Prof. Dr. Cengiz Deniz Prof. a.D. Dr. Cengiz Deniz

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Identifizierung und Ausbildung von Führungskräften
Advertisements

PEER Umfrage Herbst 2008 Jugendliche befragen Jugendliche: Kunst und Kultur in Berlin – was geht mich das an?
Probleme der heutigen Jugendlichen.
Ergebnisse der Fragebogen – Aktion des AK „Elternarbeit“
Zufriedenheit mit der interkulturellen Zusammenarbeit
Anzahl der ausgefüllten und eingesandten Fragebögen: 211
Elternfragebogen 2009 Die Auswertung ist da mit super Ergebnissen!
Die wichtigste Frage des Lebens!
Bewegung ist Leben Informationsmaterial zu Bewegung und Sport für die Migrationsbevölkerung in der Schweiz , Wien Jenny Pieth.
Pro-Skills-Hintergrundphilosophie
Seniorenbefragung zum Thema: Wohnen im Alter
Warum sind die Wünsche von Kindern wichtig für die Stadtentwicklung?
Der Stellenmarkt im Focus
Internet facts 2006-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. November 2006.
Was ich gern lese Lesetagebuch von
Heute: Scherenzange zeichnen
Beschäftigtenbefragung zur Sozialpartnerschaft in Brandenburg
Auftaktveranstaltung Europäisches Jahr der Erziehung durch Sport 2004 am in Leipzig Kurzpräsentation der Workshop-Ergebnisse.
20:00.
Ressourcenorientierte Pädagogik in der stationären Erziehungshilfe
Attraktivität der Diezer Innenstadt Bürgerbefragung 2007 von Maren Wiese und Anna Lena Herdling In Zusammenarbeit mit dem Oraniertisch Diez und der Unterstützung.
Durchführung einer Zielgruppenanalyse
Absolventenberatung am Fachbereich Psychologie
Weinviertel-Südmähren-Westslowakei“
Arbeitsgruppe 6: Tagesbetreuung für Kinder C. Katharina Spieß DIW Berlin und FU Berlin Professur für Familien- und Bildungsökonomie 22. Februar 2013.
Dokumentation der Umfrage
Warum haben Kinder Rechte?
Klientenbefragung 2011.
Tagesheime Zug Unser Leitbild. Wir machen uns stark für familienergänzende Kinderbetreuung… Wir engagieren uns als Nonprofit-Organisation für ein bedarfsorientiertes,
1 Hinweise aus den Erfahrungen in Lünen bei ihrer Bewerbung zur Fairtrade-Stadt von Dr. Ulrich Weber Hamm, ______________________________________________________________________.
Deutschlandbild bei Kasaner Jugend Dyugurova Aleksandra, Kasaner (Priwolzhskij) Föderale Universität.
Kinder- und Jugenddorf Klinge Qualitätsentwicklung Januar 2005 Auswertung der Fragebögen für die Fachkräfte in den Jugendämtern.
Südwind Ethischer Konsum Auswahl
Auslegung eines Vorschubantriebes
Das Leben.
Weyregg – eine Pfarre zum Wohlfühlen
Fachgruppe Kinder, Jugend, Familie, Frauen, Migration
Rahmenkonzept Frühe Hilfen in der Stadt Wetzlar
Das Amt für Planung, Statistik und Zeiten der Stadt und die Generaldirektion – Bereich Qualität Erhebung über den Zufriedenheitsgrad des Dienstes Kinderferien/Kinderferien.
„Kids im Verein“ > Starke Vereine stärken Kinder<
Junge Senioren in der kirchlichen Erwachsenenbildung
Die Stimmungslage der Nation im Sommer 2013 Allianz Zuversichtsstudie 2. Quartal 2013 Eine gemeinsame Studie der Allianz Deutschland und der Universität.
BUNDESINITIATIVE GROSSELTERN von Trennung und Scheidung betroffener Kinder 5. Jahrestreffen BIGE, Programm 11:00 Uhr Begrüßung BIGE Begrüßung Herr Ingo.
Kinderferien / Kinderferien für Kinder im Vorschulalter
Das ist die Geschichte eines kleinen Jungen aus der Schweiz.
Großer Altersunterschied bei Paaren fällt nicht auf!
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
Faire und vertrauensvolle Zusammenarbeit an der
© Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Rostock e.V. Familienbildungsstätte, Rostock, E.-Andre-Str – ,
Befragung Verantwortlicher in der KLJB Bayern zu Glaube und Kirche 2004.
MBE MarketingBeratung Dr. Eggers Wirtschaftsstandort Alzey Ergebnisse einer Befragung der ortsansässigen Unternehmer im Auftrag der Stadt Alzey Februar2004.
3. Fachtagung im Projekt Pflegebegleiter am 24. November in Bad Honnef Projekt Pflegebegleiter 3. Fachtagung Ein Projekt fasst Fuß KURZVERSION DER PRÄSENTATION.
Soziale Repräsentationen von pädagogischen Fachkräften zu interkulturellem Lernen Forschungsprojekt:
Sensible Themen Was Sie tun können, wenn die Unzufriedenheit mit dem Aussehen für eine/n Lernende/n oder KollegIn ein Problem darstellt LIFELONG LEARNING.
Es war einmal ein Haus
Soziale Arbeit an Schulen im Landkreis Bad Kreuznach
ÖGB BÜRO CHANCEN NUTZEN
Thema „Hilfe mein Kind ist in der Trotzphase“
Forschungsdesign Forschungsziel Methode Sample Timing
J-Team: Gymnasium Ulricianum Aurich und MTV Aurich Ein Projekt im Rahmen von UlricianumBewegt.de Euro haben wir schon…  8000 mal habt ihr bereits.
Ergebnisse der Online-Befragung Basiskurs: Ganz einfach Internet Zeitraum: Online-Kompetenz für die Generation 50plus Frühjahr und Herbst 2005.
Umfrage zur Mitgliederstruktur 2015
Qualifizierung von GruppenleiterInnen
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Evaluation des Projektes TRILINGUA Merzig, Peter Edelenbos.
Fachtagung der Bundesvereinigung Lebenshilfe: Migration und Behinderung: Zugangsbarrieren erkennen – Teilhabe ermöglichen 29.–30. September 2015 in Berlin.
Seite Fallstricke: Stereotype und schulische Leistungen Aus- und Fortbildungsmodule zur Sprachvariation im urbanen.
Universität zu KölnHumanwissenschaftliche Fakultät SIGMA SIGMA Zur Situation gehörloser Menschen im Alter SIGMA Wissenschaftliche Untersuchung an der Universität.
Integration 2020 Ziele – Perspektiven Integrationspolitik auf kommunaler Ebene Eine Integrationsvereinbarung für die Verwaltung Möglichkeiten und Chancen.
10 Jahre Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser die Marke MGH in Brandenburg die Marke MGH in Brandenburg.
 Präsentation transkript:

Prof. Dr. Cengiz Deniz Prof. a.D. Dr. Cengiz Deniz Vortrag am 23.06.2012 Vorstellung der Ergebnisse der Studie Integration türkischstämmiger Bürger in deutsche Vereine in Kreis und Stadt Offenbach

Zu meiner Person (4 Minuten)

Die Studie hat folgende Zielsetzungen: „handlungsrelevante Empfehlungen zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements türkisch­stämmiger Jugendlicher und deren Familien in deutschen Vereine zu benennen,

Deutsche Vereine und potenzielle türkische Nutzer miteinander in Kontakt zu bringen und bereits vorhandene Beziehungen qualitativ zu verbessern„ (cf. S.4, Zweiter Teil )

Es wurden folgende Akteure befragt: türkische Eltern türkische Jugendliche deutsche Vereinsvertreter in Kreis und Stadt Offenbach

Rücklauf der Fragebögen (Vereine) Die Rücklaufquote liegt bei 10,4 % (insgesamt wurden 250 Vereine zweimal angeschrieben)

6,4% haben den Bogen u. a. aus folgenden Gründen nicht ausgefüllt: Wir unterscheiden bei unseren Mitgliedern nicht nach Nationalität, für uns sind alle Mitglieder gleich. Wir haben keine türkischen Mitglieder.

