Nachtragsmanagement für Architekten Juristische Planungsbegleitung Struktur, Aufgaben, Werkzeuge  

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Nachtragsmanagement für Architekten Juristische Planungsbegleitung Struktur, Aufgaben, Werkzeuge  

Rechtsanwalt Dr. Gerald Süchting, Berlin Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht www.suechtingpartner.com

Ziel der gemeinsamen Bemühung: - Anregung zur honorarorientierten Vertragsanalyse; - Anregung zur honorarorientierten Analyse des Planungsverlaufs; - Sensibilisierung für honorarrelevante Sachverhalte; - Hinweise auf Kommunikations- notwendigkeiten; - Hinweise auf Dokumentations- notwendigkeiten; - Doppelrolle als Generalplaner und als (Haupt-) Auftragnehmer; - Erkennen der eigenen Grenzen; - Tauschgerechtigkeit.

Was heute nicht erreicht wird: Die Implementation der konkreten Arbeitsabläufe „Nachtragsmanagement“ als Standards und Routinen in der Wertschöpfungskette des Architekturbüros von der Vertragsanbahnung bis zur Abrechnung eines Planungsvorhabens.

Übersicht: I Ausgangspunkt: Der Architektenvertrag; § 7.1 HOAI II Unterschreitung des Mindestsatzes, § 7.3 HOAI III Anpassung des Vertragshonorars, § 7.5 HOAI IV Leistungen, § 3.2 HOAI, und leistungsändernde Anordnungen IV.1 Grundsatz: Leistungsbildkonforme Vergütung IV.2 Änderung des Leistungsziels IV.3 Änderung des Leistungsumfangs IV.4 Andere Anordnungen des Auftraggebers

Übersicht: V Besondere Leistungen VI Zusätzliche Leistungen VII Bauzeitverlängerung VIII Verzug des Auftraggebers IX Mehrere Vorentwurfs- oder Entwurfsplanungen, § 10 HOAI X Projektleitung und Nachtrags-management (best practice)

I Ausgangspunkt: Der Architektenvertrag; § 7.1 HOAI „Das Honorar richtet sich nach der schriftlichen Vereinbarung, die die Vertragsparteien bei Auftragserteilung im Rahmen der durch diese Verordnung festgesetzten Mindest- und Höchstsätze treffen.“ Teilweise wird in Architektverträgen das Honorar pauschaliert, teilweise wird die Vergütung für die Planungsleistung nach den Tabellenhonoraren der HOAI ermittelt. Es ist ferner zu unterscheiden zwischen Verträgen, auf welche die HOAI anzuwenden ist, und „HOAI-freien“ Verträgen. Das Pauschalhonorar wird regelmäßig aufgeteilt auf Leistungsstufen (= mehrere Leistungsphasen werden zusammengefasst) oder auf einzelne Leistungsphasen. Vertragsanalyse: Welches sind die vom vertraglich vereinbarten Pauschalhonorar umfassten und damit abgegoltenen vertraglichen Planerleistungen ? Grundsatz: Alle anderen Leistungen, die nicht vertraglich abgegolten sind, sind zusätzlich zu vergüten.

II Unterschreitung des Mindestsatzes, § 7.3 HOAI Die in der HOAI gesetzlich festgelegten Mindestsätze können nur durch schriftliche Vereinbarung bei Auftragserteilung und nur in Ausnahmefällen unterschritten werden, § 7.3 HOAI; liegen diese Voraussetzungen nicht vor, ist die den Mindestsatz unterschreitende Honorarvereinbarung unwirksam; es kann sodann der Mindestsatz errechnet und eine Vergütung in dieser Höhe verlangt und durchgesetzt werden. Typischer Fall: Es wurde eine "knappe" Honorarvereinbarung getroffen. Es sollen zusätzlich zu den Leistungen auch besondere Leistungen erbracht werden, welche vom Pauschalhonorar mit abgegolten sind. Im Planungs- und Bauverlauf erhöhen sich die anrechenbaren Kosten beträchtlich. Die vertragliche Pauschalvergütung, welche möglicherweise zu Anfang des Planungsvorhabens wirksam vereinbart war, wird damit unwirksam.

III Anpassung des Vertragshonorars, § 7.5 HOAI „Ändert sich der beauftragte Leistungsumfang auf Veranlassung des Auftraggebers während der Laufzeit des Vertrages mit der Folge von Änderungen der anrechenbaren Kosten, Werten oder Verrechnungseinheiten, ist die dem Honorar zu Grunde liegende Vereinbarung durch schriftliche Vereinbarung anzupassen.", § 7.5 HOAI Voraussetzung 1: Honorarvereinbarung (kein Tabellenhonorar !); Voraussetzung 2: HOAI muß gs. anwendbar sein; Voraussetzung 3: nicht nur bagatellarische Veränderung der anrechenbaren Kosten auf Veranlassung des AG (> 2 %) durch Veränderung des Leistungsumfangs; Vergleichsmaßstab: Die Kostenprognose zu Anfang der Planung , falls es diese nicht gibt: die fertig gestellte Entwurfsplanung. Gut: Keine Mindestsatzunterschreitung erforderlich. Proportionale Fortschreibung des Honorars. Schlecht: Honorar kann auch reduziert werden.

