Europäische Ethnologie 19 „Paradoxien des Zeitgeists“ Querbezüge zwischen Alltagskultur und medial-diskursiver Repräsentation Wiederkehrende Topois als „kulturelle The-men“ der Zeit Kulturanalyse als Feld-Analyse Alle Sinne öffnen Serendipity

Einführung in die Europäische Ethnologie 20 Aus: Rolf Lindner: Vom Wesen der Kulturanalyse. In: ZfVK 99 (2003): 177-188.