Kommentar: Sehr geehrter Herr Abgeordneter,

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 Präsentation transkript:

Kommentar: Sehr geehrter Herr Abgeordneter, sehr geehrte Frau Abgeordnete, zunächst einmal herzlichen Dank dafür, dass Sie heute unserer Einladung gefolgt sind und dass Sie sich mit der Situation der Landwirtschaft beschäftigen wollen. In den kommenden Monaten werden auf europäischer Ebene die politischen Weichen für den Zeitraum 2014 - 2020 gestellt. Das ist für die Landwirtschaft von großer Bedeutung.

Für eine starke Agrarpolitik. Was wir leisten. Was wir brauchen. Kommentar: Wir möchten heute mit Ihnen darüber sprechen, welche Leistungen die Landwirte für die Allgemeinheit erbringen. Und wir möchten auch mit Ihnen darüber sprechen, welche politische Begleitung die Landwirte dabei brauchen.

Versorgung: bezahlbar und sicher Ernährung: Vielfalt aus der Heimat mit Blick über den Tellerrand Was wir Bauern leisten. Agrikultur: Leben und wirtschaften auf dem Land Umweltschutz und Energie: Schonung von Klima und Ressourcen Kommentar: Am Anfang steht die Frage: Was leisten die Bauern? - Die Antwort geht weit über das Betriebwirtschaftliche hinaus. Die vier wesentlichen gesellschaftlichen Leistungen sind aus unserer Sicht: 1) Eine sichere und bezahlbare Versorgung der Verbraucher mit Lebensmitteln. 2) Eine in der Geschichte bisher nicht dagewesene Vielfalt und Qualität der Nahrungsmittel. 3) Einen unersetzbaren Beitrag der Landwirtschaft zum Leben und Wirtschaften auf dem Land. 4) Die Leistungen der Landwirte beim Erhalt unserer Kulturlandschaft und der natürlichen Ressourcen bis hin zu neuen Themen wie der Bioenergie.

Versorgung: bezahlbar und sicher Verbraucher geben nur noch 11% ihres Einkommens für Lebensmittel aus. Produktivität: Ein Landwirt ernährt heute doppelt so viele Verbraucher wie vor 20 Jahren. Kommentar: Die jederzeit sichere und jederzeit günstige Versorgung mit Nahrungsmitteln schien über Jahrzehnte hinweg kein politisches Problem mehr zu sein. Das Auf und Ab der Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise in 2007/2008 hat uns da eines Besseren belehrt. Plötzlich stark steigende Agrarpreise wurden in der Öffentlichkeit von vielen als „bedrohlich“ angesehen, obwohl die Milch immer noch nicht teurer als vor 40 Jahren war. Die Verbraucherpreise für Lebensmittel sind über viele Jahrzehnte hinweg deutlich langsamer angestiegen als die Verbraucherpreise insgesamt. Der Grund liegt hierfür in den großen Produktivitätsfortschritten der Landwirte, aber sicher auch in der Tatsache, dass Landwirte in der Lebensmittelkette erheblich unter Druck gesetzt werden. Hochkonzentrierte Handelsketten liefern sich ständige Preisschlachten zu Lasten der Bauernfamilien. Trotz allem liegt unser Selbstversorgungsgrad in Deutschland und der EU bei jeweils ca. 90 Prozent. Das bedeutet: Die Europäische Union ist in unsicheren Zeiten vielleicht bei Erdöl und Erdgas, nicht aber bei der Ernährung erpressbar. Ich behaupte: Es ist ein großer politischer und wirtschaftlicher, aber auch ökologischer Pluspunkt, eine starke eigene Landwirtschaft im Lande zu haben. „Inflationsbremse“: Grundnahrungsmittel kosten heute genauso viel wie vor 30 Jahren. Unser Selbstversorgungs- grad liegt bei ca. 90 %. Die EU ist bei der Ernährung nicht erpressbar. 4 4

Ernährung: Vielfalt aus der Heimat mit Blick über den Tellerrand Vielfalt wie noch nie: 170.000 Nahrungsmittel in den Regalen Deutschland ist weltweit Agrarimporteur Nr. 2: ca. 60 Milliarden Euro Agrarexporteur Nr. 3: ca. 50 Milliarden Euro Entwicklungsländer haben zollfreien Zugang in die EU Kommentar: Der Verbraucher findet heute eine Vielfalt von Nahrungsmitteln im Regal, die vor 50 oder 100 Jahren jeder als Schlaraffenland angesehen hätte. 170.000 verschiedene Produkte haben Marktforscher gezählt. Die deutsche Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren auch bei einem wachsenden Importdruck gut behauptet. Deutschland ist heute nicht nur zweitgrößter Agrarimporteur der Welt (nach den USA), sondern auch drittgrößter Agrarexporteur der Welt (nach den USA und Holland). Ganz wichtig: Schon heute haben die fünfzig ärmsten Entwicklungsländer absolut zollfreien Zugang zur EU. Die hiesige Landwirtschaft ist also nicht abgeschottet, sondern steht bereits in einem hartem internationalen Wettbewerb.

Agrikultur: Leben und wirtschaften auf dem Land Über 300.000 eigenständige Unternehmer-Existenzen Neue Standbeine: Bioenergie, Tourismus, Freizeit... 860.000 Arbeitsplätze direkt, 3 Mio. indirekt Neben 17 Mio. ha Agrarflächen pflegen Landwirte ca. 2 Mio. ha Hecken, Feldsäume, Gehölze, Feldwege. Rund 5 Mio. ha Agrarfläche sind in freiwilligen Umweltprogrammen. Kommentar: Die Landwirte sind und bleiben ein wichtiger Faktor für das Leben und Wirtschaften auf dem Lande. Das ist „Agrikultur“: In über 300.000 eigenständigen landwirtschaftlichen Betrieben (vom Nebenerwerbslandwirt bis zur professionellen Vollerwerbslandwirtschaft) werden über 860.000 Arbeitsplätze direkt gesichert. Weitere etwa 3 Millionen Arbeitsplätze sind in den vorgelagerten und nachgelagerten Bereichen (Zulieferbetriebe, Handwerk, Ernährungswirtschaft, Bioenergie) davon abhängig. Und es entwickeln sich ständig neue Arbeitsfelder mit Verknüpfungen in die Wirtschaft hinein, z.B. bei der Bioenergie, beim Tourismus, bei anderen neuen Freizeitdienstleistungen. Und ein wichtiger Teil unserer Agrikultur ist die Landschaftspflege. Wer soll unsere vielfältigen Kulturlandschaften erhalten, wenn nicht die Landwirte?

Umweltschutz und Energie: Schonung von Klima und Ressourcen Ca. 50 Mio. t CO2-Einsparung durch Bioenergie Die Land- und Forstwirtschaft kann als einziger Sektor CO2 in der Produktion binden Eine schonende Nutzung von Boden und Grundwasser ist nur mit aktiver Landwirtschaft möglich Kommentar: Und schließlich unser vierter, wichtiger Leistungsbereich ist der Umweltschutz bis hin zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Die deutsche Landwirtschaft spart durch die Erzeugung von Bioenergie und durch den Ersatz fossiler Energieträger schon heute ca. 50 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ein. Die Land- und Forstwirtschaft kann als einziger Sektor CO2 in der Produktion binden. Eine schonende Nutzung von wichtigen Ressourcen wie Boden und Grundwasser ist unter unseren natürlichen Bedingungen nur mit einer aktiven Landwirtschaft auf der Fläche möglich. Die Landwirtschaft kann also auch im oft streitig erscheinenden Thema Umweltschutz viele positive Beiträge leisten - gerade auch im Arten- und Naturschutz, wenn man die Bauern motiviert, anstatt sie zu bevormunden. (Negativ-Beispiel Umsetzung Natura 2000)

Deshalb brauchen Bürger und Bauern... ... eine starke Agrarpolitik... Kommentar: Sehr geehrter Herr Abgeordneter, sehr geehrte Frau Abgeordnete, meine Damen und Herren, diese vielfältigen Leistungen der Landwirte fallen gewiss nicht „vom Himmel“. Deswegen meinen wir, dass wir auch in der Zeit nach 2013 eine starke EU-Agrarpolitik brauchen - Einfach um den notwendigen Ausgleich zwischen dem scharfen Wettbewerb an offenen Märkten und den hohen gesellschaftlichen Ansprüchen an die Landwirtschaft in Deutschland und Europa zu schaffen. 8 8

Die EU-Agrarpolitik ändert sich 1980 2000 2020 9 Staaten 261 Mio. Einwohner 15 Staaten 380 Mio. Einwohner 27 Staaten 500 Mio. Einwohner EU 2. Säule: Investitionsförderung, Ausgleichszulage benachteiligte Gebiete und Kompensation von Umweltleistungen etc. Struktur der Agrar- Förderung Direktzahlungen an die Landwirte Seit 2005: Entkopplung und Flächenprämie Kommentar: Wie sieht die EU-Agrarpolitik heute aus? – Ganz anders als vor 20 oder 30 Jahren! Heute gehören die alten Bilder von Butterbergen und Milchseen endgültig der Vergangenheit an. Die EU hat seit Ende der 1980er Jahre die agrarpolitischen Maßnahmen radikal umgekrempelt: Die staatlichen Garantiepreise wurden so stark abgesenkt - teilweise mehr als halbiert -, dass sie bei „normaler“ Marktlage gar nicht mehr stützend wirken. Dies hängt auch wesentlich mit einem drastischen Abbau des Zollschutzes und dem geplanten Auslaufen der Exportsubventionen zusammen. Staatliche Lagerhaltung gibt es nur noch in absoluten Preiskrisen wie Anfang 2009. Im Gegenzug wurden ab 1994 Direktzahlungen an die Landwirte eingeführt, die seit 2005 von der Produktion entkoppelt wurden. Und begleitend dazu wurde schrittweise die „Zweite Säule“ der Agrarpolitik mit gezielter Förderung von Investitionen und Umweltleistungen aufgebaut. Sie sehen: Die EU-Agrarpolitik sieht heute komplett anders aus als noch vor 20 Jahren. Deutschland hat von allen EU-Ländern die letzte Reform 2003/04 am konsequentesten umgesetzt. 2014 bis 2020 müssen die anderen EU-Mitgliedstaaten „aufholen“. - Stark gesenkte Garantiepreise - Abbau des Zollschutzes (WTO) - Auslaufen der Exportsubventionen - Abbau staatlicher Lagerhaltung 9 9

Bürger und Bauern brauchen eine starke Agrarpolitik. ...für sichere Versorgung mit Lebensmitteln ...für Existenzchancen in offenen Agrarmärkten Bürger und Bauern brauchen eine starke Agrarpolitik. ...für die Entwicklung ländlicher Räume ...für öffentliche Güter im Umwelt-, Natur- und Tierschutz Kommentar: Diese Agrarpolitik der Europäischen Union sollte weiterhin die Leistungen der Landwirte … für eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln … für Investitionen in offene Agrarmärkte … den Beitrag der Landwirte für die Entwicklung ländlicher Räume und … für öffentliche Güter im Umwelt-, Natur- und Tierschutz BELOHNEN !

EU-Haushaltsplan 2010: Die Säulen der GAP Das sind... ...weniger als als 1% aller öffentlichen Ausgaben der EU. ...etwa 29 Cent am Tag für jeden Bürger der EU. Kommentar: Was unterstützt die Agrarpolitik der EU heute? Vorab gilt es zwischen der „Ersten und „Zweiten Säule“ der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu unterscheiden. Größter Block sind z.Zt. etwa 39 Milliarden Euro Direktzahlungen an die mehr als 12 Millionen Landwirte in der EU-27 (einschließlich Teilzeit-Arbeitskräften sogar 26 Millionen Personen?) in der EU-Landwirtschaft! Nur noch etwa 4 Milliarden Euro werden für marktunterstützende Maßnahmen ausgegeben. Und zusammen mit der nationalen Kofinanzierung werden ca. 23 Milliarden Euro für die sogenannte Zweite Säule der GAP ausgegeben. Das sind alles zusammen weniger als 1 Prozent aller öffentlichen Ausgaben in der EU - also im Grunde viel weniger als es scheint, wenn man den Betrag von ca. 60 Milliarden Euro pro Jahr zunächst sieht. Gemessen an den Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel in der EU betragen sie nur etwa 7 Prozent. Die Erweiterung der EU um 10 Staaten wurde im Agrarbereich praktisch aus dem bestehenden Budget finanziert. Quelle: Europäische Kommission Situationsbericht 2010; Gr43-2

Übrigens: Der Anteil der EU-Direktzahlungen im Durchschnitt unserer Betriebe beträgt... ...ca. 15% vom Umsatz ...ca. 50% vom Einkommen Kommentar: Die EU-Direktzahlungen haben heute aber in unseren landwirtschaftlichen Betrieben eine sehr große Bedeutung, weil die Nahrungsmittelpreise und besonders die Erzeugerpreise der Bauern erheblich unter Druck stehen (im letzten Jahr sogar Deflation). Im Durchschnitt werden ca. 300 Euro je Hektar gezahlt, hinzu kommen dann noch besondere Umweltprogramme der „Zweiten Säule“. Offen gesagt, hängt die Existenz vieler Landwirte gegenwärtig zu einem erheblichen Teil von den EU-Direktzahlungen ab. Im Durchschnitt machen die EU-Zahlungen ca. 15 Prozent vom Umsatz bzw. 50 Prozent vom Gewinn aus.

...für eine sichere Versorgung: Die Fortsetzung der EU-Direktzahlungen zur sicheren Aufrecht-erhaltung der Landwirtschaft. Eine bessere Risikoabsicherung, insbesondere durch steuerliche Rücklagen ggf. Versicherungen. Die Aufrechterhaltung einer staatlichen Lagerhaltung (Intervention) bei krisenhaften Preiseinbrüchen. Einen gewisser Zollschutz als Puffer in volatilen Märkten. Kommentar: Deswegen erwarten wir für eine sichere Versorgung der Verbraucher eine Stabilität der Direktzahlungen, damit unsere Betriebe einen stabilen Anker behalten. Wegen der Kosten-, Lohn- und Kaufkraftunterschiede bleiben höhere Direktzahlungen für die Landwirte in Deutschland im Vergleich zu den Beitrittsländern gerechtfertigt. In Zukunft müssen wir über eine bessere Risikoabsicherung in den Betrieben nachdenken. Der Bauernverband hat hier den Vorschlag einer steuerlichen Ausgleichsrücklage gemacht. Und bei wirklich tiefen Preiskrisen brauchen wir auch weiterhin eine staatliche Lagerhaltung, wobei auch ein gewisser Zollschutz als Puffer bei volatilen Märkten helfen kann.

...für Einkommen und Existenz: Eine investive Förderung, damit wir hohe Standards einhalten und unsere Betriebe modernisieren können. Neue Einkommenschancen: Erzeugergemeinschaften, Tourismus und Freizeit, Bioenergie, Direktvermarktung... Eine Export-Förderung wie in der übrigen Wirtschaft (Kredite und Marketing). Kommentar: Die Agrarpolitik kann und soll uns auch helfen, um neue Einkommens- und Existenzchancen zu entwickeln. So brauchen wir auch weiterhin eine investive Förderung vor allem bei Stallbauten, damit wir unsere Betriebe an moderne Standards anpassen können. Auch für neue Einkommensmöglichkeiten muss investiert werden. Wenn die Exportsubventionen künftig ganz wegfallen, brauchen wir im Export zumindest Marketinghilfen und Finanzierungshilfen wie diese in der gewerblichen Wirtschaft üblich sind.

...für die Entwicklung ländlicher Räume: Den Erhalt einer aktiven Landwirtschaft auch an ertragsschwachen Standorten durch eine Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete. Verantwortung der EU-Regionalpolitik für Infrastruktur-Förderung im ländlichen Raum. Kommentar: Für die Entwicklung ländlicher Räume ist zunächst wichtig, dass wir eine aktive und attraktive Landwirtschaft flächendeckend erhalten. Dazu brauchen wir auch in Zukunft eine Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete und Berggebiete. Und wir brauchen attraktive Infrastrukturen im ländlichen Raum. Das kann aber gewiss nicht nur über die Zweite Säule der Agrarpolitik geleistet werden, sondern hier muss auch die Regionalpolitik weiterhin fördern.

...für die Honorierung öffentlicher Güter: Einen besseren Anreiz bei Programmen für die Agrarumwelt und für die Kulturlandschaftspflege (20% „Anreizkomponente“). Dass die Umweltprogramme der 2. Säule Landwirten zu Gute kommen. Kommentar: Für unsere Leistungen im Umwelt- und Ressourcenschutz brauchen wir eine echte Honorierung und nicht nur eine Kompensation von Mehrkosten und Mindererträgen. Deswegen fordert der Bauernverband vor allem wieder einen Gewinnanreiz von 20 Prozent bei den Agrarumweltprogrammen.

Unsere Leistungen prägen Deutschland. 87% der Bürger verbinden „Gutes Essen und Trinken“ mit Deutschland. Kommentar: Sehr geehrter Herr Abgeordneter, sehr geehrte Frau Abgeordnete, wir glauben, dass die Landwirtschaft bei entsprechender politischer Begleitung auch in Zukunft ein attraktives Leistungspaket bieten kann. Wir wollen uns als landwirtschaftliche Unternehmen am Markt bewähren und wir wollen aber auch auf die gesellschaftlichen Anforderungen eingehen, soweit dies realistisch möglich ist. Dass die Bürger und Verbraucher ein gutes Gespür dafür haben, was die Landwirte dafür leisten, zeigt eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des Institutes Allensbach (wurde nicht vom Bauernverband in Auftrag gegeben!) Danach nennen 96 Prozent der Bürger auf die Frage „Was verbinden Sie mit Deutschland?“ die Antwort „Schöne Landschaft, herrliche Natur“ und 87 Prozent der Bürger verbinden „gutes Essen und Trinken“ mit Deutschland (z.B. nur 28 Prozent der Bürger verbinden das Wort „kinderfreundlich“ mit Deutschland). Die Bürger sehen also sehr wohl, was wir leisten! 96% der Bürger verbinden „Schöne Landschaft, herrliche Natur“ mit Deutschland. Quelle: IfD-Umfrage, 2009; Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre

Vielen Dank. Kommentar: Und deshalb werben wir mit dem Motto „Arbeit mit Leidenschaft“ für unsere Leistungen. Vielen Dank, ich freue mich auf die Diskussion. Vielen Dank.