Prozesse der politischen Bewertung:

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Liebe Patientinnen und Patienten!
Advertisements

Internet und Computer Based Training –
Ein Referat von Doreen Hartwich und Kim Kuczera
Definition [1]: Sei S eine endliche Menge und sei p eine Abbildung von S in die positiven reellen Zahlen Für einen Teilmenge ES von S sei p definiert.
Sozialpsychologie = Beschreibt die Art, wie Menschen soziale Realität konstruieren, wie sich Einstellungen und Vorurteile bilden und verändert werden.
Social Dominance Orientation and Intergroup Bias The Legitimation of Favoritism for High-Status Groups (Levin, 2002)
Modellieren Modellieren Modellieren Aufgaben Unterricht Diagnose
Empirische Forschung Empirisch = eine wissenschaftliche Vorgehensweise betreffend, die nicht auf theoretischen Begründungen, sondern auf nachvollziehbaren.
Projektumfeld Gesellschaftliche Strömungen Strukturen/ Gliederung
Selbstbezogene Implizite Einstellungen - IAT und GNAT im Vergleich Anna-Konstanze Schröder, Kati Dorsch, Kristina Geue, Friederike Lipka, Anja Pörschmann,
Vorbesprechung zur Übungsaufgabe
Gerhard Vowe & Marco Dohle
Heuristiken und Kontexteinflüsse
Seminar “Kognitionspsychologie meets Ethnologie” SS 2007
EmPra Der Einfluss und die Verarbeitung von emotionalen Reizen
Philosophische Fakultät 3: Empirische Humanwissenschaften Fachrichtung Erziehungswissenschaft Statistik I Anja Fey, M.A.
"On-line" und erinnerungsgestützte Urteilsbildung
Das Kontinuum-Modell von Fiske und Neuberg
“The end of categorical perception as we know it” (Schouten et al.)
Adaptive Dispersion in der Wahrnehmung von Vokale
Perzeptuelle Kompensation von Koartikulation bei japanischen Wachteln A. J. Lotto, K. R. Kluender, L. L. Holt. Perceptual compensation for coarticulation.
Das ‚Perceptual Magnet Model‘ von Patricia Kuhl
Raumbezogene Identität Virtuelle Denk- und Handlungsräume
Mehrheits- und Minderheitseinfluss aus Sicht der Theorie der Selbstkategorisierung Gerd Bohner.
Seminar: Sozialer Einfluss durch Mehrheiten und Minderheiten
Persuasion als sequenzieller Prozess: Versuch der Integration von Unimodel und HSM Gerd Bohner
How much paternal resemblance is enough? Sex differencies in hypothetical investment decisions but not in the detection of resemblance Platek, Critton,
Grundannahmen und die Stufen der sozialen Informationsverarbeitung
S. Moscovici, E. Lage, M. Naffrechoux (1969)
Mehrdeutigkeit eines positiven Effekts bei Querschnittsdaten
Modellierungsmethoden in der Verhaltenstherapie
Allgemeine Literatur Fricke & Treinies (1985): Einführung in die Metaanalyse Schwarzer (1989): Meta-Analysis Programs Gutes Manual! Beelmann & Bliesener.
Franziska Hoyer, Achim Fiethe & Myriam Brüning
Dummy-Variablen Gleicher Lohn bei gleicher Qualifikation: Frauen verdienen im Durchschnitt zwar weniger als Männer, aber ist die Ursache dafür in der Diskriminierung.
© Fraunhofer ISI AP 1: Fokusgruppenkonzept in Fallstudien (ISI, ZIRN) Die soziale Dimension des Rebound- Effekts (REBOUND) Projekttreffen, ZEW,
SE DOKO, Ines Neunhoeffer
SFB 522 Umwelt und Region Universität Trier, Trier gefördert durch: Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung,
Grundkonzepte und Paradigmen der Geographie
Südwind Ethischer Konsum Auswahl
Anke Mümken, Clemens Freytag, Wolfgang Keil & Ursula Piontkowski
Die Struktur von Untersuchungen
Religiöse Vielfalt – Bedrohung oder Chance?
Empirische Softwaretechnik
Lineare Funktionen und ihre Schaubilder, die Geraden
Multicodierung und Multimodalität im Lernprozess
Lern- und Denkstrategien I
Framing Effekt: Der getrennte Einfluss von Wahrscheinlichkeiten und Utilities Ralf Stork, E. H. Witte Universität Hamburg, Fachbereich Psychologie, Von-Melle-Park.
Wider den Methodenzwang
Management, Führung & Kommunikation
Noten – Leistung – Übertritt
Motivierende Gesprächsführung
The theory of fantasy realization
Evaluation der Präsentation der Ergebnisse. Fokus der Evaluation Sprach- und Spielnachmittage > an der Rodatal- Schule und an der GS „An der Saale“ Kinder.
Methoden Die klassische Methode der Psycholinguistik (genauso wie der experimentellen Psychologie im Allgemeinen) ist die Messung von Reaktionszeiten.
Plakatwerbung: Wie wichtig sind Farben wirklich? Andreas Fährmann, André Räthe, Mike Zschocher Institut für Allgemeine Psychologie Universität Leipzig.
Plakatwerbung: Wie wichtig sind Farben wirklich?
Universität Karlsruhe (TH) Forschungsuniversität · gegründet 1825 Lehrstuhl für Programmiersysteme Fakultät für Informatik 1 Anforderungen und Probleme.
Soziale Identität und Stress
The link between leadership and followership: How affirming social identity translates vision into action. Projektarbeit Sozialpsychologie: Soziale Identität.
Group Decision Making in Hidden Profile Situations
Proseminar aus Sozialpsychologie
Bestrafung Friedrich-Schiller-Universität Jena Seminar: Aggression
Reconciliation A Needs-Based Model of Reconciliation: Satisfying the Differential Emotional Needs of Victim and Perpetrator as a Key to Promoting Reconciliation.
“A Need-Based Model of Reconciliation: Satisfying the Differential Emotional Needs of Victim and Perpetrator as a Key to Promoting Reconciliation” Shnabel,
HEURISTIKEN.
„Fairness“ Auswertung des Jahresthemas 2014 / 2015
Einführung, photoelektrischer Effekt Welle-Teilchen Dualismus
2. Continental-Studentenumfrage 24. Februar 2005, TU Darmstadt.
Versammlungen leiten Schulung für zweite Vize-Distrikt-Governor.
Stereotypes as Energy-Saving Devices
 Präsentation transkript:

Prozesse der politischen Bewertung: Assimilation & Kontrast als Funktion des Kategorisierungsprozesses

Inhalt bzw. Fragestellung der Studie: Ist die Meinung über einen Politiker – im Hinblick auf seine Parteizugehörigkeit - sowohl auf „Integration“, „Assimilation“ als auch „Kontrasteffekte“ zurückzuführen?

Assimilation: („assimilation“) Definitionen: Assimilation: („assimilation“) Ein Kontextstimulus verursacht eine Verschiebung im Bezugsrahmen dahingehend, dass Beurteilungen anderer Stimuli in Richtung auf den Kontextstimulus hin verzerrt werden. Kontrast: („contrast“) Ein Kontextstimulus ruft eine Verschiebung des Bezugsrahmens mit dem Effekt hervor, dass die Beurteilung anderer Stimuli in eine dem Kontextstimulus entgegengesetzte Richtung erfolgt.

Einführung: Inclusion/Exclusion Model: Individuen benötigen eine kognitive Repräsentation der Stimuli, die sie bewerten sollen. Jedes Individuum konstruiert seine eigene „alternative“ Realität. „Standard of comparison“ -> kognitive Repräsentationen & Vergleichsstandard zur Bewertung des Reizes, sind Grundvoraussetzungen für ein soziales Urteil. Kontextabhängigkeit: Die Repräsentation (Vorstellung) des Ziel-Stimulus (real & alternativ) ist abhängig von den jeweiligen Umständen, unter denen der Stimulus wahrgenommen wird -> sie sind kontextabhängig Informationen, die man als „relevant“ abspeichert, können bei Aufforderung leicht in die Bewertung einfließen. -> sie sind kontextunabhängig

Allgemeines: Ob die repräsentierte Information in Assimilation oder Kontrasteffekt resultiert, hängt von ihrer Kategorisierung ab Es gibt bei der Bewertung sowohl untergeordntete, als auch übergeordnete Zielstimuli, die in bestimmten Kategorien verarbeitet werden. Die Kontextinformation wird in Assimilation resultieren, wenn sie Bestandteil des „standard of comparison“ ist.

Auswirkungen der Kontextinformationen: 3 Gründe, warum verfügbare Informationen nicht immer Bestandteil der Repräsentation werden: Die Information wird einem irrelevanten Faktor zugeschrieben Die Information bezieht sich nicht bzw. ist nicht auf die Zielkategorie übertragbar Normen der Gesprächsführung verbieten den Gebrauch von Informationen, die schon vorher angewendet worden sind Kontrasteffekt

Substraktion: Vergleichseffekt: Positiv oder negativ bewertete Informationen werden ausgeschlossen. Dafür ist keine Veränderung des Vergleichsstandards notwendig. Personen führen Korrekturprozesse durch, wenn sie bemerken, dass ihre Bewertung durch den Kontext beeinflusst wurde. Dies ist ein Sonderfall und wird als „over - correction“ beschrieben. Vergleichseffekt: Wenn die Bewertung der Information für die Entwicklung des Standards extremer ist als die Bewertung anderer Informationen, führt dies zu einem neuen und extremeren Vergleichsstandard.

S t u d i e 1. Experiment Hypothesen: Auftreten von Assimilationseffekten im ersten Fall Auftreten von Kontrasteffekten im zweiten Fall Fragestellungen: 1. „Wissen Sie zufällig in welcher Partei Richard von Weizsäcker über 20 Jahre Mitglied war?“ => ASSIMILATIONSEFFEKT (Inclusion) 2. „Wissen Sie zufällig das bekleidende Amt Richard von Weizsäckers, welches ihn von der Partei ausklammert?“ => KONTRASTEFFEKT (Exclusion)

Kontrasteffekt: Kann widerspiegeln: a) Subtraktionsprozess b) Vergleichsprozess Zu a : die bloße „subtraktion“ sollte lediglich die Bewertung der Zielkategorie (Partei) betreffen, von der die Informationen (z.B. R.v.W.) abgespalten („excluded“) werden Zu b: unter Verwendung der „excluded“ Informationen wird der „standard of comparison“ reorganisiert dies betrifft die Bewertung aller Stimuli (Parteien) auf die der Standard anwendbar ist

Methode: 164 zufällig ausgewählte Studenten der Uni Mannheim werden befragt 3 Gruppen mit Kategorisierungsaufgaben 1) Inclusion 2) Exclusion 3) Kontrollgruppe zum einen Bewertung der CDU (aV) zum andern Bewertung der SPD (aV) Coverstory: Ziel der Studie: Einstellung der Studenten zu vielfältigen Themen verglichen mit Ergebnissen eines repräsentativen Teils der deutschen Bevölkerung.

Inclusion: Exclusion: Kontrollgruppe: Frage: „Wissen Sie in welcher Partei Richard von Weizsäcker über 20 Jahre Mitglied war?“ CDU soll im temporären Bewusstsein der Befragten sein, wenn sie im weiteren Verlauf zur Bewertung aufgefordert werden Exclusion: Frage: „Wissen Sie welches von Richard von Weizsäcker bekleidete Amt ihn von der Partei ausklammert?“ dies sollte R.v. Weizsäcker ins Bewusstsein rufen, gleichzeitig aber die Einbeziehung in die Kategorie CDU-Politiker verhindern Kontrollgruppe: - in diesen Fragen wurde Richard von Weizsäcker nicht erwähnt - die Befragten sollten auf einer Skala von 1(negativ) bis 11(sehr positiv) entweder SPD oder CDU bewerten

Ergebnisse Wie vorhergesagt bewerten die Befragten die CDU … 1. … besser, wenn Inclusion (M = 6,5) 2. … schlechter, wenn Exclusion (M = 3,4) 3. … mittelmäßig, in Kontrollgruppe (M = 5,2) Koppelt man einen hoch anerkannten Politiker an eine Partei, so fällt die Bewertung der Partei wesentlich positiver aus !!!

2. Experiment Hypothese: Jede Fragestellung die Richard von Weizsäcker zum Thema hat, ohne besonders darauf ausgelegt zu sein ihn und seine Parteizugehörigkeit zu trennen, wird zu Assimilation führen, wenn später eine Frage zur CDU gestellt wird. Fragestellung: „Do you happen to know for which area of research R.v.W.´s brother is well known ?“ In Experiment 2 wurden die Auswirkungen der bereits in Experiment 1 genannten Fragen und die oben genannte verglichen. Annahme: Anwendbare Informationen werden in der Regel assimiliert.

Methode: Ergebnisse: 32 Versuchspersonen 3 Gruppen: 1. Inclusion (Parteizugehörigkeit) 2. bloße Kenntnisnahme (Frage nach R.v.W.´s Bruder) 3. Exclusion (Präsidentenamt) Die gleiche Versuchsdurchführung wie in Experiment 1, mit aV (= Bewertung der CDU) Ergebnisse: Hypothese bestätigt Frage nach Parteizugehörigkeit hat die gleiche Auswirkung wie die Frage nach dem Bruder, also eine positivere Bewertung der CDU: 1. Inclusion (M = 5,7) 2. bloße Kenntnisnahme (M = 5,4) 3. Exclusion (M = 4,0) Assimilation wurde als Standardoperation bestätigt

Zusammenfassung Kontexteffekte können nur erwartet werden, wenn die Kontextinformation relevant für das Ziel ist !!! Teilnehmer bewerten eine Partei positiver, wenn sie mit einem hoch angesehenen Politiker in Verbindung gebracht wird. (siehe Experiment 1) Der Assimilationseffekt wurde ebenfalls beobachtet, wenn lediglich nach R.v.Weizsäckers Brudergefragt wurde, ohne die Partei zu erwähnen. (siehe Experiment 2) Die Inclusion von untergeordneten Informationen (R.v.W. oder sein Bruder) zu einer übergeordneten Kategorie (Partei), resultieren in Assimilationseffekten. Normalerweise läuft immer der Prozess der Assimilation ab. Er ist automatisch, es sei denn der vom Kontext bei der Bewertungsaufforderung ausgelöste Reiz ist so herausragend, dass eine Exclusion-Operation eingeleitet wird. Wird R.v.W. unabhängig von der CDU betrachtet (excluded), entsteht ein Kontrasteffekt bei der Bewertung der Partei. (Experiment 1&2) Kontrasteffekte beziehen sich nur auf das Ziel von dem die relevanten Informationen „excluded“ werden (CDU), nicht aber generalisieren sie sich bis hin zur Bewertung anderer Ziele.

Generell: Inclusion von einer gegebenen Information in das temporäre Bewusstsein eines Ziel ist Voraussetzung für Assimilationseffekte Exclusion einer Information von der Vorstellung dieses Ziels ist Voraussetzung für Kontrasteffekte Exclusion-Prozesse benötigen höhere geistige Anstrengungen/ Aufwand, weil sie Entscheidungen über die Wichtigkeit einer Information die ins Bewusstsein trifft treffen müssen. In diesem Falle der Befragung ist bei beiden Prozessen eine Kontextaufmerksamkeit nötig!!!

Danke für´s Zuhören !!! 