Moderne Wasserwirtschaft in öffentlicher Verantwortung

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Staatliche Aktivitäten in der Schweiz - Überblick -
Advertisements

Das Europäische Qualitätsmodell CAF - Was bringt die Zukunft? -
Kurzpräsentation der Bewerbung September 2005
Das Betriebs- und Organisationshandbuch „Wasserwirtschaft“
Nachhaltigkeit von Telezentren
Meinungsumfrage Seite 1 TNS Infratest November 2009 Image und Akzeptanz Nov 2009 Globalbeurteilung (überwiegend) positiv nach Zielgruppen TNS Infratest-
wertschöpfende und zukunftsorientierte
22. Oktober 2009 Strengthening European SMEs in the defence sector Berlin Stärkung der europäischen kleinen und mittelständischen Unternehmen der Wehrtechnik.
Tourismusförderung als Element des kommunalen Standortmarketings
Rechtliche Anforderungen an unternehmerische Hochschultätigkeit Dr
IT und TK Ausgaben je Einwohner
Präsentation der Ergebnisse Gesprächskreis 2: MigrantInnen als UnternehmerInnen Migrationskonferenz Hier sind wir zuhause 14. Juni 2008, 13 bis 19 Uhr.
Nachhaltigkeit am Beispiel des Projekts Reform der beruflichen Bildung Marokko 1. Ganzheitlicher Ansatz Zieldimension: Qualifikation der Auszubildenden.
Wie wir in Zukunft leben und arbeiten wollen. Meine Forderungen an: Arbeit, Bildung und Mitwirkung in meiner Werkstatt Zukunftskonferenz für Werkstatträte.
Bundesfachgruppe Statistische Ämter des Bundes und der Länder.
Unsere Ziele: Stabile Eigenversorgung aller Rehfelder mit Energie und Wärme Eine sozialverträgliche, preisgünstige und unabhängige Alternative zu den.
Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz Kreisgruppe Altenkirchen Rechtsformen bei der Zusammenarbeit (abhängig vom Aufgabengebiet) RechtsformenAnteil.
Titelmasterformat durch Klicken bearbeiten ES GIBT UNS AUS GUTEM GRUND Leitbild des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde e. V.
Unternehmensleitbild
Michaela Reinhardt Inhalte & Ergebnisse von NPM Inhalte und Ergebnisse von New Public Management.
Die ICCO Stockholm Charta Von den Mitgliedern im Oktober 2003 verabschiedet Public Relations-Unternehmen sind professionelle Dienstleistungsfirmen, die.
Die Charta für Landwirtschaft und Verbraucher
I. Einleitung Es handelt sich in diesen Folien um Schulungsmaterial.
© 12/2004 by Target Marketing Consult, Thomas Müller Marketing - Im Fokus Ihres Erfolges! Your success is our target.
D ACH V ERBAND S CHWEIZERISCHER P ATIENTENSTELLEN DVSP Gesundheitswesen Schweiz – werden wir europäisch? Vor- und Nachteile aus politischer Sicht Jean-François.
Existenzgründung.
© 2005, informations-broker.netinformations-broker.net© 2005, informations-broker.netinformations-broker.net Folie-Nr Basel II: Rating verbessern.
Bundesverband mittelständische Wirtschaft Die Stimme des Mittelstands.
Kommentar: Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
Daseinsvorsorge als globale Herausforderung. Rosa-Luxemburg-Stiftung politökonomische Perspektive die allgemeinen Produktionsbedingungen des.
Handel und Gewerbe im ländlichen Raum
We support your business!
Where Europe does business Lück, JDZB | Seite © GfW NRW 252 a.
Synergien und Netzwerke im strategischen Beschaffungsmarkt

Linzer Forum 2011 Gesundheit & Gesellschaftspolitik
Dr Markus Matschek, MAS November 2007
- 1 Förderprogramm eTEN Call Mai bis 10. September 2003.
Bundesrepublik Deutschland
Informationsveranstaltung für die Gemeinderatswahl am
Liquidität stärken durch Forderungs-Organisation
1 Perspektiven des Haushalts- und Finanzmanagements aus der Sicht des Landtags Rheinland-Pfalz Dr. Florian Edinger Wissenschaftlicher Dienst.
Erneuerbare Energien Vergleich Deutschland - Polen
Wie Ihre Geschäftsidee Realität wird von Martin Schulte
IT Kosten Reduzierung und effizientere Dienstleistungen Wir optimieren Strukturen und Prozesse und reduzieren dabei Ihre IT Kosten Ihr OPTICONSULT International.
Haben Genossenschaften eine Zukunft
Unternehmen und Unternehmensmerkmale
Rekommunalisierung der Stadtwerke Niebüll GmbH
Qualitätsmanagement Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001 : 2000 ZWH Bildungskonferenz 2004 Perspektiven des internationalen Projektgeschäfts a)Kurzvorstellung.
Wirtschaftssektoren und –branchen
zum Innovationsstandort
Breitband: Basis der Digitalisierung
Fähigkeiten-Portfolio
Phase 3 LEAN-SOLL Konzept-Entwicklung
Infolab GmbH Loheweg Erlangen Unternehmenspräsentation infolab GmbH.
Standort- / Filialvernetzung für BMW-Händler. WiGeNET - VPN Lösungen zur Standortvernetzung für BMW-Händler  VPN Lösung bei Projekten zur Standortvernetzung.
Niederösterreichischer Landesfeuerwehrverband Landesfeuerwehrkommando Leitbild für die Feuerwehren Niederösterreichs Station 3:
Frühjahrstagung für Waldbauern am
Internationale Gesundheitssystem im Vergleich
Der Industriekonzern Atlas Copco ist mit seinen Produkten und Dienstleistungen in den Branchen Kompressoren- und Drucklufttechnik, Bau und Bergbau sowie.
Die programmatische Entwicklung der SPÖ seit 1978.
Auswirkungen von TTIP und CETA auf den Rechtsrahmen für öffentliche Dienstleistungen in Europa Prof. Dr. Markus Krajewski TTIP, CETA und TISA, Auswirkungen.
Change - Prozess Visuals ? Was ? Wie ? Wann ? Wer.
SE Energiepolitik1 Unternehmensstrategien in den Bereichen Wasser und Abfall Katrin Becker Vera Haberfellner.
EFQM – Kriterium 1: Führung
Prof. Dr. Andrea Back Krems-Kurs Herbst 2008 Seite 1 Zehn Fachbegriffe zur Strategy Map (nach Kaplan/Norton, 2004, deutsch) Vorlage für Ihre persönlichen.
„Auf dem Lande wird es Licht“ Beigeordneter Johannes Stingl Gemeindetag Baden-Württemberg Bad Herrenalb 15. November 2013 Aktuelle Herausforderungen.
Energiewirtschaft 1.Stromanbieter in Mittelbaden 2.Die Entstehung des Strompreises 3.Rechtliche Grundlagen des Strommarktes 4.Grundelemente der Energiepolitik.
Leitbild der WG UNION Rostock eG Wohnen, Arbeiten und in Rostock leben - wie ich es mag! Wofür steht unsere Genossenschaft? Zweck unserer Genossenschaft.
Dienstleistungskonzessionsrichtlinie – Folgen für die kommunale Wasserwirtschaft Wiesbaden, Martin Heindl, Geschäftsführer Landesgruppe Hessen.
 Präsentation transkript:

Moderne Wasserwirtschaft in öffentlicher Verantwortung Dr. Jochen Stemplewski Emschergenossenschaft/Lippeverband, Essen

“Modernisierungsstrategie” Beschluss des Deutschen Bundestages (21.03.2002): „Nachhaltige Wasserwirtschaft in Deutschland“ Ziel: effiziente, kundenorientierte und wettbewerbsfähige Unternehmen Förderungen von Kooperationen und Fusionen Public-Private-Partnership-Konzepte Einführung von Leistungsvergleichen, z. B. Benchmarking ….

Was ist eigentlich „moderne“ Wasserwirtschaft? Modernisierungsstrategie – das Patentrezept für eine „unmoderne“ Branche? Besteuerung öffentlicher Wasserdienstleistungen – fortschrittlich und modern? Stillstand oder Fortschritt – die wirklichen Alternativen/Herausforderungen für die Wasserwirtschaft? Zukunftsfähige Wasserwirtschaft braucht Veränderungsbereitschaft und Zuverlässigkeit, öffentliche Verantwortung und Gemeinwohlorientierung

Besonderer Stellenwert der Wasserwirtschaft Wasser – mehr als eine x-beliebige Ware – ein ganz besonderes Gut (Lebensmittel Nr.1, Umweltmedium, Naturgewalt…) Wasserversorgung und Abwasserentsorgung – unverzichtbare, allgemein zugängliche und verfügbare – d.h. öffentliche – Infrastruktur) Trinkwasser und Abwasser – öffentliche Aufgaben mit öffentlicher, insbesondere kommunaler Gewährleistungspflicht

Markt und Wettbewerb in der Wasserwirtschaft? Wesentliches Merkmale der Wasserver- und –entsorgung sind die Leitungsgebundenheit und die hohen Investitionen Ein klassischer Wettbewerb im Endkundengeschäft kann – nach allgemeiner Einschätzung – nicht stattfinden Für private Kunden bietet die Wasserver- und Abwasser-entsorgung daher keinen Markt („natürliches Monopol“) – analog zu anderen Infrastrukturbereichen Wettbewerb um Kunden ist strukturbedingt allenfalls begrenzt auf industriell-gewerbliche Großkunden theoretisch denkbar

Markt und Wettbewerb in der Wasserwirtschaft? Wettbewerb im Markt deshalb faktisch nicht möglich Wettbewerb um den Markt („Ausschreibungswettbewerb“) befristet die Monopolstellung, hebt sie jedoch nicht auf und erfordert ergänzende staatliche Regulierungen Die Beispiele anderer Länder (z.B. Frankreich) zeigen, dass dies in der Wasserbranche wie bei der Energiewirtschaft die Konzentration auf wenige, große Privatunternehmen fördert Ist die Entwicklung der Energieversorgung und Abfallbranche ein Vorbild für die Wasserwirtschaft?

Markt und Wettbewerb in der Wasserwirtschaft? Der Wettbewerbsgedanke hat viele positive Aspekte „sportlicher Vergleich“ wirkt als Leistungsanreiz Konkurrenz belebt das Geschäft Nutzung der positiven Seiten des Wettbewerbgedankens möglich durch sog. Wettbewerbssurrogate wie z.B. Benchmarking oder leistungsorientierte Bezahlung

Branchenbild der deutschen Wasserwirtschaft Die Branche kann sich sehen lassen! Leistungsstärke und wirtschaftliche Effizienz der Branche wird belegt Vergleiche mit europäischen Nachbarn brauchen wir nicht zu scheuen

Rechtsformen in der deutschen Wasserwirtschaft Abwasser-entsorgung 1 Wasser-versorgung 2 Öffentlich-rechtliche Rechtsformen 90% 37,5% Öffentliche Gesellschaften/ Eigengesellschaften (AG/GmbH) 4% 30,2% Gemischtwirtschaftliche Gesellschaften (PPP) 3% 28,8% Sonstige privatrechtliche Unternehmen 3,5% 1 Quelle: Marktdaten Abwasser 2003, Gebührenumfrage von DWA und BGW; Prozentangaben beziehen sich auf den Anteil der an Kanalisation/Kläranlage angeschlossenen Einwohner; Repräsentanz der Umfrage rd. 52% 2 Quelle: BGW-Wasserstatistik 2003; Prozentangaben beziehen sich auf den Anteil des gesamten Jahreswasseraufkommens; Repräsentanz der Umfrage rd. 70%

Deutsche Wasserwirtschaft bietet gutes Preis-Leistungsverhältnis hoch Mercedes-Position! No! Preis public Dritte Wahl Value for money gering schlecht sehr gut Produkt-/Service-Leistung

Entwicklung der Organisationsformen der Träger der Abwasserentsorgung

Herausforderungen/Aufgaben für öffentliche Wasserwirtschaftsunternehmen Wir nutzen den Wettbewerbsgedanken als Motor der Unternehmensentwicklung: Wahrnehmung der Aufgaben effizient gestalten Kontinuierlichen Verbesserungsprozess leben Transparenz insbes. über Kosten herstellen („Benchmarks“) Kundenorientierung weiterentwickeln Unternehmerische Führung stärken – Unternehmer im Unternehmen

Betriebswirtschaftlicher Werkzeugkasten öffentlicher Unternehmen Kaufmännisches Rechnungswesen Kosten- und Leistungsrechnung Investitions-controlling Mitglieder/ Balanced Scorecard Kunden und Kennzahlen-systeme B ü rger Benchmarking Instrumentarium der modernen Unternehmensführung Kosten-management Risikopotentiale Früherkenn-ungssysteme Gef ä hrdung Entsorgungs - sicherheit Portfolio-analysen Stakeholder Scanning Risikomanagement Mitarbeiter

„Public value for money“ Standortbestimmung Die deutsche Wasserwirtschaft bietet gute Leistungen zu fairen und bezahlbaren Preisen Die deutsche Wasserwirtschaft wird überwiegend von öffentlichen Unternehmen und Einrichtungen getragen Die deutsche Wasserwirtschaft bietet den Kunden und der Allgemeinheit „Public value for money“

Vorteile der öffentlichen Wasserwirtschaft: Standortbestimmung Vorteile der öffentlichen Wasserwirtschaft: non-profit / nicht steuerpflichtig unabhängig von Konzerninteressen und -entscheidungen weitgehend weltmarktunabhängig ortsverbunden und kundennah „mittelständische Größe“ mit hoher Wertschöpfung Partner und Auftraggeber für Handwerk und Gewerbe

Entwicklungstendenzen Um dauerhaft gute Leistungen und guten Service bieten zu können, entwickeln sich die Unternehmen kontinuierlich weiter, z.B. Organisatorisch eigenständige, unternehmerische Strukturen Einsatz betriebswirtschaftlichen Handwerkszeugs Die Branche wird mehr aufklären/informieren („Branchenbild“) Sie muss die Struktur ihrer Fachverbände zur Regelsetzung und Interessenvertretung straffen und damit die Wahr- nehmung der Branche verbessern Die politische Diskussion muss gewachsene Stärken und Know-how sichern und Zukunftsentwicklung im Sinne des „public value for money“ gewährleisten

Zukunftsfähigkeit öffentlicher Wasserwirtschaftsunternehmen Forderungen an den deutschen Gesetzgeber Ermöglichen einer beweglichen und effizienten Wirtschaftsführung mit modernen betriebswirtschaftlichen Methoden Entfallen der gemeindlichen Subsidiaritätsklausel für den Bereich der Daseinsvorsorge Beibehaltung der Bindung der gemeindlichen Wirtschaftstätigkeit an den öffentlichen Zweck Gewährleistung der Entscheidungsfreiheit zwischen öffentlich-rechtlicher und privatrechtlicher Rechtsform

Zukunftsfähigkeit öffentlicher Wasserwirtschaftsunternehmen Erwartungen an die EU Respektieren der gewachsenen deutschen Selbstverwaltung Keine Einschränkung der freien Wahl, ob Dienstleistungen von öffentlichen Aufgabenträgern selbst oder durch Dritte erbracht werden sollen Keine weitere Einschränkung des Inhouse-Prinzips

Verbändelandschaft in Bewegung DWA VKU BGW BDE Gemeinsame Plattform der dt. Wasser-wirtschaft DVGW ? Allianz der öffentlichen Wasser-wirtschaft Und wo fühlen sich die Öffentlichen zuhause? aqua publica

Think private to stay public! Fazit Ein vielfältiger Mix aus öffentlich und privat – ein konstruktiver Wettstreit der Rechts- und Organisationsformen gibt der Branche Impulse! Für öffentlich-rechtliche Unternehmen gilt die Maxime: Think private to stay public!

Wir – die „Öffentlichen“ – deutschen Wasserwirtschaft! sind das Fundament der deutschen Wasserwirtschaft! Wir müssen unsere Positionen deutlicher formulieren und unsere spezifischen Interessen stärker vertreten und artikulieren!