Kollaps und Staatsauflösung: Der Fall (der) DDR

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 Präsentation transkript:

Kollaps und Staatsauflösung: Der Fall (der) DDR Friedliche Revolution? „Frozen Post-totalitarian System“ Keine Spaltung in Soft- und Hardliner Ursachenkette des Kollapses Systeme/strukturelle Ursachen: Legitimationskrisen Außenpolitischer Wandel: Aufgabe der Breschnew-Doktrin Politische Haltung: Massenprotest, Massenflucht Regimekollaps

Wirtschaftliche Legitimationskrise 80er Jahre verschärfende Krise Autarkie, Inneffizienz, Abkopplung von der mikroelektronischen Revolution Kein funktionierender Preismechanismus Produktion an Konsumwünschen vorbei Systemkonkurrenz mit dem Westen/BRD Diskrepanz zwischen Produktivismus und Unproduktivität

Politische Legitimationskrise Keine legitimationsstiftende Partizipation Scheinpluralismus Freiheitsberaubung Repression Rechtsstaatliche Legitimationskrise Rechtssetzung, Rechtssprechung, Verwaltung Rechtssetzung: Exekutive (Ministerrat, Politbüro) Rechtssprechung: keine Normenkontrolle (Verfassungsgericht), keine Verwaltungsgerichts- barkeit Verwaltung: Intransparenz, hoheitsstaatlich, repressiv, unkontrollierbar

Sozialstaatliche Legitimationsebene Soziale Standardrisiken ausgeschaltet Vollbeschäftigung Staatliches Gesundheitssystem Kinderbetreuung „Informeller Sozialvertrag“: Sicherheit gg. Freiheit für jüngere Generation immer weniger bindend, aber: keine Legitimationsproblematik; relativ egalitäre Distribution

Ideologisch-moralische Legitimationsebene Marxismus-Leninismus: zukunftsorientiert Monistische, altruistische Ethik Konkurrenz: altruistische-individualistische Ethik Widerspruch: Ziele und Gegenwart Nationalstaatliche Legitimationsproblematik Volksnation, Kulturnation, Staatsbürgernation 50er Jahre: 2 Staaten, 1 Nation Fehlschlag Klassennation  Legitimationsprobleme latent, leichte Verschärfung auf manchen Ebenen in den 80er Jahren

Wandel der außenpolitischen Rahmenbedingungen 1985 „Wahl“ Gorbatschows Aufgabe der Breschnew-Doktrin des „sozialistischen Internationalismus“ Wegfall der Interventionsgefahr Opposition in Polen Perestroika und Glasnost in der SU Reformen von oben in Ungarn 40-Jahresfeier der DDR in Ostberlin: keine „Beistandsgarantie“ DDR-Führung: Reformunwilligkeit, verweigerte Politikanpassung

Politisches Handeln Systemkrisen und politisches Handeln: Struktur und Akteur, Makro- und Mikrologik Warum Risikobereitschaft und Massenprotest im Herbst 1989? 3 Thesen:  individuelles politisches Handeln unterliegt Kosten-Nutzen- Kalkül  auch kollektives Handeln ist über utilitaristische Mikrologik erklärbar  Wahl der Handlungsalternativen mit größtem Nutzen - Herausbildung realisierbarer Systemalternativen? - Genügt das zur Erklärung der Massenmobilisierung?

 Die Kalkulation: Potenzieller Nutzen: mehr Freizügigkeit und Freiheit, Partizipation, mehr Berufs- und Lebenschancen Potenzielle Kosten: Haftstrafen, Repression, berufliche Nachteile Handlungsschwäche der alten Regimeeliten (Republikflucht (Ungarn, Prag)), außenpolitische Situation Gesetz der großen Zahl: Risikovermeidung Hohe potenziell Kosten für Repression bei Hardlinern

Wiedervereinigung Demokratisierung: Runder Tisch, freie Wahlen Organisation der Staatsauflösung Wiedervereinigung Übernahme: Institutionentransfer, Organisationstransfer, Finanztransfer Rasche Konsolidierung der Demokratie Besonderheit: PDS Soziale Kosten: Frauen, Ältere, Arbeitnehmer, Arbeitslose Geteilte politische Kulturen

Wiedervereinigung - Der innenpolitische Weg - Druck von der DDR-Bevölkerung: von „Wir sind das Volk“ zu „Wir sind ein Volk.“ Tagtägliche Massenwanderungen nach dem 9. November 1989 Wahlen im März 1990 Wahlsieg der Christdemokraten: Große Koalition unter Lothar de Maizière Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion im Staatsvertrag vom 1. Juli 1990. Der Wahlvertrag vom 3. August (bundesdeutsches Wahlsystem ohne bundesweit gültige 5-%-Klausel) war die Grundlage der Erklärung der Volkskammer zum Beitritt der DDR „zum Geltungsbereich des Grundgesetzes“ nach Artikel 23 GG mit Wirkung zum 3. Oktober 1990 Die rechtlichen Grundlagen für die Vereinigung wurden im „Vertrag zwischen der BRD und der DDR über die Herstellung der Einheit Deutschlands“ (Einigungsvertrag) gelegt.

Wiedervereinigung - Der außenpolitische Weg - Die SU beharrte zunächst auf der Neutralität des vereinigten Deutschlands Die USA beharrte auf Einbindung in NATO und EG, sonst positiv Großbritannien und Frankreich zunächst skeptisch Februar 1990: Beginn der 2-plus-4-Gespräche: Die Deutschen sollten eigenständig über ihre Vereinigung entscheiden; Die polnische Westgrenze sollte in völkerrechtlich verbindlicher Form entschieden werden; Bilaterales Gespräch zwischen Gorbatschow und Kohl im Juli 1990 bringt Durchbruch  Deutschland soll allein über seine bündnispolitische Integration entscheiden.  19. September 1990: 2-plus-4-Mächte unterzeichnen „Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland“