Stoke Mandeville Hospital John Hampton Unit (CMHT)

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 Präsentation transkript:

Stoke Mandeville Hospital John Hampton Unit (CMHT) Oxfordshire and Buckinghamshire Mental Health NHS Foundation Trust

Politische und finanzielle Rahmenbedingungen England Gesamtbudget des NHS 7,6% des BIP Deutschland Gesundheitswesen 10,7% des BIP Europ. Schnitt 8,9% 90% des NHS Budget wird aus der Einkommensteuer finanziert + Tabaksteuer und geringe Patientenzuzahlungen Jährlich werden kommunale (sektorale) Budgets mit den sog. Strategic Health Authorities (Regulierungsbehörden) verhandelt.

Primary care (PC) Kommunal organisiert in sog. Primary Care Trusts (PCT) Sicherstellungsauftrag d.h. die Gesamtverantwortung für alle ambulanten Leistungen in einem sog. Sektor Sektor umfasst jeweils ca. 300 000 Menschen Steuerung über Hausarzt (Gatekeeper) 80% des NHS Budgets 150 in England Kontrolle entsprechend medizinischen Richtlinien (NICE) und politischen Richtlinien (Strategic Health Authorities)

Primary Care (ambulante und hausärztliche Versorgung) - Apotheker, - Optiker, - Zahnärzte, - Hausärzte (GP), - NHS Walk-in-Center, - NHS Direct,

Mental Health Trust (MHT), Secondary care Fach(arzt)behandlung in Regel nach Überweisung durch GP oder andere PC Instanz Acute Trust, Träger eines oder mehrere Krankenhäuser Care Trust, entstehen durch Zusammenarbeit von Kommune und NHS seit 2002 für chronisch Kranke Ambulanz Trust; 12 in England bearbeiten den Bereich Krankentransport. Mental Health Trust (MHT),

Mental health trust (MHT) Ursprünglich Einzugsgebiet circa 100 000 Bewohner Anbieter von jeder Form psychiatrischer Behandlung in Zusammenarbeit mit den Kommunen. Das Budget wird jährlich mit PCT und Kommune verhandelt. Es gibt 73 MHTs in England. Die Versorgung beschränkt sich in der Regel auf die Diagnosegruppen F0-F3 und F7 Die übrigen Krankheitsbilder werden im Bereich Primary Care versorgt. Kalkulation: 2 von 1000 Bewohner benötigen Versorgung durch MHTs

Aktuelle gemeindepsychiatrische Versorgung Seit 1990 strukturierter Aufbau von Community Mental Health Leitlinien zur Versorgung von psychisch Kranken an ihrem Wohnort werden 1991 im sog. „Care Programme Approach“ festgelegt Aufgaben: Begutachtung, Aufnahme und Verlaufskontrolle Zuweisung ein Fallmanagers (CareCoordinators) Erstellen und Pflege eines Behandlungs- und Betreuungsplans (careplan) Behandlung durch multidisziplinäres Community Mental Health Team (CMHT)

Community Mental Health Team (CMHT) das zentrale Instrument der (ambulant) psychiatrischen Versorgung Die 5 wichtigen Berufsgruppen (Teamstärke 5-20 Mitglieder) : Psychiater Fachpfleger (Community Psychiatric Nurse (CPN) ) Klinischer Psychologe Ergotherapeuten (Occupational Therapy) Sozialarbeiter Meist vorhanden: Sekretärin Team Manager

Community Mental Health Team Nicht Berufsgruppen spezifische Funktionen: Keyworkers = Carecoordinator Community Support Workers (Mischung Sozialpäd.+Sozialarbeiter) Psychotherapie Counsellors (professionelle Seelsorge mit einfachen PT Ausbildungen) Befrienders (Ehrenamtliche Helfer) Je nach lokalen Besonderheiten variable Besetzung und Funktionen

Wie arbeitet ein Mental Health Team Leitlinien zum inhaltlichen Verständnis Alle Teammitglieder haben Erfahrung in den subjektiven Belastungen psychischer Krankheit. Unterstützung und Zuspruch werden angeboten Ein klares Bild der Probleme und Ressourcen wird im Team erarbeitet Erarbeitung einer individuellen Hilfestruktur. Es erfolgt ein multiprofessioneller Informationsaustausch Die Pfleger geben auch Hilfe bei vielen sozialen Problemen (z.B. Arbeitsplatzverlust) Auch Ergotherapeuten und Sozialarbeiter haben Informationen über Medikamente Der “Service User” wird in der Regel nicht das ganze Team sehen. Nach einigen Kontakten wird ein Carecoordinator festgelegt

Wie arbeitet ein Mental Health Team Meist an einer stationären Versorgungseinheit angegliedert. Die Teammitglieder sind alle mobil mit PKWs Die Pat, die sich nicht vorstellen können, werden dort, wo sie sich befinden, aufgesucht. (Hometreatment) Alle neuen und relevante alte Fälle werden in wöchentlichen Teamkonferenzen vorgestellt und je nach Schwerpunkt des Falles wird der Pat. einem Teammitglied zugewiesen. Diese Person ist dann auch meist Carecoordinator und für den Careplan zuständig.

Phil B. im Februar 2010 Zu seiner eigenen Tätigkeit erzählt er, dass er circa 15 bis 20 Patienten pro Woche sieht. Erwartet werden 15 Patienten. Er verschreibt alle psychiatrischen Medikamente 85% seiner Patienten sehen nie einen Psychiater. Überweisung oder Konsultation eines Psychiaters bei unklarer Diagnosen oder Therapieresistenz. 35% seiner Arbeitszeit verbringt er mit Patienten . 65% der Arbeitszeit mit Dokumentation, Anfahrt und Konferenzen. Derzeit besteht das Team in Buckingham noch aus sechs CPN. Zu meiner Zeit waren es 11 CPN.

Community Psychiatric Nurse (CPN) Ausbildung Ausgebildete Psychiatriepfleger mit mehrjähriger Berufserfahrung im stationären Bereich Tätigkeitsspektrum Wird auf Überweisung durch GP, Station, jedem Mitglied des Mental Health Teams tätig. Einsatz: zu Hause, in der Klinikambulanz oder in einer hausärztlichen Praxis Akutbehandlung, Verlaufskontrolle und Rückfallmanagement Häufig in der Rolle der Carecoordinator oder Keyworkers Support für soziales Umfeld z.B. Familie Reintegration nach stat. Aufenthalt Aufklärung über Medikamente, Monitoring der medikamentösen Behandlung

Rolle des Psychiaters Der Consultant hat eine überwachende Verantwortung für das Management der Patienten. Ein Consultant Psychiatrist arbeitet in einem Community Mental Health Team und hat auch Verantwortung für stationäre Behandlungen. Häufig übernimmt er auch die Konsiliarpsychiatrie für andere Abteilungen des lokalen Krankenhauses.

Care Coordinator Meist Mitglied des CMTHs Auswahl nach Schwerpunkt des Hilfebedarfs meist psychiatrischer Fachpfleger oder Sozialarbeiter Erstellt, pflegt und überwacht die Umsetzung des Careplans Koordiniert und führt die notwendigen Leistungen zusammen Hält persönlichen Kontakt

Careplan 10-15 seitiges Dokument, zunehmend digital Erfasst u.a. folgende Bereiche (needs): Substanzmißbrauch, Lernstörung, Perönlichkeits(störungen) Bedürfnisse (Needs) Körperliche Gesundheitsproblem (z. B. Notwendigkeit einer Diät) Wohnen, Arbeit, (Freizeit)Aktivitäten, Risiken, Rückfall-Prävention, Krisenplan (Kontaktperson, Hilfestrategien aus Vergangenheit, Frühzeichen) Psychiatrischer und psychologischer Befund

Needs and Unmet Needs (Bedürfnisse) „Need assessment implies a focus on the person`s needs, rather than the services available.“ Besonderer Focus auf Bedürfnisse, welche nicht vom bestehen Service abgedeckt werden. „Unmet Needs“ stellt auch die Frage, ob Ressourcen zu Verfügung stehen oder nicht.

Levels of Need Standard: Erweitert (special needs): Braucht in einem oder mehreren Lebensbereichen Unterstützung Ist selbst in der Lage die Krankheit zu managen Kann selbständig Kontakt mit Service halten Ist eine Gefahr für sich oder andere Ist in ein Netzwerk mit Unterstützung eingebunden Erweitert (special needs): Schwere psychische Krankheit mit Selbstverletzung und Gewalt in der Vorgeschichte Lehnt Hilfe ab, ist aber hilflos in den meisten Lebensbereichen Kriminelle Handlungen in der Vorschichte

Occupational therapy (Ergotherapie) Leitbild: Hilfe beim Zurechtfinden im häuslichen Umfeld und bei den alltäglichen Anforderungen zurecht zu kommen, Reintegration nach langer stat. Behandlung, Untersuchung und Begleitung bei der Fähigkeit zur Selbständigkeit, z.B. Hausarbeit, Hygiene, kochen (Hometreatment), Verschiedene Kreativtherapien, Entspannungsverfahren, Gruppen in der Ambulanz mit Zielen wie: Entwicklung von Sozialverhalten, Arbeitstherapie, alltägliche Entscheidungen und Planungen üben

Social worker Sozialarbeiter ist ein wichtiger Bestandteil eines CMHT, Sie sind meist bei der Kommunalbehörde angestellt und werden in das CMHT entsandt Schwerpunkte sind z.B. Finanzen, Wohnungsangelegenheiten oder Kinderversorgung

Vorzüge England Bei psychiatrische Erkrankungen kann das englische Gesundheitssystem seine Vorteile ausspielen. Klare, landesweite Organisationsstrukturen mit Rahmenbedingungen, die sich auf kommunale Besonderheiten anpassen lassen. Ausgereifte multiprofessionelle Behandlung. Enge Verzahnung mit kommunalen Behörden. Durchgehende ambulante und stationäre Behandlung. Zentrale Dokumentation, i.R. des englischen Datenschutz möglich. Kostengünstig, da hohe pflegerische und sozialarbeiterische Kompetenz. Allgemeinmedizin ist froh, wenn der überwiesene Pat. angenommen wird. Patient und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt und nicht die Abrechnungserfordernisse.

Anregungen für eigene ambulante Arbeit Multiprofessionelles Mental Health Team Multiprofessionelle Dokumentation (careplan, mit Krisenplan) Systematische Erfassung der Bedürfnisse (Needs) des Patienten Regelmäßige Basisbetreuung durch ambulante, ggf. aufsuchende Pflege und Sozialarbeit Nicht ärztlicher Carecoordinator (Fallführer) Keine Verwechslung der Bedürfnisse der Leistungsanbieter mit den des Patienten

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit