Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken AKW-Risiken – too big to fail.

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Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken AKW-Risiken – too big to fail

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: Inhalt TEIL 1: NUKLEAR Nukleare Risiken sind klein aber inakzeptabel TEIL 2: NICHTNUKLEAR Nichtnukleare Risiken sind gross (aber akzeptabel?)

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: klein Risiko = Schadenhäufigkeit x Schadenpotential Schadenhäufigkeiten pro Jahr und Anlage Schadenpotential finanziell Mrd Fr Finanzielles Risiko 10 4 – 2 x 10 8 Fr pro Jahr und Anlage Soforttote historisch (Chernobyl) ca pro Jahr und Anlage Errechnete Tote ca. 2 pro Jahr und Anlage Zum Vergleich: Strassenverkehr 350 Tote pro Jahr in CH

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: inakzeptabel AKW-Risiken sind vom Typ Damokles Die Schweiz ist hoch entwickelt und dicht besiedelt Das Schadenpotential liegt wohl bei 2000 Mrd. Fr (BIP = 500 Mrd. Fr pro Jahr) Die Schweiz hat keine Umsiedlungsmöglichkeiten 10% der Schweiz oder 20% des Mittellandes könnten langfristig unbewohnbar werden Der Abstand von Mühleberg zur Landeshauptstadt beträgt nicht 130, sondern 20 km Der Risikobegriff taugt nicht

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: Mühleberg Mühleberg ist nicht Fukushima. Stimmt, in Mühleberg droht kein Tsunami, aber: In Mühleberg droht eine Überflutung durch den Bruch eines höher gelegenen Stauwehrs Radioaktive Emissionen würden in Mühleberg nicht aufs Meer geblasen, sondern im Mittelland verteilt Das Mittelland ist dicht besiedelt und hoch industriali- siert, Fukushima ist eine arme und dünn besiedelte Provinz Der Abstand von Mühleberg zur Landeshauptstadt beträgt nicht 130 sondern 20 km

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: Reaktoren der Generation III Evolutionäre Weiterentwicklungen der gegenwärtigen Atommeiler, grundsätzlich nichts Neues Einzelne zusätzliche Sicherheitselemente (z.B. EPR: Core Catcher zum Auffangen einer Kernschmelze) Keine Betriebserfahrung ausser 4 ABWR (Advanced Boiling Water Reactor) in Japan Das Schadenpotential eines EPR ist um einen Faktor 5 erhöht gegenüber Mühleberg Die too big to fail-Problematik ist nicht ent- sondern verschärft.

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: Reaktoren der Generation III+ Innovative Weiterentwicklungen mit vermehrt passiven Sicherheitselementen (AP1000, ESBWR) Versprechen noch tiefere Kernschmelzhäufigkeiten, ohne einen Supergau ausschliessen zu können Keine Betriebserfahrung (AP1000: 4 Anlagen im Bau, ESBWR: keine Anlage im Bau) Der Name ist Programm: Economic Simplified Boiling Water Reactor Die too big to fail-Problematik ist nicht ent- sondern verschärft.

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: Reaktoren der Generation IV Konglomerat verschiedener Reaktorkonzepte (schnelle Brüter, Hochtemperaturreaktoren, Thoriumreaktoren) Hauptziele: Stark verbesserte Brennstoffausnützung, weniger langlebige Abfälle, ökonomisch vorteilhaft Kommerzialisierung nicht vor 2030 zu erwarten (ausser evtl. Hochtemperaturreaktor) Thoriumreaktor könnte theoretisch einen Supergau à la Fukushima ausschliessen. Lets wait and see

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken TEIL 2: NICHTNUKLEAR AKW-Risiken – too big? Nichtnukleare AKW-Risiken sind gross (aber akzeptabel?)

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: Ausstieg mit Hintertür Machen wir uns nichts vor: Die Kernenergie bleibt eine Option, unabhängig von jedem Parlamentsbeschluss (Dürrenmatt, die Physiker) Grundsätzlich ist es schwierig, die Nutzung einer Kernenergie wie sie von Economiesuisse skizziert wurde, kategorisch auszuschliessen Im Prinzip und vordergründig ist der Ständerats- vorschlag ein Scheingefecht, aber: Das grosse Risiko ist, dass die Hintertür dazu missbraucht wird, mit dem Umbau des Energie- Versorgungssystems nicht ernst zu machen.

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: Zementierte Stromproduktion Der europäische Strommarkt ist in rasantem Umbruch in Richtung Integration erneuerbarer Energien Demgegenüber sind AKW extrem statisch. Neue AKW sind aus ökonomischen Gründen auf eine Betriebs- dauer von mindestens 60 Jahren ausgelegt Mit um neu gebauten AKW würde die Strom- versorgung bis 2100 festgeschrieben, ein Zeit- horizont weit jenseits der gängigen Energieszenarien Es ist wenig glaubwürdig, neue Kernkraftwerke als notwendige Übergangstechnologie bis zur Marktreife der erneuerbaren zu propagieren.

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: Falscher Strommix AKW liefern wie Flusslaufkraftwerke Bandenergie und sind nur bedingt regelbar. Überschüsse werden heute zur Pumpspeicherung verwendet Stochastische Energiequellen (Wind, Photovoltaik) verlangen als Ergänzung frei regelbare Produktions- arten. Ideale Ergänzung sind ebenfalls die Pump- speicherwerke Mit zunehmender Produktion von Wind- und Sonnen- strom nimmt die Bedeutung der Bandenergie laufend ab, sie kann bis auf Null gehen. AKW sind keine Ergänzung, sondern direkte Konkurrenten zu Windparks und Photovoltaik

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: Investitionsdilemma Der Umbau der europäischen Stromversorgung kostet bis – 300 Mrd. allein für den Netzausbau Die Schweiz muss investieren in das Netz, in neue Produktionsanlagen und in die Pumpspeicherung. Letztere ist Haupttrumpf im europäischen Kontext (Zwischenspeicherung stochastisch anfallender Über- schüsse und Export von Spitzenstrom) Der Ausbau des Netzes und von Pumpspeicherwerken dürfte neben der Förderung von Effizienzmassnahmen für die Schweiz die lukrativste Investition sein Investitionen in neue AKW würden den zukunfts- kompatiblen Umbau des schweizerischen Strom- systems gefährden oder verunmöglichen

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: Uranreserven Zur Zeit liefert die Kernenergie unter 3% der welt- weiten Nutzenergie, Tendenz sinkend. Trotzdem genügen die nachgewiesenen Uranreserven bei gegenwärtigem Verbrauch nur für Jahre Sollte die Kernenergie in den nächsten Jahrzehnten einen namhaften Beitrag zur Energieversorgung leisten (z.B. 25%), dann wären die Uranreserven nach kurzer Zeit erschöpft, lange vor der Amortisation der nächsten Kraftwerksgeneration Brutreaktoren wären die zwangsläufige Konsequenz Leichtwasserreaktoren der Generationen II, III und III+ sind ein Auslaufmodell

Sun 21 Basel, 29. September 2011 Andreas Zuberbühler AKW-Risiken: FAZIT Nukleare AKW-Risiken sind klein aber inakzeptabel Nichtnukleare AKW-Risiken sind gross aber unnötig Die Zukunft gehört der Sonne und dem Wind