Arbeitslosigkeit, Gesundheit und Präventionspotentiale?

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 Präsentation transkript:

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) Arbeitslosigkeit, Gesundheit und Präventionspotentiale? PD Dr. Alfons Hollederer Fachtagung „Armut und Gesundheit – bessere Chancen für benachteiligte Menschen in Thüringen“ am 1.11.2011 in Nesse-Apfelstädt

Weltwirtschaftskrise Unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise postulierte der Berliner Arzt und Parlamentarier Dr. Julius Moses nach umfassender Ärztebefragung: „Arbeitslosigkeit ist ein Problem der Volksgesundheit“… „Arbeitslosigkeit als sozialer Krankheitsfaktor ist gleichzeitig auch ein medizinischer Krankheitsfaktor“… …damit die Gesundheitsbelange bei der nächsten Reform der Arbeitslosenversicherung besser berücksichtigt werden.

Weltwirtschaftskrise in der Weimarer Republik Unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise postulierte der Berliner Arzt und Parlamentarier Dr. Julius Moses nach umfassender Ärztebefragung: „Arbeitslosigkeit ist ein Problem der Volksgesundheit“… „Arbeitslosigkeit als sozialer Krankheitsfaktor ist gleichzeitig auch ein medizinischer Krankheitsfaktor“… …damit die Gesundheitsbelange bei der nächsten Reform der Arbeitslosenversicherung besser berücksichtigt werden. (Moses, J. (1931). Arbeitslosigkeit: Ein Problem der Volksgesundheit. Eine Denkschrift für die Regierung und Parlamente. Berlin: Scholem Verlag)

Die Arbeitslosen von Marienthal „Wer weiß, mit welcher Zähigkeit die Arbeiterschaft seit den Anfängen ihrer Organisation um die Verlängerung der Freizeit kämpft, der könnte meinen, dass in allem Elend der Arbeitslosigkeit die unbegrenzte freie Zeit für den Menschen doch ein Gewinn sei. Aber bei näherem Zusehen erweist sich diese Freiheit als tragisches Geschenk. Losgelöst von ihrer Arbeit und ohne Kontakt mit der Außenwelt, haben die Arbeiter die materiellen und moralischen Möglichkeiten eingebüßt, die Zeit zu verwenden. Sie, die sich nicht mehr beeilen müssen, beginnen auch nichts mehr und gleiten allmählich ab aus einer geregelten Existenz ins Ungebundene und Leere“ (Jahoda, Lazarsfeld & Zeisel, 1933)

Gliederung Historischer Rückblick Empirische Gesundheitsunterschiede zwischen Erwerbslosen und Erwerbstätigen Überblick Analysen Mikrozensus 2005 Krankenhausbehandlungstage Theorien über Wechselbeziehungen von Arbeitslosigkeit und Gesundheit Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen Herausforderungen und Empfehlungen für eine arbeitsmarktintegrative Gesundheitsförderung vor Ort

Forschungsstand über Gesundheit von Arbeitslosen in Relation zu Beschäftigten: signifikant erhöhtes Morbiditätsrisiko in einem breiten Krankheitsspektrum (insbesondere bei psychischen Erkrankungen) schlechterer subjektiver Gesundheitszustand eine stärkere Inanspruchnahme gesundheitlicher Leistungen in der Gesundheitsversorgung und Rehabilitation Krankengeldbezug: mehr Tage je 100 Vers. und je KG-Fall häufigere Arzneimittelverordnungen, z.B. bei Anti-Depressiva-Verordnungen höherer Konsum von Suchtmitteln (insbesondere Tabak und Alkohol) ungünstigeres Gesundheitsverhalten (Ernährung, körperliches Aktivitätsverhalten etc.) erhöhtes Risiko für vorzeitige Sterblichkeit

StaBu (2005). Fragebogen Mikrozensus 2005.

Krankenstand am Erhebungstag bei Arbeitsuchenden und Erwerbstätigen in Thüringen im Mikrozensus 2005 (Jahresdurchschnitt 2005) Anmerkung: Eigene Berechnung mit Mikrozensus Scientific Use File 2005 (70%-Unterstichprobe); Unterschied signifikant (Phi 0,070, p < 0,05); N = 1.055 Tsd. mit freiwilligen Gesundheitsangaben.

Krankenstandsquoten bei Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden nach Alter in Deutschland im Mikrozensus 2005 (Jahresdurchschnitt) (N = 35.425 Tsd. mit freiwilligen Gesundheitsangaben) Hollederer (2010). Erwerbslosigkeit, Gesundheit und Präventionspotenziale. Wiesbaden: VS-Verlag

Raucherquoten von Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden in Deutschland im Mikrozensus 2005 (N = 34.345 Tsd. mit freiwilligen Angaben zum Rauchverhalten)

Erwerbslose und arbeitsuchende Nichterwerbspers. Anteil übergewichtiger Männer und Frauen im Alter von 18 bis 64 nach Erwerbsstatus (Body-Mass-Index 30 und größer) in Deutschland im Mikrozensus 2005 Erwerbstätige Erwerbslose und arbeitsuchende Nichterwerbspers. Männer 12,3% 15,5% Frauen 8,7% 16,8% (N = 17.408 Tsd. und 13.832 Tsd. mit freiwilligen Gesundheitsangaben) Hollederer (2010). Erwerbslosigkeit, Gesundheit und Präventionspotenziale. Wiesbaden: VS-Verlag

Kinder (unter 15 Jahren) von erwerbslosen Haupteinkommensbeziehern Gesundheitsunterschiede bei Kindern nach Erwerbsstatus des Haupt- einkommensbeziehers im gemeinsamen Haushalt im Mikrozensus 2005 Kinder (unter 15 Jahren) von erwerbslosen Haupteinkommensbeziehern weisen im Vergleich zu den Kindern von erwerbstätigen Haupteinkommensbeziehern im Durchschnitt auf: etwas höheren Krankenstand zum Befragungszeitpunkt überproportionalen Anteil an anerkannten Behinderungen etwas größeren Raucheranteil leicht erhöhte Durchschnittswerte beim Body-Mass-Index. Hollederer (2010). Erwerbslosigkeit, Gesundheit und Präventionspotenziale. Wiesbaden: VS-Verlag

Krankenhausfälle nach ausgewählten ICD-Hauptgruppen je 1 Krankenhausfälle nach ausgewählten ICD-Hauptgruppen je 1.000 BKK-krankenversicherte Männer im Jahr 2009 BKK Bundesverband (Hrsg.) (2010). BKK Gesundheitsreport 2010. Essen, S. 63.

Gliederung Historischer Rückblick Empirische Gesundheitsunterschiede zwischen Erwerbslosen und Erwerbstätigen Theorien über Wechselbeziehungen von Arbeitslosigkeit und Gesundheit Ausgewählte theoretische Erklärungsansätze Selektion versus Kausalität „Differentielle Arbeitslosenforschung“ Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen Herausforderungen und Empfehlungen für eine arbeitsmarktintegrative Gesundheitsförderung vor Ort

Theorien über die Wirkung von Arbeitslosigkeit auf Gesundheit „Psychische Deprivation“ aufgrund des Wegfalls der manifesten und latenten Funktionen der Arbeit (Jahoda, 1983). Latente Funktionen: Sinnstiftung Zeitstrukturierung Soziale Kontakte Übergeordnete Ziele Identitätsbildung „finanzielle Deprivation“ und Handlungsrestriktionen durch Belastungen und Verarmungsprozesse in Arbeitslosigkeit (nach Fryer, 1986) Identitätstheorien, wenn nach Arbeitsplatzverlust keine zufriedenstellende alternative Identität gefunden werden kann Stresskonzepte mit Arbeitsplatzverlust als stresshaftes Lebensereignis bzw. –phase (Lazarus, 1966) u.a.

Macht Arbeitslosigkeit krank. Macht Krankheit arbeitslos Macht Arbeitslosigkeit krank? Macht Krankheit arbeitslos? „Circulus vitiosus“ von Arbeitslosigkeit und Gesundheit mit Selektionseffekten und paralleler kausaler Wirkung Selektionseffekt: Krankheit erhöht Risiko, arbeitslos zu werden! Gesundheitliche Einschränkungen hemmen Arbeitssuche und Vermittlung! Kausalität: Arbeitslosig-keit macht krank! Beschäftigung Arbeits- losigkeit

Meta-analytische Längsschnittvergleiche zur Veränderung der psychischen Gesundheit Quelle: Paul K. I., Hassel A, Moser K. Die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die psychische Gesundheit: Befunde einer quantitativen Forschungsintegration. In: Hollederer A, Brand H (Hrsg.). Arbeitslosigkeit, Gesundheit und Krankheit. Bern: Huber Verlag, 2006: 35–51. (Meta-Analyse enthält 237 Quer- u. 87 Längsschnittstudien)

Differenzielle Arbeitslosenforschung und Moderationsfaktoren (die Einfluss auf Gesundheitszustand verstärken oder abpuffern) Zielfragen: Welche Personengruppen leiden stärker in Arbeitslosigkeit? Wie kann Arbeitslosigkeit gesünder bewältigt werden? Ressourcen und Belastungen als Einflussfaktoren? usw. Moderierender Einflussfaktor Arbeitslosigkeit Gesundheit

Moderierende Variablen der Bewältigung von Arbeitslosigkeit in Bezug auf psychische Gesundheit in internationalen Meta-Analysen (Detaillierter aktueller Überblick bei Hollederer, 2010) McKee-Ryan, Song, Wanberg & Kinicki 2005 Paul (2005); Paul, Hassel, Moser (2006); Paul & Moser (2006, 2009) A) Soziodemografische Merkmale Alter Xn.s. Geschlecht Xs. Nationalität/Ethnische Zugehörigkeit Sozioökonomischer Status/ Soziale Klasse/ Arbeiter-Angestellte Qualifikationsniveau B) Erwerbsbiografische Variablen Dauer der Arbeitslosigkeit Xs C) Kognitionen Arbeits- u. Berufsorientierung, „Employment commitment“ u.ä. D) Makroökonomische Faktoren Höhe der Arbeitslosenquote Soziales Sicherungssystem für Arbeitslosigkeit Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung Einkommensungleichheit

Gliederung Historischer Rückblick Empirische Gesundheitsunterschiede zwischen Erwerbslosen und Erwerbstätigen Theorien über Wechselbeziehungen von Arbeitslosigkeit und Gesundheit Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen Anforderungen bei Arbeitsplatzverlust Primärprävention als Krankenkassenaufgabe Modellprojekte zur Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen Dachkampagne der BA Herausforderungen und Empfehlungen für eine arbeitsmarktintegrative Gesundheitsförderung vor Ort

Arbeitslosigkeit als kritische Lebensphase für Gesundheit Anforderungen, die sich bei Eintritt in Arbeitslosigkeit den Betroffenen stellen: Antizipation des Arbeitsplatzverlusts und damit verbundenes Entscheiden und Handeln unter Unsicherheitsbedingungen, Umgang mit geringen finanziellen Mitteln, Veränderung der sozialen Beziehungen, neue häusliche Rollenaufteilung, Neugestaltung des Tages, Verarbeitung von gehäuften Misserfolgserfahrungen, das richtige Maß an Konzessionsbereitschaft finden, den Wiedereinstieg bewältigen. Mohr, G. (2009). Erwerbslosigkeit. In U. Kleinbeck und K.-H. Schmidt (Hrsg), Enzyklopädie der Psychologie (im Druck). Band Arbeitspsychologie (2. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

Primärprävention nach §§ 20 und 20a SGB V (1) Die Krankenkasse soll in der Satzung Leistungen zur primären Prävention vorsehen… Leistungen zur Primärprävention sollen den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern und insbesondere einen Beitrag zur Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen erbringen.“ 1. Betriebliche Gesundheitsförderung nach § 20a SGB V 2. Setting-Ansatz Gesundheitsfördernde Kindertagesstätte Gesundheitsfördernde Schule Gesundheitsförderung in der Kommune/im Stadtteil 3. Individueller Ansatz – Handlungsfelder Bewegungsgewohnheiten Ernährung Stressbewältigung/Entspannung Suchtmittelkonsum

Wunsch und Wirklichkeit: Unterdurchschnittliche Inanspruchnahme von Präventionsangeboten der GKV durch Arbeitslose Quelle: RKI (2006). Gesundheit in Deutschland. Berlin.

Geldmangel ist ein Haupthinderungsgrund für eine Teilnahme an Kursen. Wobbe, S. & Burkard, L. (2006). Beweggründe und Hindernisse von Erwerbs- losen für eine Teilnahme an gesundheitsfördernden Angeboten in Hamburg. Diplomarbeit an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Hauptergebnisse: Die Befragung von 577 Arbeitslosen belegt ein generelles Interesse an gesundheitsfördernden Angeboten, insbesondere Bewegung, sowie eine vorhandene Teilnahmemotivation. Geldmangel ist ein Haupthinderungsgrund für eine Teilnahme an Kursen. Zugriff unter http://opus.haw-hamburg.de/volltexte/2007/334/pdf/ges_y_108.pdf

Erfolgversprechende Kombination von Kursen in der Arbeitsförderung mit GKV-Kursprogramm Besonders erfolgversprechend Kombination der AOK Berlin-Brandenburg: Durchführung des Trainingsprogramm AktivA im Setting Arbeitsförderung Anschließendes wohnortnahes Bewegungsprogramm im Rahmen des eigenen AOK-Kursprogramms zur Bewegungsförderung Kursteilnahme kostenfrei (Graffmann-Weschke, 2010) Neu im Leitfaden „Prävention“ der Spitzenverbände der Krankenkassen: „Um sozial benachteiligten Personen – insbesondere Empfänger/innen von Sozialhilfe, Arbeitslosengeld I und II und Grundsicherung – die Nutzung von Präventionsmaßnahmen des individuellen Ansatzes zu erleichtern, sollen die Krankenkassen für diesen Personenkreis nach vorheriger Prüfung und Genehmigung der Maßnahme die Kosten ganz oder teilweise direkt übernehmen.“ (GKV-Spitzenverband 2010, S.38)

Modellprojekte zur arbeitsmarktintegrativen Gesundheitsförderung von A - Z

Projekte der Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen

Praxisdatenbank „Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“: (Suchabfrage „arbeitslos“ oder „erwerbslos“ im Projekt- oder Trägertitel)

„Es gilt, den ‚Teufelskreis‘ Krankheit und Arbeitslosigkeit zu durchbrechen. Wir sind daher interessiert, dass unsere Kunden möglichst gesund werden und gesund bleiben. Gelebte Gesundheitsorientierung braucht kompetente Mitarbeiter und ein gut funktionierendes lokales Netzwerk Es gibt Modellprojekte, die sich bewährt haben. Gute Praxis soll als Vorbild dienen.“ (Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit vom 28. Juni 2010) Heinrich Alt, Vorstand Grundsicherung in der Bundesagentur für Arbeit (BA):

Aus Vortrag von Peter Weißler & Dr. Andreas Bahemann (BA) über www Aus Vortrag von Peter Weißler & Dr. Andreas Bahemann (BA) über www.fachkongress-sgb2.de

Gliederung Historischer Rückblick Empirische Gesundheitsunterschiede zwischen Erwerbslosen und Erwerbstätigen Theorien über Wechselbeziehungen von Arbeitslosigkeit und Gesundheit Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen Herausforderungen und Empfehlungen für eine arbeitsmarktintegrative Gesundheitsförderung vor Ort

Herausforderungen für „Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen“ Gesundheitsangebote für Arbeitslose ausbauen hoher Bedarf, aber nur wenige evaluierte Gesundheitsprojekte vorhanden Integration von Gesundheitsmodulen in Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen: Verzahnung mit Gesundheitsförderungsmaßnahmen nach § 20 SGB V (Suchtprävention, Stress, Entspannung, gesunde Ernährung, Bewegung) Integration von Gesundheitsmodulen, die über Krankenkassen- angeboten hinausgehen (z.B. Psycho-soziale Trainings zur Bewältigung von Arbeitslosigkeit, Zeitstrukturierung, Gesundheitsschutz bei Ausgründungen etc.) Anwendung von ISO-Normen zur Humanisierung der Arbeitswelt und Kriterien guter Arbeit auch auf Arbeitsgelegenheiten, ABM etc. Sicherstellung von Qualitätsstandards und Evidenz in Bezug auf gesundheitsbezogene Inhalte und Methoden sowie der Kursleiter

Qualitätsentwicklung unterstützen Qualitätskriterien des Kooperationsverbundes Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten Good Practice Qualitätsentwicklung unterstützen

Herausforderungen für „Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen“ Beschäftigungsförderung mit Gesundheits- und Sozialwesen besser verzahnen Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement mit Gesundheitsbezug flächendeckend implementieren Krankheit und nicht Krankschreibung im SGB II/III verhindern Agenda-Setting“ und Erfahrungsaustausch organisieren Gesundheitskompetenzen der Mitarbeiter(innen) im SGB II/III erhöhen „Last, but not least“: Gesundheitsförderung auch als Teil der Führungsstrategie bei den eigenen Mitarbeitern verankern

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! PD Dr. Alfons Hollederer Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) Leiter des Sachgebiets Versorgungsqualität, Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystemanalyse (GE 6) Eggenreuther Weg 43 D-91058 Erlangen Tel.: 09131 / 6808-2211 E-Mail: Alfons.Hollederer@lgl.bayern.de