IV.1 Grundsatz: Leistungsbildkonforme Vergütung „Leistungen, die zur ordnungsgemäßen Erfüllung eines Auftrags im allgemeinen erforderlich sind, sind in Leistungsbildern erfasst. Andere Leistungen, die durch eine Änderung des Leistungsziels, des Leistungsumfangs, einer Änderung des Leistungsablaufs oder anderer Anordnungen des Auftraggebers erforderlich werden, sind von den Leistungsbildern nicht erfasst und gesondert frei zu vereinbaren und zu vergüten.", § 3.2 HOAI – das heißt: Mit der vertraglichen Vergütung wird nur die für den Planungserfolg notwendige Leistung abgegolten. Mehrleistungen, welche der AG anordnet und welche nicht erfolgsnotwendig sind, verursachen ein zusätzliches Honorar. IV Leistungen, § 3.2 HOAI, und Leistungs-änderungsanordnungen

Denkbare Anordnungen des AG: IV.2 Änderung des Leistungsziels IV.3 Änderung des Leistungsumfangs IV.4 Andere Anordnungen des Auftraggebers Der zusätzliche Vergütungsanspruch entsteht auch ohne die freie Honorar-vereinbarung. Geschuldet ist eine „übliche“ oder vertraglich zu ermittelnde (z.B. zeitaufwandsbezogene) Vergütung.

V Besondere Leistungen Die Honorare für besondere Leistungen können frei vereinbart werden, § 3.3 HOAI. Sind die besonderen Leistungen von der Vergütungsvereinbarung nicht erfasst, werden diese stets zusätzlich vergütet. Vorsicht: mglw. Hinweispflicht des Architekten zur Vermeidung widersprüchlichen Verhaltens! Mglw. Schriftformerfordernis, falls wirksam vertraglich vereinbart ! Eine zusätzliche vertragliche Vereinbarung ist nicht erforderlich, es sei denn, diese ist wirksam vertraglich vereinbart. Fehlt eine Honorarvereinbarung, steht dem Architekten die übliche Vergütung zu. (Den Katalog "besondere Leistungen“, Anlage 2, Ziff. 2.6.1 bis 2.6.10 zur HOAI, finden Sie in der Anlage zu dieser Präsentation)

VI Zusätzliche Leistungen Der Begriff der "zusätzlichen Leistungen" hat mit der Novellierung der HOAI 2009 aus rechtlicher Sicht keine eigenständige vergütungsrelevante Bedeutung mehr. Der Katalog der "besonderen Leistungen“ in der Anlage 2 zur HOAI ist nicht abschließend und umfasst alle Leistungen, welche nicht von der vertraglich vereinbarten Vergütung abgegolten sind.

VII Bauzeitverlängerung Keine gesetzliche Regelung ! VII.1 Vertragliche Vereinbarung ? Falls ja: - nur zur Bauzeit - oder auch zur Honoraranpassung ? Fehlt eine vertragliche Vereinbarung, dann gibt es gs. kein Zusatzhonorar. Aber: VII.2 Die „20 % Regel“ (nur bei Honorarvereinbarung) Die Lehre vom Wegfall der Geschäftsgrundlage VII.3 Ersatz des Mehraufwands oder lineare Fortschreibung des Honorars ?

VIII Verzug des Auftraggebers, §§ 642; 643 BGB relevant z.B. bei allgem. Planungszeitverlängerung Voraussetzung 1: Mitwirkungsverpflichtung des AG Voraussetzung 2: Fälligkeit der Mitwirkungshandlung Voraussetzung 3: Mahnung Voraussetzung 4: Verschulden Folge: Schadensersatz (schwierig zu ermitteln)

IX Mehrere Vorentwurfs- oder Entwurfs-planungen, § 10 HOAI „Werden auf Veranlassung des Auftraggebers mehrere Vor- oder Entwurfsplanungen für dasselbe Objekt nach grundsätzlich verschiedenen Anforderungen gefertigt, so sind für die vollständige Vorentwurfs- oder Entwurfsplanung die vollen Prozentsätze dieser Leistung nach § 3 Abs. 4 vertraglich zu vereinbaren. Bei der Berechnung des Honorars für jede weitere Vorentwurfs- oder Entwurfsplanung sind die anteiligen Prozentsätze der entsprechenden Leistungen vertraglich zu vereinbaren.“

X Projektleitung und Nachtragsmanagement (best practice) (wikipedia) Wenn ein Unternehmen nach einer best practice vorgeht, setzt es (…) bewährte und kostengünstige Verfahren (…) und Geschäftsprozesse ein, die es zumindest auf wesentlichen Arbeitsfeldern bekannten Musterbetrieben folgen und selbst zum Musterbetrieb für Dritte werden läßt. best practice bedeutet, dass ein bestimmtes Vorgehen allgemein als die sinnvollste Alternative anerkannt ist (…). Eine best practice ist lediglich eine unverbindliche Empfehlung, wie in einem bestimmten Fall vorzugehen ist. Sie ist somit flexibler als ein Standard: Bei geänderten Anforderungen oder Bedingungen kann mitunter eine andere Vorgehensweise erfolgversprechender sein. Ändern sich die Anforderungen permanent, so sollte die Bewertung revidiert werden. Überprüfung der Arbeitsabläufe Nachtragspotential bei Bestandsprojekten Nachtragsplanung für die Zukunft