Elektrizität im Feuerwehralltag

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 Präsentation transkript:

Elektrizität im Feuerwehralltag Freiw. Feuerwehr Viersen Löschzug Dülken Elektrizität im Feuerwehralltag Bewusster Umgang mit Elektrizität bei der Feuerwehr Ch. Kutscheidt © 2004

Grundsätzliches zum elektrischen Strom Elektrischer Strom Grundsätzliches zum elektrischen Strom Wir unterscheiden: Spannung Strom ۰ Das „Zur Verfügung stellen“ eines Betriebsmittels Messbar in V (Volt) U ۰ Durchfluss des elektrischen Betriebsmittels Messbar in A (Ampere) I Verbrauch ۰ Das Produkt aus Spannung und Strom Messbar in W (Watt) P

Gefahren durch elektrischen Strom Primäre Gefahren entstehen durch: … die direkte Berührung aktiver Teile (z.B. Stromschienen in Schaltanlagen) oder bei Berührung von Leitungen mit defekter Isolation. … die Berührung von Teilen, die nur im Fehlerfall unter Spannung stehen, z.B. durch eine mechanische Beschädigung. … durch den Aufenthalt eines Menschen an einer vom Strom durchflossenen Erdschlußstelle, z.B. bei Beschädigung eines Kabels durch Bagger oder Berührung mit einer Freileitung. (Spannungstrichter) … elektrischen Strom, der zwar nicht durch Stärke und Einwirkdauer eine unmittelbare Gefahr darstellt, sondern durch einen Schreck zu einem Sekundärunfall führt. (z.B. Leitersturz in Folge Schreckreaktion)

Gefahren durch elektrischen Strom Sekundäre Gefahren entstehen durch: … Sachschäden an elektrischen Anlagen, Maschinen und Elektronik … Entstehung von Bränden durch Hitze oder Funkenbildung (Lichtbogen) … Panikreaktionen der Betroffenen

Gefahren für den menschlichen Körper Mögliche Gesundheitsschäden durch Stromunfälle ◊ elektrothermische Verbrennungen ◊ Strommarken (Ein- und Austrittsstelle) -> Blitzfiguren bei Blitzschlag ◊ Veränderung des Herzschlags / Kammerflimmern / Herzstillstand ◊ Lichtbogen-Verbrennung (bis zu 4000°C) ◊ sog. Angina pectoris electrica ◊ Schädigung der Nieren (Myoglobin- / Hämoglobinfreisetzung) ◊ Neurologische Ausfälle

Gefahren an der Einsatzstelle Grundsätzlich stellt zunächst JEDE Stromleitung eine Gefahr dar !!! Strom ist „unsichtbar“

Gefahren an der Einsatzstelle Zulässige Annäherung beim Erkunden und Retten an unter Spannung stehenden Niederspannungsanlagen DIN VDE 0132 (»Brandbekämpfung im Bereich elektrischer Anlagen«) legt einen Mindestabstand fest, welcher z.B. beim Erkunden und Retten im Bereich unter Spannung stehender Niederspannungsanlagen von den Einsatzkräften einzuhalten ist. Zulässige Annäherung : 1 Meter ! Niederspannungsanlagen im Sinne der DIN VDE 0100 Teil 200 sind Starkstromanlagen mit Nennspannungen die bei Wechselspannung 1000V (Effektivwert) und Gleichspannung bis 1500V einschließlich betriebsmäßiger Oberschwingungen betragen

Gefahren an der Einsatzstelle Zulässige Annäherung beim Erkunden und Retten an unter Spannung stehenden Hochspannungsanlagen DIN VDE 0132 (»Brandbekämpfung im Bereich elektrischer Anlagen«) legt Mindestabstände fest, welche z.B. beim Erkunden und Retten im Bereich unter Spannung stehender Hochspannungsanlagen, beispielsweise Freileitungen eingehalten werden müssen. Nennspannung Zulässige Annäherung über 1000 V bis 110 kV 3,0 Meter über 110 kV bis 220 kV 4,0 Meter über 220 kV bis 380 kV 5,0 Meter

Vorsichtsmaßnahmen bei Bränden Grundsätzlich gilt: ● Berührung unbekannter stromleitender Teile vermeiden. ● Mindestabstände einhalten ● Nutzung des Stromnetzes der Einsatzstelle vermeiden. Eigene Spannungsversorgung herstellen. (Stromerzeuger) ● Besondere Vorsicht bei Einsatz von Leitern, Teleskopgeräten, Leinen ect. (Belastung und Schwankungen mitbeachten)

Gefahren an der Einsatzstelle Zulässige Annäherung beim Erkunden und Retten an unter Spannung stehenden Hochspannungsanlagen

Unfall eines RW2 in Tönisvorst 1991

Unfall eines RW2 in Tönisvorst 1991

Vorsichtsmaßnahmen bei Bränden Brandbekämpfung im Bereich elektrischer Anlagen Grundsätzlich nach DIN VDE 0132 11/89 Pkt. 5.2.1 NUR CM-Strahlrohre ! CM-Strahlrohr bis 1000V bis 30 kV bis 110 kV bis 220 kV bis 380 kV Sprühstrahl 1m 3m 4m 5m Vollstrahl 6m 7m 8m Der Einsatz von BM-Strahlrohren wird von der DIN VDE 0132 als Sonderfall betrachtet, der jedoch immer zwischen der Feuerwehr und dem Betreiber abzusprechen ist! Errechnete Werte bei PRohr = 5 bar

Vorsichtsmaßnahmen bei Bränden Brandbekämpfung im Bereich elektrischer Anlagen

Vorsichtsmaßnahmen bei Bränden Brandbekämpfung im Bereich elektrischer Anlagen Anwendung von Löschschaum zur Brandbekämpfung im Bereich elektrischer Anlagen Vereinfachend kann festgestellt werden, daß Löschschaum elektrischen Strom leitet. Daher darf Löschschaum nur unter definierten Bedingungen im Bereich elektrischer Anlagen ausgeworfen werden. Löschschaum in Hochspannungsanlagen Nur bei spannungsfreien Anlagen einzusetzen ! Löschschaum in Niederspannungsanlagen Nur bei spannungsfreien Anlagen einzusetzen !

Unsichtbare Gefahr: Spannungstrichter

Unsichtbare Gefahr: Schrittspannung

Einsätze der Feuerwehr an elektrisch betriebenen Strecken der Deutschen Bahn AG

DIN VDE 0132 »Brandbekämpfung im Bereich elektrischer Anlagen« Einsätze der Feuerwehr an elektrisch betriebenen Strecken der Deutschen Bahn AG Nach §38 Bundesbahngesetz ist die Deutsche Bahn AG für die Sicherheit ihrer dem Betrieb dienenden baulichen und maschinellen Anlagen und somit auch für den Brandschutz und die technische Hilfeleistung in ihrem Betrieb grundsätzlich selbst verantwortlich. Nicht zu realisieren!! » Richtlinien für das Verhalten der Feuerwehr an elektrisch betriebenen Bahnstrecken « DIN VDE 0132 »Brandbekämpfung im Bereich elektrischer Anlagen«

Einsätze der Feuerwehr an elektrisch betriebenen Strecken der Deutschen Bahn AG Der Sicherheit dienende Grundsätze Um Stromeinwirkungen auf das den Löscheinsatz durchführende Personal zu verhindern, sind folgende Grundsätze zu beachten: Es muss stets angenommen werden, dass alle Leitungen von elektrotechnischen Anlagen für Bahnstrom unter Spannung stehen, solange nicht einwandfrei(!) festgestellt ist, dass sie ausgeschaltet und (!) bahngeerdet sind. Leitungen, die zwar ausgeschaltet, aber nicht bahngeerdet sind, können bei Berührung ebenso lebensgefährlich sein (Induktion !) wie eingeschaltete. Die hohe Spannung hat zur Folge, dass nicht nur die unmittelbare Berührung unter Spannung stehender Teile, sondern auch die mittelbare über Gegenstände (z.B. Einreißhaken, Wasserstrahl) oder aber die Annäherung tödlich wirken kann.

