Börse- Macht- Wirtschaft

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 Präsentation transkript:

Börse- Macht- Wirtschaft Fortbildung an der PH Salzburg Mag. Josef Brunsteiner 21.5.2008

Inhalt Volkswirtschaftliche Grundlagen Wirtschaftspolitische Strategien und Zielvorstellungen Keynesianismus und Monetarismus Währungen u. Währungsmanagement Wie arbeiten Börsen? Vom Börsencrash 1929 zur Weltwirtschaftskrise Abkommen von Bretton Woods und IWF Die Sub-prime- Krise in den USA und ihre weltwirtschaftlichen Auswirkungen

Wirtschaftspolitische Strategien und Zielvorstellungen

Gestaltungsfunktion des Staates Konjunkturpolitische Aufgaben: Antizyklische Wirtschaftspolitik Rahmenbedingungen anpassen Steuerpolitik Zinspolitik Subventionspolitik Investitionsförderung Inflationsbekämpfung Geldpolitik Strukturpolitische Aufgaben: Ausgleich zwischen strukturschwachen und strukturstarken Landesteilen Verringerung der Arbeitslosigkeit Förderung von Arbeitsplätzen Verhindern von sozialen Härten

Ziele und Zielkonflikte der Wirtschaftspolitik Hohes Beschäftigungs-niveau Wirtschaftswachstum „Magisches“ Vieleck der Wirtschaftspolitik Ausgeglichener Staatshaushalt Preisstabilität Einkommens-gerechtigkeit Lebensqualität Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Umweltschutz

Beispiele für Zielbeziehungen Zielharmonie: Wirtschaftswachstum und Beschäftigung Zielneutralität: Umweltschutz und Geldwertstabilität (Inflation) Zielkonflikte: Geldwertstabilität und Vollbeschäftigung Wirtschaftswachstum und Geldwertstabilität Gerechte Einkommensverteilung und Wirtschaftswachstum Außenwirtschaftliches Gleichgewicht und Beschäftigung

Zielharmonie und Zielkonflikte Versuchen Sie folgende Zielkonflikte bzw. Zielharmonien zu erklären: Wirtschaftswachstum- Umweltschutz Wirtschaftswachstum- gerechte Einkommensverteilung Vollbeschäftigung- ausgeglichenes Budget Ausgeglichenes Budget- gerechte Einkommensverteilung Geldwertstabilität und Vollbeschäftigung Wirtschaftswachstum und Geldwertstabilität Gerechte Einkommensverteilung und Wirtschaftswachstum Außenwirtschaftliches Gleichgewicht und Beschäftigung

Zielkonflikt Vollbeschäftigung- Inflation

Theorien zur Entstehung der Inflationsrate (Innenwert d. Geldes) Geldmengenbedingte Inflation: Geldmenge steigt stärker als Gütermenge Nachfrageinflation: Nachfrage steigt stärker als das Angebot Kosteninflation: Produktionsfaktoren werden teurer. Hausgemachte Inflation (Lohn- Preis- Spirale) Importierte Inflation (z.B. steigende Ölpreise) Gewinninflation: Durch zunehmende Marktmacht eines Unternehmens in einer Branche können die Preise leicht erhöht werden

Idealer Konjunkturverlauf

Theorien zur Entstehung der Konjunkturwellen Überinvestitionstheorie: In Boomphase wird so viel investiert, bis aufgrund des Überangebotes die Nachfrage sinkt => Wirtschaftswachstum sinkt Unterkonsumtheorie: Konsum bleibt aufgrund niedriger Löhne zurück => Investitionen erliegen Psychologische Konjunkturtheorie: Schwankungen entstehen durch optimistische oder pessimistische Grundstimmungen von Unternehmern und Konsumenten

Konjunkturindikatoren Auftragslage Zahl der Baugenehmigungen Produktionsziffern Höhe des BIP Beschäftigungsgrad (Anteil der Beschäftigten an den Erwerbspersonen) Kapazitätsauslastung (tatsächliche Produktionshöhe in Prozent der möglichen Produktionshöhe) Ausmaß der Lagerhaltung

Keynesianismus- Monetarismus

Keynesianismus: Historischer Hintergrund Die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre des 20. Jh. zeigte die Grenze der neoklass. Theorie: auf Lohn- und Preissenken folgten nicht erhöhte Investitionen und Beschäftigung sondern:  weltweit abwärts gerichtete Spirale von geringerer Konsumnachfrage,  geringere Investitionen und weitere Entlassungen  sinkender Konsumnachfrage Erst Nachfrageprogramme des sog. „New Deals“ der USA (Roosevelt- Regierung) führten aus der Spirale

Der Keynesianismus Schon 1919 wies Keynes darauf hin, dass Deutschland den Siegermächten niemals die Reparationszahlungen leisten wird können, wenn man seiner Wirtschaft nicht helfe, auch Exportüberschüsse zu erzielen. Die Weltwirtschaftskrise von 1930 gab ihm Recht. Er schrieb daraufhin im Jahre 1936 das Buch, das über 30 Jahre hindurch die westlichen Wirtschaftswissenschaften beeinflusst hat, nämlich seine Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und der Währung. Trotzdem konnte er sich auch nicht am Ende des 2. Weltkrieges durchsetzen, denn er hatte sich für flexible Wechselkurse ausgesprochen;

Der Keynesianismus Die Ideen von Keynes begannen in den 1960er Jahren die praktische Wirtschaftspolitik der USA und auch Österreichs zu prägen. Allerdings wurde diese Politik überzogen. Die Folge war Preissteigerung und Inflation. Ab den 70er Jahren ging der Einfluss von Keynes wieder deutlich zurück. Es zeigen sich so die Grenzen dieser Theorie. In einer Rezessionsphase ist sie sinnvoll, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. In einer Hochkonjunkturphase, die ohnehin durch Preissteigerungen gekennzeichnet ist, wäre es dagegen nötig, durch Kürzungen der Staatsausgaben und durch Steueranhebungen eine überschäumende Nachfrage wieder zurückzudrängen. Das Problem besteht nur darin, dass Politiker zwar bereit sind, hohe Staatsschulden einzugehen, aber zumeist in einer Konjunktur nicht mehr die Kraft zu Kürzungen haben. Das aber führt dann zur Inflation – denkt man an die zweite Hälfte der siebziger Jahre in Italien oder in Österreich unter Kreisky.

Vorwürfe an den Keynesianismus Überschätzung der Durchsetzungskraft der Politiker Fähigkeit zur Wirtschaftsanalyse des Staates Besitz der jeweils die nötigen Informationen, um eine Feinsteuerung der Wirtschaftsabläufe vorzunehmen. Die staatlichen Maßnahmen kämen oft erst zum Tragen, wenn es schon zu spät ist, sodass sie daher oft kontraproduktiv sind.

Kritik an Keynes Seit Ende der 70er Jahre des 20. Jh. verdrängten neoliberale Theorien die keynesianische Theorie als herrschende Wirtschaftsschule. Diese an die Neoklassik anknüpfenden Schulen konnten auf die damals sichtbar werdenden Grenzen der keynesianischen Nachfragesteuerung verweisen. Erdölpreiskrisen 1973/74 und 1979  Stagflation. Massiver Kaufkraftverlust (OPEC)  Stagnation der Wirtschaft Gleichzeitig stieg die Inflation (Öl-Preise schlugen auf Produkte durch). Die damals in vielen Ländern durchgeführten Nachfrageprogramme konnten dieses Problem nicht lösen. Die Arbeitslosigkeit stieg. Gleichzeitig nahm die Staatsverschuldung zu (seitdem globales Problem).

Hauptkritikpunkte aus neoliberaler Sicht Kreditfinanzierte Nachfrageprogramme verdrängen private Investitionen und erhöhen die Staatsverschuldung: „Crowding out Effekt“. Nicht die Nachfrage sondern die Angebotsbedingungen entscheiden über die Produktion: Entscheidend ist Kostensituation nicht Nachfrage  Senkung der Lohnkosten u. sozial-ökologischen Standards  Preise sinken, Nachfrage steigt. Staatseingriffe führen zur Ineffizienz: Übertriebenes Sozialsystem und "Gesetzesdschungel" lähmen Dynamik.  Alle Formen der staatlichen Wirtschaftspolitik werden abgelehnt. Kernfrage: Welchen Einfluss darf der Staat auf die Wirtschaft nehmen?

Antizyklische Konjunkturpolitik nach Keynes Quelle: Durchblick 7, Westermann

Fazit Der Keynesianismus konnte eine Reihe von Unstimmigkeiten in der neoklassischen Theorie auflösen. Die Theorie ist deshalb an ihre Grenzen gestoßen, weil die Empfehlungen von Keynes falsch umgesetzt wurden (z.B. keine Rückzahlung der öffentlichen Kredite). Heute Annährung: Viele neoklass. Ökonomen akzeptieren manchmal Staatseingriffe. Keynesianer erkennen auch die Bedeutung der Investitionsbedingungen.

Monetarismus Diese Kritik wurde nun von den sogenannten Monetaristen vorgetragen mit deren bekanntesten Vertreter Milton Friedman (1912- 2006). Der Begriff Monetarismus bezeichnet eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik, die es sich zum Ziel setzt, die allgemeine Investitionsbereitschaft zu stärken. Durch diese Förderung entsteht mehr Wachstum und damit einhergehend mehr Arbeitsplätze. Der grundlegende Unterschied zum Keynesianismus liegt in der Rolle des Staates, genauer dessen ordnungspolitischer Funktion.

Monetarismus Der Staat soll keine aktive Rolle einnehmen, sondern sich auf die Vorgabe der Rahmenbedingungen beschränken. Als Hemmnisse für Investitionen, die es abzubauen gilt, werden angesehen: zu hohe Staatsverschuldung, weil diese zu Inflation und einem höheren Zinsniveau führt, zu viele staatliche Einmischungen z.B. Umweltauflagen, Subventionen, Schutzgesetze für Arbeitnehmer, zuviel Sozialstaat (Erhöhung der Lohnnebenkosten), zu hohe Steuern, Gewerkschaften als Störenfriede durch zu hohe Löhne.

Monetarismus Der Monetarismus geht also davon aus, dass die Störungen des wirtschaftlichen Ablaufs im wesentlichen durch den intervenierenden Staat hervorgerufen werden. es geht den angebotsorientierten Politikern um die Senkung der Kosten, wobei die Lohnkosten hier als entscheidendes Faktum angesehen werden können. Priorität hat die Preisstabilität, daher auch die Bezeichnung "Monetaristen/Monetarismus". Durch die Regulierung der Geldmengenentwicklung soll Inflation vermieden werden. Unterschied in den Prioritäten. Bei John Maynard Keynes ist das höchste Prinzip die Vollbeschäftigung, im Monetarismus ist es die Bekämpfung der Inflation. Die Lehre vertraut daher auf die Selbstheilungskräfte des Marktes.

Monetaristische Konjunkturpolitik Quelle: Durchblick 7, Westermann

Neoliberalismus Ab den achtziger Jahren, zuerst in den USA, dann aber auch in unseren Ländern, gab es wieder eine Gegenbewegung, weil die Staaten sich stark verschuldet hatten. So verlangte man wieder „Mehr Markt und weniger Staat“. Es kam ein Neoliberalismus auf. In den USA hat man diese neoliberalen Kreise, die sich vor allem auf den Präsidenten Reagan bezogen, der der US-amerikanischen Wirtschaft durch Steuersenkungen neuen Auftrieb gab, die "Reaganomics genannt. In Europa durch Thatcher, dann Chirac, Berlusconi, Aznar oder Schüssel

Monetarismus – Fiskalismus Milton Friedman (Chicagoer Schule) Antizyklische WP ungeeignet => dämpft Schwankungen nicht, sondern ruft sie hervor. Staatliche Eingriffe produzieren Schwankungen. Notenbanken sollen sich auf Aufgabe der Preisniveaustabilisierung beschränken. Erfolge umstritten => keine positiven Effekte auf Beschäftigung Sogar US- Notenbank unter Greenspan nach 9/11 davon abgewichen (starke Zinssenkungsmaßnahmen) John Maynard Keynes Staatshaushalt hat zentrale Bedeutung. Stabilisierende Funktion durch staatliche Maßnahmen Geldpolitik (Zinspolitik) ist wichtig. Geldpolitik soll Finanzpolitik nur unterstützen (zinspolitische Effekte nur im Wohnbau nachweisbar, nicht in der Wirtschaft). Finanzpolitische (fiskalische) Maßnahmen wirksamer als geld- oder kreditpolitische. Beschäftigung vorrangig vor Preisstabilität

Währungen und Währungsmanagement

Inhalt Die Zahlungsbilanz Der Wechselkurs Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Der Wechselkurs Währungsdeckung und Wechselkurs Bestimmungsgründe des Wechselkurses bei freier Kursbildung Nachfrage mit und ohne Grundgeschäft auf Devisenmärkten Fundamentalfaktoren Wechselkurstheorien: Zinsparitäten, Kaufkraftparitäten, Produktivitätsdifferenzen, Wachstum

Inhalt Wirkung von Wechselkursänderungen Absicherung von Wechselkursrisiken Ältere Kurssicherungsverfahren Neuere Kurssicherungsverfahren Weitere Geschäftskonstruktionen

Grundbegriffe Arten von Wechselkursen Devisen: Forderungen in fremder Währung. Sorten: Bargeld (Münzen und Scheine) in fremder Währung Währung: Gesetzliches Zahlungsmittel eines Wirtschaftsraumes Wechselkurs: Preis einer Währungseinheit Arten von Wechselkursen feste mit Interventionsverpflichtung flexible mit/ohne Interventionen flexible mit enger/weiter Paritätsfixierung und Interventionsverpflichtung

Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Ziel ist es dabei, die heimische Wirtschaft unempfindlicher zu machen gegen das Übergreifen von Krisen der internationalen Finanzmärkte auf das Inland. Zu diesem Zweck soll die wechselseitige Verschuldung von Inland und Ausland auf einen Umfang begrenzt werden, mit dem die Zentralbank vor dem Hintergrund ihrer Devisen- und Goldreserven noch umgehen kann.

Außenwirtschaftliches Gleichgewicht – wozu? Vereinfacht: Die Leistungsbilanz soll nicht dauerhaft positive oder negative Salden aufweisen. Ansonsten wird das heimische Bankensystem Kreditgeber (Überschüsse) oder Kreditnehmer (Defizite) im Ausland und gerät in Abhängigkeit von dessen Rückzahlungswille und –fähigkeit bzw. von dessen fortgesetzter Bereitschaft zur Kreditvergabe. Beispiele: Argentinien musste 2002 vorübergehend die Bezahlung aller Auslandsschulden einstellen, wodurch die deutschen Großbanken etwa 500 Mio. Euro verloren. Um die Kredite wieder bedienen zu können ist eine „Strangulierung“ der heimischen Wirtschaft durch Steuern nötig. Der US-Haushalt und der Konsum der Amerikaner hängt am Tropf asiatischer Kreditgeber. Geben sie keine Kredite mehr nach USA, dann bricht der Staat zusammen und die Wirtschaft kollabiert.

Gradmesser gegenüber dem Ausland: Der Wechselkurs oder Außenwert der Währung

Währungsdeckung und Wechselkurs Bei direkter Warendeckung des Geldumlaufs Beispiel Goldstandard: Wert des Geldes: Verhältnis der Goldbestände der Zentralbank (Deckung) zur in Umlauf befindlichen Geldmenge Wechselkurs entspricht dann der Relation der Deckungsverhältnisse.

Goldstandard Der Goldstandard war vor dem 1. Weltkrieg in den entwickelten Staaten allgemein verbreitet; nach dem 2. Weltkrieg kam er nochmals abgemildert weltweit in Gebrauch von 1946-1968/71 durch das Abkommen von Bretton Woods. Eine solche Warendeckung ist auf ein Gleichgewicht von Verfügbarkeit der Deckung und Geldmengenentwicklung angewiesen. Deshalb endete er beide Male wegen der ausufernden Staatsverschuldung durch Kriegslasten (68: Vietnam).

Währungsdeckung und Wechselkurs Ohne direkte Warendeckung Grundsätzlich ließe sich auch bei € und US-$ der Wechselkurs in Abhängigkeit von der Deckung (Gold- und Devisenreserven der Zentralbanken, Güterproduktion) bestimmen. Aufgrund der sich ständig ändernden Zusammensetzung dieser Deckungsbestände und von Bewertungsproblemen im internationalen (Preise und Kaufkraftrelation) und im Zeitvergleich jedoch praktisch weder sinnvoll noch möglich. Bei komplexen Wirtschaftsräumen sind einheitliche Bewertungsmaßstäbe bei uneinheitlicher Währungspolitik nicht mehr denkbar.

Wechselkurse bei freier Kursbildung (sog. Floating) Währung eines Landes als „Staatsaktie“ Betrachten wir der Einfachheit halber die Währung einmal analog zu einer Aktie. Die Währung ist Gegenstand einer Spekulation auf die Wertentwicklung des Staates selbst bzw. einer Geldanlage in diesem. Dabei gibt es zwei Arten von kursbildenden Faktoren: die fundamentalen, die Wirtschafts- bzw. „Aktienkurs-“ Entwicklung langfristig prägenden und die technischen Faktoren, die deutlichen Einfluss auf die kurzfristigen Kursausschläge haben

Wechselkursentwicklung bei freier Kursbildung Wichtige „harte“ fundamentale Faktoren sind die Kaufkraft das Zinsniveau die Wachstumsdynamik der Außenhandel und die Auslandsverschuldung „weiche“ Fundamentalfaktoren sind u.a. die Anpassungsfähigkeit von Wirtschaft und Politik bei gleichzeitiger Stabilität der gesellschaftlichen Verhältnisse das Führungspersonal in Politik und Zentralbank insgesamt also das Image eines Landes im Ausland

Nachfragekomponenten auf Devisenmärkten Außenhandel: Unabhängig davon, in welcher Währung ein Unternehmen Rechnungen für Waren ans Ausland stellt oder von diesem erhält: immer werden auf einer Seite Geldwechselvorgänge (nicht unbedingt in voller Höhe) ausgelöst. Geldanlage: Geldanlagen bzw. Kreditgewährungen lösen dann Währungsnachfrage aus, wenn sie mit einem Wechsel der Zielwährung verbunden sind. Reine Mitteltransfers (€ auf Schweizer Konten) sind nachfrageneutral. Transferzahlungen (z.B. Gastarbeiterzahlungen, Entwicklungshilfe, Zuschüsse an multinationale Organisationen) werden oft im Zielland umgetauscht und damit als Devisennachfrage wirksam

Nachfragekomponenten auf Devisenmärkten Spekulation: Vorwegnahme erwarteter zukünftiger Wechselkurs- oder Zinsänderungen (Sinkender Zins bringt Kursgewinn bei Wertpapieren) zur Gewinnerzielung Geldanlage: Erscheinen Aktien oder Wertpapiere in einem Land plötzlich als interessante Anlage, so wandert das Geld dort hin und wird umgetauscht. Arbitrage: Ausnutzen von zeitgleich bestehenden unterschiedlichen Wechselkursen auf verschiedenen Märkten (z.B. $/€ in New York, Tokio, London und Frankfurt) Zentralbankinterventionen: Versuch der Beeinflussung der Kursbildung durch Käufe und Verkäufe von heimischer und ausländischer Währung. Ziel v.a.: Änderung des Wechselkurstrends.

Fundamentalfaktoren Kaufkraftparitätentheorie (Erklärung über Außenhandel) Ist die Inflationsrate zweier Länder unterschiedlich hoch (z.B. GB 5%>D 3%), verteuert sich der Warenwert stärker in dem Land mit der höheren Inflationsrate (GB). Die Nachfrage nach Gütern aus diesem Land und damit nach dieser Währung (GBP) nimmt ab. Ihr Preis (der des GBP) lässt nach und das Ausland (D) kann wieder die gleiche Gütermenge kaufen (für 1 €).

Fundamentalfaktoren (2) Produktivitätsdifferenzen Ein Land, dessen Produktivität schneller wächst (Effizienz des Mitteleinsatzes steigt, Kosten sinken), als die Produktivität der anderen Staaten, kann seine Güter preiswerter als diese auf den Weltmärkten anbieten. Folge: Die Nachfrage nach Gütern dieses Landes und damit seine Währung steigt.

Fundamentalfaktoren (3) Zinsparitätentheorie für Geldanlagen Erwartung über die zukünftige Wechselkursentwicklung (z.B. € nicht steigend gegenüber dem $) Erwartung bei Wertpapieranlagen über die Zinsentwicklung im Ausland (Kursgewinne/-verluste) Erwartung über das Zinsniveau im Ausland: steigen die Zinsen, fließt das Kapital dorthin, weil die Anlage in der fremden Währung mehr Rendite bringt. Aufwertung der stärker nachgefragten Währung, was die Rendite beim Zurücktauschen in die heimische Währung zusätzlich erhöht.

Fundamentalfaktoren (4) Wachstumsunterschiede Wirtschaftswachstum steht mit allen drei Ansatzpunkten in Beziehung. Anziehende Güternachfrage eröffnet den Güterherstellern bis zu einer Anpassung der Produktionskapazitäten zusätzliche Preisspielräume (Kaufkraftparität: Preis der Währung fällt) Güternachfrage verlangt nach Investitionen => Produktivitätszuwächsen (Produktivitätsdifferenzen: Preis steigt) Weiterer Faktor: bei einem starken Wachstum wachsen Importe stärker als Exporte =>schwächt die heimische Währung.

Fundamentalfaktoren (5) Wachstumsunterschiede Investitionen und private Güternachfrage führen zu Anstieg der Kreditnachfrage => Zinserhöhung (Zinsparität: Preis der Währung steigt). Starkes Wirtschaftswachstum ermöglicht Innovationsschübe durch hohe Investitionen (rasche Produktivitätssteigerung) und steigende Preise führen zu steigenden Gewinnen. Aktienkurse steigen und zieht Anlagekapital an. Gesamteffekt hängt wesentlich von der Stärke der Inflation ab =>Je niedriger sie ist, desto deutlicher kann die Aufwertung gegenüber Ländern mit geringerem Wachstum ausfallen.

Wirkung von Wechselkursänderungen Wirkung einer Abwertung der Heimat- (€) gegenüber der Fremdwährung (US-$) Exportüberschuss steigt => Exportgüterpreis in US-$ sinkt. (€ wird gestärkt) Importe verteuern sich=> (z.B. Öl) => „importierte Inflation“ => Kostensteigerungen (Schwächung des €) => wird mit Zinserhöhungen bekämpft (Stärkung des €). Beschäftigung in der Exportgüterbranche (und mit Verzögerung in anderen Bereichen) steigt = Wachstumsimpuls (€ wird gestärkt) Ist Auslastung im Exportbereich zu hoch, steigt der Rationalisierungsdruck => Produktivität wird erhöht (€ gestärkt). Ist die Auslastung gering, so wird die Rationalisierung eher verschleppt, da der Wechselkursvorteil bequem den Absatz sichert (€ geschwächt).

Wie arbeiten Börsen?

Aufgaben von Börsen Kapitalbeschaffung für Unternehmen Handel mit Wertpapieren und Derivaten Aktien, Anleihen, Investmentfondanteile Derivate: z.B. Optionen, Future, Rohstoffterminkontrakte Spekulation an den internationalen Finanzmärkten (Möglich durch Kapitalmarktliberalisierung)

Bankensysteme Europa: Universalbanken (gesamte Geschäftspalette) GB u. USA: Trennbankensystem Hypothekarbanken (Finanzierung von Immobilien Investmentbanken (z.B. Goldmann Sachs, Merrill Lynch, JP Morgan, Lehmann Brothers, Bear Stearns)

Aufgaben der Investmentbanken Handeln im Auftrag ihrer Kunden und für sich selbst Aktien, Anleihen und andere Wertpapiere Beraten Unternehmen bei Finanzierungen, Zusammenschlüssen und Übernahmen Bringen Firmen an die Börse Emittieren Wertpapiere und Derivate

Vom Börsencrash 1929 zur Weltwirtschaftskrise

Phase 1: Nach 1. Weltkrieg- USA Die USA erleben einen Wirtschaftsboom: U.a. der Export schafft hohe Einkommen im ganzen Land und dadurch eine hohe Konsumgüternachfrage Die Börsenwerte der Unternehmen klettern ständig. 1924-1929 verfünffachten sie sich. Auch Kleinanleger greifen wegen der privaten Altersvorsorge vermehrt zu Aktien Die Banken vergeben großzügig Kredite zur Aktienspekulation, die nicht aus Einkommen, sondern nur aus Wertpapierverkäufen verzinst und getilgt werden können (Gesamt 8,5 Mrd. $ = mehr als der Bargeldumlauf)

Depressionsjahre 1929- 1933 2 Phasen 1. Phasen Sommer 1929 u. 1930 („formative Periode“) 1. Anzeichen einer Rezession (Produktionszahlen sanken) Börsencrash 1930: Globale Rezession 1. Bankenzusammenbrüche Einsetzender Protektionismus (Smoot-Hawley- Tariff Act)

Depressionsjahre 1929- 1933 2 Phasen 2. Phase ab 1931: Preisverfall hörte nicht auf Bankenzusammenbrüche (in Ö Creditanstalt) Panikartiger Ansturm auf die Banken Kapitalflucht ins Ausland Internat. Währungssystem (Goldstandard) am Ende US- Bankenkrise führte zur vorübergehenden Schließung aller US- Banken durch Roosevelt

Der Weg zum Wallstreet- Crash 1. Juli 1927: Treffen von Schacht und Norman mit Benjamin Strong (Präsident der Fed) US- Leitzinssenkung vereinbart Zinssenkung Auslöser des Börsenbooms Aktienkurse stiegen => Kapitalumschichtung von Anleihen in Aktien Niedrige Zinsen fördern Wirtschaftswachstum (Investitionen billiger) Steigende Gewinnaussichten lassen Aktienkurse steigen Aktienkauf durch Kreditaufnahmen (Aktien dienten als Besicherung) Zinsen der „call loan“- Raten lagen bei 6%

Reaktion der Fed Leitzinserhöhung 1928 von 3,5% auf 5% Auswirkung: nicht Aktienkursanstieg wurde gebremst, sondern Wachstum der Realwirtschaft Investitionen verteuert Gewinnaussichten gesenkt und Dividenden reduziert Zinsen der „call loans“ stiegen auf 12% (bei Kursanstiegen von bis zu 500 %/Jahr kein Problem) 24.10.1929: Beginn der Kursstürze („Schwarzer Donnerstag“, in Europa ab 25.10.- „Schwarzer Freitag“)

Phase 2: Der Crash an der Wall-Street Erste Kurseinbrüche im September 1929 bald zu einem guten Teil wieder wettgemacht Der nächste massive Kurseinbruch am Donnerstag, 24.10.1929 Die Banken versuchten ihn durch Aktienkäufe am Freitag zu stoppen. Zeitungen berichten aber am Freitag über die Verluste vom Donnerstag; deshalb noch am Freitag tausende von Verkaufsorders erteilt zur Ausführung am Montag. In der Folge brachen die Kurse am Montag und Dienstag sehr stark ein. Der gesamte Kursverlust der Woche betrug 30 Mrd. $, weit mehr als die anteiligen Gesamtkosten des ersten Weltkrieges für die USA und das Zehnfache des US-Haushaltes Den Tiefstpunkt erreichte der Index am 8.7.1932 nachdem er fast 90% des Höchststandes verloren hatte

24.10.1929 Dow Jones Industrial Index von seinem Eröffnungsstand bei 306 Punkten bis auf 272 Zähler abgestürzt Minus von rund 11 Prozent. Mehr als elf Milliarden Dollar Börsenwert in Luft aufgelöst. Insgesamt waren 12.894.650 Aktien von 974 Unternehmen verkauft worden Treffen führender Bankiers am Nachmittag bei J.P Morgan Beschlossen Stützungskäufe bei den wichtigsten Aktien Ergebnis: Bis zum Handelsschluss erholte sich der Dow Jones auf 299,47 Zähler Tagesverlust reduzierte sich auf gerade noch 2 Prozent.

Handel NYSE vom 24.10.- 26.10.1929 37.460.000 Aktien gehandelt. Gegenüber der Vorwoche stieg das Volumen damit um 57 Prozent. Aktienpakete von 5.000 bis 20.000 Stück wurden zum Verkauf gestellt. ( 22.000 Aktien der First National Bank.) Börsenkapitalisierung der First National Bank sank allein durch diese Transaktion um rund zehn Millionen Dollar. In Medienberichten bezeichneten Finanzexperten die Kursverluste als eine „technische Reaktion“ des Marktes auf die Gewinne der vergangenen Monate.

Dow Jones Index von 1924- 1933

Phase 2: Folgen für die Banken Die Banken hatten Kredite bis zu 2/3 des Kurswertes vergeben Mit jeder Reduzierung des Kurses mussten die Kredite reduziert werden, was nur durch weitere Verkäufe ging Der Verlust von September bis November war mit 40 % höher als die ursprüngliche Sicherheitsspanne, so dass deutliche Wertberichtigungen auf die Wertpapierkredite erfolgen mussten Die Kunden lösten u.a. zum Bezahlen der Wertpapierkreditforderungen der Banken ihre Spareinlagen etc. auf. Als erste Banken dabei in Konkurs gingen, weil sie die Kunden nicht auszahlen konnten (Geld war bei Kreditnehmern), begann die große Panik: bis 1932 mussten 5.000 Banken schließen und die Anleger verloren ihr gesamtes Geld.

Phase 3: Konsequenzen für die Banken Die Zentralbank behob nicht die Liquiditätsklemme der Geschäftsbanken (Neoklassik) Folge: Die Institute mussten sich durch Kreditkündigung Geld holen, wo sie schnell welches bekommen konnten, bei: Unternehmen in USA Banken im Ausland den Staaten Europas

Auswirkungen auf die Wirtschaft Bis 1932 etwa 100.000 Unternehmens-Pleiten Mitgrund: USA haben 1930 massive Importzölle eingeführt Reaktion: Abnehmerländer erhöhten auch ihre Einfuhrzölle für amerikanische Güter Außenhandel fiel bis 1932 um mehr als 50%)

Phase 4: Entstehung der Weltwirtschaftskrise Die ausländischen (v.a. europäischen) Banken gerieten in die selbe Klemme wie die amerikanischen Kreditinstitute: die amerikanischen Banken (und die Kunden) wollten ihr Geld zurück, das längst weiterverliehen war erste Bankpleiten waren die Folge Unternehmen und Private bekamen Kreditkündigungen statt Krediten Die Staaten druckten wieder mehr Geld und schotteten die Märkte ab

Schema Frage: Übertragbar auf Subprime-Krise? Phase 1: Kreditvergabe priv. inländ. Haushalte inländ. Unternehmen inländische Banken ausländische Banken ausländische Staaten Ersparnis der privaten Haushalte Kredit-Banken Ausfall Geldbedarf Liquidität von der Zentralbank Phase 1: Kreditvergabe Frage: Übertragbar auf Subprime-Krise? Phase 2: Crash Phase 3: Kreditkündigungen Alternative

Weltwirtschaftskrise Im Jahre 1929 kam es zu einem Zusammenbruch des Aktienmarktes in den USA und zu einer weltweite Depression mit Bankenzusammenbrüchen, fallendem BIP, steigender Arbeitslosigkeit und sinkenden Preisen (Deflation).

Weltwirtschaftskrise in den USA official series Adjusted series US- Unemployment rate, 1929-1942 1930 1935 1940 25 20 15 10 5 Quelle: M.R. Darby, Three-and-a-half Million Employees Have been mislaid, Journal of political Economy, 1976 US GNP, 1928-1940 (Quarterly totals at annual rates in billions of dollars) 120 100 80 60 1930 1935 1940 Quelle: nach Business Cycle Indicators, Vol II. G.H. Moore Ed.

Die Weltwirtschaftskrise -30 Prozent Quelle: Mankiw, 3.Auflage

Monatswerte. Importe von 75 Ländern (in Mrd. Golddollars) Zusammenbruch des Außenhandels in den USA Monatswerte. Importe von 75 Ländern (in Mrd. Golddollars) Januar Februar Dezember 1929 1930 1931 1932 1933 November März Oktober April Mai September August Juni Juli

Die Weltwirtschaftskrise Entwicklung der Nominal- und Realzinsen von 1929-1940 in den USA Entwicklung der Preise, M1 und M1/P von 1929-1940 in den USA -23Prozent

Die Effekte sinkender Preise Wir haben gesehen, daß sinkende Preise Realkasseneffekte auslösen, die (ob Cambridge, Keynes oder Pigou) automatisch expansive Effekte auslösen. Pigou behauptete, daß sich Konsumenten bei steigender Realkasse reicher fühlen und deshalb mehr konsumieren, was expansiv wirkt. Andere Ökonomen waren jedoch skeptischer.

Aufnahmen langfristiger Darlehen im Deutschen Reich von 1924- 1933 Im Dawes-Plan von 1924 wurde als "Starthilfe" für die deutsche Wirtschaft eine internationale Anleihe in Höhe von 800 Millionen Goldmark beschlossen. In den folgenden Jahren stiegen die Auslandsanleihen und waren Basis des wirtschaftlichen Aufschwungs. Die Weltwirtschaftskrise 1929 führte zu einem rapiden Rückgang und Abfluss der Anleihen. Nach einem kleinen "Zwischenhoch" kamen die Auslandsanleihen zu Beginn der dreißiger Jahre ganz zum Erliegen. Im Dawes-Plan von 1924 wurde als "Starthilfe" für die deutsche Wirtschaft eine internationale Anleihe in Höhe von 800 Millionen Goldmark beschlossen. In den folgenden Jahren stiegen die Auslandsanleihen und waren Basis des wirtschaftlichen Aufschwungs. Die Weltwirtschaftskrise 1929 führte zu einem rapiden Rückgang und Abfluss der Anleihen. Nach einem kleinen "Zwischenhoch" kamen die Auslandsanleihen zu Beginn der dreißiger Jahre ganz zum Erliegen.

Außenhandel 1900- 1933 Die Verlaufsgraphik zeigt einen sprunghaften Anstieg der Ein- und der Ausfuhren zwischen 1900 und 1913. Mitte der zwanziger Jahre überstiegen Einfuhr und Ausfuhr die Vergleichswerte aus der Vorkriegszeit. Mit der Weltwirtschaftskrise war der gesamte Außenhandel rückläufig, wobei die Importe schneller sanken als die Exporte. Mit der "Autarkiepolitik" nach 1933 verharrte der deutsche Außenhandel auf einem insgesamt niedrigen Niveau. Die Verlaufsgraphik zeigt einen sprunghaften Anstieg der Ein- und der Ausfuhren zwischen 1900 und 1913. Mitte der zwanziger Jahre überstiegen Einfuhr und Ausfuhr die Vergleichswerte aus der Vorkriegszeit. Mit der Weltwirtschaftskrise war der gesamte Außenhandel rückläufig, wobei die Importe schneller sanken als die Exporte. Mit der "Autarkiepolitik" nach 1933 verharrte der deutsche Außenhandel auf einem insgesamt niedrigen Niveau. Quellen: http://www.dhm.de/lemo/objekte/statistik/kredite1/index.html, Zahlen nach Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972, S. 191

Arbeitslose 1921 - 1939 Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ab 1921 erreichte mit der Weltwirtschaftskrise 1932 seinen Höhepunkt. Durch eine restriktive Lohnpolitik und massive staatliche Beschäftigungsmaßnahmen sank die Zahl der Arbeitslosen mit der Stabilisierung der Weltwirtschaft nach 1932 wieder. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ab 1921 erreichte mit der Weltwirtschaftskrise 1932 seinen Höhepunkt. Durch eine restriktive Lohnpolitik und massive staatliche Beschäftigungsmaßnahmen sank die Zahl der Arbeitslosen mit der Stabilisierung der Weltwirtschaft nach 1932 wieder. Quelle: http://www.dhm.de/lemo/objekte/statistik/arbeits11b/index.html, Zahlen nach StJbDR, 1939/40

Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise 1928-1934 Nach 1929 unterschritten alle hier aufgeführten Angaben ihren für 1928 auf 100 gesetzten Index. Am stärksten unter den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise litten die Investitionen, die sich gegenüber 1928 um fast zwei Drittel verringerten. Die Produktion von Gütern verringerte sich bis 1932 auf fast die Hälfte, und die Lebenshaltungskosten sanken von 1928 bis 1932 im statistischen Schnitt um fast 25 Prozent. Allerdings sagt die Verbilligung der Lebenshaltungskosten nichts darüber aus, dass für über 6 Millionen Arbeitslose auch die verbilligten Lebensmittel unerschwinglich waren. http://www.dhm.de/lemo/objekte/statistik/wewikr/index.html

Kohleproduktion- Vereinigte Staaten von Amerika Quelle: http://www.weltwirtschaftskrise.net/diagramme.htm

Stahl- und Eisenproduktion (Welt) Quelle: http://www.weltwirtschaftskrise.net/diagramme.htm

Bruttosozialprodukt/ Industrieproduktion (Deutschland) http://www.weltwirtschaftskrise.net/diagramme.htm

Außenhandel (Einfuhr/ Ausfuhr) Quelle: http://www.weltwirtschaftskrise.net/diagramme.htm

Arbeitslosigkeit Quelle: http://www.weltwirtschaftskrise.net/diagramme.htm

Abkommen von Bretton Woods

Konstituierung des IWF und System von Bretton Woods

Überblick Konstituierung des Internationalen Währungsfonds Scheitern des Systems von Bretton Woods

Die Idee: Schaffung stabiler Währungsverhältnisse IWF Wiederaufbau und Entwicklung von Volkswirtschaften Weltbank Schaffung eines liberalen und multilateralen Handelssystems WTO

Entstehung des IWF 1944: Konferenz von Bretton Woods 27.12.1945: Unterzeichnung des Abkommens 1.3.1947: Aufnahme der Finanzoperationen

IWF (od. IMF) Inkrafttreten: 1945 (Bretton-Woods) Sitz: Washington, D.C. 185 Mitgliedsstaaten Primäre Aufgabe: Förderung des Welthandels auf der Grundlage zwischenstaatlicher Kooperation

Aktuelle Fakten zum IWF Mitglieder: 184 Länder (1945: 29) Abb. 1: Entwicklung der IWF-Mitglieder zwischen 1945 und 2003 Quelle: www.imf.org

Ziele des Abkommens Förderung der Kooperation im Bereich der internationalen Geldpolitik Förderung eines ausgeglichenen Wachstums des internationalen Handels Förderung der Währungsstabilität Errichtung eines freien, multilateralen Zahlungssystems Unterstützung von Mitgliedsländern mit Zahlungsbilanzproblemen

Aufgabenbereiche des IWF Nach Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems: Spezialisierung auf Aufgaben im Entwicklungsbereich Überwachung des Weltwährungssystems und der Wirtschaftsentwicklung der Mitgliedsländer Finanzielle Unterstützung seiner Mitglieder bei Zahlungsbilanzschwierigkeiten Dienstleistungen: Technische Hilfe, Fortbildungskurse, Veröffentlichungen zu seinen Aktivitäten

Aufgaben des IWF: Zusammenarbeit in Währungsfragen Weltweit stabile Währungsbeziehungen Förderung eines ausgewogenen Welthandels Beseitigung von Handelsbeschränkungen Gewährung von Krediten

Wandel der Aufgabenbereiche: Bedeutungswandel in der Nachkriegszeit 1973 Auflösung des Festkurssystems  freie Wechselkurse Entwicklungsländer zunehmend im Aufgabenfeld Auch mittelfristige Kreditvergabe Überschneidung der Tätigkeiten mit denen der Weltbank!

Funktionen der Quote: Beteiligung am IWF-Kapital Anteil an den Ziehungsrechten Ausmaß des Stimmenrechts Abb.2: Die zehn größten IWF-Mitglieder nach Quoten, 2003 (Angaben in %) Quelle: www.imf.org

Weltbank Inkrafttreten: 1945 (Bretton-Woods) Sitz: Washington, D.C. 184 Mitgliedsstaaten (IBRD) Weltbankgruppe: „Internationale Bank für Wiederaufbau“ IBRD „Internationale Entwicklungsorganisation“ IDA Primäre Aufgabe: Kreditvergabe, Beratung und technische Hilfe für weniger entwickelte Mitgliedsländer

Wandel der Aufgabenbereiche: Nachkriegszeit: langfristige Kapitalvergabe für den Wiederaufbau Europas Ab Ende der 40er Jahre: Konzentration auf Entwicklungsländer 1960: Gründung der IDA Zunehmend auch schnellere Bereitstellung der Mittel Überschneidung der Tätigkeiten mit denen des IWF!

Kritik an IWF und Weltbank: Starker politischer Einfluss der Industriestaaten (Dominanz der Geldgeber) Förderung falscher Wirtschafts- und Währungspolitiken Entscheidungshoheit der Industrieländer (fehlende Demokratie) Programme mit verheerenden sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen Negative Konsequenzen für die Umwelt Mangelnde Transparenz und Kontrolle

Bretton Woods 1944 Konferenz zur Neuorganisation des Weltwährungssystems 1946 in Kraft getreten System fester Wechselkurse Dollar als Leitwährung

Übersicht Elemente des Währungssystems von Bretton Woods Gold-Devisen-Standard Vor- und Nachteile des Gold-Devisen-Standards Funktionsweise des Systems von Bretton Woods Niedergang und Fall des Systems von Bretton Woods Historischer Überblick: Vor der allgemeinen Konvertibilität (1947-1958) Dollarlücke Historischer Überblick: Die Ruhe vor dem Sturm (1958-1965) Historischer Überblick: Vietnam und soziale Reformprogramm (1965-1968) Historischer Überblick: Von der Goldkrise zum Zusammenbruch (1968-1973) Ursachen für das Scheitern des Systems von Bretton Woods Würdigung Währungsregimes und Wohlfahrt Nach dem Ende von Bretton Woods

Elemente des Währungssystems Gold-Devisen-Standard als Zahlungs- und Reservesystem Feste Wechselkurse mit einer Bandbreite von +/- 1 % Paritätsänderungen Schaffung internationaler Finanzierungsfazilitäten

Gold-Devisen-Standard Mittelding zwischen Goldstandard und einem reinen Reservewährungssystem Reserven der Zentralbank bestehen aus Gold und Fremdwährungen (Devisen) Preise gegenüber dem Dollar festgelegt Hemmt übermäßiges Wachstum der Geldmenge ermöglicht aber größeres Wachstum der internationalen Reserven

Vor- und Nachteile Vorteile: Nachteile: Ausgewogenheit Setzt Inflation bestimmte Grenzen Nachteile: Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gehemmt Gesamtpreisniveau nur stabil, wenn der relative Preis des Goldes stabil bleibt Wachstum  Entdeckung neuer Goldreserven Vorteile von Ländern mit großen Goldvorkommen

Funktionsweise Anfangsparität der Währung wurde in Gold oder US-$ festgelegt Tolerierte Schwankungsbreite +/- 1% Innerhalb Wechselkurse flexibel USA: keine Interventionspflicht

Vor allgemeiner Konvertibilität Bis 1955/58 europäische Währungen nicht konvertibel Gründe: Fehlende Gold- bzw. Devisenreserven Überhöhte Wechselkurse Dollarlücke Europäisches Währungsproblem außerhalb des Rahmens gelöst: Marshall-Plan Lösung im Rahmen der Europäischen Zahlungsunion Abwertungen 1949 ohne Konsultation des IMF

Dollarlücke Leistungsbilanz und Veränderung der Währungsreserven der europäischen Länder 1947-1955 (in Mrd. US-$)

Die Ruhe vor dem Sturm 1960: Ende der „Dollarknappheit“ 1961-65: Ruhiger Verlauf in den USA, GB hatte außenwirtschaftliche Probleme Leistungsbilanzüberschuss der USA wuchs und Gefahr des Umtausches von Dollar in Gold ging zurück 1963: Besteuerung der USA von ausländischen Vermögenswerten BRD: Beschäftigungsboom – Aufwertung der D-Mark

Vietnam und Reformprogramm 1965: Militärausgaben begannen zu steigen Ausgaben für soziales Reformprogramm Führte zu Preisauftrieb in den USA Leistungsbilanzüberschuss schmilzt Hohes Zinsniveau  Expansivere Geldpolitik heizt Inflation an und erzeugt eine Inflationsrate von 6%

Goldkrise und Zusammenbruch 1967/68: Spekulationen auf Dollar setzten ein 15. März 1968: Einstellung des Goldhandels der Bank of England Zweiteilung des Goldmarktes 1971: Umfangreiche private D-Mark- Käufe Märkte von US-$-Abwertung überzeugt, da hohes Preisniveau und Arbeitslosigkeit

Goldkrise und Zusammenbruch Abwertung für USA schwierig 15. August 1971: Präsident Nixon erzwingt Entscheidung Goldverkäufe eingestellt 10%ige Besteuerung der Importe Dezember 1971: „Smithonian Agreement“ Dollarabwertung um 8% Goldpreis auf 38 US-$ festgesetzt

Goldkrise und Zusammenbruch Anfang Februar 1973: Erneute Spekulationswelle gegen US$ 12. Februar 1973: Neuerliche Abwertung des Dollars um 10% Neue Spekulationswelle 19. März 1973: Floating Übergangslösung entwickelte sich danach zum Dauerzustand!

Ursachen für das Scheitern Hohe Defizite der USA im Leistungs- und Kapitalverkehr Wachsende Unterschiede in den wirtschaftspolitischen Prioritäten wichtiger Teilnehmerländer Fehlende Dollardeckung

Das Platzen der US- Immobilienblase Die Sub- prime- Krise

„Nur weil die Kreditinstitute zu viel Geld an die Heuschrecken ausleihen, zahlen jetzt die kleinen Kreditnehmer die Zeche- und verlieren dabei auch noch eventuell ihren Arbeitsplatz“ (Zitat Erich Streissler)

Fragestellungen Wie ist diese Krise entstanden? Warum sind Personen betroffen, die mit diesen Geschäften nichts zu tun hatten? Wie konnten zunächst auf den amerikanischen Immobilienmarkt beschränkte Preisabstürze bei Immobilien eine globale Rezessionsgefahr hervorrufen? Wer hat diese Entwicklung zu verantworten? Warum wurde nicht rechtzeitig gegen das lange bekannte Krisenpotenzial interveniert?

„Blasen“ in der Wirtschaft Egal ob Aktien- od. Immobilienmarkt Charakterisiert durch Überschießen der Märkte Marktwerte laufen den Fundamentalwerten davon (Indikator ob Blase im Aktienmarkt vorliegt= KGV) Kurs (Marktwert) entfernt sich zu stark vom Gewinn (Fundamentalwert) Platzen der Blase: Marktwerte nähern sich wieder Fundamentalwerten an.

Historische Börsenblasen Tulpenblase 1634- 1637 (Tulpenpreis von 1 bis 1000 Gulden gestiegen) Britische „South Sea Bubble“ 1720 Deutsche Eisenbahnhausse 1842- 1844 Der schwarze Freitag 1929 Der schwarze Montag 1987 Die Internetblase (1996-2000) (dot.com- Blase)

Immobilienblase AP betrachtet Wohnimmobilie als Anlageobjekt Marktpreis eines Hauses soll sich nicht zu stark vom Strom zukünftiger Mieten (Fundamentalwert) unterscheiden 1995- 2005: Verhältnis Häuserpreise zu Jahresmieten gefährlich gestiegen (Kaufpreise sind den Mieten davongelaufen)

Strategische Kommunikation über Blasen Profiteure einer spekulativen Entwicklung stellen Blase in Abrede Preise Risiko als gering ein. Immobilien können aufgrund der Nachfrage nur steigen! „Experten“ oft höchst uneinig

Immobilienblase Japan Immobilienblase gefährlicher, als Aktienblase Höhepunkt Ende der 80-er Jahre Kaiserpalast im Zentrum von Tokio nominell gleich viel wert, wie das Land Kalifornien Kredite durch überbewertete Immobilien gedeckt 1990: Sinken der Immobilienpreise Banken blieben auf Krediten sitzen Folge: Bankenkrise 15 Jahre Deflation und Nullwachstum

Zustand der US- Wirtschaft Ende der 1990-er Jahre Beeindruckendes Wachstum eng mit Spekulationsblase am Aktienmarkt verbunden (New Economy- Blase) Illusion ewig steigender Aktienkurse im Technologiebereich Folge: Börsencrash weltweit mit Rezession in den USA

Einsetzende Rezession 2001 Steuersenkung durch Bush- Regierung (Vorteil für wohlhabende US- Bürger) Folgen: Zunahme der Ungleichverteilung der Einkommen Kaum relevante Wirtschaftsimpulse Zinssenkungen durch FED nötig, um Wachstum aufrecht zu erhalten

Zinssenkung durch Notenbank Zwischen Jänner 2001 und Juni 2003 Senkung der Leitzinsen von 6,5% auf 1% Auswirkung: Keine Anstieg der Investitionen im Unternehmenssektor, sondern Stark steigende Konsumausgaben der Haushalte Steigende Bauinvestitionen

Einsetzen des Wirtschaftswachstums 2002 Steigende Bauinvestitionen Stark gestiegene Konsumausgaben der Haushalte trotz relativ hoher Arbeitslosigkeit Erklärung des Widerspruchs: Boom der Immobilienpreise Verschuldung der Haushalte Durch Niedrigzinspolitik blasenhafte Entwicklung am Immobilienmarkt

Entwicklung der Immobilienpreise Anstieg seit den 90-er Jahren Neben USA auch in Schwellenländern, wie China und Indien u. EU Zinsen waren nur in den USA niedrig. Starker Anstieg in Irland (93%) und Spanien (90,8%) Spanisches Wachstum basierte auf Immobilienmarkt (Anteil am BIP: 18%) und privatem Konsum Radikale Umkehr der Preisentwicklung in Spanien könnte Eurozone beeinträchtigen.

Entwicklung der Preise für Wohnungseigentum im Euroraum 1999- 2005 Quelle: Sachverständigungsrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage 2006/07, Ziffer 263

Ursachen Mentale Konstitution der Eigenheimkäufer Erwerb von Eigentum wichtig für eigenes Fortkommen Privatbesitz wesentliche Bedingung für angenehmes Leben Entwicklung einer neoliberalen Stadtpolitik (ausgehend von Thatcher) Verkauf des sozialen Wohnbaubestandes der Gemeinden Entstehung einer „ownership society“ (Vermögensaufbau zentraler Aspekt der gesellschaftlichen Position) Aber: Immobilenmarkt besonders heterogener Markt

Besonderheiten des US- Immobilienmarktes im Bezug auf die gegenwärtige Krise Finanztechnische Verkoppelung des Immobilienmarktes mit der privaten Pensionsvorsorge Pension zum Großteil durch immobilienwirtschaftliche Aktivitäten abgesichert Pensionsfonds stellen größten Teil des Anlagekapitals Immobilienmarktkonformes Verhalten, Eigentumsdenken und Wohnortmobilität Korrelation zwischen Wanderungsbewegungen und Immobilienpreisen Resultat der Ideologie war sog. „House Flipping“ (Kauf unterbewerteter Häuser, geringe Sanierungsarbeiten, Verkauf mit hohen Gewinnen) 2005: 25% aller verkauften Häuser

Umdenken auch in Europa Europäische Pensionsfonds haben prall gefüllte Kassen Zwecks Risikostreuung auch Veranlagungen abseits der Börsen gesucht Immobilienmarkt interessant in Zeiten stark volatiler Börsen In Ö: noch beschränkt auf Wien (vor allem Büroimmobilien) Sehr niedriges Mietniveau im weltweiten Vergleich

Finanzierung der Immobilien Hypothekenumschuldung aufgrund der Zinssenkungen Häuser mehr wert, daher höhere Hypotheken (Slogan: „verschaffen sie sich mit dem Kauf einer Immobilie auch gleich das nötige Geld für einen Sportwagen“) Weitere Kredite auf den gestiegenen Wert der Häuser 90% der Konsumausgaben nach 2001 fremdfinanziert Verknüpfung des Einkaufsrahmens von Kreditkarten mit dem Wert der Immobilien (in Kontinentaleuropa nicht möglich) Folge: Trotz stagnierender Reallöhne in den USA Zunahme des Konsums Zunahme der Verschuldung (Sparquote 2005 bei -0,4%, 2006 bei -1%)

Situation nach 9/11/2001 Nach 9/11 war Erhöhung der Konsumausgaben geradezu „nationale Pflicht“ (Zitat Bush) Greenspan ermutigte zur Aufnahme von Hypothekarkrediten mit variablen Zinssätzen und tilgungsfreien Zeiträumen Lockzinsangebote ohne Bonitätsprüfung 2005- 2007: Mehr als 50% der Hypothekarkredite in dieser Form vergeben. „Schlechte“ Schuldner konnten Häuser kaufen Preise stiegen weiter Selbst die obere Mittelschicht (Jahreseinkommen 80 000- 150 000 $) konnte im Raum NY u. New Jersey keine Häuser mehr kaufen

Platzen der Blase Kreditnehmer 3- fach getroffen: Fallende Hauspreise Steigende Zinsen (von 1% -Juni 2004 auf 5,25% im Juni 2006) Ablauf der tilgungsfreien Zeit Rückzahlungsraten überstiegen oft das gesamte Haushaltseinkommen Platzen in Zeitlupe: Ab Frühjahr 2006 in den USA In Europa erst im Sommer 2007 wahrgenommen

Platzen des US- Immobilienmarktes Quelle: Economist 42/2007, Standard& Poors Hauspreisindex

Die Folgen des Platzens Immobilienpreise sind im Keller Bei regulärem Verkauf können Schulden nicht getilgt werden Banken versteigern Häuser schnell. Folge ist weiterer Preisverfall 2 Mill. US- Bürger werden ihre Häuser verlieren (aktueller Bericht des US- Senats) Zunahme der Privatkonkurse: Steigerung von 2006 auf 2007 um 38% 2007 auf 2008: bisher 47,7% Hypothekenbanken bankrott Sozial schwache Marktteilnehmer werden vom Markt „eliminiert“ Abschwächung des Wirtschaftswachstums bis zur Rezession Gesamtwert der US- Immobilien: ca. 21 Billionen $, davon werden etwa 2- 4 Billionen vernichtet (New York Times)

Globale Finanzmarktkrise Realwirtschaft betroffen Akteure sind Krisenverursacher Keine Reformen nach Krise 2000 (New Economy) Ausgabe hochriskanter und unseriöser Finanzprodukte möglich Keine ausreichenden Kontrollmechanismen Finanzjongleure arbeiten bei „Erfindung“ der Produkte gezielt an Aufsichtsbehörden vorbei

Phänomen der „Verbriefung“ Idee grundsätzlich gut: Risiko sollen die tragen, die am besten dafür geeignet sind. Aber: Risiko landet bei den Personen, die es nicht verstehen Kreditrisiko bleibt nicht mehr beim Kreditgeber, sondern werden über komplizierte Finanzinstrumente weiterverkauft

Handel mit Krediten Hypothekarkredite mit schlechter Bonität Sub- Primedarlehen) werden von neu geschaffenen Finanzinstitutionen gekauft (Schattenbanksystem) Aus langfristigen, faulen Forderungen werden kurzfristige Wertpapiere geschaffen und verkauft. 2 Verdunkelungsfaktoren: Bilanzierungsvorschrift der „Zweckgesellschaften“ mit zu langen Übergangsfristen Schattenbanken in Steuerparadiesen ansässig Informationsaustausch schwierig, Schattenbanken- system außerhalb der Regulierungsbehörden. Sinnvoll: Europäische Bankenaufsicht

Anheizung des Booms Käufer mit zusätzlichen Krediten versorgt Risiko verbrieft, daher kein Anreiz seriöser Kreditvergabe => Hypothekenvolumen steigt Banken in der ganzen Welt kauften die geschaffenen „Mortgage Backed Securities“ (mit Hypotheken unterlegte Anleihen) Finanzinstitute auf er ganzen Welt besaßen u. besitzen Anleihen auf faule US- Hypothekarkredite Durch Uneinbringlichkeit der Kredite ist das System zusammengebrochen

Verluste von Banken Notverkauf von Bear Stearns an JP Morgan um 236 Mill. $ (Kurswert 1 Woche vorher 3,5 Mrd. $, Anfang 2007 20 Mrd.$ Merrill Lynch: 26 Mrd. US- $ Citigroup: 29 Mrd. US- $ UBS: Bis 31.3. 2008: 33 Mrd. US- $ Abbau von 5500 Beschäftigten Verkauf von US- Hypothekenpapiere im Nominale von 22 Mrd. $ um 15 Mrd. $ an US – Vermögensverwalter Royal Bank of Scotland: 7 Mrd. € Deutsche Bank: 5 Mrd. € IKB: 2,2 Mrd.€ Dresdner Bank: 2,5 Mrd. € Alle österr. Banken zusammen: 1,5 Mrd. € Quelle: APA, Standard & Poors

„Folgen“ der Sanktionen für die Spekulanten Rücktritte von Vorständen steigert Aktienkurs, daher steigt auch die auf Aktienoptionen basierende Abfertigung O´Neal (Chef von Merill Lynch) von 16 Mill. auf 175 Mill. $ Vertrauen der Banken untereinander verloren, daher keine Kreditvergabe gegenseitig. Nur gegen hohe Zinsen (aufgrund der Liquiditätsproblemen) Folge: EURIBOR steigt und Kredite werden für alle teurer.

Anstieg des 3- Monats- EURIBOR Quelle: Eigene Darstellung Daten: http:/www.oenb.at/isaweb/report.do?report=2.6[10.1.2008]

Auswirkungen auf das Bankensystem England: Northern Rock zahlungsunfähig => staatliche Einlagengarantie Schweizer Großbanken mit extremen Verlusten Österreich: Aufgrund hoher Einlagen Nettoanbieter von Krediten, daher wenig involviert. Geringe Sorge bezüglich Bankenkrise Liquiditätsspritzen durch Notenbanken

Auswirkungen für Unternehmen Kreditrationierungen dämpfen Konjunktur (zusätzlich zu Basel II- Eigenkapitalbasis) Europäische Unternehmen bankenfinanziert => von Turbulenzen im Bankbereich stärker abhängig US-amerikanische u. englische Unternehmen eher börsenfinanziert, aber auch Börsen depressiv, daher zunehmend schwierig Kapital zu bekommen.

Auswirkungen auf die Realwirtschaft Ökonomische Krise dann gefährlich, wenn Bankensektor selbst verfangen ist. Weltwirtschaftskrise 1931: Zusammenbruch der CA Engagement der Banken im „Neuausland“ (Nachfolgestaaten der Monarchie) Riskante Finanztransaktionen: Kurzfristige Kredite aus den USA wurden als langfristige Kredite an das Ausland weitergereicht Heute wieder Präsenz im Osten (42% der Gesamtgewinne österreichischer Banken) Geographische Spezialisierung ist Ursache für Stabilität

Lösung der Krise? Leitzinssenkung der FED: von 5,25% (Sept.07) auf 2% aktuell Sonderkreditprogramm der FED für US- Banken (erstmals seit Weltwirtschaftskrise!) Ruf nach dem Staat (Annäherung Staats- und Privatkapital) Bisher von Privatkapital staatliche Eingriffe energisch abgelehnt Einkauf von Staatsfonds in sog. Vorzeige- unternehmen der Marktwirtschaft Große Mengen an Anlage suchendem Kapital der Staaten mit Leistungsbilanzüberschüssen gegenüber der USA (chinesische Staatsfonds) Gefahr: Abkehr von angekündigter passiver Strategie

Ausgewählte Beteiligungen von Staatsfonds an Finanzunternehmen Quelle: Eigene Darstellung, Daten: Die Presse vom 27.12.2007, S.17

Wer zahlt noch? Abschwächendes Wirtschaftswachstum auch im Euroraum