MARTINA SPIRGATIS M.A. MIT STIL ÜBERZEUGEN – PROFESSIONELL SCHREIBEN 3. – 5. Juli 2009 INSTITUT FÜR WEITERBILDUNG E.V. AN DER WISO-FAKULTÄT UNIVERSITÄT HAMBURG
„Schreiben ist folgenreiches Multitasking.“ Dorle Weyers Wörter, Sätze, Satzkonstruktionen; Nominalstil, Adjektive, Zeiten, Fälle, Umklammerung, Lesefluss,
Zum Schluss: Was also ist „guter Stil“? Die Themen Was möchte ich vermitteln? - Inhalte Wer soll es verstehen? - Zielgruppe(n) Was sind „gute“ Texte? - Verständlichkeit und mehr Textsorten - Zwecke und Merkmale Texte - planen und entwerfen - schreiben (mit einem Ausflug in die Grammatik) - überarbeiten Verschiedenes - Briefe (nach DIN 5008) - E-Mails - Texte für das Internet Zum Schluss: Was also ist „guter Stil“?
Inhalte Arthur Schopenhauer „Daher ist nun die erste, ja schon für sich allein beinahe ausreichende Regel des guten Stils diese, dass man etwas zu sagen habe: O, damit kommt man weit!“ Arthur Schopenhauer
Inhalte I Aufgaben des Textes Motivation des Textes Information / Bildung Werbung / Angebot Mahnung / Erinnerung Kontaktaufnahme andere ökonomische Absichten nicht-ökonomische Absichten andere
Inhalte II Anlass Verbreitungsgrad Ereignis Jahreszeit anderes lokal / regional überregional national international
Inhalte III In welchem Medium wird der Text präsentiert? Post Zeitung / Zeitschrift / Hauspost Buch E-Mail Internetseite ...
Zielgruppe(n) „Zu wissen, für wen man schreibt, heißt zu wissen, wie man schreiben muss.“ Virginia Woolf
Zielgruppe(n) bestimmen AdressatInnenkreis? Einzelperson vs. Gruppe(n) bekannt oder unbekannt Gruppe: klein, groß, homogen, heterogen
Zielgruppen analysieren Machen Sie sich ein Bild von Ihren LeserInnen! Vorkenntnisse und Erfahrungen Kontext individuelle Faktoren familiäres und soziales Umfeld
Bedingungen für Textverständnis Vorkenntnisse Kontext Bildung Sprachwissen Fachkenntnisse Lesealter Position, Branche Fachlichkeit
Bedingungen für Textakzeptanz Individuelles Soziales Persönlichkeitsmerkmale Geschlecht Religion Kultur Alter Behinderung anderes Familie Kinder sozialer Status soziales Umfeld anderes
Leitfrage - und Antwort Was soll der Text für die Zielgruppe(n) leisten, was soll er bei den Lesenden bewirken? Bringen Sie die Schnittmenge der Interessen zu Papier. Schreiben Sie das, was den Lesenden und Ihnen gerecht wird.
„Die meisten Menschen haben einen heiligen Respekt vor Worten, die sie nicht begreifen können; und betrachten es als ein Zeichen der Oberflächlichkeit des Autors, wenn sie ihn begreifen können.“ Albert Einstein
Elemente der Verständlichkeit (modifiziert nach Langer/Schulz von Thun/Tausch) Einfachheit Wortwahl und Satzbau Gliederung innere Ordnung, äußere Struktur Kürze/Prägnanz Verhältnis Textlänge zu Informationsziel Zutaten wecken Interesse, erleichtern Verständnis
Einfachheit Einfachheit ++ + 0 - -- Kompliziertheit ++ + 0 - -- Kompliziertheit einfache Darstellung komplizierte Darstellung kurze, einfache Sätze lange, verschachtelte Sätze nur geläufige Wörter viele ungeläufige Wörter Fachwörter erklärt Fachwörter nicht erklärt konkret abstrakt anschaulich unanschaulich
Gliederung / Ordnung Gliederung/Ordnung ++ + 0 - -- Ungegliedertheit ++ + 0 - -- Ungegliedertheit gegliedert ungegliedert folgerichtig, klar zusammenhanglos, wirr übersichtlich unübersichtlich Wesentliches ist von Unwesentlichem gut unterscheidbar keine Unterscheidung von Wesentlichem und Unwesentlichem der rote Faden bleibt immer sichtbar man verliert oft den roten Faden alles kommt der Reihe nach alles geht bunt durcheinander
Kürze / Prägnanz Kürze / Prägnanz ++ + 0 - -- Weitschweifigkeit kurz ++ + 0 - -- Weitschweifigkeit kurz zu lang nur das Wesentliche zu viel Unwesentliches gedrängt breit konzentriert abschweifend knapp ausführlich jedes Wort ist notwendig vieles hätte man weglassen können
Zusätze Zusätze ++ + 0 - -- keine Zusätze anregend nüchtern ++ + 0 - -- keine Zusätze anregend nüchtern interessant farblos abwechslungsreich gleichbleibend neutral persönlich unpersönlich
Beispieltexte bearbeiten Paragraph 118 BGB Lernhilfe Allgemeine Versicherungsbedingungen Einfachheit Gliederung / Ordnung Kürze / Prägnanz Zutaten Einfachheit Gliederung / Ordnung Kürze / Prägnanz Zutaten Einfachheit Gliederung / Ordnung Kürze / Prägnanz Zutaten
Merkmale optimal verständlicher Texte („Hamburger Verständlichkeitsmodell“ nach Langer/Schulz von Thun/Tausch) Einfachheit Gliederung / Ordnung ++ Kürze / Prägnanz Zutaten 0 oder +
„Wenn wir etwas mit Mühe lesen, so ist der Autor gescheitert „Wenn wir etwas mit Mühe lesen, so ist der Autor gescheitert.“ José Luis Borges
dagegen Adam Soboczynski „Jedem, der wachen Auges durch das Internet streift, ist die antiintellektuelle Hetze ... vertraut, die sich gegen angeblich Sperriges richtet, gegen kühne Gedanken, gegen Bildung überhaupt. Man lese nur jene höhnischen Nutzerbeiträge, die sich als Wurmfortsatz unter einem typischen Feuilletonartikel finden. Leser mit technokratisch verschlüsselten Namen ... beklagen regelmäßig ‚akademisch anmutende Wortakrobatik’ und Abgehobenheit eines Artikels. Nicht den Hauch einer Berechtigung hat die Hoffnung, noch auf Leser zu stoßen, die – vielleicht gar leicht verschämt – Unverstandenes als Antrieb begreifen, ihre Bildungs- und Konzentrationsdefizite zu beheben. Ein Autor, der ein bestimmtes Niveau nicht unterschreitet, hat schlechterdings seinen Job nicht gut gemacht, sich einfach nicht durchringen können, sein Schaffen als Dienstleistung für Durchschnittskonsumenten zu betrachten.“ Adam Soboczynski Das Netz als Feind. Warum der Intellektuelle im Internet mit Hass verfolgt wird DIE ZEIT Nr. 22, 20.05.09, S. 45.
Was sind „gute“ Texte? Wolf Schneider „Der gute Text besteht aus saftigem Fleisch mit einer appetitlichen Schale und einem harten Kern. “ Wolf Schneider
Elemente guter Texte klare Struktur korrekter sprachlicher Ausdruck zielgruppenorientiert verständliche Sprache übersichtliche Satzlängen Übereinstimmung zwischen Textsorte, Inhalt und sprachlicher Umsetzung gutes, möglichst interessantes Deutsch angemessenes Layout
„Die Probe der Güte ist, dass der Leser nicht zurückzulesen hat „Die Probe der Güte ist, dass der Leser nicht zurückzulesen hat.“ Jean Paul
Textsorten Antrag Bericht / Memo Broschüre Exposé journalistischer Text Lehrtext literarischer Text Pressemitteilung Protokoll Redemanuskript Werbetext (Anzeige) wissenschaftlicher Text (Geschäfts)Brief E-Mail Multimediadokument Texte für „interkulturelle“ Kontexte Basics über die wichtigsten Textsorten, Beispiele
Textsorten - Zwecke und Merkmale Antrag Bericht / Memorandum Zweck: (finanzielle) Leistungen einwerben Merkmale - was, wer, warum, wie und wozu? - knapp, präzise, informativ, positiv Merke: Überzeugen, nicht überreden! Zweck: Information über Prozesse, Entwicklungen, Ergebnisse oder Vorhaben Merkmale: - prägnant, sachlich, informativ, einschätzend, beurteilend Merke: konstruktive Selbst- kritik ist durchaus erlaubt!
Textsorten - Zwecke und Merkmale Broschüre Exposé / Konzept Zweck: Neugier wecken, informieren Merkmale: positiv und konkret, spricht Emotionen, Bedürfnisse etc. an Merke: Die Broschüre soll einladen! Zweck: Information über Vorhaben Merkmale: - kurz, strukturiert, verständ- lich, alle wichtigen Infos - Verlagsexposé: Thema, Zielgruppe, Vorhandenes, Konzept, Leseprobe Merke: maximal zwei Seiten!
Textsorten - Zwecke und Merkmale Lehrtext Pressemitteilung Zweck: Vermittlung von Lern- inhalten, Wissensvermittlung Merkmale: - klare Struktur, verständlich, Beispiele, eher korrektes als interessantes Deutsch Merke: Gebrauche gewöhnliche Worte und erkläre schwierige Sachverhalte! (frei nach Schopenhauer) Zweck: Presse über Vorhaben ... informieren, Neugier Wecken Merkmale: - Wichtiges nach vorne! „Wer macht was wann wie wo und warum?“ - 3. Person, kein Passiv, keine Werbung, kein Eigenlob! Merke: Pressemitteilungen müssen journalistischen Wünschen entsprechen!
Textsorten - Zwecke und Merkmale Protokoll Werbetext (Anzeige) Zweck: Dokumentation von Beschlüssen, Information, Merkmale: - Kopf - Gliederung - sachliche Wiedergabe! Verlaufsprotokoll oder Ergebnispr. (mit Abstimmungsergebnis) - Unterschriften Merke: Was im Protokoll steht, gilt als geschehen. Zweck: Neugier wecken, Kaufanreiz schaffen u. ä. Merkmal: spricht Emotionen und Intellekt - knackige Slogans, ungewöhnliche Bilder, Reduktionen auf das Wesent- liche, intelligenter Humor, akzeptab- le Provokation, gekonnte Stilbrüche Merke: gute Werbung ist origi- nell, subtil, konsequent, aber nie plump oder aufdringlich!
Textsorten - Zwecke und Merkmale wissenschaftlicher Text Zweck: Beteiligung am wissen- schaftlichen Diskurs Merkmale: - strukturiert, sachlich - Orientierungshilfen: Inhaltsverzeichnis, Kopfzeilen, Abstract, Überschriften, „advanced organizer“, Marginalien, Zusam- menfassung, Literaturverzeichnis, Anhänge, Glossar Merke: ein wissenschaftlicher Text kann lesbar sein!
Schreiben „Oft ist das Denken schwer, indes, das Schreiben geht auch ohne es.“ Wilhelm Busch
Ideen sammeln (sich) freischreiben Notizen machen Zettelkästen, Ordner und Dateien anlegen laut und gemeinsam denken Ideen visualisieren - Clustern, Concept Map ...
strukturieren und präzisieren Strukturen visualisieren – Mind Maps „Elevator pitch“ einmal anders E-Mail-Technik „an einer Hand abgezählt“ Schreibtisch-Technik: Notizen sichten, sortieren
Grammatik: Wörter und Sätze Wortarten: Substantive, Verben, Adjektive, Adverbien, Präpositionen Pronomen und mehr Semantik: (inhaltliche) Wortbedeutung Syntax: Satzaufbau Satzteile: Subjekt, Prädikat, Objekt und mehr Sätze: Hauptsätze, Nebensätze
Grammatik: Zeitformen Präsens Es schneit. + Partizip Präsens schneiend Imperfekt Gestern schneite es. (falls Schnee getaut ist) Perfekt Gestern hat es geschneit. (falls noch Schnee liegt) + Partizip Perfekt geschneit Plusquamperfekt Vor Jahren hatte es mal geschneit. Futur I Es wird der Schnee sein, der Häuser ... begräbt. Futur II Es wird der Schnee gewesen sein, der die Häuser unter sich begräbt. (lit. Vergangenheit) Die Zahl der Lawinenunglücke wird im Jahr 2020 drastisch zugenommen haben. (Zukunft)
Der leitende Gedanke der Stilistik sollte sein, dass der Mensch nur einen Gedanken zur Zeit deutlich denken kann, daher ihm nicht zugemutet werden darf, dass er deren mehrere auf einmal denke. Dies aber mutet ihm der zu, welcher solche, als Zwischen-sätze, in die Lücken einer Hauptperiode schiebt.“ Arthur Schopenhauer
klarer Textaufbau – Satz für Satz Hauptaussagen in Hauptsätzen Nebenaussagen in Nebensätzen Nebensätze möglichst hinter Hauptsätzen
Texte schreiben losschreiben 3-Schritt-Methode Mindmaps in Worte fassen 7-W-Technik (nicht nur für Pressemitteilungen) Etappen-Technik
Wie man‘s macht: Hauptsachen – Hauptsätze Nominalstil Verben Umklammerungen Funktions- und Streckverben Adjektive Komposita Schachtelsätze „tote“ Substantive positiv schreiben Relation Kausalität Pleonasmen & Tautologien Fremd- und Lehnwörter Tabellen Zeichensetzung Zielgruppenorientierung: z.B. geschlechtergerecht
Wie man‘s macht Hauptsachen in Hauptsätzen Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung, die den Anteil alter Menschen an der Bevölkerung in den nächsten Jahren wachsen lässt, wird diese Altersgruppe zunehmend an Bedeutung gewinnen. In den nächsten Jahren wird es immer mehr alter Menschen geben. Die Bedeutung dieser Altersgruppe nimmt also zu.
Wie man‘s macht Verben statt Nominalstil (verhindert auch Verwaltungsdeutsch) Der Junge zeigt eine positive Entwicklung. Der Junge entwickelt sich positiv. Im kommenden Jahr wird unser Schwerpunkt im Ausbau des kundenorientierten Marketings liegen. Im kommenden Jahr werden wir unser Marketing ausbauen.
Wie man‘s macht Verben: aktiv statt passiv Seine Anwesenheit wurde von den Freunden begrüßt. Die Freunde begrüßten, dass er da war. aber: Er wurde um sein Geld betrogen. Verben auf –ieren reduzieren ;-) sondieren = erkunden, prüfen präzisieren = näher bestimmen, erläutern organisieren = was ist gemeint? Thesaurus nutzen tabui(si)eren = für tabu erklären, zum Tabu machen reflektieren = bedenken
wie man‘s macht Umklammerungen vermeiden Der Geheimdienst CIA hat Mordpläne gegen den amerikanischen Präsidenten, die von christlichen Fundamentalisten geplant waren und kurz vor der Ausführung standen, aufgedeckt. Christliche Fundamentalisten planten einen Mordanschlag auf den amerikanischen Präsidenten, dies enthüllte jetzt die CIA. Die Fundamentalisten standen kurz vor der Tat.
Wie man‘s macht Funktions- und Streckverben umformulieren in Erwägung ziehen = erwägen Abhilfe schaffen = abhelfen Spreizverben vermeiden Vergegenwärtigen Sie sich bitte, dass ... Machen Sie sich bitte klar, dass ... Bedenken Sie bitte, dass ...
Wie man‘s macht Adjektive bewusst einsetzen zunehmender Mangel oder „fehlt immer mehr“? einkommensmäßig oder „bezogen auf das Einkommen“? schwer oder „schwierig“? erwerbbar oder „zu erwerben“? unerträglicher oder doch nur „unerträglich“? Partizip Perfekt (Mittelwort des Passiv): Die stattgefundene Besprechung ???
Wie man‘s macht Komposita: „Silbenschleppzüge“ trennen Selbsthilfegruppentreffen = Treffen der Selbsthilfegruppe Lernverhaltenskonsequenzenanalyse = Folgen für das Lernverhalten prüfen
Wie man‘s macht Schachtelsätze umformulieren Die Frage, ob sich die Entwicklungen auf dem Geldmarkt, insb. die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken, auf die Fähigkeit der Unternehmen, sich Investitionsgüter beschaffen zu können, auswirken werden, findet in der Öffentlichkeit kaum Beachtung. Die Entwicklungen auf dem Geldmarkt haben eventuell Folgen für die Unternehmen: Gerade die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken erschwert (den Unternehmen) die Beschaffung von Investitionsgütern. Das Thema findet in der Öffentlichkeit allerdings kaum Beachtung.
Wie man‘s macht weg mit „toten“ Substantiven Inanspruchnahme = Nutzung, benutzen Inbetriebnahme = Einschalten, einschalten Vergegenwärtigung = (sich) ins Gedächtnis rufen, (sich) bewusst machen Zurschaustellung = Vorführung, vorführen, Ausstellung, ausstellen
Wie man‘s macht positiv schreiben (und kritisch denken) nicht gut / ungut = schlecht Unkosten = Kosten zu keiner Zeit = stets / immer negative Steigerung = Senkung nicht unhässlich = gemeint ist: hübsch/schön
Wie man‘s macht Relationen Die Hausangestellte holte den Anzug des Direktors, den sie reinigen wollte, aus dem Schrank. Die Hausangestellte holte den Anzug des Direktors zum Reinigen aus dem Schrank. Studentin sucht Zimmer mit Bett, in dem sie Nachhilfe geben kann. ???
Wie man‘s macht Kausalität Der Regen war schuld daran (ursächlich dafür), dass die Bäche über ihre Ufer traten. Die Eskalation der Gewalt forderte Opfer. Mit der Gewalt nahm die Zahl der Opfer zu. Im Seminarraum herrschte gedankliche Finsternis. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten der Dozentin gedanklich nicht folgen.
Wie man‘s macht Pleonasmen / Tautologien vermeiden schwere Verwüstungen = Verwüstungen neu renoviert = renoviert dicke Trosse = Trosse Erlaubnis, den Raum betreten zu dürfen = Erlaubnis, den Raum zu betreten Fähigkeit, englisch sprechen zu können = Fähigkeit, englisch zu sprechen
Wie man‘s macht Fremd- und Lehnwörter bewusst einsetzen kleines Detail = Einzelheit aufokroyieren = oktroyieren / aufzwingen DIN-Norm = DIN od. DI-Norm od. Deutsche Industrienorm aufs Trapez / aufs Tablett bringen = aufs Tapet bringen korrekt übersetzen Inauguraladresse? Rede zur Amtseinführung fremde Wörter, deutsche Regeln Cappucinos, due Cappuccinis? Zwei Cappuccino
Wie man‘s macht Tabellen statt Wortknäuel Sorgen Sie bei der Zollkontrolle bitte dafür, dass eine Kontrolle Ihres Ausweis, Ihres Tickets, Ihres Gepäcks und Ihres Handgepäcks seitens unserer Beamten zügig erfolgen kann. Wir möchten die Zollkontrolle zügig durchführen und Ihnen so Wartezeiten ersparen. Bitte halten Sie daher folgendes bereit: - Ausweis - Ticket - Gepäck - Handgepäck
Wie man‘s macht Zeichensetzung: Kommafehler vermeiden Der Zug überfuhr die Kuh, die auf dem Bahnsteig stand und entgleiste. Der Zug überfuhr die Kuh, die auf dem Bahnsteig stand, und entgleiste. Möglichkeiten der Zeichensetzung nutzen Semikolon (;) Doppelpunkt (:) Gedankenstrich (−)
Wie man‘s macht Zielgruppenorientierung: geschlechtergerecht unterscheiden Der Wähler = die Wählerinnen und Wähler neutrale Oberbegriffe wählen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter = Angestellte, Belegschaft Studenten = Studierende Teilnehmerliste = Teilnahmeliste Bürgersteig = Gehweg Verben nutzen Preisträger sind Klaus und Petra = den Preis erhalten Klaus und Petra
Mit Farben arbeiten I (modifiziert nach Förster 2008) Wort-Beispiele Funktion Farbe Sachverhalt, Zahl, Vorhaben; differenziert, ergiebig, exakt, groß, logisch, plausibel Informationsfunktion (nüchtern, sachbezogen) blau Qualität, Wert, Sparsamkeit; anerkannt, beständig, erfahren, korrekt Garantiefunktion (konservativ, wertorientiert) grün Anregung, Impuls, Unabhängig-keit; aktiv, bunt, frech, impulsiv, lustig, quirlig Erlebnisfunktion (lebendig, erlebnisbezogen) gelb Freude, Gefühl, Herz, Schmerz; abgerundet, angenehm, gemütlich, nah, hilfsbereit Kontaktfunktion (emotional, kontaktorientiert) rot
Mit Farben arbeiten II Anwendungen zielgruppenorientierte Textentwicklung Prüfung: Übereinstimmung von Begriffen und Botschaft? bei heterogenen Zielgruppen: Ausgewogenheit der Begriffe?
Texte überarbeiten E. A. Rauter „Um kurze Sätze schreiben zu können, muss man erst gearbeitet haben. In langen Sätzen bleibt die Unwissenheit des Autors leicht verborgen – ihm selbst und dem Leser.“ E. A. Rauter
Texte überarbeiten Tatort-Technik Schreiben für die Ohren Rückerzähl-Technik Abschreib-Technik Textverwandlungs-Technik und selbstverständlich Korrektur lesen lassen
Sprachliche Vielfalt? Thesaurus Synonym-Wörterbücher 3500 Wörter - unsere Umgangssprache 100 Wörter - Fundus von 50% aller Brieftexte 50 Wörter - die meistgebrauchten (45% jedes Textes) Thesaurus Synonym-Wörterbücher „No-Go“-Wörterlisten
„Was immer du schreibst – schreibe kurz, und sie werden es lesen, schreibe klar, und sie werden es verstehen, schreibe bildhaft, und sie werden es im Gedächtnis behalten.“ Joseph Pulitzer
Briefgestaltung nach DIN 5008 Der Adressat: akkurat mit allen Titeln Persönlich? dann „persönlich“ Ins Ausland: dann aber richtig! Informationsblock: „Ihr Zeichen ...“ Betreff ohne Betr. Absätze ja, Einzüge nein freundliche Grußformel Pflichtangaben beachten Hovemann
E-Mails (in der Geschäftskorrespondenz) Regeln der Geschäftskorrespondenz beachten AbsenderIn (mit Vornamen) erkennbar Rechtschreibfehler sind unprofessionell! Verzicht auf saloppen Ton oder smileys Verzicht auf Formatierungen Verzicht auf Anhänge (ggf. Verweis auf Website zum Download); falls Anhänge: pdf oder rtf Grußformel ist unerlässlich komplette Signatur ist Pflicht!
Texte für das Internet „Überfliegbarkeit“ serifenlose Schrift, fett statt kursiv leads, teaser, cliffhanger Ausgänge ermöglichen wenig links im Text Suchmaschinenoptimierung Papierdokumente aufbereiten, nicht umformatieren lange Texte: Druckversion als pdf
Texte für interkulturelle Kontexte kulturelle, sprachliche, religiöse Unterschiede! Lesegewohnheiten! Verständlichkeit! Standards u. Normen des Ziellandes! Translation Localization Globalization
Das Layout konsistent und zurückgenommen Schriftarten, -größen, -farben Hervorhebungen Anordnung hilfreich bis notwendig: ein Style Guide (Schriften, Farben, Sprachregelungen etc.)
modifiziert nach Fritz R. Glunk So wäre guter Stil also Feingefühl, Liebenswürdigkeit und freundlicher Umgang mit unseren Leserinnen und Lesern. modifiziert nach Fritz R. Glunk
Literaturliste (nur eine kleine Auswahl) Baumert, Andreas (2008): Professionell texten. Grundlagen, Tipps und Techniken, 2., vollständig überarbeitete Auflage, München (Beck-Wirtschaftsberater im dtv) Förster, Hans-Peter (2009): Texten wie ein Profi. Ein Buch für Einsteiger und Könner, 10., aktualisierte Auflage, Frankurt/M. (Frankfurter Allgemeine Buch) Franck, Norbert (2006): Erfolgreich schreiben, Frankfurt/M. (Fischer tb) Gaßdorf, Dagmar (1996): Das Zeug zum Schreiben. Mit Stilblüten zum Schmunzeln und Übungen zum Bessermachen, Bonn (ZV-Zeitungsverlag) Glunk, Fritz R. (1994): Schreib-Art. Eine Stilkunde, München (dtv) Häusermann, Jürg (2005): Journalistisches Texten. Sprachliche Grundlagen für professionelles Informieren, 2., aktualisierte Auflage, Konstanz (UKV) Hovermann, Eike (2007): Briefe & E-Mails gestalten nach DIN. Die kommentierte DIN 5008, 3., überarbeitete Auflage, Hannover (humboldt) Langer, Inghard / Schulz von Thun, Friedemann / Tausch, Reinhard (2006): Sich verständlich ausdrücken, 8. Auflage, München/Basel (reinhardt) Perrin, Daniel / Rosenberger, Nicole (2008): Schreiben im Beruf. Wirksame Texte durch effiziente Arbeitstechnik, Berlin (Cornelsen pocket business) Reiners, Ludwig (2003): Stilfibel, 33. Auflage, München (dtv) (Original 1951) Schlote, Axel (2007): Treffsicher texten. Briefe, Reden und andere Texte lebendig und stilvoll formulieren, 2. Auflage, Weinheim und Basel (Beltz) Schneider, Wolf (2001): Deutsch für Profis. Wege zu gutem Stil, 10., überarbeitete Taschenbuchausgabe, München (Goldmann – Mosaik) Sick, Bastian (2009): Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Ein Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache (Die Zwiebelfisch-Kolumnen), Folgen 1-3, Köln (Kiepenheuer und Witsch) ders.: Die Zwiebelfisch-Kolumne: http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch (letzter Zugriff 22.06.09) Weyers, Dorle (2005): Klare Worte für Verein & Co. Besser schreiben – mehr bewirken, Bonn (Stiftung Mitarbeit)