- Vergleich von Angeboten für Forellenfuttermittel -

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 Präsentation transkript:

- Vergleich von Angeboten für Forellenfuttermittel - Humboldt-Universität zu Berlin Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät Dr. Günther Filler, Prof. Carsten Schulz Szent Istvan Universität Gödöllö Dr. László Pitlik Methode des objektiven Objektvergleichs an betriebswirtschaftlichen Fallbeispielen - Vergleich von Angeboten für Forellenfuttermittel - 1 Problem Die Wahl zwischen vergleichbaren Angeboten ist eine alltägliche Entscheidungssituation der Landwirtschaft. Der Forellenzüchter kann sich zwischen einer Vielzahl von Futtermitteln mit unterschiedlichen Zusammensetzungen und von den Herstellern mehr oder weniger vehement angepriesenen Vorzügen entscheiden. Hinzu kommen Händler mit diversen preislichen Aktionen. Die alltägliche Frage lautet: Ist der Preis gewisser Futtermittel fair? Es soll untersucht werden, ob die in Ungarn entwickelte Methode des objektiven Objektvergleichs - auch COCO-Methode genannt - geeignet ist, einen Beitrag zur Beantwortung dieser Frage zu leisten. 2 Ausgangsdaten/Angebote - 12 anonymisierte Angebote von 5 Herstellern (Tabelle 1); - Futtermittel sind für die Produktion von Speiseforellen mit einem Abfischgewicht von 250 bis 350 g vorgesehen; - Körnung zwischen 4 und 5 mm in Gebindegröße von 25 kg; - Datenquellen: Begleit-Deklarations-Scheine (Beispiel siehe Abbildung 1), Internetseiten der Hersteller, telefonische Befragungen von Händlern/Herstellern; - Zeitraum: Juli 2004. Wie läßt sich bestimmen, welche dieser Angebote das beste Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen? Rechtfertigt beispielsweise Futtermittel 4 den hohen Preis von 1,40 €/kg? Ist Nr. 3 wirklich das preiswerteste Futter? Abb. 1: Deklarationsbeispiel für ein Forellen-futtermittel (nicht im Angebotsvergleich) Tab. 1: Ausgangsdaten/Angebote (eigene Recherchen) 3 Bildung von Rangzahlen Um nichthomogene Angebote vergleichen zu können, ist es notwendig, eine Gruppe von Objekten und deren Attribute festzulegen. Dann werden die Objekte anhand jedes Attributes Paarvergleichen unterzogen. Eine Rangzahlentabelle (für Objekte und Attribute) ist der Ausgangspunkt der (automatischen) Objektvergleiche. Die Ableitung von Rangzahlen ist am einfachsten, wenn man annehmen kann, daß ein Objekt dann besser ist, wenn die Attributswerte höher oder niedriger liegen als bei einem anderen Objekt. Im Anwendungsfall werden 12 nichthomogene Objekte (die Futtermittel) mit jeweils 12 Attributen a bis l versehen. Als Regeln wurden festgelegt: (a) Verfahren: Extrudat ist besser als Pellets (b) Rohprotein: mehr ist besser (c) Rohfett: mehr ist besser (d) Rohfaser: je höher desto schlechter (e) Rohasche: je höher desto schlechter (f) Kohlenhydrate: mehr ist schlechter (g) Lysin: je höher desto besser (h) Phosphor: je höher desto schlechter (i) verdauliche Energie: mehr ist besser (j) Energieverhältnis (EV) Rohprotein: innerhalb von 40-50 %: je höher desto schlechter (k) EV Rohfett: innerhalb von 30-40 %: je höher desto besser (l) EV Kohlenhydrate: innerhalb von 10-25 %: je höher desto schlechter. Daraus ergab sich die Rangzahlenmatrix (Tabelle 2) als Ausgangspunkt für die COCO-Methode. Bei dieser Rangzahlenmatrix ergibt sich eine leicht negative Korrelation zwischen dem Preis und der Summe der Rangzahlen: je niedriger die Summe der Rangzahlen, desto höher der Preis. Tab. 2: Festlegung von Rangzahlen (eigene Berechnungen) Kurzcharakteristik Die Forelle ist der Hauptfisch der Aquakultur in Deutschland. Überwiegend werden Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss) gezüchtet. Ihr Hauptkennzeichen ist ein breites, meist metallisch leuchtendes rotes Band entlang der Körperseiten. Kopf, Körper, Rücken- und Schwanzflosse sind mit zahlreichen dunklen Tupfen gezeichnet (Abbildung 2). Abb. 2: Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) Foto: Kohlmann, IGB 4 COCO-Methode Die Component-based Object Comparison for Objectivity - Methode basiert auf den folgenden Bausteinen: Tab. 3: Treppenfunktionen für Forellenfuttermittelangebote (eigene Berechnungen) Die Preise von vergleichbaren Objekten sind annähernd abzuleiten, indem man an Stelle der Objekteigenschaften Preiskomponenten setzt, welche höher liegen, wenn eine Eigenschaft besser ist als eine andere. Diese attribut-basierten Preiskomponenten ergeben Treppenfunk-tionen zwischen Null und dem höchsten Preis. Die Treppenglieder drücken den monetären Wert eines Attributes für die jeweilige Eigen-schaftseinstufung aus. Zu Attribut b (Proteingehalt) beispielsweise gibt es 2 Treppenglieder, d.h. für die ersten beiden Ränge. Liegt ein Futtermittel erst auf Rang 3 bezüglich des Proteingehaltes, hat dieses Attribut keine (bzw. unwesentliche) Wirkung auf den geschätzten Preis. Die beste Treppenfunktion (Tabelle 3) pro Attribut ergibt sich dann, wenn z.B. die quadratischen Fehlersummen minimiert werden. Die Fehler entstehen zwischen Originalpreisen (IST) und den Summen der Preiskomponenten pro Objekt (SOLL-Preis oder COCO-Preis). Zur Suche nach den besten Treppenfunktionen können Monte-Carlo-Algorithmen eingesetzt werden. Eine schnellere Lösungsfindung ist durch zielgerichtete Suche möglich, z.B. wenn die Suche immer von der bisher besten Lösung ausgeht (vgl. Roxfort-Strategie). Die Jahresproduktionsmengen in Deutschland liegen seit einigen Jahren zwischen geschätzten 21 und 23 Tausend Tonnen, fast 40 % der Produktion stammen aus bayrischen Betrieben (BLE-Karpfenbericht 2003). Etwa die gleiche Menge wird zusätzlich aus Importen auf den deutschen Markt gebracht. Neben den skandinavischen Ländern sind für die Versorgung der deutschen Verbraucher mit gezüchteten Forellen Dänemark, Frankreich, Spanien und Italien von Bedeutung. Tab. 4: Beurteilung der Angebote auf der Grundlage von COCO (eigene Berechnungen) Die Summe der Treppenglieder ergibt den SOLL-Preis (Tabelle 4). Dieser wird mit dem IST-Preis verglichen. Je kleiner die Differenzen sind, desto besser wird die preisliche Gewichtung der Inhaltsstoffe im Quervergleich erklärt. Liegt der SOLL-Preis unter dem IST-Preis, wird das Angebot als “relativ teuer” beurteilt: Die Angebote 1, 9 und 10 erscheinen überteuert. Insbesondere 9 und 10 liegen fast 10 % über dem SOLL-Preis. Die Futtermittel 7 und 8 können als „besonders preiswert“ eingeschätzt werden. Die monetär bewerteten Inhaltsstoffe würden einen 10-12 % höheren Preis rechtfertigen. Futtermittel 4 rechtfertigt durch die hohen Gehaltswerte tatsächlich seinen Preis. Futter Nr. 3 ist zwar preiswert, hat aber nicht das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein möglicher Maßstab zur Beurteilung der Güte der COCO-Methode ist die Summe der quadrierten IST-SOLL-Abweichungen. Der Fehler im hier gezeigten Beispiel beträgt 0,05607. Wäre die Fehlersumme = Null, dann wären alle IST-Preise im Gleichgewicht anhand der Inhaltsstoffe. Ist die Fehlersumme > 0, dann gibt es Angebote, die über- oder unterbewertet sind. Merkmal ”a” wurde im Gegensatz zu den Expertenerwartungen zum wichtigsten Merkmal. Während die “Experten” den Energiegehalt des Futters unter der Maßgabe hohen Zuwachses als wichtigstes Merkmal einstufen, steht die COCO-Wichtigkeit erst an siebenter Stelle. Zusätzlich lassen sich marginal wichtige Merkmale erkennen (e - i, l). Aufgrund der unterschiedlichen Herstellungsverfahren (Pellet, Extrudat) ergibt sich ein qualitatives Merkmal (a), welches zu einer hohen Wichtigkeit führen kann. 5 Schlußfolgerungen/Ausblick Die Methode erscheint geeignet, nichthomogene Angebote für Forellenfuttermittel hinsichtlich ihrer Preiswürdigkeit zu vergleichen. Tendenziell lassen sich teurere oder preiswertere Angebote herausfiltern. Die (auch online betreibbare) Methode liefert Anhaltswerte für eine zukünftige automatisierte Kaufent-scheidung (vgl. e-commerce). Unterschiedliche Zielstellungen in der Forellenzucht benötigen andere Rangzahlenmatrizen, deren Erstellung einiges Know-how zu den Futtermerkmalen voraussetzt. Beispielsweise würde das Ziel lauten, Besatzfische herzustellen, käme es nicht so sehr auf den Zuwachs, sondern mehr auf die Aufzucht-fähigkeit bzw. die Kondition der Fische an. Möglichst viele Fische sollen überleben. Dann wäre aus Sicht der Fütterung weniger Wert auf den Fettgehalt zu legen, sondern z.B. mehr auf die Proteinqualität. Dann müsste die Rangzahlenmatrix verändert werden. Aufgrund des kontext-freien Charakters der Methode bieten sich eine Reihe weiterer potentieller Einsatzgebiete der COCO-Methode an: - Bodenbewertungsfragen, - Unterstützen von Pachtentscheidungen, - Kauf von Maschinen, Immobilienberatung, - Bewertung von Börsenverläufen, - Betriebs-, Regionen-, Ländervergleiche, - Markenwertanalysen, - Bildung von neuen Marketingstrategien, - Festsetzen von Preisen (für neue oder existierende Produkte). Mit einer solchen Form der Wettbewerbsanalyse könnte ein Beitrag zu höherer Transparenz von Marktpreisen und Marketingstrategien in den skizzierten Bereichen geleistet werden. Sowohl Fischwirte als auch Hersteller dürften starkes Interesse an Informationen zur Preiswürdigkeit von Objekten haben. Posterbeitrag zur GeWiSoLa vom 27.-29.09.2004 in Berlin Ausführliche Fassung im Internet zu finden unter: