Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 1

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 Präsentation transkript:

Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 1 Kommt der €uro-Crash? Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 1 Staatsbankrott & Währungsreform vor 2015? Um Ihnen "Regionale Alternativen zur Globalisierung" aufzeigen zu können, muß ich zuerst die Eigenheiten und Probleme unseres Geld- und Wirtschaftssystems sowie die Ursachen der Globalisierung erläutern. Dies wird der erste Teil meines Vortrags sein. Daraus ergeben sich die Probleme und Zielsetzungen für eine nachhaltige regionale Entwicklung. Darauf aufbauend will ich Ihnen im zweiten Teil mögliche Lösungen und Auswege vorstellen, deren Chancen und Schwächen aufzeigen. Im dritten Teil will ich konkrete Vorschläge machen, was wir hier in unserer Region unternehmen - und hoffentlich gemeinsam umsetzen können.

Natürliches versus exponentielles Wachstum Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 2 "Das größte Manko der Menschen ist unsere Unfähigkeit, die Exponentialkurve zu verstehen." Albert A. Bartlett, US-amerikan. Physiker "Jeder, der glaubt, exponentielles Wachstum könne in einer endlichen Welt ewig fortschreiten, ist entweder ein Irrer oder ein Ökonom." Kenneth Ewart Boulding, brit.-amerikan. Ökonom 1966 Wie Ihnen vielleicht bei der Entwicklung der Vermögen und Schulden aufgefallen ist, steigen diese nicht kontinuierlich, sondern immer rascher. Wenn ein Betrag um einen gewissen Prozentsatz jährlich zunimmt, verdoppelt er sich immer schneller. Dies nennt man exponentielles Wachstum. Die Geschwindigkeit der Verdopplung entspricht 72 Jahre dividiert durch den Zinssatz. Bei 8% verdoppelt sich ein Betrag in 9 Jahren, selbst bei nur 2% verdoppelt er sich alle 36 Jahre. Dies betrifft sowohl die Schulden als auch die Vermögen. Und obwohl viele Schulden zurückgezahlt und Guthaben ausgegeben werden, wachsen beide exponentiell in den Himmel. Aber haben Sie jemals Bäume in den Himmel wachsen sehen? Diese Art des Wachstums widerspricht dem nachhaltigen Wachstum der Natur, das anfangs hoch ist, mit der Zeit abnimmt und schließlich zum Stillstand kommt - oder besser gesagt von einem quantitativen in ein qualitatives Wachstum übergeht. Daher wächst auch der Mensch anfangs in die Höhe und später in die Breite... Das besonders tückische am exponentiellen Wachstum ist, daß es anfangs kaum wahrnehmbar ist, dann aber förmlich explodiert. Wie bei einem Tumor, der ebenfalls exponentiell wuchert, ist es meist schon zu spät, wenn er entdeckt wird.

Geldvermögen - Schulden Österreich Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 3 Gesamtschulden: 1.018.606.000.000 € pro ArbeiterIn: 255.000 € (3,4 Mio. ÖS) Zinsen pro Jahr: 58 Mrd. Euro Zinsen pro Tag: 159 Mio. Euro Quelle: Österreichische Nationalbank 2010

Umverteilung der Vermögen Deutschland Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 4

Gesamtvermögen in Österreich 2002 Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 5 Das Sozialministerium weist einen stetigen Anstieg armer und armutsgefährdeter Menschen aus: 13,4% der Bevölkerung (1.044.000 Personen) galten im Jahr 2003 als armuts-gefährdet und müssen mit weniger als 785 € im Monat auskommen - 1999 waren es 11% (880.000 Personen). 5,6% (467.000 Menschen) sind "akut arm" und können sich Heizung, Schuhe etc. nicht leisten Nach Angaben des Sozialberichtes 2001/2002 wachsen die Einkommensunterschiede von Jahr zu Jahr. 43% der Bevölkerung leben nur mit niedrigem oder sehr niedrigem Lebensstandard. "Working Poor": 8% der Erwerbstätigen gelten als arm. Fast die Hälfte der 100.000 SozialhilfebezieherInnen in Österreich hat 1 oder 2 Jobs, verdient dabei aber nicht genug, um zu überleben. Nach Angaben des Kreditschutzverbandes (KSV) "explodierte die Zahl der Privatkonkurse" im ersten Halbjahr 2004 um 32% auf 2.730 Fälle. Bereits 100.000 Haushalte sind laut Schuldnerberatungen überschuldet. "Die vielen Belastungspakete der letzten Jahre gepaart mit einem äußerst schwierigen Arbeitsmarkt lassen auch für die nächsten Jahre keinen Rückgang erwarten.", heißt es beim KSV.

