Gisela Kubon-Gilke EH Darmstadt Mastermodul 3 Soziale Arbeit SoSe 2013

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Gisela Kubon-Gilke EH Darmstadt Mastermodul 3 Soziale Arbeit SoSe 2013 Forschung als Zusammenspiel aus Theorie und Empirie Wissenschaftstheoretische Grundüberlegungen

Übersicht Naive und nicht erfüllbare Ansprüche an Theorien Wissenschaft/Wissenschaftstheorie und die Suche nach Wahrheit Das Begründungsproblem Abstraktion und Isolation Theorie und Empirie Verifizierung und Falsifizierung Fallstricke Fazit Kubon-Gilke: Wissenschaftstheorie

Naive Ansprüche an Theorien Theorie und die Ableitung von „Handwerkszeug“ für konkrete Handlungen, „Rezeptvorstellungen“ „richtig“ und „falsch“ als problema-tische Kategorien zur Beurteilung von Theorien Kubon-Gilke: Wissenschaftstheorie

Wissenschaft und die Suche nach Wahrheit                                  Wahrheit und Erkenntnistheorie Wahrheit im Detail und Wahrheit im Ganzen Kontextabhängige Wahrheit = ethische Beliebigkeit? Kubon-Gilke: Wissenschaftstheorie

Das Begründungsproblem Ziel des Begründungsverfahrens: „Wahrheit“ der Aussagen sichern Eine Idee: Begründung durch Rückführung auf sichere, unbezweifelbare Gründe per logischem Schluss Münchhausen-Trilemma mit der Wahl zwischen infinitem Regress: in der Suche nach Gründen immer weiter zurück gehen logischen Zirkeln in der Deduktion Abbruch des Verfahrens: dogmatische Startpunkte in der Analyse Lösung: Beachtung relativer Konstanzen Kubon-Gilke: Wissenschaftstheorie

Abstraktion und Isolation I Theorien als „Landkarten“ Daten und Variable: das unver-meidbare Problem hypothetischer Konstrukte in den Sozialwissen-schaften ceteris-paribus-Annahme Kubon-Gilke: Wissenschaftstheorie

Abstraktion und Isolation II Inhaltliche Isolation zeitlich kausal Notwendigkeit immanenter Kritik zur Weiterentwicklung von Theorien Keine allgemeingültigen Kriterien zur Ablehnung oder Akzeptanz einer Theorie Immanent zu diskutieren: Momente der Ein-sicht durch eine Theorie, Reichweite von Modellen Kubon-Gilke: Wissenschaftstheorie

Theorie und Empirie Empirie nutzloses Instrument zur Generierung neuer Einsichten? Methodenprobleme: für jeden Satz von Beobachtungen existieren beliebig viele beobachtungsäquivalente Theorien Notwendigkeit theoretischer Grundlagen Korrelation und Kausalität Ursache zeitlich nach der Wirkung? Identifikation der Ursache Zufälle und Hintergrundvariable Quantitative und qualitative empirische Sozialforschung Kubon-Gilke: Wissenschaftstheorie

Verifizierung und Falsifizierung Verifizierungsprobleme Falsifizierungsprobleme Bayes-Kriterium: Wahrscheinlichkeit treffender Aussagen anpassen durch Erkenntnisse Immanenter Diskurs Neutralität der ForscherIn vs. Neutralität des Forschungsprozesses Kubon-Gilke: Wissenschaftstheorie

Realität und „Theoriegemisch“ Unterschiede bei Daten und Variablen, Reichweite der Ansätze (zeitlich und inhaltlich), verschiedene Systemzusammenhänge, verschiedene Menschenbilder Theorie und Praxis Aus immanenter Kritik zu neuen theoretischen Ansätzen und empirischer Überprüfung Theorieentwicklung: revolutionär (sprunghaft) oder evolutionär? Wann wird eine Theorie verworfen? Kubon-Gilke: Wissenschaftstheorie

Fallstricke: Beispiel Simpson-Paradox Bewerbungszahlen an einer Hochschule: Soziologie Mathematik zusammen Männer 320 180 500 Frauen 480 20 800 200 1000 Zulassungen: 70 Frauen (60 Soziologie und 10 Mathe) 104 Männer (32 Soziologie und 72 Mathe) Wird hier diskriminiert? Wenn ja, welche Gruppe? Kubon-Gilke: Wissenschaftstheorie

Fallstricke allgemein Aggregationsebene Zeitpunkt der Befragung Empirische Methode Verwechslung Kausalität und Korrelation Kubon-Gilke: Wissenschaftstheorie

Fazit Theorie als Basis für empirische Forschung für Politik und Praxis Empirie als Inspiration für die Theoriebildung Fallstricke Suche nach der angemessenen Theorie und angemessenen empirischen Methode je nach Fragengegenstand Implizite ethische Positionen Denksport zum Schluss: Warum hat die RaucherIn Angst vor radioaktiver Strahlung? – Zur Nützlichkeit der Wahrscheinlichkeits-rechnung Kubon-Gilke: Wissenschaftstheorie