Einsätze der Feuerwehr an elektrisch betriebenen Strecken der Deutschen Bahn AG Der Sicherheit dienende Grundsätze Herabhängende Leitungen, auch wenn sie den Boden berühren, sind besonders gefährlich. Das Erdreich im Umkreis von weniger als 20 m darf daher solange nicht berührt oder betreten werden, bis die gerissene Leitung ausgeschaltet und (!) bahngeerdet ist. Haben sie Berührung mit Metallteilen, wie Zäunen, Geländer usw., so ist von diesen Teilen ebenfalls der Abstand von 20 m einzuhalten. Metallene Leiter, z.B. Leitungen und Rohre, die auf größere Länge parallel zu Oberleitungen oder Speiseleitungen verlaufen, können Spannung annehmen: Induktion ! Das Berühren eines Verunglückten, solange er mit der elektrischen Leitung in Verbindung steht, ist lebensgefährlich.

Einsätze der Feuerwehr an elektrisch betriebenen Strecken der Deutschen Bahn AG Die Gleissperrung, Freischaltung der spannungsführenden Leitungen sowie die die Bahnerdung wird durch den Notfallmanager der DB Netz AG durchgeführt.

Einsätze der Feuerwehr an elektrisch betriebenen Strecken der Deutschen Bahn AG Der Sicherheit dienende Grundsätze Die Schienen führen Rückstrom von den Triebfahrzeugen und sonstigen an die Oberleitung und Speiseleitung angeschlossenen Verbrauchern zu den Unterwerken. Sämtliche Erdungsleitungen (z.B. benachbarter metallener Gegenstände) im Bereich der Oberleitungsanlage sind an die Schienen angeschlossen. Der Fahrdraht der Oberleitung liegt im allgemeinen 5,5 m bis 6,0 m über Schienenoberkante ! Merke jedoch: Im Bereich von Brücken und Tunneln kann der Fahrdraht auf 4,95 m und in Ausnahmefällen bis zu 4,8 m über Schienenoberkante abgesenkt sein. Durch Unfall oder technischen Defekt können spannungsführende Fahrdrähte aber auch niedriger verlaufen ! Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr sind von Ober- und Speiseleitungen so weit entfernt aufzustellen, dass sie beim Reißen dieser Leitungen nicht getroffen werden oder in den Gefahrenbereich der Erdberührungsstelle einer gerissenen Leitung gelangen können.

Einsätze der Feuerwehr an elektrisch betriebenen Strecken der Deutschen Bahn AG

Einsätze der Feuerwehr an elektrisch betriebenen Strecken der Deutschen Bahn AG Aus Gründen der Sicherheit für die im Gefahrenbereich der Gleise tätigen Einsatzkräfte ist vor Betreten der Gleisanlagen die Bestätigung über die durchgeführte Gleissperrung sowie die Spannungsfreischaltung der Fahr- und Speiseleitung abzuwarten!

Bahnunfall im Dülkener Bahnhof 30.09.1977

Bahnunfall im Dülkener Bahnhof 30.09.1977

Bahnunfall im Dülkener Bahnhof 30.09.1977

Bahndammbrand 1989

Brand eines DB-Personenwaggon 1996 im Dülkener Bahnhof

Brand eines DB-Personenwaggon 1996 im Dülkener Bahnhof

Brand eines DB-Personenwaggon 1996 im Dülkener Bahnhof B-Strahlrohr (16mm/5 bar) = 8 m Abstand bei bis zu 30.000 V

VU mit PKW und DB-Personenzug zwischen Dülken und Boisheim 2004 Achtung! Einsatz von Maschinen im Bereich der Oberleitung kann lebensgefährlich sein

VU mit PKW und DB-Personenzug zwischen Dülken und Boisheim 2004

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit