Potenziale der Geothermie in Ostbrandenburg – Konflikt mit CCS?

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Potenziale der Geothermie in Ostbrandenburg – Konflikt mit CCS? Landtagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen Brandenburg am 18. April 2010 in Beeskow Potenziale der Geothermie in Ostbrandenburg – Konflikt mit CCS? Dipl.-Ing. Heinrich Kissing GeoK GmbH – Geotechnik - Kamen 18. April 2010 Geothermie-Konflikt mit CCS? 1

Geothermie-Konflikt mit CCS? 99 % der Erde sind heisser als 1000 °C Erdwärme steht generell überall und jederzeit zur Verfügung. Sie ist praktisch unerschöpflich. 99 % der Erde sind heisser als 1000 °C und nur 0.1 % sind kälter als 100 °C. Heute ist der innere Aufbau unserer Erde bekannt. Unter der sehr dünnen Erdkruste folgt der Erdmantel (dunkelorange) und im Zentrum befindet sich der Erdkern, der aussen flüssig, innen aber fest ist (hellorange). 18. April 2010 Geothermie-Konflikt mit CCS? 2

Geothermie-Konflikt mit CCS? Geothermische Tiefenstufe Erste Messungen der Erdwärme brachte vor mehr als 200 Jahren Alexander von Humboldt von seiner Forschungsreise durch Südamerika mit, wo er mittels eines Reisethermometers bei der Messung von Temperaturen in Höhlen deren Ansteigen mit zunehmender Tiefe feststellte. Im Freiberger Bergbau-Revier ermittelte 1791 Alexander von Humboldt erstmals, dass die Temperatur mit der Tiefe um 3,8 °C pro 100 m zunimmt. Damit war der geothermische Gradient (bzw. geothermische Tiefenstufe) entdeckt! Präzise Temperaturmessungen an der seinerzeit mit 1271,6 m tiefsten Bohrung der Welt im brandenburgischen Salzstock Sperenberg führten 1867 - 1871 zur Bestimmung der Geothermischen Tiefenstufe von 32,5 m / K (oder 3,1 K / 100 m). Hier wurde die weltweit erste Bohrung abgeteuft, die mehr als 1000 Meter Tiefe erreichte. Erst 15 Jahre später wurde diese Teufe wieder durch eine Bohrung erreicht. Benfield führte 1939 erstmals die Bestimmung der Wärmestromdichte durch.   18. April 2010 Geothermie-Konflikt mit CCS? 3

Geothermie-Konflikt mit CCS? Tiefbohrungen in der DDR Im Zeitraum von 1968 bis 1989 wurden auf dem Gebiet der ehemaligen DDR 10 Bohrungen mit Teufen über 6.000 m niedergebracht. Damit war die DDR seinerzeit führend auf dem Gebiet der übertiefen Bohrungen, und hatte 1979 mit der Bohrung Mirow 1 mit einer Endteufe von 8.008 m die damals tiefste Bohrung Europas. Im Land Brandenburg sind derzeit 126 Tiefbohrungen, von denen 33 eine Endteufe >3 000 m aufweisen, kontinuierlich in Intervallen von 50 m vermessen worden. Darüber hinaus liegen von über 275 Bohrungen Einzeltemperaturwerte aus Testmessungen vor. Diese Temperaturwerte können aus bohrtechnischen Gründen stärker beeinflusst und für regionale Aussagen nur begrenzt verwendbar sein (BEER & MANHENKE 2001). 18. April 2010 Geothermie-Konflikt mit CCS? 4

Geothermie-Konflikt mit CCS? Bodenschätze Bodenschätze sind nach § 3 Abs. 1 BBergG alle mineralischen Rohstoffe in festem, flüssigem oder gasförmigen Zustand außer Wasser, die in natürlichen Ablagerungen oder Ansammlungen in oder auf der Erde, auf dem Meeresgrund, im Meeresuntergrund oder im Meerwasser vorkommen. Ausnahme Wasser Grundeigene Bodenschätze stehen im Eigentum des Grundeigentümers. Bergfreie Bodenschätze bedürfen einer Bergbauberechtigung. Auf bergfreie Bodenschätze erstreckt sich das Eigentum an einem Grundstück nicht. Es wird im BBergG bewusst eine Trennung von Grundeigentum und bestimmten Bodenschätzen herbeigeführt. 18. April 2010 Geothermie-Konflikt mit CCS? 5

Geothermie-Konflikt mit CCS? Bergfreie Bodenschätze gem. § 3 BBergG ■ Erze ■ Kohlenwasserstoffe nebst den bei ihrer Gewinnung anfallenden Gasen ■ Stein- und Braunkohle nebst den im Zusammenhang mit ihrer Gewinnung auftretenden Gasen; Graphit ■ Stein-, Kali-, Magnesia- und Borsalze ■ Bodenschätze im Bereich des Festlandsockels und der Küstengewässer ■ Erdwärme 18. April 2010 Geothermie-Konflikt mit CCS? 6

