Tagung „Tierzucht im Ökologischen Landbau“ Zukunftsstiftung Landwirtschaft Tagung „Tierzucht im Ökologischen Landbau“ am 7./8. März 2007 in Kassel Diskussionsgruppe „Bäuerliche Rinderzucht“ Referat: Erwartungen der Praxis Referent: Dr. Frank Augsten (Thüringer Ökoherz e.V.) ZL-Tagung: Tierzucht im Ökologischen Landbau 07.03.2007 Kassel Dr. Frank Augsten/Thüringer Ökoherz e.V.: Erwartungen der Praxis
www.oekoherz.de THÜRINGER ÖKOHERZ e.V. Förderverein für ökologischen Landbau, Landschaftspflege, Naturschutz und naturgemäße Lebensführung in Thüringen e.V. Öffentlichkeitsarbeit Verbraucher/innen-Aufklärung Aus- und Weiterbildung fachliche Anleitung politische Interessenvertretung www.oekoherz.de ZL-Tagung: Tierzucht im Ökologischen Landbau 07.03.2007 Kassel Dr. Frank Augsten/Thüringer Ökoherz e.V.: Erwartungen der Praxis
Altersaufbau der geprüften Kühe (Anteile in den Altersklassen)[1] Kontr.-Jahr - 3,9 Jahre 4,0 – 5,9 6,0 – 7,9 8,0 – 11,9 > 12 Jahre 99/00 42,2 35,6 15,2 6,6 0,4 00/01 43,0 34,8 15,3 6,5 01/02 43,9 14,7 6,2 02/03 44,0 34,6 14,8 03/04 43,7 35,1 14,6 04/05 43,1 35,7 05/06 44,1 34,5 15,0 6,0 [1] VIT-Jahresberichte 2000 - 2006 ZL-Tagung: Tierzucht im Ökologischen Landbau 07.03.2007 Kassel Dr. Frank Augsten/Thüringer Ökoherz e.V.: Erwartungen der Praxis
Stoffwechselkrankheiten 3,7 3,6 4,9 4,8 Abgangsursachen bei MLP-Kühen in der BRD (ab 1990 gesamt) von 1979 bis 2004 (in %)1 1979 1989 1994 2000 2001 2002 2004 2006 Verkauf zur Zucht 6,1 7,9 9,8 13,0 9,4 10,6 12,0 17,8 Alter 10,4 8,6 5,4 1,5 1,6 1,5 1,4 1,3 geringe Leistung 14,2 9,0 8,0 6,7 6,5 6,3 6,0 5,1 Unfruchtbarkeit 29,8 27,8 20,0 17,1 17,5 17,8 19,6 17,1 sonst. Krankheiten 3,2 3,7 5,6 11,5 8,5 9,1 9,1 8,2 Euterkrankheiten 7,8 12,0 15,1 17,6 16,8 17,3 16,0 16,2 Melkbarkeit 1,7 2,0 2,0 2,2 2,1 2,1 2,4 2,3 Klauen/Gliedmaßen 4,3 6,3 7,6 8,5 9,9 9,6 10,2 10,8 Stoffwechselkrankheiten 3,7 3,6 4,9 4,8 sonst. Gründe 21,2 22,8 26,4 22,0 24,1 22,2 18,4 16,3 1) VIT-Jahresberichte 1979 - 2006 ZL-Tagung: Tierzucht im Ökologischen Landbau 07.03.2007 Kassel Dr. Frank Augsten/Thüringer Ökoherz e.V.: Erwartungen der Praxis
Ökonomie 1 80 Prozent Tierabgänge aus betrieblich unerwünschten Gründen können nicht ökonomisch effizient sein. Durchschnittliche Abgangsalter mit weniger als 3 Laktationen bedeuten: Die Zeit, in der die Kuh Milch gegeben hat (Erlöse) ist nicht länger als die, in der sie (nur) Kosten verursacht hat (Zeit vor der ersten Laktation). ZL-Tagung: Tierzucht im Ökologischen Landbau 07.03.2007 Kassel Dr. Frank Augsten/Thüringer Ökoherz e.V.: Erwartungen der Praxis
Ökonomie 2 3. Im Durchschnitt weniger als drei Kälber pro Kuh bedeuten: Der Betrieb braucht zur Reproduktion seines Bestandes jedes weibliche Kalb, es findet keine (Leistungs-)Selektion auf der weiblichen Seite mehr statt. Die Zucht befindet sich quasi komplett in der Hand der Verbände (über die Bullen). 4. Geringe Abgangsalter bedeuten hohe Remontierungsraten (Ersatz der „Abgänge“ durch Jungtiere). Neben der Tatsache, dass keine Jungtiere zum Verkauf bleiben, sind die ökonomischen Konsequenzen klar, wie folgende Abbildung zeigt: ZL-Tagung: Tierzucht im Ökologischen Landbau 07.03.2007 Kassel Dr. Frank Augsten/Thüringer Ökoherz e.V.: Erwartungen der Praxis
Remontierungskosten bei unterschiedlichen Abgangsraten (Ct/kg Milch,brutto) Schlachterlös (Ct/kg Milch) (Ct/kg Milch, netto) 55 6,9 2,8 4,1 45 5,6 2,3 3,4 35 4,4 1,8 2,6 25 3,1 1,3 1,9 15 0,8 1,1 300.000 kg Milchquote Abgangsrate: 45% 25% Einsparung: 4.500 €/Jahr 500.000 7.500 Quelle: Dr. Michael Wendt (Koesling Anderson LEBGmbH: Die betriebswirtschaftliche Bedeutung von Nutzungsdauer und Lebensleistung in der Milchproduktion. in: ALL-Mitteilungen 25.05.2003 Uni Kassel/Wintersemester 2005/2006 SPÖL-Seminar 03.11.2005 Witzenhausen Dr. Frank Augsten/Thüringer Ökoherz e.V.: Kritik an der konventionellen Rinderzucht
Die reine Lehre Für das Streben nach immer höheren Leistungen pro Kuh existieren handfeste ökonomische Gründe: Die betriebswirt-schaftliche Logik favorisiert nicht nur ein frühes Erstkalbealter (Reduzierung des Haltungsaufwandes vor der Milchleistung), sondern auch möglichst hohe Laktationsleistungen. Denn mit höherer Leistung nimmt die Umwandlungseffektivität wegen des relativ sinkenden Erhaltungsbedarfes zu. Von drei Kühen mit 650 kg Lebendgewicht und einer Laktationsleistung von 4.000, 6.000 bzw. 7.000 kg Milch benötigt die zweite Kuh um 25% und die dritte sogar um 30% weniger Energie je Kilo-gramm erzeugter Milch als die erste.[1] Diese Logik bildete für Jahrzehnte die Basis für die Ausrichtung der Zucht. 1] HAIGER, Alfred: „Zuchtziel in der Milchviehzucht zwischen Marktwünschen und ökologischen Begrenzungen“ in: Der Förderungsdienst 39, 1991 ZL-Tagung: Tierzucht im Ökologischen Landbau 07.03.2007 Kassel Dr. Frank Augsten/Thüringer Ökoherz e.V.: Erwartungen der Praxis
? Konsequenzen für den Ökolandbau ZL-Tagung: Tierzucht im Ökologischen Landbau 07.03.2007 Kassel Dr. Frank Augsten/Thüringer Ökoherz e.V.: Erwartungen der Praxis
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! ZL-Tagung: Tierzucht im Ökologischen Landbau 07.03.2007 Kassel Dr. Frank Augsten/Thüringer Ökoherz e.V.: Erwartungen der Praxis