Grammatiktheorien Head-Driven Phrase Structure Grammar Einführung.

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7. Formale Sprachen und Grammatiken
Funktionale Unifikations-Grammatik (FUG)   Hauptmerkmale der FUG.
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Funktionale Unifikations-Grammatik (FUG)  Hauptmerkmale der FUG.
Lexikalisch-Funktionale Grammatik   Kontrollphänomene   Funktionale Kontrolle   Anaphorische Kontrolle.
Lexikalisch-Funktionale Grammatik   Subsumption   Unifikation   Von der K-Struktur zur F-Struktur.
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Lexikalisch-Funktionale-Grammatik  Formaler Aufbau der F-Strukturen  Funktionale Beschreibungen  Funktionale Annotationen  Von der K-Struktur zur F-Struktur.
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13.Dezember 2006–1Elektronisches Publizieren: Schemasprachen — Relax NG Schemasprachen für XML — Relax NG — Anne Brüggemann-Klein TU München.
 Präsentation transkript:

Grammatiktheorien Head-Driven Phrase Structure Grammar Einführung

Literatur Pollard, Carl and Sag, Ivan A An Information-Based Syntax and Semantics. Vol. 1, Fundamentals. Stanford: CSLI Publications. Sag, Ivan A. and Thomas Wasow Syntactic Theory: A Formal Introduction. Stanford: CSLI Publications. Gert Webelhuth, Jean-Pierre Koenig, and Andreas Kathol HPSG as a Theory of Grammar. Introduction to Lexical and Constructional Aspects of Linguistic Explanation. Stanford: CSLI Publications. Pollard, Carl and Sag, Ivan A Head-Driven Phrase Structure Grammar. Chicago and Stanford: U. Chicago Press and CSLI Publications. Georgia Green Elementary Principles of HPSG

HPSG in Stichpunkten (aus Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft) Generative Grammatiktheorie Unifikationsgrammatik Elemente aus GPSG, FUG, PATR-II-Formalismus Verwendung unifikationsgrammatischer Beschreibungsmittel wie Disjunktion, Negation und von mengen- und listenwertigen Merkmalen Repräsentation linguistischer Einheiten mittels Merkmalstrukturen Zeichen

HPSG in Stichpunkten (2) (aus Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft) Zeichen enthalten Merkmale zur Kodierung phonologischer, semantischer und syntaktischer Information Repräsentation der Grammatik als Merkmalstrukturen als Beschränkungen für die Wohlgeformtheit von Zeichen Jedes Zeichen muss mit der Grammatik unifizierbar sein Stark lexikalisiert –Lexikon als Vererbungshierarchie strukturiert –Großer Teil syntaktischer Information bereits im Lexikon enthalten

HPSG in Stichpunkten (3) (aus Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft) Wenig Syntaxregeln –Zwei Regeln zur Komplementbindung –Eine Regel zur Modifizierung durch Adjunkte Phrasenstrukturregeln redundanzfrei Universalgrammatische Prinzipien Subkategorisierung über listenwertiges Merkmal SUBCAT Repräsentation von Fernabhängigkeiten mittels Merkmalsvererbung und grammatischer Prinzipien

Gemeinsamkeiten zwischen HPSG und GB Ziel: Charakterisierung der linguistischen Kompetenz Empirische Basis: Aktzeptabilitätsurteile von Muttersprachlern Verschiedene Repräsentationsebenen (aber: nicht Derivation der einen aus der anderen Ebene) Grammatikalität durch Interaktion von Lexikon und allgemeinen Wohlgeformtheitsprinzipien GB-Konzepte in der HPSG: Theta-Rollen, Indizes, Kongruenzmerkmale, Spuren GB-Prinzipien in der HPSG: Bindungsprinzipien, ECP

Methodische Unterschiede zwischen HPSG und GB Nicht alle Sprachen sind (fast) wie Englisch Syntax-Ebene nicht als Basis semantischer und phonologischer Interpretation, sondern Verschiedene Ebenen als eigene Systeme linguistischen Wissens (Syntax, Semantik, Pragmatik, Phonologie, Morphologie) HPSG-Prinzipien beziehen sich auf die Beziehung zwischen den verschiedenen Systemen Empirische Adäquatheit induktives Vorgehen

Architekturunterschiede zwischen HPSG und GB Verwendete Strukturdarstellung: gerichteter Graph, Attribut-Wert-Matrix für Merkmalsstrukturen Formalisierte Wohlgeformtheitsbedingungen über Merkmalsstrukturen –Grammatik als logische Theorie –Wohlgeformte Merkmalsstruktur als Modell dieser Theorie generativer Aspekt Nicht-derivationell: Parallele Repräsentationen gegenseitig bedingt durch die Grammatik Keine Transformationen

Architekturunterschiede zwischen HPSG und GB Strukturelle Uniformität alle verfügbaren Informationen in jedem Knoten vorhanden Keine lexikalische Insertion keine Unterscheidung in der Behandlung von Terminalen und Nicht-Terminalen Keine globalen Bedingungen, die bestimmte Strukturen anderen vorziehen (wie in Optimalitätstheorie)

Technische Unterschiede zwischen HPSG und GB Keine Baum-konfigurationellen Konzepte wie c-Kommando Stattdessen Konzept der grammatischen Beziehungen (Funktionen, Komplemente) Nicht-konfigurationelle Bestimmung grammatischer Relationen Selektion von Subjekt und Spezifizierern durch Subkategorisierung im Lexikon

Weitere technische Unterschiede Keine NP-Bewegung Keine Wh-Bewegung Keine Kopfbewegung (vgl. V-to-I-to-C-movement in GB) Keine funktionalen Köpfe (I°, AgrS, Neg) Keine Null-Komplementierer

Grundannahmen 1.Sprachen sind Systeme aus Typen linguistischer Objekte auf verschiedenen Abstraktionsebenen, nicht Sammlungen verschiedener Satztypen. 2.Grammatiken sollten dargestellt werden in Form von Prozess-neutralen Systemen deklarativer Bedingungen (im Gegensatz zu operationsgesteuerten Bedingungen wie in der Transformationsgrammatik) Die HPSG-Grammatik ist eine Typen-Vererbungs- hierarchie (is-a-Hierarchie) mit Bedingungen über die Typen (sorts) linguistischer Objekte in dieser Hierarchie

Typen linguistischer Objekte Umfassen alle linguistischen Elemente der Grammatik (lexikalische Elemente, Kategorien, Funktionen) Definiert über ihre Attribute, d.h. über ihre Merkmale und deren mögliche Werttypen Werttypen: –Atomar –Merkmalsstruktur –Eine Menge von Merkmalsstrukturen {…} –Eine Liste von Merkmalsstrukturen

Typendeklaration –Logische Formeln für linguistische Repräsentationen –Darstellung als Attribut-Wert-Matrix –Nicht-spezifizierte Werte sind eingeschränkt durch Typen-spezifische Merkmaldeklarationen Typendefinition bestimmt … –… welche Attribute ein Typ hat, – … welche Werttypen diese Attribute erlauben und –(… relativ oder absolut welchen bestimmten Wert ein Attribut annehmen muss) Maximaler Typ: Typ ohne Untertypen

Zeichen und ihre Attribute Zeichen (signs): linguistische Ausdrücke Zwei Arten von Zeichen: –Phrasen (haben unmittelbare Konstituenten) Merkmal daughters DTRS HEAD-DTR [ sign ] COMP-DTRS [ list of signs ] –Wörter (haben keine unmittelbaren Konstituenten) Zeichen haben … –… phonologische Eigenschaften (PHON) –… syntaktisch-semantische Eigenschaften (SYNSEM)

Allgemeine Merkmalstruktur für den Typ sign NONLOC[ nonloc ] LOC CONTENT[ contents ] CONTEXT[ context ] CAT HEAD[ head ] SUBCAT[ list of synsem-objects ] LEXboolean PHON[ list of strings ] SYNSEM sign synsem loc cat