Geothermie-Konflikt mit CCS? Marktanreizprogramm - Förderung Tiefe Geothermie Förderung von Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien Tiefe Geothermie zur thermischen Nutzung (Regelfördersätze des Programms) Förderung der Plankosten Bohrteufe 400 m bis 1000 m 375 € pro Bohrmeter 1000 m bis 2500 m 500 € pro Bohrmeter 2500 m bis Endteufe 750 € pro Bohrmeter  Maximal 2.500.000 € pro Bohrung  Maximal 2 Bohrungen (Dublette)  Bohrrisiko = 50 % vom Mehraufwand, höchstens 1.250.000 € pro Bohrung 18. April 2010 Geothermie-Konflikt mit CCS? 7

Geothermie-Konflikt mit CCS? Fazit Geothermie Die Erde ist ein Kraftwerk der Natur. 2. Ausreichende geothermische Potenziale sind in Ostbrandenburg vorhanden. Den Grundfragen der Geothermie muss nachgebohrt werden. 4. Für die Geothermienutzung ist eine Einbettung in ein regionales regeneratives Energieleitprojekt oder Klimaschutzkonzept zu empfehlen, z. B. klimafreundliche Städte und Gemeinden im Landkreis Oder-Spree CO2LOS 18. April 2010 Geothermie-Konflikt mit CCS? 8

Geothermie-Konflikt mit CCS? Bodenschätze Sole und Erdwärme Die Erkundung und Erschließung von Sole und Erdwärme unterliegt in der Bundesrepublik Deutschland den Bestimmungen des Bundesberggesetzes (BBergG) vom 13. August 1980 (in der letzten gültigen Fassung). Erdwärme und Sole gelten danach als bergfreie Bodenschätze (§ 3 Abs. 3 Satz 2 BBergG). Der Geltungsbereich des BBergG erstreckt sich in diesem Zusammenhang auf die Aufsuchung und die Gewinnung von Erdwärme oder Sole. Um einen bergfreien Bodenschatz erkunden („aufsuchen“) zu können, benötigt man für ein Aufsuchungsfeld eine bergrechtliche Erlaubnis. Es können in einem Feldesbereich auch mehrere Erlaubnisse auf Bodenschätze bergrechtlich erteilt werden.  Es besteht eine bergrechtliche Gleichberechtigung zwischen den Bodenschätzen Sole und Erdwärme 18. April 2010 Geothermie-Konflikt mit CCS? 9

Geothermie-Konflikt mit CCS? Verfahrensdifferenzierung des BBergG BBergG Anspruch Abwägung Erlangung des Rechtstitels Umsetzung der Aufsuchungs- maßnahmen Erlaubnisfeld zur Aufsuchung Hauptbetriebsplan Sicherheit Mensch-Umwelt-Gefahren Investitionssicherheit 18. April 2010 Geothermie-Konflikt mit CCS? 10

Geothermie-Konflikt mit CCS? Keine exklusiven Erkundungsrechte „auf Vorrat“ für CO2 Anlässlich der Erlaubnis des Landesamts für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) Brandenburg für die Erkundung potenzieller Speichermöglichkeiten für Kohlendioxid im Raum Neutrebbin (Landkreis Märkisch-Oderland) durch die Vattenfall Europe Mining AG in der vergangenen Woche bekräftigt der GtV-BV außerdem seine Auffassung, dass jegliche Erlaubnis dieser Art zur Untersuchung eines Gebiets auf die Eignung zur CO2 -Ablagerung ohne ein CCS-Gesetz unzulässig ist. Die von den Energieversorgungs-unternehmen in diesem wie auch in anderen Anträgen angeführte Suche nach dem Bodenschatz Sole ist offensichtlich nur vorgeschoben. Dies hat das LBGR in der Pressemitteilung zur Aufsuchungserlaubnis selbst festgestellt, indem es sagt: „Mit der Erkundung des Bodenschatzes Sole lassen sich zugleich Kenntnisse über die Eignung der Lagerstätte als Speicherstätte (z.B. Ausdehnung der Formation) gewinnen.“ Dafür gibt es im Bundesberggesetz (BBergG) keine rechtliche Grundlage, da die Entsorgung von Reststoffen und entsprechende Untersuchungen nicht dem BBergG unterliegen. Genau aus diesem Grund ist ein gesondertes CCS-Gesetz ja überhaupt notwendig. Der GtV-BV unterstützt daher die Auffassung der Brandenburger Bürgerinitiative „CO2 -Endlager stoppen“, wonach das Bergbauamt diese Erlaubnis nicht hätte erteilen dürfen. Pressemitteilung des GtV-Bundesverbandes im März 2010 18. April 2010 Geothermie-Konflikt mit CCS? 11

Geothermie-Konflikt mit CCS? Fazit CO2 -Erkundung Die Bodenschätze Geothermie und Sole sind nach dem Bundesberggesetz formal gleichwertig und gleichberechtigt 2. In der momentanen Situation ohne CCS-Gesetz ist in gleichen Feldern bzw. geologischen Räumen die parallele Nutzung von Geothermie und die CO2 –Erkundung im Einzelfall maßnahmen-orientiert zu prüfen und auf der Ebene des Hauptbetriebsplans zu entscheiden. 3. Für die Speicherung von CO2 ist nicht das BBergG zuständig. 4. Exklusive Erkundungsrechte „auf Vorrat“ für die CO2 –Speicherung behindern die Entwicklung der Geothermienutzung. 18. April 2010 Geothermie-Konflikt mit CCS? 12