„Ein Zeichen sind wir –deutungslos“?

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 Präsentation transkript:

„Ein Zeichen sind wir –deutungslos“? Zum Grundverständnis der Sakramente Univ.-Prof. Dr. Manfred Gerwing Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte

Zum Grundverständnis der Sakramente Um was geht es? Es soll im Folgenden nicht um die einzelnen Sakramente, sondern um das Grundverständnis der Sakramente überhaupt gehen. Gerade darunter scheint mir die gegenwärtige Sakramententheologie zu leiden: dass sie allzu leicht geneigt ist, allzu rasch die Einzelsakramente in den Blick zu nehmen. Wer aber zu rasch beim Einzelnen ist, darf sich nicht wundern, wenn er das Grundlegende übersieht und vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht.

Zum Grundverständnis der Sakramente Da die Sakramentenlehre nicht im „luftleeren Raum“ durchgeführt werden kann, soll zunächst der Blick auf den Menschen gerichtet werden. Er, der Mensch, ist ja der Adressat der christlichen Botschaft und der potentielle Empfänger des Sakramentes. Sodann soll das in den Blick genommen werden, was gewöhnlich „Geheimnis des Glaubens“ genannt wird. Nur vom „Geheimnis des Glaubens“ her vermag das wahrgenommen zu werden, von dem die christliche Botschaft spricht und was bzw. wer in den Sakramenten zur Geltung kommt. Von den Voraussetzungen des Glaubens her soll das Grundverständnis der Sakramente näherhin umrissen werden.

Zum Grundverständnis der Sakramente Der (post-)moderne Mensch Martin Heidegger Der Zug des Entziehens zieht den Menschen mit; und zwar so, dass der Mensch auf dem Zuge ist und wesenhaft durch dieses „auf dem Zuge zu“ geprägt ist. Das Wesen des Menschen beruht darin, ein Zeigender zu sein. Der Mensch: ein Zeichen.

Zum Grundverständnis der Sakramente Der (post-)moderne Mensch Martin Heidegger Der Mensch ein Zeichen Der Mensch ein deutungsloses Zeichen Der Mensch in der Fremde ein deutungsloses Zeichen „schmerzlos“ fast sprachlos.

Zum Grundverständnis der Sakramente 2. Zum Geheimnis des Glaubens „Geheimnis“ im streng theologisch-dogmatischen Sinn meint jene Wirklichkeit, die in hiesiger Existenz einzig im Glauben erkannt zu werden vermag. Sie ist nicht, wenigstens nicht in erster Linie, Gegenstand der „ratio“, sondern „Objekt“ des Glaubens: jene unbegreifliche Wirklichkeit, die „Gott“ genannt und in Jesus Christus offenbar wird.

Zum Grundverständnis der Sakramente Gott selbst ist die Liebe (1 Joh 4,8.16). In diese Liebe hinein sind wir aufgenommen: in die Liebe zwischen Vater und Sohn, die der Heilige Geist selbst ist.

Zum Grundverständnis der Sakramente Woher wissen wir, dass wir in den Raum der Liebe, der Gott selbst ist, aufgenommen sind? Antwort: durch das inkarnierte Wort Gottes, Jesus Christus.

Zum Grundverständnis der Sakramente Ein neues Gottverhältnis der Menschheit wird begründet. Wir dürfen teilnehmen an dem Verhältnis Jesu zu seinem Vater. Die Wahrheit des Wortes Gottes aber vermag menschlicherseits einzig im Glauben, d. h. im Erfülltwerden des Menschen vom Heiligen Geist, erkannt zu werden und kommt auf Seiten des Menschen allererst in seiner erlösungswilligen Hingabe an den inkarnierten Logos Gottes zur Geltung, in der „intentio recipiendi Christum et tradendi se ipsum“.

Zum Grundverständnis der Sakramente Sakramente sind Zeichen des Glaubens an das Wort Gottes, das Jesus Christus selbst ist. Sakramente sind Ereignisse, die an Person und Geschick Jesu Christi teilgeben. Die Einzelsakramente entsprechen dabei besonderen Aspekte dieses Teilgebens: des Glauben schaffenden Wortes.

Zum Grundverständnis der Sakramente Wort Gottes und Sakrament dürfen nicht auseinander dividiert oder gar gegeneinander ausgespielt werden. Sakramente unterstreichen das, was das Wort als Wort Gottes im wahrsten Sinne des Wortes mitteilt. Das Wort Gottes ist in Jesus Christus Mensch geworden. Er ist das Ursakrament. Die Kirche, die das Wort Gottes gläubig empfängt und der Welt weitergibt, ist Grundsakrament. Das Wort Gottes lässt die Kirche gleichsam zum „Sakrament bzw. Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott und für die Einheit des ganzen Menschengeschlechts“ werden (Vat. II. Dg.K., LG 1).

Zum Grundverständnis der Sakramente Sakramente sind „wirksame Zeichen der Gnade“. Sie „enthalten die Gnade und verleihen sie denen, die sie würdig empfangen“ (Konzil v. Florenz, Dekret für die Armenier, 1439, DH 1310). Sakramente sind also nicht bloß Zeichen, auch nicht bloße Symbole, sondern sind das „heilige Zeichen“ [sacramentum] für eine Wirklichkeit [res sacramenti], die in ihnen selbst gegeben ist, ohne dass das Bezeichnete auf das Bezeichnende beschränkt wäre.

Zum Grundverständnis der Sakramente Die Wirkung der Sakramente geschieht kraft ihres Vollzugs (ex opere operato, Konzil v. Trient, Dekr. Über die Sakr., 1547, DH 1608). D. h.: Die Wirkung der Sakramente beruht nicht auf der persönlichen Integrität und Heiligkeit des Spenders des jeweiligen Sakramentes, sondern auf der des eigentlich Handelnden: Jesus Christus.

Zum Grundverständnis der Sakramente Ergebnis: Universalität und Solidarität Zum Grundverständnis des Sakramentes gehört a) der Mensch und b) das Geheimnis des Glaubens. Das Geheimnis des Glaubens aber ist Gott selbst, der sich uns im „Wort Gottes“ mitteilt.

Zum Grundverständnis der Sakramente Sakramente unterstreichen (,) das, was das Wort Gottes besagt und bewirkt: die Selbstmitteilung Gottes kommt glaubend an; dass der einzelne sich das Wort Gottes nicht ausdenkt, sondern dass das Wort von außen auf den Menschen zukommt, von anderen verkündet wird und letztlich von Jesus Christus herkommt; dass dieses Wort den ganzen Menschen mit Leib und Seele angeht; dass es den Menschen in seinem Gemeinschaftsbezug anspricht, aber so gerade den einzelnen meint; dass es die Entscheidung des einzelnen verlangt, sich nicht der Wirkung des Sakramentes zu verschließen und „kein Hindernis“ entgegenzusetzen; dass sich der Glaube vollzieht.

Zum Grundverständnis der Sakramente Sakramente sind Zeichen des vom einzelnen Glaubenden innerhalb der Glaubensgemeinschaft bzw. auf sie hin angenommenen Wortes Gottes. Der Mensch: nicht mehr deutungslos, sondern bedeutsam, nämlich absolut geliebtes Kind Gottes, nicht mehr schmerzlos, sondern mitleidend, sich um den anderen sorgend; nicht mehr fast stumm, sondern das Wort Gottes sagend, „auf dem Zuge“ in die Heimat: durch Christus, im Heiligen Geist zum Vater.