HIS Hochschul-Informations-System GmbH

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Meinl, Eschenbach, 9/06 Lernen am Campus IB der Fachhochschulstudiengänge Burgenland Sebastian Eschenbach und Paul Meinl.
Advertisements

Zusammenarbeit ‚Schule – Universität‘ Welche Möglichkeiten optimaler und langfristiger Zusammenarbeit zwischen Schule und Universität gibt es? Prof. Dr.
Matrixmultiplikation
Neue Studienstrukturen an den Hochschulen in Niedersachsen
Prüfungspläne Bachelor-Thesis
Anforderungen an wissenschaftliche Arbeit
Die Lernplattform von physik multimedial
Das Kreditpunkte- Akkumulierungs- und Transfersystem KATS Gerhard Zimmermann Universität Kaiserslautern.
ELearning Einsatzszenarien, Entwicklungen Claudia Bremer Universität Frankfurt/Main.
On the Criteria to Be Used in Decomposing Systems into Modules
5. Juli 2005 Ingrid Martin vhb-Projektmanagement Eine intelligente Ergänzung des Studiums Fachhochschule Coburg.
Sprachlernplattform für alle Lebenslagen
Informationskompetenz für Naturwissenschaftler an der ULB Düsseldorf
Bologna-Prozess Informationskompetenz - Zugang der Universität Konstanz vor dem Hintergrund der neuen Studiengänge.
Umstellung auf Bachelor- und Masterprogramme
Mentorielle Betreuung im Internet für Studierende der Fernuniversität Hagen 25 Jahre Fernstudienzentrum am 21. Juni 2003 in Aurich Axel Kleinschmidt Fernstudienzentrum.
Videokonferenztechnologien und ihre Anwendungsszenarien Eine Arbeitsgruppe der DINI - D eutsche I nitiative für N etzwerk I nformation - Int. Fachtagung.
Untersuchung und szenariobasierte Entwicklung von Websites zur Orientierung in Universitätsstudiengängen unter Berücksichtigung von Prinzipien des Web.
HIS Hochschul-Informations-System GmbH
Studieninformationstage 2012 Kiel,
Self-study online e-learning und e-teaching Medienentwicklung an der Universität Stuttgart 1.
E-Learning/Neue Medien
Vom Bachelor in Betriebswirtschaftslehre zum Master in Wirtschaftspädagogik Informationstage für Studieninteressierte an der Georg-August-Universität.
Datenmanagement – Quo Vadis? PLANet – Planung von Lehrveranstaltungen am Fachbereich IMN Thomas Matzke
Vorlesung: 1 Betriebssysteme 2008 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Mechatronik FHDW Vorlesung: Betriebssysteme Hochverfügbarkeit (Einführung) 2. Quartal.
Das Promotionsprogramm des Fachbereichs Informatik
Das Cranking Modell Drehungen senkrecht zur Symmetrieachse
/22 Welche Hypothesen verfolgen wir mit dieser Untersuchung (Welche Ziele verfolgen wir mit diesem Vergleich?) Brainstorming: Welche Hypothesen.
Lehre, Studium, Forschung LSF Software-System HIS-GX ist eine Webanwendung für:L ehre, S tudium und F orschung bietet vielfältige Funktionalitäten für.
Bachelor Vermittlungswissenschaften
Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 2 Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 3.
Szenariotechnik Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebstechnik
Bologna und die Folgen 10 Jahre Hochschulreform und ihre Konsequenzen für die Soziale Arbeit.
January 20th, 2005Elmar SchreiberPage 1 Herzlich Willkommen in Bremen Stadt der Wissenschaften 2005 BLK – Fachtagung 20./
Studieren aus der Perspektive der angewandten Sozialwissenschaften
Masterstudiengang Politikwissenschaft
HIS-LSF/QISPOS Bedienungshinweise für Studierende
IMED-KOMM „Interkulturelle medizinische Kommunikation in Europa“
Studiengang Geoinformatik
Case Study: Telelernen an der FH Joanneum A. Koubek, J. Pauschenwein, ZML.
Ressourcenorientierte Pädagogik in der stationären Erziehungshilfe
Studie Einfluss der Sitzposition in den Vorlesungsräumen auf die studentische Leistung Jochen Jung, Larry Maus und Steffen Brünske.
Lehrerausbildung in Estland
Multimedia und Internet in der Hochschullehre Claudia Bremer J.W. Goethe Universität Frankfurt/Main.
Ausbildung zur professionellen Gestaltung von Lehrveranstaltungen mit Telelern-Elementen.
Curriculare Normwerte für die neuen Studiengänge
Der effektive Einsatz von neuen Medien in der Lehre: Die Durchführung eines empirischen Projektes in der Soziologie mit dem ReaderPlus Kajetan Hinner (Institut.
Das Ergebnis des Bologna-Prozesses
ZEvA Expert ein neuer Beratungsansatz für Hochschulen
Information Systems Engineering Prof. Dr. Roland Holten Kosten der Implementierung von E-Learning-Angeboten Theoretische Fundierung einer Koordinationsstelle.
E-Learning Aktivitäten in der Lehrerbildung - Mathematik Primarstufe
1 Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Das Angebot E lektronischer M edien eLearning Netzwerktag am 30. Juni 2008 Subtitel Dr. Klaus Junkes-Kirchen.
10.1 Recherche: Lernenden-Ebene
Ich habe mir mal die Mühe gemacht, aus dem
Auslegung eines Vorschubantriebes
Modularisierte Prüfungsordnungen
Tag der Lehre 2012 Forschendes Lernen.
HORIZONT 1 XINFO ® Das IT - Informationssystem HORIZONT Software für Rechenzentren Garmischer Str. 8 D München Tel ++49(0)89 /
Kathrin Grummich1, Katrin Jensen2 Christoph M Seiler1 Markus K Diener1
Kompetenzen hinsichtlich der Methode der Fallunterscheidungen
Boga Abschlusspräsentation
Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Masterstudiengänge - Elektrotechnik und Informationstechnik.
Karl Hauer1 BSI – DB ASO – Lehrplan neu.
Ein Vorschlag an den Fachbereich DCSM. Bachelor Projekt SS-11 – i-PAS - Alexander Preißer - Hochschule Rhein Main Der Auftrag Konzipieren einer Software.
Dr.-Ing. R. Marklein - GET I - WS 06/07 - V Grundlagen der Elektrotechnik I (GET I) Vorlesung am Fr. 08:30-10:00 Uhr; R (Hörsaal)
Das Schwerpunktstudium im Bachelor-Studiengang „Law in Context“
Fachbereich Betriebswirtschaft Seite 1 BDK WiWi - AK6 „Virtuelle Lehre“: Workshop „Strategie.
Der FH Joanneum Jutta Pauschenwein, zml.fh-joanneum.at Flexible Lernmodelle im.
Ing. Nina Weingartmann, BEd. Herr Mag. (FH) Dr. Julian Fischer, MA
1 Historie Gehalten amÄnderungen 12.,19., Erste Version Neue Struktur Aufgaben Meine Module Struktur von SPOs.
 Präsentation transkript:

