Pneumokoniosen Fortbildung 12.10.2005.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Akutes Nierenversagen vermeiden
Advertisements

Deutscher Formermeisterbund
Alanina-Breslau zu Aachen F 1 Dr. H. Manns, 2012 Feinstaub stoppt den Diesel? Feinstaub stoppt den Diesel! Ein lufttechnisches Problem? Ruß, NO, NO 2 Warum.
GMP und HACCP im Restaurant
Aggregatzustände.
FAS (Fehlanpassungssyndrom)
Can Bus Diagnose.
Feuerwehrverband Ostfriesland e. V.
Vorlesung Stoffwandlungssysteme 1. Einführung
Feinstäube und ihre Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit
Wie lange brennt das „Lebenslicht“ ?
Alkoholabhängigkeit und Alkoholmissbrauch nach ICD-10 und DSM-IV
Rehabilitation bei Atemwegserkrankungen – die medizinsche Perspektive
Umweltzone Gesundheitliche Aspekte
Auswirkungen des Rauchens
Schleichender Lungentod
Luftverschmutzung.
Mangel an Mineralstoffen und Spurenelementen
Latosole Rotbraune bis rotgelbe tropische Bodenbildung mit lockerem Gefüge; enthält wenig Kieselsäure, hat aber hohen Aluminium- und Eisenhydroxidgehalt;
(Feinstaub)Emissionen aus Holzheizungen
Monopoese / Makrophagen
Vorbeuge Für sauberen und gut aufgerauhter Stallboden sorgen.
Die Wasserverschmutzung
Das Transportsystem unseres Körpers
Berufsbezogenes Basiswissen für Raumausstatter
Erkrankungen des Blutes (ANEMIE)
Feinstaubfilter für Laserdrucker
Die zehn häufigsten Todesursachen
Hartmut Klauck Universität Frankfurt SS
Herzinsuffizienz die auch Herzleistungsschwäche genannt wird
Nr.1 Nr.12 Nr. 11 Nr. 2 Nr. 10 Nr. 3 Nr. 9 Nr. 4 Nr. 8 Nr. 5 Nr. 6
Gasaustausch Partialdruck ist der Druck, den ein einzelnes Gas in einer Gasmischung ausübt.
VS.. Eigenschaften von Lebensmitteln und die darin enthaltenden Kohlenhydrate.
Feinstaub Dr. Felix Geldsetzer, Januar 2007.
Schadensminderung im Justizvollzug Zusatzmodul: Gefangene aus ethnischen Minderheiten Training Criminal Justice Professionals in Harm Reduction Services.
Feinstaub und Lunge Dr. Uwe Weber.
Osteoporose in Bielefeld und OWL
Hau(p)tsache Gesund!.
Papier Eigenschaften.
40 Jahre Staatsvertrag- 40 Jahre Gesundheitsbelastung Dr. Heidi Bisping-Arnold Lungenärztin Freising
Alkoholvergiftungen Methylalkohol und Ethylalkohole.
des Herz-Kreislauf-Systems
Das Herz-Kreislauf-System
Bedeutende LuftSchadstoffe in Deutschland und ihre Quellen
Atomphysik Lösungen.
Abfallverarbeitung und -entsorgung
„6 Richtige“ der Kodierung - Angiologie
«Lungenfibrosen» Multimodale Diagnostik im Dienste neuer Therapien
DICKE DEUTSCHE.
2K-Spachtelsortiment:
Stereoskopische Ansichten von der Welt oder „Himmlische Körper in 3D“
RODARO GmbHTel Weiherstrasse 16Fax CH – 6353 Weggis
Lunge und Kollagenosen Dr. med. Joachim Glockner Pneumologe und Internist Oberarzt Innere Abteilung II.
Primäre und sekundäre Asbestvorsorge in Deutschland Von den ersten BG-Regeln zu 30 Jahre ZAs Dr. jur. Eckart Bulla Europäische Asbestkonferenz vom 03.
Strahlenbelastung.
Renaissance Triple Set FORMULA 3 EIN KOMPLEX MIT ANTIOXIDANTIEN ERHALTEN SIE IHRE JUGEND!
Übung Zungendiagnostik
Parasitismus am Beispiel des Fuchsbandwurms
Tuberkulose.
COPD Pathologie.
Prof. Michael Tamm Chefarzt Pneumologie Universitätsspital Basel
Papier Eigenschaften.
Auswirkungen des Rauchens
Interstitielle Lungenerkrankungen (ILD)
Aufbau und Funktion der Lunge
 Präsentation transkript:

Pneumokoniosen Fortbildung 12.10.2005

Definition Pneumokoniosen sind Lungenerkrankungen, die durch Inhalation von Stäuben mit anschließender Ablagerung in der Lunge und nachfolgender Gewebereaktion hervorgerufen werden

Wirkung der Stäube Wichtig: Gehalt an kleinen, lungengängigen Teilchen des Staubes Partikel > 10 µm: Nasen-Rachen-Raum Partikel 5 – 10µm: Bronchialbaum und Transport nach außen Partikel 1 – 3µm: vordringen bis in die Lunge, allerdings fast 100 % der eingeatmeten Menge Der in den Lungenbläschen sedimentierte Anteil wandert über die Lymphspalten des Lungengewebes zu den Lymphknoten am Hilus und wird dort deponiert Nadelförmige Partikel können in das Gewebe eingespießt werden. Auf diese Weise gelangen Asbestnadeln bis zu einer Länge von 100 µm in das Lungengewebe

Staubmenge und Expositionszeit Gesundheitsschäden wenn die Schutz- und Selbstreinigungsmechanismen überfordert sind Maßgeblich: Staubkonzentration der Luft täglichen Expositionszeiten Zahl der Expositionsjahre

Spezifische Eigenschaften des Staubes Stäube verursachen Reizerscheinungen auf den Schleimhäuten Resistenzminderung der Epithelien des Respirationsorgans zur Folge => chronische Bronchitis bei Staubexponierten häufiger Lösen Gewebsreaktionen mit der Neubildung von Bindegewebsfasern aus => Pneumokoniose oder Staublunge Allergisierende Stäube -  meist pflanzlichen oder tierischen Ursprungs  => Bronchialasthma Außerdem: weitere spezifische Wirkungen möglich, wie chemisch-irritative Reaktionen, krebserzeugende (z.B. Asbest) und infektiöse Wirkungen (Staub mit Gehalt an Bakterien oder Pilzsporen).

Pneumokoniosen nach ICD 10 Pneumokoniose durch sonstige anorganische Stäube J63.0 Aluminose J63.1 Bauxitfibrose J63.2 Berylliose J63.3 Graphitfibrose J63.4 Siderose J63.5 Stannose J63.8 Pneumokoniose durch sonstige näher bezeichnete anorganische Stäube Pneumokoniose durch anorganische Stäube Manganpneumonie Bleiminenarbeiterlunge

Verdacht auf Pneumokoniose

2 Formen Kollagene Pneumokoniosen Nichtkollagene Pneumokoniosen

Kollagene Pneumokoniosen Histologie: Bindegewebsreaktion mittleren bis starken Grades Abnahme der Elastizität des Lungengewebes eine Zerstörung der Alveolarstruktur Irreversibilität der Veränderungen Hauptvertreter: Silikose Asbestose Gemeinsamkeiten: mehr als zehnjährige Expositionszeit erforderlich Leistungsabnahme, später einer Atemnot sie zeigen typische Veränderungen in Form von Verschattungen im Röntgenbild, sie führen zu Störungen des Gasaustausches und wegen der Zerstörung der Blutkapillaren im Lungenkreislauf zu einer Überlastung des Herzens, sie schreiten auch nach Expositionsbeendigung fort, sie können nicht ursächlich behandelt werden.

Silikose Ursache Komplikation: Inhalation von Stäuben mit freier kristalliner (nicht amorpher) Kieselsäure (Quarz, Tridymit, Cristoballit) Komplikation: chronische Bronchitis Aktive Lungentuberkulose (20 mal häufiger als im Normkollektiv) Rheumatoide Arthritis Selten Bronchialkarzinom als Narbenkarzinom Welche Berufsgruppen: Steinkohlen- und Erzbergbau, bei der Gewinnung und Verarbeitung von Schiefer, Natursteinen und -sanden, in der keramischen und Glasindustrie, für Gußputzer und Former in Gießereien, beim Säubern und der Reparatur von Industrieöfen. Quarzhaltige Füllstoffe werden vielen Produkten wie Plaststoffen, Gummi, Farben, Emaillen, Spachtelmassen, Pflanzenschutzmitteln u.a. zugesetzt.

Diagnose der Silikose feines retikuläres Muster scharf markierte disseminierte Knötchen in den Ober- und Mittelfeldern oft typische zentrale Verkalkungen Verschmelzung zu irregulären Konglomeraten von 1cm bis zu Lappengröße in den Mittelfeldern Höhlenbildung in Konglomeratknoten möglich kompensatorisches Emphysem mit Überblähung und Bullae neben den Konglomeraten durch Schrumpfung derselben Hiluslymphknoten vergrößert mit typischer peripherer eierschalenartiger Verkalkung

Asbestose Sammelbezeichnung für faserige silikatische Mineralien Die wichtigsten Hauptgruppen sind Serpentinasbeste (Chrysotil = "Weißasbest") und Amphibol- oder Hornblendenasbeste (Krokydolith = "Blauasbest", hohe biobeständigkeit, daher besonders pathogen; Amosit = "Braunasbest") Asbeste werden wegen ihrer Hitzebeständigkeit, Verspinnbarkeit, lsolationswirkung und Säurefestigkeit verwendet

Pathogenese Bei dem Versuch, die inhalierten Asbestnadeln zu phagozytieren, gehen die Makrophagen zugrunde und induzieren eine Fibrose Nadeln durchwandern die Alveolarwand bis zur Pleura Dort Bildung tafelbergartigen Pleuraplaques und diffuse Pleuraverdickungen

Formen der Asbestose pulmonale Form: pleuralen Form: interstitielle Lungenfibrose mit Belastungsdyspnoe, evtl. auch Schmerzen im Thorax häufig chronische Bronchitis Ventilationsstörungen BAL: "Asbestkörperchen" (= ferruginous bodies = hantelförmige Gebilde mit einer zentralen Asbestfaser und endständigen Eiweißanlagerungen) pleuralen Form: hyaline Plaques auf der Serosa + kaum mit Funktionseinschrändkungen Neigung zur Verkalkung aufweisen

Diagnose Asbestose kleine Winkelergüsse als Frühzeichen kleine irreguläre Fleckschatten von basal nach apikal zunehmend selten massive Fibrose Kugelatelektase tafelbergartige Pleuraplaques flächige, diffuse Pleuraverdickungen verwaschene Herz- bzw. Pleurakonturen durch pleuroparenchymatöse Fibrose verdickte Septen

Diagnose Asbestose Asbestfibrose Tafelbergartige Erhebungen

Asbestose CT mikronoduläre Verdichtungen Kurvilineare Verdichtungen DD: Lage abhängig verdickte bronchovaskuläre Strukturen retikuläre Verdichtungen periphere und basale Verteilung verdickte Septen Kugelatelektase (Parenchymstrukturen sind kometenschweifartig auf die Kugelatelektase gerichtet) "Krähenfüße": sternförmiges Zusammenlaufen von Narbenbändern zu einen Punkt der Pleura in weit fortgeschrittenen Fällen evtl. Wabenmuster als Zeichen einer fibrotisch zerstörten Lunge, Pleuraplaques (tafelbergartig) und diffuse Pleuraverdickungen ab 1mm Dicke stippchenförmige und flächige Verkalkungen auf Pleuraveränderungen

Komplikationen Asbestose kanzerogene Wirkung Bronchialkrebs Mesotheliom Beide Erkrankungen auch ohne eine gleichzeitige Lungenasbestose möglich Als ursächlich für den Krebs werden vorwiegend biopsiebeständige "kritische Fasern" (Länge > 5 µm, Durchmesser < 3µm) angesehen Voraussetzung für die Anerkennung eines Bronchialkarzinoms als Berufskrebs sind eine gleichzeitige röntgenologisch diagnostizierte Lungenfibrose oder eine histologisch nachgewiesenen "Minimalasbestose" oder eine vorausgegangene Exposition von 25 "Asbestfaserjahren

Pleuramesotheliom

Weitere kollagenöse Pneumokoniosen Talkumstaublunge: Talk (Speckstein) ist ein Magnesiumsilikat, welches je nach Lagerstätte Quarz oder Asbest enthalten kann. Füll- oder Trägerstoff hauptsächlich in der Farben-, Gummi-, Elektro- sowie in der keramischen, pharmazeutischen und kosmetischen Industrie als Puder zum Gleiten und Glatten Aluminiumstaublunge beim Feinstampfen und Mischen oder durch Schmelzrauche von Bauxit bei der Aluminiumgewinnung und Korundherstellung Fibrose mit hochgradiger Schrumpfungstendenz frühzeitig nach kurzer Expositions- und Entwicklungszeit zu schweren Beeinträchtigungen der Lungen- und Kreislauffunktion Hartmetallstaublunge

Nichtkollagenöse Pneumokoniosen Durch nicht fibrogene Stäube der Bau der Alveolen bleibt intakt Geringe Bindegewebsreaktion potentiell rückbildungsfähig zarte Fleckschatten im Röntgenbild der Lungen fehlende Progredienz nach Expositionsbeendigung Respiratorische Funktionseinschränkungen sind nicht obligat

Siderose Durch eisenoxidhaltigen Staub Sie tritt nach langer mind.10jähriger Expositionsdauer bei Brennern, Schweißern und Entrostern

Diagnose Siderose retikuläres bis noduläres Muster. Es kann sich nach Expositionsbeendigung zurückbilden! Keine Fibrose!!!!! noduläre Muster. DD: Silikose, Anthrakose (Kohlestaublunge) keine Fibrose, keine Lymphknotenvergrößerungen (es sei denn, es liegt eine Kombination verschiedener Inhalationsnoxen (Mischstaubsilikose: Sidero-Silikose) vor.

Anthrakose Ursache: massive Einlagerung von Kohlenstoff Beobachtet wird sie bei Werktätigen in der Herstellung von industriell produziertem Ruß, bei der Erzeugung von Elektrokohle und beim Umgang mit Graphitstaub Ruß wird in großen Mengen zur Farben- und Lackproduktion und als Füllstoff in der Gummiindustrie weiterverarbeitet

ILO Klassifikation Weltweites Mittel zur epidemiologischen Erfassung der Inhalationsfolgen von alveolengängigen Stäuben Teilweise ein Kriterium zur Anerkennung einer Berufskrankheit

ILO Klassifikation Digitale pa Aufnahmen ohne kantenbetonte Nachbearbeitung 1:1 Falls nicht 1:1 möglich, nicht kleiner als 2/3 des Originals Papierausdruck = u Alleinige Monitorbeurteilung noch nicht zu gelassen (2002)

ILO Klassifikation Lungenparenchym Bildgüte: +, +/-, +/--, u In anderen Ländern 1-4 Wenn nicht plus, schriftliche Bemerkung notwendig Streuung der Schatten Form Größe Streuungsdichte

ILO Klassifikation Pleurale Veränderungen Meist nicht ohne CT möglich Seitengetrennt Lokalisierung: Zwerchfell, Mediastinum, Sonstige Ober-, Mittel-, Unterfeld Mindestdicke 3mm Ausdehnung Kalzifikationen

Nebenbefunde

ILO Klassifikation