3. Wir sind ein Kultur-, Geschichts- und Heimatverein (...) und beschäftigen uns mit der Geschichte unserer Stadt, aber zu Ihrem Untersuchungsgegenstand können wir Ihnen keine Angaben machen. 4. Verschiedene andere Gründe.

Türkische Eltern Es wurden 136 türkische Elternpaare mit einem standardisierten Fragebogen befragt und mit weiteren 15 Elternteilen qualitative Interviews durchgeführt.

Türkische Eltern sind in deutschen Vereinen unterrepräsentiert. Als Ursache nennen sie folgende Gründe: Sie kennen die Vereine nicht und wissen wenig über deren Aktivitäten Die Vereine sind Türken gegenüber wenig aufgeschlossen Es fehlt eine persönliche Vereinssozia- lisation

57% der befragten Eltern geben an, dass sie noch „nie" von deutschen Vereinsvertretern für Vereinsaktivitäten angesprochen wurden 69% sagen, dass „die türkischen Eltern sich darum bemühen sollten" (sie nehmen also auch sich selbst in die Pflicht)

38% möchten „nie“ in deutsche kulturelle Vereine gehen und 72% bevorzugen für sich deutsch-türkische Vereinsformen 46% wünschen, dass ihre Kinder „manchmal“ und 38 wünschen, dass Ihre Kinder „oft“ türkische kulturelle Vereine besuchen.

Türkische Jugendliche Es wurden 177 türkische Jugendliche per Fragebogen befragt und mit weiteren 10 Jugendlichen wurden qualitative Interviews durchgeführt.

77% der befragten Jugendlichen leben im Kreis Offenbach, 22% in der Stadt Offenbach Kontakte zum deutschen Verein: 58% der befragten Jugendlichen besuchen „nie“ deutsche kulturelle Vereine und 47% besuchen „nie“ türkische kulturelle Vereine

Im Sportverein aktive Jugendliche 34% sind in einem deutschen Sportverein und 27% in einem türkischen Sportverein aktiv

Türkische Jugendliche – Differenziert nach Geschlecht 35% der weiblichen befragten Jugendlichen und 11% der männlichen befragten Jugendlichen besuchen keinen Verein

Anwerbung türkischer Jugendlicher 30% der Jugendlichen wurden von Freunden angeworben 22% wurden durch Eltern motiviert 13% wurden von Vereinsvertretern angeworben

Deutsche Vereine - Vereinsvertreter Anwerbungsform allgemein 46% der Vereinsmitglieder werden durch „persönliches Ansprechen“ angeworben (Hinweis:13% türkische Jugendliche) 35% meinen, es trifft eher zu, dass durch persönliches Ansprechen neue Mitglieder angeworben werden können

73% der befragten Vereinsvertreter sehen keine Notwendigkeit einer interkulturellen Vereinsöffnung 31% der befragten Vereinsvertreter geben an, spezifische Wünsche von türkischen Jugendlichen nicht zu berücksichtigen 35% der befragten Vereinsvertreter geben an, „nicht zu wissen“, ob sie die spezifischen Wünsche von türkischen Jugendlichen berücksichtigen

eindeutig mit „ja“ - allerdings nächste Seite 12% geben an, die spezifischen Wünsche von türkischen Jugendlichen zu berücksichtigen 85% der befragten Vereinsvertreter beantworten die Frage „Stehen Sie einer interkulturellen Öffnung Ihres Vereins für türkische Jugendliche generell positiv gegenüber?“ eindeutig mit „ja“ - allerdings nächste Seite

Zum Anwerben neuer türkischer Mitglieder geben 8% an, türkische Jugendliche direkt angesprochen zu haben (sonst 46%) 35% an, türkische Jugendliche nicht direkt angesprochen zu haben 46% an, dass sie keine spezifischen Aktivitäten durchgeführt haben

Im Folgenden befasse ich mich mit Kriterien zur interkulturellen Öffnung / interkulturellen Orientierung und über die Bedingungen einer solchen Praxis

Vorstellung einiger Zugangsbarrieren aus der Sicht migrantischer Adressaten: Fehlende Informationen in den Familien über die Angebote und Leistungen der Institutionen. 2. Die privaten Familienprobleme trägt man nicht in die Öffentlichkeit – insbesondere dann nicht, wenn es keine Gewährleistung dafür gibt, dass man dadurch keine Benachteiligungen erfährt. Wer aber kann das garantieren?

Vorbehalte gegenüber deutschen Mitarbeitern, ob sich diese für sie einsetzen und ob sie überhaupt verstanden werden, was sich in folgendem Satz ausdrückt: „Deutsche Berater können uns nicht verstehen, sie haben eine andere Kultur.“ Zudem wird eine Parteilichkeit zugunsten der Deutschen befürchtet. 4. Streng gläubige Menschen anderer Religionszugehörigkeit sind christlichen Sozialdiensten (Caritas, Diakonie) gegenüber skeptisch. 5. Generell fürchtet man sich vor Institutionen und Behörden, da davon ausgegangen wird, dass diese mit der Polizei und der Ausländerbehörde „zusammenarbeiten“ könnten

Institutionen haben einen autoritären Charakter, aber keinen helfenden. Institutionen beschäftigen sich mit einzelnen Problemlagen, Adressaten erwarten aber eine ganzheitliche Lösung, anstelle einer endlosen Problemreflektion… Ein Misslingen zieht eine bittere Enttäuschung nach sich und das Berater-Hopping geht weiter. Diskussion: …Welche Zugangsbarrieren migrantischer Adressaten erfahren Sie persönlich in Ihrer alltäglichen Arbeit? Haben Sie darüber bereits einmal reflektiert? Welche Zwischen-Ergebnisse gibt es?

Ein idealtypischer Öffnungsprozess könnte 1. aus der Sicht der strukturellen Ebene und 2. aus der Sicht der MitarbeiterInnen reflektiert werden: (folgende Punkte 1 – 8)

1. Reflektion aus der Sicht der strukturellen Ebene Bestandsaufnahme Siehe Organigramm der Institution, wer sind wir? Reflexion der Ziele und Konzepte der Institution Ist eine strukturelle interkulturelle Öffnung im Sinne einer Organisationsentwicklung und Qualitätsmanagement identifizierbar? Interkulturell ausgerichtete Personalentwicklung Dabei handelt es sich um eine multikulturell zusammengesetzte Personalpolitik, wobei eine solche Zusammensetzung zwar keine Garantie für Qualität und Öffnung per se darstellt, aber :

Verständigungsschwierigkeiten könnten dadurch minimiert werden, positive Sozialisationssignale vermittelt werden, Fachkräfte mit interkultureller Handlungskompetenz halten Differenzen eher aus und können diese entsprechend reflektieren, sie nehmen die (ausgebliebene) deutsch-migrantische Interaktion präzise wahr, und können es ansprechen, ihre Konzepte können auf interkulturellen Kontexten basieren, sie kennen die herrschenden Vorurteile, Klischees, Pauschalisierungen und sind in der Lage, diesen kritisch und selbstsicher gegenüberzutreten.

Öffentlichkeitsarbeit Es geht darum, Adressaten migrantischer Herkunft gezielt in den jeweiligen Sprachen und Medien anzusprechen (siehe Ergebnisse der Vereinsstudie in Offenbach, 2005) und sie für die institutionellen Angebote zu gewinnen. Zeitliche Flexibilität Die Zeitschiene der Angebote Adressaten gerecht anbieten, z.B. bis in die frühen Abendstunden Sprechstunde halten.

6. Vernetzung mit Migrantenorganisationen Eine zielgerichtete kooperative Zusammenarbeit mit Migranten- (Selbst-) Organisationen kann den Öffnungsprozess begünstigen, da diese zwar viel Humankapital besitzen, aber wenig materielle Ressourcen haben. Kann hier eine Balance hergestellt werden? 7. Interkulturelle Öffnung im Rahmen des Jahresberichtes im Sinne einer Organisationsentwicklung bzw. im Rahmen eines Qualitätsmanagements verankern. ...welche Erfahrungen haben Sie in diesem Kontext gemacht? Diesen Punkt können wir gemeinsam vertiefen.

Ilginiz icin tesekkür ederim Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit