Panorama – Europäische Arbeitsmärkte

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Panorama – Europäische Arbeitsmärkte Beschäftigung Arbeitsorganisation Frauenerwerbstätigkeit

Panorama - Europa

Europa Was ist Europa? Eine heterogene Gemeinschaft mit institutionellen Gemeinsamkeiten (Kaelble, 87): Kleinfamilie, späte Heirat Beschäftigungsstruktur: Industrie und industrielle Arbeit Hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad Geringe soziale Ungleichheiten Soziale Sicherungssysteme stark entwickelt

1. Europa - Arbeitsmärkte Arbeitsmärkte als institutionell vorstrukturierte Arenen, in denen sich Anbieter und Nachfrager begegnen: Ökonomisches Tauschgeschäft: Arbeitskraft <-> Geld Einfluss von Institutionen auf dieses „Marktgeschehen“ Interne Einflüsse: Staat Bildungssystem Familie Externe Einflüsse: Finanzmärkte / Globalisierung EU-Politik

1. Europa - Arbeitsmärkte

2. Europa - Beschäftigung Marktsysteme: Konsensorientiert: Friedliche industrielle Beziehungen Berufliche Ausbildung wichtig Einbeziehung des Hochschulsystems, Berufsverbände Stabile Aktionärssysteme, Bankenfinanziert, kaum feindliche Übernahmen Liberales: Feindliche industrielle Beziehungen Weiterbildungen selten Feindliche Übernahmen, Shareholder- orientierte UPol

2. Europa - Beschäftigung Arbeit und Management in Europa (Heidenreich, 1997): Gibt es ein europäisches Modell? Rolle der institutionellen Einflüsse Wohlfahrtsregime Arbeitsbeziehungen Produktionsregime Beschäftigungssysteme Produktionssystem Arbeitsmarktsystem

2. Europa - Beschäftigung

2. Europa - Beschäftigung Beschäftigungssysteme (Schmid, 1997, S. 16): Ensemble von Institutionen und der darauf einwirkenden Politik, die das Niveau von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung simultan determinieren Sind durch Interaktion von Subsystemen gekennzeichnet: Produktionsregime Arbeitsmarkregime

2. Europa - Beschäftigung Hochproduktivitätsordnungen (exklusiv) vs. Kontinentaleuropa teilweise auch Südeuropa Selektive Einbeziehung von Frauen, Älteren und Jugendlichen Normalarbeitsverhältnisse in der Industrie (unbefristete Vollzeitstellen für männliche inländische Facharbeiter Hochbeschäftigungsordnungen (inklusiv) Skandinavische und angelsächsische Länder Forcierte Einbeziehung von Frauen, Älteren und Jungen Hohe Flexibilität- und Qualifikationsanforderungen Irreguläre Arbeitsformen

Panorama

Quelle: MPIfG:2004: Ebbinghaus: Vom Stillegen der Arbeit zum lebenslangen Lernen. Das überfällige Ende der Frühverrentung in Europa, Japan und den USA

2. Beschäftigung - Fazit EU-Länder als Fortgeschrittene Arbeitsgesellschaften Hohe Erwerbsquote Starke Expansion des Dienstleistungssektors Ausgebaute Wohlfahrtsstaaten Nur in BRD und Österreich mehr als 1/3 der Arbeitnehmer in der Industrie tätig Probleme: Nord-Südgefälle Arbeitslosigkeit Demographischer Wandel

3. Europa - Arbeitsorganisation Französische vs. deutsche Betriebe Hierarchische Arbeitsteilung hierarchische Autorität vs. fachliche Autorität Funktionale Arbeitsteilung bürokratisch vs. fachlich Berufliche Arbeitsteilung Produktionsarbeiter/Spezialisten vs. Facharbeiter/wenig Spezialisten

3. Europa - Arbeitsorganisation Frankreich: Schulische Ausbildung eng mit betrieblicher Einstufung gekoppelt Strikte Trennung niedrig und hochqualifizierter Manager Starke Einkommensspreizung Aufstieg durch höhere Bildung (Cadres) und Betriebszugehörigkeit Deutschland: Duales System Höher qualifizierte Facharbeiter, Meister  Ingenieur Geringe Einkommensspreizung Gemeinsamkeit: Neue Arbeitsformen (Gruppenarbeit)

3. Europa - Arbeitsorganisation Großbritannien: Professionelle und soziokulturelle Trennlinien (hierarchisch und nach Berufsgruppen) Tayloristische Arbeitsorganisation und niedere Vertrauensbeziehungen zwischen Managern und „Untergebenen“ Kaum betriebliche Ausbildungen eher „training-on-the-job“ Formale Allgemeinbildung wichtig Im Gegensatz zu Deutschland und Frankreich keine Zusammenarbeit der Betriebe mit Gewerkschaften und Berufsverbänden bezüglich einheitlicher Ausbildungsstandards

3. Europa - Arbeitsorganisation Qualifikationsorientierte Bildungssysteme : Deutschland, Schweiz, Niederlande Hoher Anteil berufsspezifischer Bildung, starke Stratifizierung Werkstattlernen („shop culture“) Beruflich strukturierte Arbeitsmärkte Organisatonsbestimmte Bildungssysteme : USA, Frankreich, Irland, Japan Hoher Anteil allgemeinbildender und akademischer Qualifikation Geringe berufliche Spezifität und Stratifizierung Schulisches Lernen („school culture“) Firmenspezifische Arbeitsmärkte

3. Europa - Arbeitsorganisation Qualifiaktion und Karriere Deutschland Facharbeiter  Meister  Ingenieur Enge Beziehung zwischen Management- und Technikfähigkeiten Frankreich Grand Ecoles, Cadres Alter und Erfahrung wichtig, formale vs. betriebliche Qualifikation GB Studium, wenig Einfluss des Ausbildungssystems Jobbasierte Fähigkeiten wichtig Trennung von Managementtätigkeiten und technischer Expertise

Panorama

Hartmann Michael: Topmanager in Europa (1997): Archieves Européenes de Sociologie 38: 3-37

Topmanager in Europa Untersuchte 6500 Lebensläufe von promovierten Juristen, Ingenieuren und Wirtschaftswissenschaftlern - also den Werdegang jener Akademiker, die in der Wirtschaft und anderen gesellschaftlich wichtigen Bereichen die meisten Führungspositionen besetzen Bei gleichem Bildungsabschluss (Promotion) ist die soziale Herkunft entscheidend dafür, wer einen Job in den Chefetagen der Wirtschaft bekommt Zum Manager wird man geboren In den 400 größten deutschen Unternehmen ist die Chance auf eine Führungsposition für den promovierten Nachwuchs aus dem gehobenem Bürgertum doppelt, für den Nachwuchs aus dem Großbürgertum sogar dreimal so groß wie für Promovierte aus der Mittelschicht und der Arbeiterklasse Durchhaltevermögen oder Leistungswille spielen kaum eine Rolle.

4. Frauenerwerbstätigkeit Eu: Starker kontinuierlicher Anstieg in der EU Nord-Süd-Gefälle Frauen vor allem im Dienstleistungssektor stark vertreten Skandinavischen Länder haben stark inklusive Arbeitsmarktpolitik Viel in Teilzeit wegen Vereinbarkeit von Familie und Beruf Gründe: Längere Verweildauer im Bildungssystem als wichtigster Grund Verbunden mit eigenständiger Lebensführung (Geldverdienen) Abkehr vom traditionellen Frauen-/Rollenbild

Panorama

Panorama Überblick Arbeitsmarkt

Wo stehen wir im internationalen Vergleich? (Eichhorst, 2002) Beschäftigungsquote in % 2001 BRD knapp 66% Schweiz, Norwegen, Dänemark knapp 75% Arbeitslosenquote 2000/2001: BRD Platz 5 mit 7,9% Niederlande 2,4%, Norwegen und Österreich 3,6%, Spanien 13% und Italien 9,5% Ältere, Frauen und Geringqualifizierte in BRD besonders stark betroffen (11,2% / 8,2% / 13,7%)

Wo stehen wir im internationalen Vergleich? (Eichhorst, 2002) Beschäftigung in BRD zu stark an industrielle Produktion geknüpft Dienstleistungssektor wächst zu langsam Hohe Arbeitskosten und kurze Arbeitszeiten Zentrale Schwächen: Fehlanreize im Steuer- und Transfersystem Zu hohe Regulierung am Arbeitsmarkt und Produktmarkt Ungenügendes „Matching“ auf dem Arbeitsmarkt Defizite im Bildungswesen (Investition in Bildung/ Forschung / Entwicklung)

Literatur Burkhart, L. (1976): Bildungssystem und Beschäftigungsstruktur in Deutschland und Frankreich, S. 83-151 Ebbinghaus, B.; Visser, J. (1997): Der Wandel der Arbeitsbeziehungen im westeuropäischen Vergleich, in: Hradil/Immerfall: Die westeuropäischen Gesellschaften im Vergleich, Opladen 1997 Eichhorst, W. (2002): „Benchmarking Deutschland“ – Wo stehen wir im internationalen Vergleich? In: Aus Politik und Zeitgeschichte (B 46-47/2002) Heidenreich (1997): Arbeit und Management in Europa, in: Immerfall/Hradil: Westeuropäische Gesellschaften im Vergleich Kaelble, H. (1987): Auf dem Weg zu einer europäischen Gesellschaft. Eine Sozialeschichte Westeuropas 1880-1980, München: Beck Quelle: MPIfG:2004: Ebbinghaus, B.: Vom Stillegen der Arbeit zum lebenslangen Lernen. Das überfällige Ende der Frühverrentung in Europa, Japan und den USA. Schmid, G. (2002): Beschäftigungssysteme im Vergleich. In Schmid, G.: Wege in eine neue Vollbeschäftigung: Übergangsarbeitsmärkte und aktivierende Arbeitsmarktpolitik. Frankfurt: Campus, 71-126 OECD 2000: Employment Outlook OECD 2002: Employment in Europe 2002