Übersicht über Merkmale und ihre Bedeutung PHONPhonetische (meistens graphematische) Realisierung des Zeichens SYNSEMSyntaktische und semantische Eigenschaften dese CATKategorie HEADKopfmerkmale SUBCATListe mit den subkategorisierten Zeichen LEXIst das Zeichen lexikalisch CONTENTSemantischer, kontextunabhängiger Gehalt des Zeichens CONTEXTKontextabhängiger Gehalt des Zeichens NONLOC Nichtlokale Information

Das Attribut SYNSEM Syntaktische und semantische Informationen Wert: Merkmalstruktur, die die Eigenschaften des Zeichens beschreibt, die grammatisch selegiert sind (Subkategorisierungsrahmen im Lexikon) LOC(AL) z.B.: gemeinsame Merkmale von filler und gap bei Extraktionen NONLOC(AL): unbounded dependency constructions (UDCs)

Universelle Prinzipien und sprachspezifische Regeln Head Feature Principle (HFP) Binding Inheritance Principle (BIP) Subcategorization Principle Lexikalische Regeln (vgl. LFG) umfassen strukturerhaltende Prozesse wie Passivierung, Extraposition (Expletive), etc. Lineare Ordnung (Oberflächenstruktur) ist nicht in den Merkmalsstrukturen enthalten, sondern durch sprachspezifische linear precedence constraints ausgedrückt

Head Feature Principle (HFP) Die Kopfmerkmale eines phrasalen Zeichen müssen mit denen der Tochterknoten übereinstimmen. z.B. bestimmt die Flexion eines Verbs die Flexionsmerkmale der VP und durch die morphologischen Merkmale eines Nomens werden die entsprechenden Merkmale der NP bestimmt. DTRS headed structure [ ] SYN|LOC|HEAD DTRS|HEAD-DTR|SYN|LOC|HEAD 1 1

Binding Inheritance Principle (BIP) Informationen über nicht-lokale Abhängigkeiten (nicht bestimmt durch den lexikalischen Kopf der Phrase), müssen im der Struktur nach oben vererbt werden bis zu dem Knoten, an dem ihre Referenz aufgelöst werden kann. z.B. gaps, Relativpronomen, Interrogativpronomen etc.,

Subcategorization Principle In jedem phrasalen Zeichen muss jedes Element der Subkategorisierungsliste des Kopfes (head daughter) durch ein Komplement (complement daughter) gesättigt sein. DTRS headed structure [ ] 2 SYN|LOC|SUBCAT DTRS HEAD-DTR|SYN|LOC|SUBCAT append (, ) 12 1 COMP-DTRS

Syntaktische Merkmale Local –Head features (HEAD) Part-of-speech (POS) Case (CAS) Inflectional form of verbs (VFORM) –Subcategorization features (SUBCAT) Liste der Zeichen, die zur Füllung der Valenzen benötigt werden bzw. erlaubt sind geordnet nach obliqueness, das am dringendsten erforderliche Argument steht links non-local (früher: Binding) features –SLASH (gaps) –REL (Relativpronomen) –QUE (Interrogativpronomen)

Kongruenz Hypothese: Kongruenzmerkmale sind nicht syntaktishcer Natur, sondern Attribute von NP-Variablen Kongruenz zwischen Zeichen, deren semantischer Gehalt sich auf Variablen bezieht, die unifiziert werden müssen. (vgl. Subkategorisierung) Sichtbar durch Flexionsendung HPSG-Ansatz zur Kongruenz erklärt –Verbkongruenz (Subjekt und Objekt) –Nomen-Adjektiv-Kongruenz –Nomen-Determinator-Kongruenz –Interaktion von Kongruenz mit Kontrolle, Relativierung und Anaphern

Kontrolle Principle of Lexical Control (PLC) Das Subjekt aus dem Subkategorisierungsrahmen eines nicht gesättigten Komplements muss durch ein weniger obliques Argument (Obliqueness- Hierarchie) kontrolliert werden, vorausgesetzt, ein solches existiert. Variablenunifikation