Italien in der deutschen Romantik

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Italien in der deutschen Romantik 8. Franz Grillparzer unter italienischen Trümmern

Jugend *1791 in Wien als Sohn eines Rechtsanwalts Rechtswissenschaften an der Universität Wien Tod des Vaters 1809 1811 Doktorat – Beamter der Finanzverwaltung 1817 Die Ahnfrau romantische Schreckenstragödie in vierfüßigen Jamben Joseph Schreyvogel, Direktor des Hofburgtheaters 1818 Sappho Mischung romantischer und klassizistischer Elemente 1819 Selbstmord der Mutter

Reise nach Italien März-Juli 1819 Triest, Venedig, Rom und Neapel Charlotte von Paumgarten Tagebuch – Eindrücke von den Sehenswürdigkeiten Schönheit der Landschaft Reste der antiken Kultur 24. März 1819 Nuovo Dizionario portatile Italiano-Tedesco e Tedesco-Italiano (2 Bände, Wien 1811) von Johann Pezzl Guide des voyageurs en Europe (Weimar 1793) von Heinrich August Ottokar Reichard

Venedig Nachrichten von Volkmann Ardinghello von Heinse Franz Deym von Stritetz 28. März 1819 in Triest 31. März Venedig mittelalterliche Architektur der Kirchen und Paläste Es ist vielleicht kein Ort in der Welt, wo das Altertum (das des Mittelalters nämlich) mit solcher Lebendigkeit den Menschen anspräche. Wer am Markusplatz sein Herz nicht schlagen fühlte, hat keines.

Erstes Gedicht Kennst du das Land? Gelobt sei Gott! die Stund’ ist da! Den Wanderstab in die Hand! Zu dir hin gehts, Italia, Du hochgelobtes Land! Pilgerreise in die Vergangenheit Zeugnisse der klassischen Kultur Veränderungen in seiner Persönlichkeit Paläste der Medici oder Grab von Vergil Beitrag zur Weiterführung dieser großen Tradition

Nach Rom Gleisnersinn Hermann Böhm: „Die gebildeten Gastwirte.“ Franz Grillparzer und Italien (1991) Fusina – Padova – Monselice – Rovigo – Polsella – Ponte di Lago Scuro – Überfahrt mit der Fähre über den Po – Ferrara – Viterbo Rom, 7. April 1819 Osterfeierlichkeiten 12. April, Ostermontag, Forum Romanum = Campo vaccino

Campo vaccino Seid mir gegrüßt, ihr heil’gen Trümmer, Auch als Trümmer mir gegrüßt, Obgleich nur noch Mondenschimmer Einer Sonn’, die nicht mehr ist. Nennt euch mir, ich will euch kennen, Ich will wissen, was ihr wart, Was ihr seid, brauchts nicht zu nennen, Da die Schmach euch gleich gepaart.

Campo vaccino Triumphbogen des Septimius Severus Konstantinsbogen Warum in dies Feld der Leichen Ist, Septimius Sever, Eingang dies dein Siegeszeichen? Ausgang dünkt es mich vielmehr. Als dem Letzten, ders zu fassen, Wenn auch nicht zu tun verstand, Sei ein Plätzchen dir gelassen, Doch nicht hier, am äußern Rand.

Campo vaccino Sieh des Purpurs reiche Falten! Majestätisch steht er da! Ja du suchst nach deinen Alten? Schließ die Pforten, Curia! Unten such, die unten wohnen, Wir sind oben leicht und froh; Rom hat nur noch Ciceronen, Aber keinen Cicero. Titus, nicht dem Ruhm, dem Frieden Bautest du dein Heiligtum: Doch dir ward, was du vermieden, Jeder Stein spricht deinen Ruhm. Auch den Frieden in dem Munde Ging ein Andrer drauf ins Haus, Doch der Frieden zog zur Stunde Aus dem Friedenstempel aus.

Campo vaccino Hoch vor allen sei verkläret, Constantin, Dein Siegesdom! Mancher hat manch Reich zerstöret, Aber du das Größte – Rom. Über Romas Heldentrümmern Hobst du deiner Kirche Thron, In der Kirche magst du schimmern, Die Geschichte spricht dir Hohn. Unterwerfung der antiken Kultur unter die Macht der christlichen Kirche

Campo vaccino Kolosseum, Riesenschatten Von der Vorwelt Machtkoloß, Liegst du da in Tods-Ermatten, Selber noch im Sterben groß? Und damit, verhöhnt, zerschlagen, Du den Martertod erwarbst, Mußtest du das Kreuz noch tragen, An dem, Herrliche, du starbst!

Campo vaccino O so stürze ganz zusammen Und ihr Andern stürzet nach, Decket, Erde, Fluten, Flammen, Ihre Größe, ihre Schmach. Hauch ihn aus, den letzten Oden, Riesige Vergangenheit! Flach dahin auf flachem Boden Geh die neue, flache Zeit! Antiklerikalismus Wallishauser – Album Aglaja 1820 Widmung an die Frau des bayerischen Thronfolgers Ludwig Intervention des päpstlichen Nuntius in Wien

Campo vaccino Constant von Wurzbach: Biographisches Lexicon des Kaiserthums Oesterreich (Wien 1856-90, Bd. 5) Ermahnung vom Polizeiministerium Klage über den Untergang der antiken Kultur Kaiser Franz I. : Ja, er taugte wohl dazu, wenn er nur die Geschichte mit dem Papst nicht gehabt hätte!

Kolosseum 14. April Amphitheatrum Flavium Ein lebhaftes Bild der römischen Größe, so daß die Phantasie dadurch wirklich erweitert wird, gibt unter allen hiesigen Denkmälern alter Zeit beinahe allein das Kolosseum. Was stehst du da, du stolzer Bau Und siehst mich traurig an, Aus deinen Brauen altergrau, Was hat man dir getan?

Antonio Canova Giuseppe Vasi: Itinerario istruttivo diviso in otto giornate per ritrovare […] tutte le antiche, e moderne magnificenze di Roma, Rom 1777 Bertel Thorvaldsen Antonio Canova – Grabdenkmal für Erzherzog Marie Christine von 1805 in der Augustinerkirche […] was die edle Form, die Belebung des Toten und die Komposition betrifft, hierin steht meine Meinung nach Thorwaldsen weit über Kanova. Statue für Kardinal York in der Peterskirche: Etwas Kleinlicheres kann man nicht mehr sehen. Erstens ist das ganze Ding schon physisch klein und wird von den großenteils kolossalen Denkmalen ringsherum ganz erdrückt, dann aber auch Idee und Anordnung des Ganzen.

Neapel 27. April 1819 Fest des heiligen Gennaro – ekelerregend Aufstieg auf den Vesuv Erinnerung an Heinses Ardinghello

Zwischen Gaeta und Kapua Überall Schönheit, Überall Glanz, Was bei uns schreitet, Schwebt hier im Tanz. erweiterte Version neunsilbige Verse in 10 Vierzeilern Italien ~1825 von Fanny Mendelssohn-Hensel Fort aus der Prosa Lasten und Müh, Flieh ich zum Lande Der Poesie;  13 Vierzeiler Olivenbäume, Mais, Orangenhaine, Apfelbäume und Weingärten Taumel der Sehnsucht

Torquato Tasso 26. Juni 1819 wieder in Rom Kloster Sant’Onofrio – Grab Torquato Tassos Die Klage des Tasso Hier sitz’ ich zwischen schwarzgedämpften Mauern, Wo kaum der Tag durch trübe Scheiben bricht. Rückreise – Gundacker Heinrich von Wurmbrand über Terni nach Florenz 18. Juli 1819

Nach der Rückkehr aus Italien So hab’ ich dich gesehn, genossen, Du Land, wo Myrt und Lorbeer weht, Des Schönen Heimat und des Großen, Wo Lebenskeim’ aus Gräbern sprossen, Des Träumers Traum verwirklicht steht. drei magische Orte: Venedig – Entfaltung der mittelalterlichen Mentalität Neapel – Brennpunkt der Lebensfreude Rom – Synthese aus der Monumentalität der Antike und der Selbstdarstellung der katholischen Amtskirche

Zwischen Klassizismus und Romantik Geschichte in zyklischen Abläufen Irmgard Egger: Italienische Reisen. Wahrnehmung und Literarisierung von Goethe bis Brinkmann (München 2006) Grillparzers Tour = Die räsonierte Reise Beziehung zu Katharina Fröhlich 1821 Trilogie Das Goldene Vlies Schlüsselfigur des Biedermeier Vorläufer der Dekadenz Direktor des Hofkammerarchivs in der Johannesgasse

Römerzug November 1837 Es zogen nach Rom die Barbaren, Besoffen sich dorten mit Wein, Um wieder nach Hause zu fahren Und frostig wie vorher zu sein. Wie sie nach Italien wandern, Läßts beim Eindruck Keiner bleiben: Jeder sieht nur was die Andern Und will doch was anders schreiben. Tourismus der reichen Flaneure Henry James: The Portrait of a Lady (1880-81)