HIS Hochschul-Informations-System GmbH Kapazitätseffekte von E-Learning an deutschen Hochschulen 3. eLearning-Netzwerktag der Goethe-Universität Frankfurt am Main 30. Juni 2008 Dr. Bernd Kleimann HIS Hochschul-Informations-System GmbH Hannover

Überblick Ausgangslage Motivation der Studie Anlage der Untersuchung Exkurs: Warum Kapazitätsberechnung? Methodenexplikation an einem Beispiel Resümee und Ausblick

1. Ausgangslage „Society strikes back“: Wiedervergesellschaftung des Hochschulsystems Neue Steuerungsformen: Wettbewerb, Zielvereinbarungen, hierar-chische Selbststeuerung statt staatliche Detailsteuerung und akade-mische Selbstverwaltung Accountability / Rechenschaftslegung: gesellschaftliche Forderung nach Ausweis von Hochschulleistungen Gefahr: Qualitätsmessung (Legitimation) statt Qualitätserstellung (Produktion) - „Evaluitis“, „Akkredititis“ Ökonomisierung: gesellschaftliche Forderung nach Ausweis organisationaler Effizienz Ökonomisierung der Lehre: effiziente Ressourcenallokation (Expansion, Aufgabenzuwachs, Finanzkrise der öffentlichen Hand, Vertrauenserosion, Wissensgesellschaft)

1. Ausgangslage Aktueller E-Learning-Diskurs: Schwerpunkte bei Didaktik und Technik unter Qualitäts- und Innovationsgesichtspunkten Desiderat: Analysen der Ressourcenbedarfe und -wirkungen technologiebasierter Lehre Forschungslücke: keine thematisch einschlägigen Untersuchungen, keine Methodologie zur Erfassung von E-Learning-Kapazitätseffekten Fehlende Empirie: keine empirischen Erfahrungen mit einem kapazitätserweiternden E-Learning-Einsatz auf der Ebene ganzer Lehreinheiten

1. Ausgangslage Skepsis gegenüber (der Betrachtung von) Kapazitätseffekten Gründe: überzogene Rationalisierungshoffnungen in der Vergangenheit …

1. Ausgangslage

1. Ausgangslage Skepsis gegenüber (der Betrachtung von) Kapazitätseffekten Gründe: überzogene Rationalisierungshoffnungen in der Vergangenheit aktueller Reformdruck an den Hochschulen personelle Unterausstattung in der Lehre der „Massenfächer“ Befürchtung weiterer Kürzungen dominante Erfahrung: Zusatzbedarf an Ressourcen Zielkonflikt zwischen Qualität und Effizienz Kritik an Kapazitätsverordnung

2. Motivation der Studie Motivation 1: Anregung der Sachdebatte über mögliche Ressourcen-auswirkungen technologiebasierter Lehre Motivation 2: Methodenentwicklung zur Erfassung von Kapazitäts-effekten von E-Learning Anlass 1: Prognose Studierendenhoch und Hochschulpakt 2020 Anlass 2: Einsatz virtueller Lehre als eine Möglichkeit zur Bewältigung der Studiennachfrage

3. Anlage der Untersuchung Fragestellung: Kann durch den Einsatz mediengestützter Lehr- und Lernformen die Ausbildungskapazität (d.h. die Zahl der Studienanfänger und Studierenden) von Hochschulen (temporär) erweitert werden? Und wenn ja: in welchem Umfang? Download: http://www.his.de/pdf/pub_fh/fh-200806.pdf

3. Anlage der Untersuchung Anlage: konzeptionelle, explorative Untersuchung Vorgehensweise: Modellkonstruktion (fiktiver Informatikfachbereich mit E-Learning-Vorerfahrung; hypothetisches Personalmodell des Fachbereichs; acht primäre E-Learning-Szenarien etc.) und Modellrechnungen Rechenmethode: Kapazitätsberechnung

4. Exkurs: Warum Kapazitätsberechnung? Auch in Zeiten größerer Hochschulautonomie muss der Zusammenhang zwischen Ausbildungskapazität und Ressourcenbedarf geplant werden (z.B. zur Festlegung von Zielen in Zielvereinbarungen). Kapazitätsberechnung ist eine in den Planungsabteilungen von Hochschulen und Ministerien etablierte Methode. Kapazitätsberechnung als Planungstool ist nicht mit der Kapazitätsverordnung als Rechtsnorm zu verwechseln! Kapazitätsberechnung erfasst Zeitbedarfe z.T. pauschaler als Teaching Points, erlaubt damit aber auch eine größere Flexibilität und Situationsadaptivität in der Praxis. Kapazitätsberechnung kann für die Anforderungen virtueller Lehre angepasst werden.

5. Methodenexplikation an einem Beispiel Definition einer exemplarischen Lehreinheit: Informatik-Fachbereich mit Bachelor- und Masterstudiengang; Personalmodell Definition eines Studienstrukturmodells für die Präsenzstudiengänge Festlegung weiterer Parameter für die Präsenzstudiengänge Kapazitätsberechnung für die Präsenzstudiengänge Unterscheidung von acht (primären) E-Learning-Szenarien Fokussierung eines Szenarios Anpassung des Studienstrukturmodells Kapazitätsberechnung für das Beispielszenario

a) Lehreinheit fiktiver Fachbereich Informatik konsekutiver Bachelor- und Masterstudiengang Personalbestand und Lehrangebot (Personalmodell):

b) Studienstrukturmodell Präsenzstudium

b) Studienstrukturmodell: Formeln Berechnung der Zahl der Studienanfänger Lehrangebot pro Jahr / Semester (in SWS) Curricular wert (in SWS) = Studienanfängerplätze pro Jahr / Seme s ter Z.B.: 494 SWS : 2,79 = 177 Studienanfänger pro Semester Berechnung der Zahl der Studienplätze Lehrangebot p ro Jahr / Sem. ( in SWS) * Regelstudienzeit (Jahre / Seme s ter ) = Studienplätze Curricularwert (in SWS) Multipliziert man das vorherige Ergebnis mit der Regelstudienzeit (in Semestern bzw. Jahren), so erhält man die Gesamtzahl der Studienplätze, d.h.: 494 SWS : 2,79 x 6 Sem. = 1.062 Studienplätze

c) weitere Parameter: Verlaufsquoten Um eine realistische Abbildung der Ausbildungskapazität zu erhalten, muss die Verlaufsquote („Abbrecherquote“) berücksichtigt werden, da durch das Ausscheiden von Studierenden aus einem Studiengang dessen Studienanfängerkapazität steigt.

d) Kapazitätsberechnung Präsenzstudium Berechnet man auf der Basis der angeführten Eingangsgrößen und Parameter die Zahlen der Studienanfänger, Studienplätze und Absolventen, so ergibt sich das folgende Resultat:

e) acht E-Learning-Szenarien

f) Fokussierung eines Szenarios Variante von Szenario 4: „Lehrveranstaltungssubstitution mit Betreuung“ Substitution von 25% der Vorlesungen, Übungen und Seminare im Bachelor- und Masterstudium durch internetgestützte Selbstlernformen Material: umfangreichere, didaktisch gut strukturierte Texte (HTML-, PDF-Format), die über eine netzbasierte Lernplattform getaktet distribuiert und durch Individual- und Gruppenaufgaben flankiert werden Parallel: asynchrone Online-Betreuung der Studierenden via E-Mail und Diskussionsforum

g) Anpassung des Studienstrukturmodells Teile der Präsenzlehre, d.h. ganze Lehrveranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Seminare) werden ersetzt Präsenzlehrveranstaltungen werden dabei durch Online-Veranstaltungen mit „Semesterwochenstundenäquivalenten“ (SWSÄ) substituiert Workload (Anzahl der Credit Points) der Online-Veranstaltungen bleibt gleich Die „Lebensdauer“ von Online-Veranstaltungen beträgt drei Jahre Es wird bei Online-Veranstaltungen zwischen einem Erstellungs- und fünf reinen Betreuungssemestern im dreijährigen Lebenszyklus unterschieden Für Online-Veranstaltungen gelten andere Anrechnungsfaktoren, die im Erstellungssemester höher, im Betreuungssemester niedriger ausfallen als in der Präsenzlehre

g) Anpassung des Studienstrukturmodells Erstellungssemester

g) Anpassung des Studienstrukturmodells Durchführungssemester

h) Kapazitätsberechnung Ausbildungskapazität im Beispielszenario über drei Jahre Zum Vergleich: Ausbildungskapazität der Präsenzstudiengänge

6. Resümee und Ausblick Kapazitätserweiternde Effekte durch E-Learning sind denkbar, aber voraussetzungsreich Einflussfaktoren sind u.a.: vorhandene Kompetenzen und Infrastrukturen, Akzeptanz und Motivation, Umfang der Substitution von Präsenzlehre („kritische Masse“), Festlegung der Höhe der Anrechnungsfaktoren In den Beispielsszenarien ergeben sich auch kapazitätsreduzierende Effekte. Die Methode ist geeignet, verschiedene Kapazitätseffekte abzubilden. Ausblick: Beispiele identifizieren, gesetzte Größen empirisch überprüfen, Modellrechnungen auf andere Fächer übertragen, Modellrechnungen zu Kostenbetrachtungen ausbauen

Vielen Dank für Ihr Interesse Dr. Bernd Kleimann Hochschul-Informations-System GmbH Goseriede 9 30159 Hannover Tel.: ++49 / 511 / 1220-162 E-Mail: kleimann@his.de www.his.de