F FnFn z Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität Passau WS 2007/08 3. Bankenliquidität und Mengentender.

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 Präsentation transkript:

F FnFn z Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff Universität Passau WS 2007/08 3. Bankenliquidität und Mengentender

Pflichtlektüre: Jarchow, H.-J.: Theorie und Politik des Geldes, 11. überarb. und wesentl. erw. Aufl., Göttingen: UTB, 2003, S

Im Rahmen eines Zinstenders kann die Zentralbank die Höhe der zugeteilten Kredite genau kontrollieren. Der Refinanzierungssatz ist dann von der Nachfrage nach Zentralbankkrediten abhängig. U.U. möchte die Zentralbank aber einen bestimmen Zinssatz fixieren. Im Falle einer verstärkten Kreditnachfrage der Banken könnte die Zentralbank im Rahmen eines Zinstenders das Zuteilungsvolumen erhöhen, um hiermit den Zinssatz konstant zu halten. Eine alternative Methode besteht in der Verwendung eines Mengentenders.

Beim Mengentender legt die Zentralbank im voraus einen Zinssatz fest und die teilnehmenden Geschäftsbanken teilen die gewünschten Zuteilungsvolumina mit. Dies lässt sich graphisch folgendermaßen veranschaulichen: F FnFn z

Hätte die Zentralbank den Zinssatz bei z=2.4 festgelegt, so wären Gebote i.H.v. insgesamt F=135 eingegangen. Die Graphik ist hierbei analog zu derjenigen mit Zinstender. Wir müssen uns aber der Frage stellen, ob dies realistisch ist, oder ob die Nachfrage der Geschäftsbanken nach Zentralbankkrediten nun anders ausfällt.

Eine solche Möglichkeit der unbegrenzten Verschuldung bewirkt nämlich Änderungen des Bankenverhaltens. Aufgrund der unbeschränkten Möglichkeit, Zentralbankkredit auf eigene Initiative aufzunehmen, werden Banken keine oder nur sehr geringe eigene Reserven halten, E=0. Die Zentralbank wird in diesem Fall keine vollständige Kontrolle über die monetäre Basis mehr haben. Die Zentralbank kann die Konditionen dieser Kredite kontrollieren, insbesondere das Zinsniveau, aber die Höhe der Inanspruchnahme wird von den Geschäftsbanken bestimmt.

In der praktischen Zentralbankpolitik spielt der Mengentender eine große Rolle. Die EZB begab bis Juni 2000 Kredite im Rahmen der Hauptrefinanzierungsfazilität in Form eines Mengentenders. Ferner existiert bis heute im Rahmen der Spitzenrefinanzierungsfazilität die Möglichkeit, unbegrenzt auf Zentralbankkredite zuzugreifen, allerdings zu einem höheren Zinssatz von derzeit 5,0 Prozent. Die Zentralbanken Australiens, Kanadas und Neuseelands bieten eine Spitzenrefinanzierungsfazilität mit einem Zinssatz von 25 Basispunkten oberhalb desjenigen sonstiger Zentralbankkredite.

Im Rahmen der Bilanzrestriktion der Zentralbank gilt aufgrund von E=0: W+F=C+MR=B. Erhöhen die Geschäftsbanken ihre Verschuldung bei der Zentralbank, F, so steigt die monetäre Basis ohne aktive Beteiligung der Zentralbank. Volle Kontrolle hat die Zentralbank nun über einen Teil der monetären Basis, die Gold und Nettoauslandsforderungen, W. Daneben kontrolliert sie den Refinanzierungssatz z, der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Kredite verschaffen.

Für die Nachfrage der Geschäftsbanken nach Basisgeld, B, gilt nun vereinfacht: B=C+MR. Damit folgt: B= D+rD B=( +r) D, und mit M=(1+ )D, folgt für die Höhe der Geldschöpfung:

Für Geschäftsbanken ist zu beurteilen, ob die Zentralbank immer die gewünschte Liquidität zur Verfügung stellen wird, wie beim Mengentender, oder ob die Geschäftsbanken selber freiwillige Reserven halten sollten. Die Zentralbank muss sich fragen, ob sie eine Reservehaltung der Geschäftsbanken wünscht und hierzu mit einer strikten Kontrolle der monetären Basis auffordern möchte.

Für die Nachfrage nach Zentralbankkrediten gilt somit: Die Nachfragekurve hat somit im z/F-Diagramm einen vertikalen Verlauf, entgegen der Darstellung in obigem Diagramm. F FnFn z

Zwischen Zins- und Mengentender Der Mengentender hat in der Praxis klare Vorteile gegenüber dem Zinstender. Mit der Höhe des angekündigten Zinsniveaus wird unmittelbar das kurzfristige Zinsniveau bestimmt. Der Zinssatz ist die für Investoren (und die Konjunktur) entscheidende Größe; die Übertragung monetärer Impulse auf die reale Wirtschaft vollzieht sich weitgehend durch Änderungen des Zinssatzes.

Auch für die Tätigkeit der Banken bei der Fristentransformation ist eine Beobachtung der zukünftigen Zinsen entscheidend. Signalen der Zentralbank bezüglich zukünftiger Zinsen werden daher eine hohe Bedeutung beigemessen. Signale der Zentralbank bezüglich der zukünftigen Versorgung mit Zentralbankgeld sind demgegenüber schwerer zu interpretieren. In der Praxis werden oftmals die beiden Tenderarten miteinander vermischt: Zinssignale sollen gesendet werden, aber die Liquiditätsversorgung soll trotzdem quantitativ kontrolliert werden.

Beim Mengentender könnte eine Beschränkung des Zuteilungsvolumens vorgenommen werden. Würde die Zentralbank eine Beschränkung auf F=115 vornehmen, so würden alle Gebote, unabhängig von der dahinter stehenden Zahlungsbereitschaft, gleichermaßen nur anteilig bedient werden (Repartierung). F FnFn z

Die Zuteilungsquote beträgt im angegebenen Beispiel 115/135. Ein Nachteil einer solchen Mengenbeschränkung ergäbe sich, wenn die Banken sich strategisch verhalten: In Antizipation der Repartierung werden übertriebene Mengengebote abgegeben. Tatsächlich war ein solches Verhalten bis zum Juni 2000 verstärkt in der Eurozone zu beobachten. Dies veranlasste die EZB im Jahre 2000, zum Zinstender überzugehen.

Neben einem Mengentender mit begrenztem Zuteilungsvolumen,, kann auch ein Zinstender mit Mindestbietungssatz die Vorteile der beiden Tenderarten miteinander verbinden. F FnFn z Mindestbie- tungssatz = 2,0

Dieses Zuteilungsverfahren wird von der EZB seit Juni 2000 im Rahmen der Hauprefinanzierungsfazilität verwendet. Hierbei ergibt sich evtl. das Problem, dass der Mindestbietungssatz letztlich nicht bindend ist. Inwiefern er dann noch tatsächlich als Signal wahrgenommen wird, bleibt weiter zu beobachten.

Eine weitere Mischform ergibt sich, wenn sich bei einem Zinstender die Höhe des Volumens an Zentralbankkrediten nicht allein nach der Ausrichtung der Geldpolitik, sondern auch nach dem Liquiditätsbedarf des Bankensystems richtet. In diesem Fall versucht die EZB, Schwankungen in der Nachfrage nach Zentralbankkrediten zu antizipieren und Auswirkungen auf das Zinsniveau abzudämpfen. In einer Pressemitteilung vom Juni 2000 schreibt die EZB: Ferner ist hervorzuheben, dass die EZB bei ihren Zuteilungsentscheidungen eine Reihe von Faktoren berücksichtigt, zu denen auch – wenngleich nicht ausschließlich – der erwartete Liquiditätsbedarf des Bankensystems zählt.

Die Banken können bei Liquiditätsengpässen auf zusätzliche Zentralbankkredite hoffen. Der Vorteil eines solchen Verfahrens besteht darin, dass nicht ausschließlich Banken die (Zins-)Risiken von Liquiditätsschwankungen zu tragen hätten. Stärkere Zinsschwankungen werden vermieden, so dass das resultierende Marktgleichgewicht demjenigen eines Mengentenders nahe kommt. Allerdings wird dadurch intransparent, inwieweit die Banken für Liquiditätsengpässe selbst durch Haltung von Reserven Vorsorge leisten sollten. Ein Mengentender wäre die im Vergleich transparentere Zuteilungsmethode.

Für Geschäftsbanken ist zu beurteilen, ob die Zentralbank immer die gewünschte Liquidität zur Verfügung stellen wird, wie beim Mengentender, oder ob die Geschäftsbanken selber freiwillige Reserven halten sollten. Die Zentralbank muss sich fragen, ob sie eine Reservehaltung der Geschäftsbanken wünscht und hierzu mit einer strikten Kontrolle der monetären Basis auffordern möchte. Dies lässt sich spieltheoretisch als matching game darstellen.

Die Zentralbank erzielt Zinseinnahmen aus freiwillig gehaltenen Reserven. Diese wurden positiv in der Matrix eingetragen. Möchte die Zentralbank die Geschäftsbanken hierzu anhalten, so wird sie die Geschäftsbanken temporär in eine kostspielige Illiquidität treiben müssen. Zentralbank GeschäftsbankFixiert monetäre Basis Verteilt Liquidität nach Bedarf Hält Reserven 2 3 Hält keine Reserven

Empirisch lässt sich zur Nachfrage nach Zentralbankgeld wiederholt feststellen, dass diese kurzfristig eher unelastisch ist und sich erst langfristig der erwartete, negative Einfluss zeigt. So zeigt eine Auswertung von Monatsdaten der EZB für März 2000-Dezember 2006 die folgenden Korrelationen:

Im Rahmen einer Regressionsanalyse zeigt sich ein signifikanter Einfluss des verzögerten Zinssatzes auf Zentralbankkredite (hier: Summe aus Hauptrefinanzierungs- und längerfristiger Fazilität), auch wenn um andere Variablen kontrolliert wird. Bei 14 Monaten ergibt sich der höchste Einfluss. Ein solch einfacher Ansatz kann allerdings nur als erster Hinweis dienen, insbesondere da der geringe Durbin- Watson auf serielle Korrelation hinweist.

Auf eine Änderung des Zentralbankzinses werden die Banken daher erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung mit einer Anpassung ihrer Nachfrage nach Zentralbankkrediten reagieren. Dies wird sich simultan auf den Wertpapierbestand der Banken, evtl. noch später erst auf die Vergabe von Direktkrediten auswirken. Diese Anpassungszeit ließe sich dadurch verringern, dass Änderungen des Zentralbankzinses im voraus bekannt gegeben und von den Marktteilnehmern antizipiert werden. Wäre die Politik der EZB nicht antizipierbar gewesen, so wäre die zeitliche Verzögerung in der Regression vermutlich noch größer ausgefallen.