Einführung in die Allgemeine Sprachwissenschaft

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 Präsentation transkript:

Einführung in die Allgemeine Sprachwissenschaft Syntax

Valenzträger vs. Verbkomplement Die Valenz eines Wortes ist die Gesamtheit der Kombinationsmöglichkeiten des betreffenden Wortes. Das Verb, bzw. das Wort, von dem die Valenz ausgeht, heißt Valenzträger. Aktanten bzw. Verbkomplemente Ergänzungen - notwendige Aktanten Freie Angaben – nicht notwendige Aktanten

Valenz Valenzträger - die Verben, die durch Ergänzungen und (freie) Angaben erweitert werden können. Die Ergänzungen eines Valenzträgers sind: alle obligatorisch in der Umgebung dieses Valenzträgers auftretenden Nomina bzw. nominalen Wortgruppen (das grundlegende Kriterium - Obligatorik) ; alle subklassenspezifisch, d. h. verbspezifisch in der Umgebung auftretenden syntaktischen Einheiten (das grundlegende Kriterium - Subklassenspezifik): Subklassen der Verben mit Akk., Dat. oder Gen. und Präpositionalobjekten

Kriterium - Obligatorik schenken: Ich schenke Dir die Blume. kochen: Ich koche die Suppe. Kriterium – Subklassenspezifik lehren: Ich lehre Dich das Georgische. kosten: Es kostet mich einen Euro. bedürfen: Ich bedarf einer Sache. Alle Kausativa: Ich lasse dich ihn abholen.

Valenz Verben eröffnen 1 bis n Leerstellen, bzw. sie haben 1 bis n Leerstellen in einem Stellenplan vorgesehen, die dann in einem konkreten Satz (obligatorisch oder fakultativ) besetzt werden. Logisch-semantische Ebene 1 bis n-stellige Prädikate (Stelligkeit) Argumente Morphosyntaktische Ebene 1 bis n-wertige Verben (Wertigkeit) Aktanten /Verbkomplemente

Valenz nullwertige (avalente) Valenzträger Komm… Setz dich… einwertige (monovalente) Valenzträger Er steht Er raucht zweiwertige (divalente) Valenzträger Er kocht die Suppe dreiwertige (trivalente) Valenzträger Er gibt mir die Unterlagen höherwertige Valenzträger Er lässt ihn mir die Unterlagen schicken

Weglassbarkeit obligatorische vs. fakultative Verbkomplemente Beispiel: Ich besuche ihn in Berlin Ich besuche ihn *Ich besuche in Berlin *Ich besuche

Bestimmungen Lokalbestimmungen Modale Bestimmungen Er wohnt in Berlin ? Er wohnt Modale Bestimmungen Er benimmt sich gut; ? Er benimmt sich Temporale Bestimmungen Die Sitzung dauert lange; ? Die Sitzung dauert Kausale Bestimmungen Es geschah aus Rachsucht ? Es geschah

Absolut vs. relativ obligatorische Ergänzungen Als relativ obligatorisch werden solche Ergänzungen bezeichnet, die unter bestimmten kontextuellen Bedingungen (wie lexikalisierte Ellipse, Modalisierung und Kontrast) weglassbar sind. schenken: Ergänzung im Akk. - obligatorisch Ergänzung im Dat. - fakultativ Sie schenkt (ihm) Blumen. Sie schenkt eben gern (Modalisierung) Sie schenkt nie, sondern nimmt nur (Kontrast).

Fakultative Ergänzungen Fakultativ sind Ergänzungen dann, wenn sie weglassbar sind, auch ohne dass Bedingungen wie lexikalisierte Ellipse, Modalisierung oder Kontrast vorhanden sein müssen, wie z.B. bei Dativobjekten: Kontextuelle Ellipse: Als ich ihn das letzte mal sah, erzählte er (mir) von dem neuen Buch vgl. Als ich ihn das letzte mal sah, gab er mir das neue Buch.

Blockierte Ergänzungen semantisch vorausgesetzte, aber syntaktisch nicht realisierbare Ergänzungen stehlen vs. bestehlen Er hat ihm die Marmelade gestohlen mit drei Ergänzungen Er hat ihn bestohlen mit zwei Ergänzungen, dritte ist syntaktisch blockiert

Kriterium für das Weglassbarkeit Frageprobe Obligatorische Ergänzungen: - Hast du ihm das Buch gegeben? - Ja, ich habe es ihm gegeben. - Traust du ihm? - Ja, ich traue ihm. Fakultative Ergänzungen: - Wirst du zum Wettkampf kommen? - Ja, ich werde (dahin) kommen. -Verzichtest du auf die Teilnahme? - Ja, ich verzichte (darauf).

Ergänzungen Ergänzungen sind in vierfacher Hinsicht vom Verb abhängig: 1) Verbkomplemente sind in Abhängigkeit vom Verb valenznotwendig (sinnnotwendig) valenzmöglich (nicht sinnnotwendig) valenzunmöglich Emil bringt seinem Onkel das Buch (sinnnotwendig, (valenzmöglich, (valenzmöglich, obligatorisch) fakultativ) obligatorisch) Emil schläft seinem Onkel das Buch (valenznotwendig, (valenzunmöglich) (valenzunmöglich) obligatorisch)

Ergänzungen 2. Die morphologische und syntaktische Charakteristik der Ergänzungen hängt vom Verb ab, d.h. Verben verlangen bzw. erlauben Ergänzungen nur in bestimmter syntaktisch-morphologischer Form, d.h. die Ergänzungen sind verbspezifisch (subklassenspezifisch, subkategorisierend): Emil fragt den Lehrer *Emil hilft den Lehrer Emil hilft dem Lehrer *Emil fragt dem Lehrer

Ergänzungen 3. Das Verb bedient auch die semantische Charakteristik der Ergänzungen. Es hängen von ihm also auch semantische Merkmale der Ergänzungen ab. Als Subjekt von lesen kommen z. B. normalerweise nur Ergänzungen in Frage, die Dinge (Wesen) abbilden, die lesen können, also im wesentlichen Menschen. Als Objekt kommen nur Dinge in Frage, die lesbar sind.

Ergänzungen 4. In Abhängigkeit vom Verb erhalten die Ergänzungen bestimmte semantische Rollen zugewiesen: Emil gibt Paul das Buch geben setzt drei Ergänzungen mit den semantischen Rollen „Agens“, „Patiens“ und „Adressat“ voraus; Emil legt das Buch auf dem Tisch legen setzt drei Ergänzungen mit den semantischen Rollen „Agens“, „Patiens“ und „Direktivum“ oder „Lokativum“ voraus.

Angaben Angaben sind diejenigen Einheiten, die weder obligatorisch noch subklassenspezifisch sind, sondern als sog. „freie Angaben“ relativ beliebig (abgesehen von gewissen Selektionsbeschränkungen) hinzugefügt werden oder weglassbar sein können, ohne einen gegebenen Satz in seiner Grammatikalität einzuschränken.

Valenzreduktion Emil öffnet die Tür. Die Leute arbeiten. Die Tür wird geöffnet. Die Leute arbeiten. Es wird gearbeitet. Hier wurde gearbeitet.

Übungen Er ist in Begleitung eines Freundes, der ihm rät, sich noch einen Knopf an seinem roten Überzieher anbringen zu lassen. Ich weiß nicht ganz genau, wo sich das abspielte. Mir schien, als sei alles neblig um mich her. Wir waren einige, die gemeinsam eine Fahrt machten. Ein junger Mann, der nicht gerade intelligent aussah, sprach einige Augenblicke mit einem Herrn, der neben ihm stand. Er ging und setzte sich.

Peter besucht Inge R (x,y) Die Frage der Ebenen der Valenz Logische vs. semantische vs. syntaktische Valenz I. Logische Valenz logische Prädikate (P und R) als Funktoren mit einem Argument (x) oder mit mehreren Argumenten (x,y...) als Leerstellen: Peter schwimmt P (x) Peter besucht Inge R (x,y)

Die Frage der Ebenen der Valenz II. Semantische Valenz Natürlich können nicht beliebige Argumente zu beliebigen Prädikaten treten; vielmehr werden die Argumente ausgefüllt durch entsprechende Variablen, die zu ganz bestimmten semantischen Klassen gehören: einerseits zu semantischen Klassen wie [Hum.], [±Anim.], [Abstr.] auf Grund von Merkmalen, die den Substantiven selbst zukommen, andererseits zu Klassen wie Agens, Patiens, Adressat, Instrument: Der Mann bewundert ihre Aufrichtigkeit. *Ihre Aufrichtigkeit bewundert den Mann.

Die Frage der Ebenen der Valenz Selektionsbeschränkungen Kompatibilität oder Inkompatibilität a) ? Peter stirbt manchmal. b) ? Er kennt sie auf dem Flughafen. [+ frequentativ] [+lokale Eingrenzung]

Die Frage der Ebenen der Valenz III. Syntaktische Valenz Im Unterschied zur logischen und zur semantischen Valenz meint die syntaktische Valenz die obligatorische oder fakultative Besetzung von Leerstellen in einer bestimmten, vom Valenzträger geforderten Zahl und Art, differenziert nach den Einzelsprachen. z.B. Sn, Sa, Sd, pS – Substantiv im Nominativ, Akkusativ, Dativ, Präpositionalkasus.

Verben: warten, erwarten, abwarten: Er wartet auf den Freund (fakultativ) Er wartet Er erwartet seinen Freund (obligatorisch) *Er erwartet Er wartet ab, ob sein Freund kommt (fakultativ) Er wartet seinen Freund ab *Er wartet auf seinen Freund ab Er wartet ab

Qualitative vs. quantitative Valenz I. waschen 1+(1)=2 waschen hat zwei Ergänzungen, eine obligatorische und eine Fakultative; Qualitative Valenz eine Ergänzung im Nominativ, die andere im Akkusativ; II. waschen – Sn (Sa) III. waschen Sn>Hum Die Mutter wäscht. Sa> 1. ±Anim Die Mutter wäscht das Kind, den Hund, die Bluse. 2. Refl. Die Mutter wäscht sich.