Spezielle Religionsgeschichte: Hindu-Religionen

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
H I N D U I S M U S ENTSTEHUNG und GESCHICHTE.
Advertisements

Hinduismus Moralische Ordnung und Glaube.
jeder/alle keinKultur Reflexive verbs Mischung.
Kulturen Und Gesellschaften Asiens China - Indien - Japan
Kulturen Und Gesellschaften Asiens China - Indien - Japan
Write two sentences about each person based on the information given.
Einführung in den Hinduismus
Hinduismus - Gesellschaftliches Bestimmungsmerkmal in Indien
Buddhismus.
Von Sarah Lohmann, Annkathrin Göbel und Jennifer Lübke
Kapitel IX Training in Christentum 0
Hinduismus.
Indien: Das Kastensystem der Hindus
1000 Km bis zum Meer. “1000 Km to the sea” Luxuslärm
„Einführung in die Geschichte Indiens“
Von Lisa Knebel Religionen.
Das Christentum und die anderen Religionen Götz Weber Der Buddhismus
Don`t make me think! A Common Sense Approach to Web Usability
Das Christentum und die anderen Religionen Götz Weber Der Hinduismus
Lynn Reisdorff Caroline Dostert Fabio Rodrigues
Der Hinduismus Der Hinduismus ist nach dem Christentum und dem Islam die drittgrößte Weltreligion. Wann genau der Hinduismus entstand, ist nicht eindeutig.
Bildungssystem Indiens
Wir müssen prüfen! 1. Johannes 4,1-6.
Leben mit dem Tod in den Hindureligionen
Christoph Durt: Wittgenstein on the possibility of philosophy: The importance of an intercultural approach
Spezielle Religionsgeschichte: Hindu-Religionen
WAHL EINES HEILERS Beweggründe und Einflüsse auf die Wahl eines Medizinsystems.
Das Christentum und die anderen Religionen Götz Weber
Hinduismus.
Soziale Dimensionen des Hinduismus
KPH Edith Stein Salzburg, Birgit Heller Universität Wien
Religion in Staat und Gesellschaft Irlands
1.5 Religion in Staat und Gesellschaft anderer Länder Mannschaft1,5 Tage Religion in Staat und Gesellschaft der USA.
Hinduismus Indische Zeitvorstellungen Geschichte in Indien
The most obvious or direct use of auch is to mean also. Ich möchte auch Gitarre lernen. Auch ich möchte Gitarre lernen. I would like to learn Guitar. Someone.
Comenius Projekt Liceo F.Petrarca Trieste a.s. 2011/12 M. Lamba, V. Munaò, A. Pascazio.
Eine Präsentation von Frank Pabst, Bastian Schuck, Antonio Magerl
(entwicklungsstrukturelle Sicht)
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe, His glance passes over the bars, so müd geworden, dass er nichts mehr hält. It has become so weary that it no.
Photographer: Ian Britton, Vorbei angeboten
Negation is when you dont have or dont do something.
Die Mission der STA Seit 2005Tell the World Im Jahr 2010 wurde das Projekt vervollständigt mit Reach up Reach Across Reach Out.
Wie lebt man mit Gott? Was ist Umkehr & Buße?.
Das Indien-Quiz zum Starten mit der Maus klicken.
Kultursensible Pflege
Buddhismus  Der Buddhismus entstand im 5. Jahrhundert v.Chr. im Nordosten Indiens. Von dort breitete er sich in ganz Asien aus und wird heute von Menschen.
…und nun aber zum heutigen Vortrag Die Herausforderung: Krisen und andere Verwerfungen Die Herangehensweise: Kosten senken & Produktivität erhöhen Das.
Der formelle Imperativ – the Imperative
Ratio! _ Vernunft als oberster Maßstab
Shiva und Shivaismus.
Sprachneuerungen des .NET Frameworks 3.5
Hinduismus und Buddhismus
Die Fragen Wörter Wer? Was? Wann?.
..
Hinduismus: Der Mensch auf der Suche nach Gott
Literary Machines, zusammengestellt für ::COLLABOR:: von H. Mittendorfer Literary MACHINES 1980 bis 1987, by Theodor Holm NELSON ISBN
HINDUISMUS.
Guru Granth Sahib Der Sikhismus ist eine Reformbewegung des Hinduismus, der Elemente des Islam übernommen hat. Sie gründet sich auf zehn Gurus. Der erste.
Hinduismus Jill & Emma & Max☻.
Kapitel 4: Mein Tag Sprache.
Kapitel 11 Grammar INDEX 1.Indirect Object. Indirect Object  Auf Klebepapier schreib was du erinnerst über Indirect Objects  Notizen über Indirect Objects.
संघीय लोकतान्त्रिक गणतन्त्रात्मक नेपाल
Buddhismus Seit wann gibt es diese Religion?
German “ wo - compounds ” Provided by deutschdrang. com for individual and classroom use only. May not be reproduced for any other purposes.
German “ da - compounds ” Provided by deutschdrang. com for individual and classroom use only. May not be reproduced for any other purposes.
Der Hinduismus.
Vorlesung Völkerrecht Diplomatischer Schutz
Christoph Möllers Universität Zürich, 3. Mai 2007
Hinduismus.
 Präsentation transkript:

Spezielle Religionsgeschichte: Hindu-Religionen

Hinduismus: Begriff Sindhu: Sanskrit; bezeichnet Fluss = Indus (von griechisch Indos) und Gebiet Hindu: persisch; = der Fluss Indus sowie Pl. „Leute am Indus“, 5. Jh.v.u.Z. Al Hind/ Hindus: von Arabern übernommen für Land und Bevölkerung am Indus, gleichbedeutend mit Nicht-Muslime, 8.Jh. Hindu = Inder

Hinduismus: Begriff Hindu übernommen von Engländern: geographisch-ethnischer Begriff wird allmählich zu Religionsbezeichnung - Negativ-Begriff: Nicht-Muslim, -Christ etc., 18. Jh. (vgl. Hindu Marriage Act 1955) Hindu unterschieden von Inder „Hinduism“ und sanatana dharma,19. Jh.

Hinduismus: Begriff Hinduismus: ein Sammelbegriff Hinduismus = westliches Konstrukt? Veränderung im rel. Selbstbewusstsein Definition umstritten

Hinduism is „all things to all men“ Jawaharlal Nehru: Hinduism is „all things to all men“

Hindu Marriage Act 1955: A Hindu is a person, irrespective of sex, age, mental condition or religious belief, who is not a Muslim, Christian, Parsi or Jew provided that he is domiciled in India ... A Hindu may also be a person, whether domiciled in India or not, who is a Hindu by religion ... Buddhists, Jainas and Sikhs are Hindus for this purpose.

Gavin Flood: Hinduismus ist ein Begriff, der die Religionen der Mehrheit der Bevölkerung Indiens und Nepals und einiger Gemeinschaften in anderen Kontinenten bezeichnet, die sich selbst als Hindus verstehen

a) in S-Asien entstanden oder verbreitet b) Kastensystem Hinduismus ist ein Sammelbegriff für jene Religionen und religiösen Gemeinschaften, die folgende Kriterien erfüllen (Axel Michaels): a) in S-Asien entstanden oder verbreitet b) Kastensystem c) vedisch-brahmanische Werte, Rituale, Mythen dominieren d) eine Erscheinungsform von Shiva, Vishnu, Devī, Rama, Krishna oder Ganesha wird verehrt oder zumindest nicht abgelehnt e) identifikatorischer Habitus

Mahājagadguru Māte Mahādēvi: Hinduism is not a religion Hinduism represents a cultural, religious heritage. Within it‘s orbit there are many independent religions

Māte Mahādēvi: Likewise, whether an individual is Vaidic, Shaiva, Vaishnava, Jain, Buddhist, Lingayat or Sikh, and whatever might be his religious convictions, it is enough if he has faith in Omkara and respect for the Indian Heritage to make him a Hindu.

Hindu-Religionen Volksreligionen: „kleine Tradition“ Brahmanischer Hinduismus: „große Tradition“ Theistische Traditionen und Stifterreligionen

Religionsgeschichtliche Epochen bis 1750 v.: Vorvedische Religionen 1750-500 v.: Vedische Religion 500 v. - 200 v.: Asketischer Reformismus 200 v. - 1100 n.: Klassischer Hinduismus 1100 - 1850 n.: Brahmanischer Konservatis-mus, theistische Traditionen und Stifter-religionen ab 1850: moderner Hinduismus

Vedische Religion: 1750 -1200 v.: Frühvedische Phase ab 1200 v.: Mittelvedische Phase (ca. 1000 v. Rig-Veda abgeschlossen); Blüte der Opferwissenschaft ab 850 v.- 500 v.: Spätvedische Phase; frühe Philosophie

Klassischer Hinduismus: ab 200 v.: Vorklassischer Hinduismus Restauration des vedisch-brahmanischen Hinduismus, Beginn der Bhaktibewegung; Vishnu- und Shivaverehrung ab 300 n.: Blütezeit; Entfaltung der theistischen Richtungen ab 650 n.: Spätzeit; Zerfall der Großreiche, 712 Araber im Industal; Tantrismus

Moderner Hinduismus 1893: Rede von Vivekānanda am Welt-parlament der Religionen im Rahmen der Weltausstellung in Chikago 1907: Einweihung des ersten Hindu-Tempels im Westen (San Francisco) nach 1947: verschiedene Guru-Bewegungen im Westen

Grundbegriffe dharma: von „halten, bewahren“ - „das, was trägt“, Ordnung, Norm karman: von „handeln“ - Tat und ihre Auswirkung samsāra: von „herumwandern“ - Geburtenkreislauf moksha: von „befreien, loslösen“ - Heil

Grundbegriffe brahman: wörtlich „Formulierung“, heiliges Wort, Wahrheit, transzendentes geistiges Grundprinzip der Wirklichkeit bhakti: von „zuteilen, teilhaben“, Teilhabe des Menschen an einer personalen Gottheit sowie die daraus resultierende Hingabe veda: von „wissen“, Offenbarungsautorität des brahmanischen Hinduismus tantra: von „weben“, Offenbarungstexte der theistischen Traditionen

Hinduismus: Yuga-Lehre Mahāyuga: Krta - Tretā - Dvāpara - Kali insgesamt 4.320.000 Menschenjahre 1000 Mahāyugas = 1 Brahmā-Tag, dann Auflösung (Brahma-Nacht) und neue Schöpfung 100 Brahmā-Jahre = 1 Vishnu-Tag (über 311 Billionen Menschenjahre), dann Untergang und nach einer Vishnu-Nacht Neuentstehung der Welt

Sprachen Indoarische Sprachstufen: altindoarisch: Vedisch - Sanskrit „kultiviert“ mittelindoarisch: Pali - Prakrit neuindoarisch: Hindi, Bengali, Gujarati u.a. Drawida-Sprachen: Tamil, Kannada u.a.

Heilige Schriften Shruti vedische Samhitās: Rig-Veda, Yajur-Veda, Sāma-Veda, Atharva-Veda Brāhmanas Āranyakas Upanishaden

Heilige Schriften Smriti Āgamas und Tantras devotionale Literatur Sūtras Shāstras: z.B. Manusmriti Epen: Mahābhārata und Rāmāyana Purānas Āgamas und Tantras devotionale Literatur

Philosophische Systeme: darshanas Sāmkhya: Dualismus Geist - Materie Yoga: geistige Disziplin Mīmāmsā: Veda-Exegese Vedānta: (differenzierter) Monismus, Basis Upanishaden Nyāya: Logiksystem Vaisheshika: analytische Naturphilosophie

Anthropologie: Woraus besteht der Mensch? Upanishaden: Suche nach dem Lebensträger Wasser Feuer Wind-Atem ātman/ brahman

Anthropologie Klassisches Modell des Menschen

Anthropologie: varnāshramadharma Schüler Haushalter Eremit samnyāsin: Wanderasket

Anthropologie: varnāshramadharma varnas: Klassen/ Stände (gesellschaftliche Hierarchie mit Maßstab Reinheit) Brahmanen: Priester Kshatriyas: Adelige Vaishyas: Bauern, Händler Shudras: Diener jāti: Kaste (erbliche, endogame Interessensgemeinschaft)

Heilswege (margas) karmamarga: vedisch-brahmanischer Haus- und Opferritualismus, brahmanischer und volksreligiöser (Tempel-)Ritualismus bhaktimarga: hingebungsvolle oft mystische Verehrung einer Gottheit jnānamarga: Weg der spirituellen Erkenntnis mit Hilfe eines Guru

Gottesbegriffe deva/ devī: in vedischer Zeit Göttergruppe, später Dorfgottheiten brahman: absoluter, transzendenter Seinsgrund paramātman: Gott als ewiger, unendlicher und höchster atman bhāgavan: „herrlich, verehrungswürdig“, bevorzugt von vishnuitischen Traditionen

Gottesbegriffe ishvara/ ishvarī: „herrschen“, bevorzugt von shivaitischen Traditionen shakti: „Kraft“, weiblich personifizierte Kraft eines männlichen Gottes bis hin zur weiblichen Personifikation des Absoluten -mahādevī/ maheshvarī

Entwicklung des Vishnuismus

Purānischer Vishnuismus: Pāncarātra, Bhāgavata, Krishna-Gopāla + lokale Traditionen (bes. S-Indien) Vaishnava Sampradāyas („Überlieferungen“) Shrī-Vaishnavas (Rāmānuja) Gaudīya-Vaishnavas (Caitanya) Rāma-Kult (Tulsīdās) Vithoba-Kult/ Vārkarī-Panth (Tukārām)

Vedische Rudra-Verehrung nichtpurānischer Shivaismus: Populärer purānischer Shivaismus Pāshupata Nāyanmārs Tantrischer Shivaismus Asketenorden Shaiva Siddhānta Lingāyats