Einkommensentwicklung in Österreich Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 6 Einkünfte von 1964-1997 (in Prozent von 1964) Die Einkommensentwicklung war in den letzten Jahrzehnten durch die starke Expansion der Besitzeinkommen gekennzeichnet. Diese stiegen von 1964 bis 1997 um mehr als das 50-fache, wogegen die Lohneinkommen (Bruttoentgelte) nur um das 12-fache gewachsen sind. Die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft sind hingegen gleichgeblieben, real also stark gesunken! Die Zunahme der Kapitaleinkünfte resultiert durch die hohen Zinssätze in den 80er Jahren und die starken Kursanstiege auf den Kapitalmärkten. Seit Beginn der 90er Jahre geht der Zuwachs v.a. auf Vermietung und Verpachtung zurück, die durch Mietzinssteigerungen explodiert sind. Aufgrund einer EU-Richtlinie (Europäisches System zur Volkswirtschaftlichen Gesamt-rechnung - ESVG 1995) wird seit 1998 eigenartigerweise nicht mehr zwischen Besitzein-kommen und Gewinn aus unternehmerischer und selbständiger Tätigkeit unterschieden. Daher kann man die weitere Entwicklung der Besitzeinkommen nur mehr schätzen... Quelle: WIFO, Statistik Austria

Wachstumszwang - Kollaps alle 60 Jahre Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 7 Anteil der Wirtschaftsleistung, der vom Kapitalertrag beansprucht wird (in % von 1960) Volkswirtschaftlich lässt sich dieser Zusammenhang anhand einer Modellrechnung erklären: Die Produktivität einer Volkswirtschaft - und damit das Bruttosozialprodukt - wächst nur linear, d.h. jährlich um den gleichen Betrag (bei gleich bleibender Bevölkerung). Gemessen am vorangegangenen Jahr sinkt die Wachstumsrate von 15 bis auf 3 Prozent und weniger. Mit anderen Worten: Das was wir im Vorjahr an Konsumgütern zusätzlich produziert haben, erhöht nicht unsere Produktivität. Anders ist es jedoch bei der Kapitalverzinsung: die wachsenden Vermögen werden wieder mitverzinst und steigern in vollem Ausmaß die Gewinne (exponentielles Wachstum). Das wäre so, als würden Sie immer hungriger werden, je mehr Sie essen. Natürliche Wachstumskurven sind hingegen umgekehrt (logarithmisch): Zu Beginn hohes Wachstum, das immer mehr abnimmt. Auch die menschlichen Bedürfnisse würden mit der Zeit befriedigt, und sich der Konsum stabilisieren - wir wurden irgendwann „satt“. „Der Zinsanteil an der Volkswirtschaft steigert sich durch die exponentielle Kapitalverzinsung ständig, womit der Anteil, der den Produktivkräften (Arbeiter und Unternehmer) zufällt, immer kleiner wird. Der arbeitende Bevölkerungsanteil würde ohne Wirtschaftswachstum innerhalb kurzer Zeit verarmen.“ Günter Hannich - Börsenkrach und Weltwirtschaftskrise Am Beispiel von Deutschland und Österreich sieht diese Entwicklung so aus (Günter Hannich): - Von 1950-1970 steigerte sich der Arbeitsertrag kontinuierlich durch Wirtschaftswachstum, der Kapitalanteil wuchs nur langsam. - Von 1970-1985 steigerte sich der Zuwachs der Kapitalverzinsung und vereinnahmte zunehmend den Arbeitsertrag. - Seit ca. 1990 verschiebt sich die Wertschöpfung von der Arbeit zum Kapital. Das Realeinkommen der arbeitenden Bevölkerung sinkt, obwohl das Bruttoinlandsprodukt in 30 Jahren real um 250% gestiegen ist. - Seit 2000 beansprucht die Kapitalverzinsung bereits den Großteil der Wirtschaftsleistung. Selbst höheres Wirtschaftswachstum könnte dies nicht mehr ausgleichen. Die Kapitalertragskurve würde in wenigen Jahren die Wachstumskurve schneiden, die Kapitalverzinsung also mehr als 100% der Wertschöpfung beanspruchen. Spätestens dann würde das Wirtschaftssystem zusammenbrechen. - Ohne Wirtschaftswachstum würde der Arbeitsertrag ständig kleiner werden und sich die Kapitalertragskurve bereits 1990 mit der Null-Prozent-Wachstumskurve schneiden. Das trügerische daran ist, dass anfangs die lineare Steigerung der Wirtschaftsleistung größer ist als das exponentielle Kapitalwachstum und die Arbeitserträge anfangs steigen (Wirtschaftswunder). Jedoch steigert sich die Kapitalverzinsung immer schneller, und die Arbeitserträge sinken entsprechend. Trotzdem durchschauen die meisten Menschen bis zuletzt nicht den Wirkungsmechanismus und schwärmen von „den goldenen Sechzigern“ (Günter Hannich).

Der Untergang von Hochkulturen "Der älteste Fluch des Menschen ist das Geld." Sophokles Prof. Gustav Ruhland, 1908 Untergang von Hochkulturen (www.vergessene-buecher.de): Geld mit Zins und Zinseszins Vermögen-/Schuldenberge Reichtum einer Minderheit - Verarmung der Masse Versklavung der Bevölkerung Brot & Spiele - hohe Kosten hohe Steuerlasten - Unruhen Zerfall der Sitten/Gesellschaft Zusammenbruch der Kultur Römisches Imperium: Sterben des Bauernstands Gewerbetreibende - Sklaven Lebensmittelimporte/Ausbeut. Provinzen ("Globalisierung") hohe Arbeitslosigkeit Rückgang der Geburtenraten hohe Selbstmordraten unvorstellbare Dekadenz... "Binnen 14 Jahren waren die Schulden auf das 6-fache gewachsen, so dass die Gemeinden ihre öffentlichen Gebäude, die Eltern ihre Kinder verkaufen mussten, um den Gläubigern gerecht zu werden..."

Lösung der Geldproblematik Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 9 Global: Freie Weltwährung (Bancor) National: Vollgeld www.monetative.org Regional: Regionalwährungen

Kontrollierte Geldschöpfung Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 10 Colonial Scrip (Neuengland 1700-1764): Benjamin Franklin (1706-1790) 13 brit. Kolonien in Nordamerika eigenes zinsfreies Geld erstaunliche Blütezeit Verbot 1765 brachte Armut und Not Grund für Unabhängigkeitskrieg 1775 Mirakel von Guernsey (1815-1835): eigenes kurzlebiges Geld jeweils für Bauprojekte ausgegeben in 10 Jahren blühende Insel 1835 durch brit. Banken beendet „Lass mich das Geld einer Nation schöpfen und kontrollieren, und es interessiert mich nicht, wer seine Gesetze macht.“ Nathan Mayer Rothschild 1790

Die Wirtschaftspyramide Ausland Inland Region 80% 15% 5% Globalisierung 70% 20% 10% Region Inland Ausland Regionalwirtschaft

WIR GEMEINSAM Regiogeld-Kreislauf

Das Wunder von Wörgl (1932-1933) Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 13 System: Gemeinde Wörgl (Tirol) Arbeitsbestätigungsscheine Klebemarken (1% je Monat) Auswirkung nach 6 Monaten Gemeindeeinnahmen +54% Investitionsausgaben +220% zahlreiche Bauprojekte Auswirkungen 13,5 Monate Arbeitslosigkeit -16% (absolut) 416x Durchlauf jedes Scheins Umsatz: ca. 5,6 Mio. Euro Ende Teilnahme weiterer 4 Gemeinden Interesse bei 178 Gemeinden Verbot durch Nationalbank Umlaufgesichertes Geld wurde 1932 sehr erfolgreich von der Gemeinde Wörgl in Tirol eingesetzt. Weltwirtschaftskrise - der berüchtigte „Schwarze Freitag“ bringt 1929 tausenden Menschen Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Massenarmut. Auch in Wörgl, dem kleinen Tiroler Ort schließen zahlreiche Betriebe. Bald erreicht die Arbeitslosigkeit über 30%. Der bei der Innsbrucker Sparkasse hochverschuldete Ort ist nicht mehr in der Lage, die inzwischen aufgelaufenen Zinsen (50.000,- Schilling) zu bezahlen. Auf Initiative des Bürgermeisters Michael Unterguggenberger beschließt der Gemeinderat am 5.7.1932 Arbeitsbestätigungsscheine im Wert von 32.000 Schilling auszugeben. Diese können bei der örtlichen Raiffeisenkasse gekauft werden und haben eine Umlaufsicherung von 1% pro Monat (Klebemarken). Innerhalb kurzer Zeit kommt Leben in den Ort: Durch den regen Umlauf flossen bereits nach 3 Tagen von den erst 1.600 ausgegebenen Schilling 5.100 Schilling an Steuern zurück. Viele zahlten ihre Steuern sogar im voraus, um dem Wertverlust zu entgehen. Während sich die Finanzen der Gemeinde bis 1931 laufend verschlechtert hatten, traten bereits nach 6 Monaten (Bilanz 1932 gegenüber 1931) bemerkenswerte Verbesserungen ein: Erhöhung der Einnahmen um 53,8%, Abbau des Ausgabenrückstandes um 61,2%, Zunahme des Ertrages an Gemeindesteuern um 34,4%, Zunahme der Investitionsausgaben um 219,7% (DDr. Silvio Unterguggenberger). So konnte die Gemeinde zahlreiche Bauaufträge vergeben: Skischanze, Betonbrücke, Kanalisation, Notstandsküche, Parkanlagen, Straßenbeleuchtung und -asphaltierungen usw. Im Schnitt waren 5.490 Schilling in Form von Arbeitswertscheinen im Umlauf, die im Lauf des Experiments (13,5 Monaten) ca. 416 mal den Besitzer wechselten und damit den Austausch von Gütern und Dienstleistungen im Wert von über 2,5 Mio. Schilling ermöglichten (Fritz Schwarz). Dies würde heute einer Kaufkraft von ca. 5,6 Mio. Euro (77 Mio. Schilling) entsprechen. Die Arbeitslosigkeit ging absolut um 16% zurück, während sie in Österreich im gleichen Zeitraum um 19% stieg (Thomas Wendel). Das Experiment erregte weltweites Aufsehen. Der französische Ministerpräsident Daladier sowie Wirtschaftsprofessoren aus aller Welt reisten in die kleine Gemeinde, um sich das „Wunder von Wörgl“ anzusehen. Die Gemeinden Kirchbichl, Hopfgarten, Brixen i.Th. und Westendorf beschlossen, sich dem System anzuschließen. Ca. 200 österreichische Gemeinden (darunter auch Linz) wollten dem Erfolgsbeispiel folgen. Daraufhin wurde es am 15.9.1933 von der Nationalbank verboten, und die Gutscheine gegen den Widerstand der Bevölkerung und allen Beteiligten von der Gendarmerie beschlagnahmt. Arbeitslosigkeit und Not kehrten schlagartig nach Wörgl zurück...

Zeitbank WIR GEMEINSAM Zeitbank: Abrechnung mit Zeit statt Geld Zeitkonten: Zeitguthaben - Zeitschulden Nachbarschaftshilfe Zeitvorsorge Wirtschaftsnetz soziale Ziele (Privatkonto) Vorsorgeziele (Zeitsparbuch) wirtschaftliche Ziele (Geschäftskonto)

Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 15 Was können Sie tun? Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 15 Heute stehen wir vor dem Abgrund. Morgen sind wir einen entscheidenden Schritt weiter! Informieren Sie sich und andere! Buch „Neues Geld - Neue Welt“ - Geldproblematik, Geschichte, Lösungsansätze Theorie & Praxis von Komplementärwährungen Engagieren und vernetzen Sie sich! Monetative, Demokratische Bank, Gründung von Regiogeldern, Zeitbanken (WIR GEMEINSAM), Tauschkreisen, Bürgerbeteiligungsgesellschaft… Ich möchte meinen Vortrag mit den Worten von Georg Simmel aus dem Jahre 1901 beenden: Unterstützen Sie Initiativen! Sponsoren Nachbarschaftshilfe (Partnerbetrieb) Geldgeber für GmbH-Gründung (Stammkapital) Beteiligung an der KG (Startkapital)

Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Tobias Plettenbacher - Regionale Alternativen zur Globalisierung 16 DI Tobias Plettenbacher Tel.: 0043 (0)7752 / 8 43 22 plettenbacher@wirgemeinsam.net www.wirgemeinsam.net Ich möchte meinen Vortrag mit den Worten von Georg Simmel aus dem Jahre 1901 beenden: