Musiktherapie in der Psychosomatik:

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 Präsentation transkript:

Musiktherapie in der Psychosomatik: Erhebung der aktuellen Versorgungslage in Deutschland Ulrike Oerter, Nicola Scheytt, Hans Ulrich Schmidt2, Jörn von Wietersheim, Horst Kächele Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm 2 Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Posterpräsentation auf der Jahrestagung des DKPM (Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin) vom 19. - 22. März 2003 in Göttingen Fragestellung: Wie ist die Versorgung in deutschen psychosomatischen Kliniken mit der Therapie-form Musiktherapie? Welche Qualifikationen haben Musiktherapeutinnen? Wie sind sie in die Kliniken integriert? Setting: Einzel- vs. Gruppentherapie: Etwa ein Drittel arbeiten nur mit Gruppen, ein gleicher Teil nur einzeltherapeutisch und das dritte Drittel bietet beide Formen an. Übliche Frequenz der Einzeltherapie sind 1 - 2 mal in der Woche bei durchschnittlichen Stundendauern von 50 - 60 min. Gruppen werden in der Regel 1 - 2 mal in der Woche mit meist 90 min. Dauer angeboten. Während eines stationären Aufenthaltes ist die „Gesamtdosis Musiktherapie“ sowohl einzeln als auch in der Gruppe oft zwischen 6 und 15 Stunden. Methodik: Adressen recherchierten wir über die musiktherapeutischen Verbände (DGMT, DMVO, BVM, Nordoff-Robbins, Anthroposoph. Verband), das Krankenhausadressbuch (systematisch zweimal 30 psychosomatische Kliniken, PLZ-Bereich 0-1 und 7-8), systematische Abfrage aller universitären psychosomatischen Einrichtungen, eigene Adressdatei und Anschreiben von Multiplikatorinnen. Wir erhielten nach dem ersten Versand (Frühjahr 2002), einem zweiten Versand an Nicht-Antworter (7/02) und fernmündlichen bzw. Nachfragen per e-mail (9/02) den nun vorliegenden Datensatz von N = 80 Fragebögen. Diese entsprechen dem Kriterium „Musiktherapeutin in einer psychosomatischen Institution in Deutschland“. Aus Perspektive dieser antwortenden Musiktherapeutinnen ergibt sich folgendes Bild: Geschlechtsverteilung: Gemäß dem Berufsverteilungsbild im Allgemeinen antworten deutlich mehr Frauen (54) als Männer (26). Störungsspezifische Gruppen: werden nur vereinzelt angeboten (13 Angaben). Die Aufgabenbereiche sind bei zumindest einem Viertel der Kolleginnen weit über Musiktherapie im engeren Sinne hinausreichend und vielfältig. Weitere Arbeitsbereiche sind Körpertherapie (11), Entspannungstherapie (25), Paargespräche (15), Familiengespräche (13), Außenkommunikation (14). In ärztliche Kompetenzbereiche hineinragende Tätigkeiten (Epikrise, Medikation, anderes) werden von 13 angegeben. Offenbar gliedert sich das Berufsbild in zwei Zweige des Selbstverständnisses und der Kompetenz: überwiegend „Bausteintherapeutin“ (47 Angaben) und psychotherapeutisch hauptverantwortliche „Bezugstherapeutin“ (16 Angaben). Anzahl Musiktherapeutin pro Institution: Musiktherapeutinnen arbeiten überwiegend als „Einzelkämpferinnen“ in ihrer Institution. Schwarz = keine Angabe Supervision: Immer noch ist es nicht selbstverständlich, innerhalb der Arbeitszeit extern und dann auch bei einer Fachkollegin Supervision zu erhalten. De facto gibt es viele Varianten von bezahlter bis nicht bezahlter Supervision außerhalb, gemischt und innerhalb der Arbeitszeit. Nur 15 Musiktherapeutinnen können sich den Gang zu einer Fachkollegin leisten. 12 Musiktherapeutinnen bekommen keinerlei Supervision durch die Klinik (Freitextantwort). N = 10 Einzelsupervision 10 N = 55 Gruppensupervision nur für Musiktherapeutinnen 06 mit anderen Therapeutinnen 25 im Team 43 N = 51 Supervision bei Musiktherapeutin 15 Supervision bei anderen Therapeuten 39 N = 68 externe Supervision 59 interne Supervision im Team 15 interne Supervision außerhalb Team 14 N = 70 innerhalb der Arbeitszeit 29 gemischt 18 außerhalb der Arbeitszeit 23 Voll- oder Teilzeitstellen?: Musiktherapeutinnen verfügen überwiegend über Teilzeitstellen; ca. ein Drittel hat eine Vollzeitstelle. Stationäre - tagesklinische – ambulante Institution: Entsprechend der Versorgungsstruktur in Deutschland arbeiten Musiktherapeutinnen überwiegend im stationären Kontext. Herauszuheben ist dagegen, dass derzeit nur 3 von 20 Musiktherapeutinnen an universitären psychosomatischen Einrichtungen anteilig auch für Forschung bezahlt werden. In Tageskliniken arbeiten, meist mit stationärer Arbeit kombiniert, derzeit 8, ambulant (institutionell) eine Musiktherapeutin. Zuweisungsmodus: Nicht immer kann die Musiktherapeutin mitentscheiden, welche Patientinnen zur Musiktherapie kommen (explizit von 20 angegeben). Was das für die Praxis und Durchführung der Therapien bedeutet, sollte dringend, auch aufgrund der angedeuteten Not in einigen Freitextkommen-taren, diskutiert werden. Dennoch werden offenbar die meisten Entscheidungen im Team als Ganzem (35 Nennungen) getroffen. Integration: Die meisten Musiktherapeutinnen sind gut in Teambesprechungen eingebunden, wenn man davon ausgeht, dass es ausreicht, sich mindestens zweimal in der Woche auszutauschen (52 Antworten, 27 Musiktherapeutinnen nehmen nur einmal in der Woche an Teambesprechungen teil). Kurze Informationsaustauschzeiten sind offenbar bei fast allen (75) gewährleistet, Fallbesprechungen im Detail ebenfalls (65). Ausbildungen: Musiktherapeu-tinnen sind sehr gut und sehr viel-fältig ausgebildet. Ihr musik-therapeutisches Studium absol-vierten drei Viertel in Deutschland und ein Viertel im Ausland. Etwa ein Drittel von ihnen hat einen weiteren Beruf und ein weiteres Drittel mindestens zwei weitere Berufe. Zwei Drittel haben zusätzliche abgeschlossene Therapie-ausbildungen. Ausbildungsstätten: Zweitberufe (N = 60): Therapeutische Aus- und Weiterbildungen (N = 53): 23 geben noch 1 therapeutische Ausbildung an. 08 geben noch 2, 09 geben noch 3, 02 geben noch 4 03 geben noch 5 andere therapeutische Ausbildungen an. 08 geben ausschließlich musiktherapeutische Weiterbildung an. Fazit: Musiktherapie hat den Sprung in die Anerkennung geschafft. Es bedarf jedoch des weiteren Ausbaus in den Institutionen. Dieser ist auch von der Wertschätzung der leitenden Personen abhängig. Korrespondenzadresse: Ulrike Oerter, Abt. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Univ. Ulm Am Hochsträß 8, D-89081 Ulm. E-mail: oerter@sip.medizin.uni-ulm.de