Der Blick über den Limes

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 Präsentation transkript:

Der Blick über den Limes Ressourcennutzung im nicht römischen Germanien bis zum Ende der Völkerwanderung Der Blick über den Limes

Ressourcennutzung der Germanen bis ca. 400 Zeitliche Parallelität zur Entwicklung in den römischen Provinzen

Wer oder was sind das für Leute? Germanen Wer oder was sind das für Leute?

Germanenmythen 1 Um Germanen ranken sich viele Mythen darunter: Herkommen aus dem Norden (Skandinavien, hinter dem Meer) aber so wenig wie Skandinavien große Menschenmassen vor oder in der Volkerwanderung exportiert hat, so wenig haben sie hinterher welche importiert

Germanenmythen 2 gemeinsame Genealogie bis zu definierbaren Vorfahren aber Volksbildung in der Antike und dem Frühmittelalter verlief allgemein anders: wann immer von einem Volk die Rede war, so bestand es aus vielen Stämmen / Völkern, die in einem gemeinsamen Heer zusammengefasst waren ein „Traditionskern“ eines Volkes wurde erst im Nachhinein geschaffen

Kennzeichen der Germanen „Germanen“ ist eine Fremdbezeichnung durch Römer und Griechen sie steht auch für wilde und unkultivierte Barbaren umfasst Stämme mit gleicher Sprache es handelt sich um eine Vielzahl von verschieden und sich auch unterscheidenden Stämmen

Geschichte der Germanen 1 genauere Herkunft unbekannt werden mit der Jastorf-Kultur (Fundort bei Uelzen) in Verbindung gebracht Jastorf-Kultur: jüngere Eisenzeit (ca. 500 v. Chr.) aber nicht völlig deckungsgleich mit der dynamischen Jastorf-Kultur

Geschichte der Germanen 2 Germanische Lautverschiebung Herausbildung der germanischen Sprache im indogermanischen Sprachkontext diese Lautverschiebung hat sich vermutlich im Raum Norddeutschland vollzogen ca. 300 – 200 v. Chr. (?) mit der Herausbildung der neuen Sprache und ihrer Verbreitung wurden die Gebiete germanisch von der Rheinmündung im Westen bis zur Weichsel im Osten und von der Lößgrenze im Süden bis Mittelskandinavien

Geschichte der Germanen 3 ca. 200 v. Chr. ost-germanische Bastarnen tauchen im heutigen Ostrumänien auf um 120 v. Chr. Marsch der Kimbern, Teutonen und Ambronen in Richtung Süden Prototyp der klassischen Völkerwanderung Herkommen aus Jütland Ursache: Hungersnöte durch Springflut und/oder Klimaänderung, ev. auch Bevölkerungswachstum kurz: Landnot aber auch wegen der Attraktivität römischer Gebiete

Geschichte der Germanen 4 Wanderlawine war Inbegriff barbarischer Fremdartigkeit Zug erschütterte auch das Machtgefüge der Kelten im voralpinen Raum mehrere Siege über römische Heere danach Bitte um Siedlungsland aber 102 bzw. 101 v. Chr. in Südfrankreich und Norditalien vernichtend geschlagen 70 v. Chr. dringen germanische Sueben und König Ariovist über den Rhein nach Westen gegen gallische Stämme vor 58 v. Chr. von Caesar geschlagen: Rhein als Grenze des römischen Reiches

Geschichte der Germanen 5 verschiedene Vorstöße römischer Truppen zur Elbe seit 12 v. Chr. 9 n. Chr. Varus-Schlacht Sieger: Arminius, aus der Königssippe der Chrusker (mittelgroßer, mit den Römern verbündeter Stamm) römischer Ritter und Befehlshaber germanischer Hilfstruppen

Geschichte der Germanen 6 Sieg aus Verrat und Täuschung in der Varus-Schlacht wurde ein römisches Herr von ca. 30 000 Mann vernichtet erneute Feldzüge der Römer gegen Arminius nach Feldzügen des Arminius gegen andere Germanenstämme ca. 21 n. Chr. von Verwandten ermordet 165 – 180 Markomannenkriege mit Überfällen auf römische Gebiete südlich der Donau Kampf um Siedlungsland

Geschichte der Germanen 7 um 200 n. Chr. Herausbildung germanischer Großstämme Großstämme der Germanen: Goten Vandalen Franken Langobarden Alemannen Burgunder Thüringer Sachsen Angel-Sachsen

Geschichte der Germanen 8 238 n. Chr. Vorstoß der Goten über die Donau Übergang in die Völkerwanderung Franken die erfolgreichsten Germanen

Germanen: Stammesgesellschaft 1 allgemeine Friedlosigkeit mit Krieg auch untereinander als Normalzustand grundsätzliche Ungleichheit nach Herkunft Geschlecht, Alter Feind in dieser Welt nicht nur ein anderer Stamm sondern bereits das Nachbardorf, dessen Häuptling und sein Clan, oder eine andere Sippe Folgen für Siedlungsstruktur: Isolierung und Schutz der eigenen Siedlung durch Wildnis

Germanen: Stammesgesellschaft 2 Älteres Herrschaftssystem: Könige gab es in Folge der „Gallisch-Westgermanischen Revolution“ (Forschungsbegriff) seit ca. 50 v. Chr. nicht mehr nur frühere Königsfamilien (fürstliche Oligarchien) anerkannte Heerführer als Machtbasis

Germanen: Stammesgesellschaft 3 Herrschaft aus Gefolgschaft: keine Angelegenheit des „Blutes“ (siehe Schicksal von Arminius) Jüngeres Herrschaftssystem Ausbildung Königtums in den Großstämmen

Germanen: Stammesgesellschaft 3 ökonomische Belastung einer Gefolgschaft war erheblich wegen geringer Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft (siehe unten) Gesellschaft stark gegliedert in Freie Knechte rechtlose (Kriegsgefangene, Sklaven)

Klima und Umwelt 1 Klima ist das der Römer Zeit weicht nicht generell von dem heutigen ab die ersten zwei -drei Jahrhunderte vor und drei Jahrhunderte nach Chr. gelten als klimatisch begünstigt mit einem Klimaoptimum von 130 v. Chr. bis 50 n. Chr.

Klima und Umwelt 2 von 400 – 600 n. Chr. Klimadepression in Alpen Rückgang des Baumwachstums und Ausdehnung von Gletschern Ausdehnung der Moore mit der Konsequenz einer Einengung des Lebensraumes Anstieg des Meeresspiegels

Landschaft und Siedlungsstruktur 1 Landschaft geprägt durch große und mächtige Wälder gesiedelt wurde in kleinen Siedlungskammern umgeben von Wäldern es gab nur ländliche Siedlungen: Einzelhöfe, „Weiler“, kleinere „Dörfer“ mit maximal 200 – 300 Menschen jedes Fehlen von Städten nur in Nähe der Siedlungen waren Wälder durch Felder, Viehweide oder Holznutzung aufgelichtet

Landschaft und Siedlungsstruktur 2 Gebiete zwischen den Stämmen und auch zwischen Clans waren durch Ödzonen von einander getrennt zwischen den Siedlungsräumen gab es nur wenige Passagen ein ausgebautes Wegenetz existierte nicht befahren oder begangen wurden natürliche Terrassen (Waldränder, trockene Höhen, Täler, seichte Flüsse, Ufer)

Landwirtschaft 1 reine Selbstversorgungswirtschaft Höfe und „Dörfer“ autarke Einheiten Siedlungen aus unregelässig angeordneten eigenständigen Wirtschaftbetrieben Abgrenzung der Hoffläche durch Zäune

Landwirtschaft 2 Ein Landwirtschaftsbetrieb bestand i. d. R. aus Wohnstallhaus (langes rechteckiges Gebäude Stallteil) ein, z. T. zwei Speichergebäuden „Grubenhäuser“: bis zu 1 m unter der Erdoberfläche liegend, für Vorratshaltung und / oder verschiedene Wirtschaftsarbeiten (z. B. Weben)

Landwirtschaft 3 Bauweise: ausschließlich aus Holz Herdfeuer oder Feuerstelle als einzige Wärmequelle keine Fenster (Rauchabzug durch Dachöffnung) im Verlauf der Entwicklung Vergrößerung der Wohnstallhäuser mit bis zu 30 Viehplätzen Ausdehnung der Viehwirtschaft wurde nicht von einer Ausdehnung des Ackerbaus begleitet

Landwirtschaft 4 in Siedlungen deutliche Abstände zwischen den Gehöften Familienbetriebe auf eigenem Grund und Boden dauerhafte Aneignung von Land durch Angehörige der Oberschicht zeichnete sich später ab

Landwirtschaft 5 Feldsystem der „celtic fields“ (c. f.) einzelne, quadratische oder rechteckige durch Randwälle abgegrenzte Flächen unterschiedliche Größe von weniger als 20 ha bis 100 ha nicht die gesamten c. f. als Ackerland bewirtschaftet größerer Teil Weide Beispiel einer Ungeregelten Feld-Gras-Wirtschaft

Landwirtschaft 6 Feldsystem der „celtic fields“ z. T. auch die breiten Randwälle statt der eingeschlossenen Fläche bewirtschaftet Randwälle weisen z. T. höhere Nährstoffwerte auf in den c. f. auch Betriebe angesiedelt Auswirkung des Flursystems auf die Siedlungsform eine allgemeine Verbreitung der c. f. ist nicht belegt (Fundstellen Nordmitteleuropa)

Landwirtschaft 7 Agrarsystem der Germanen sehr extensiv Unregelmäßige Feld-Gas-Wirtschaft mit deutlichen Erschöpfungserscheinungen auch Verlegung der Ackerflächen und z. T. Siedlungen anders wie bei den Römern kein Gartenbau primitive Landtechnik - weitgehend aus Holz

Landwirtschaft 8 endgültiger Aufstieg des Roggens ursprünglich ein wenig erwünschtes Begleitgetreide (vor allem bei Römern) nach 100 n. Chr. in Norddeutschland neben der Spelzgerste wichtigste Kulturpflanze Konkurrenzvorteile des Roggens auf armen Böden höhere Ertragsicherheit in schlechten Jahren

Landwirtschaft 9 Ergebnis: die Landwirtschaft der Germanen war eine Mangelwirtschaft höchst anfällig gegen jede Veränderung der natürlichen Verhältnisse vermutlich mit verantwortlich für die verbreiteten Krankheiten der Germanen (Unter- oder Mangelernährung)

Landwirtschaft 10 trotz vielfältiger Kontakte zu den römischen Provinzen keine Versuche, sich die dortigen Fortschritte der Landwirtschaft anzueignen! geringe Ausbildung der Agrarproduktion sowohl Anlass als auch Voraussetzung für die Völkerwanderung

Erschließung der Küstenmarschen 1 Besiedlung der (Küsten-) Marschen Änderungen des Meeresspiegel am Ende der letzten (Weichsel-) Eiszeit (14 000 v. Chr.) war Meeresspiegel 100 – 120 m niedriger als heute zwischen 10 600 und 9 100 v. Chr. stieg der Meeresspiegel stark an (Rate 2 m in 100 Jahren) von - 45 auf – 15 m unter heutigen Niveau danach verlangsamte sich der Anstieg

Erschließung der Küstenmarschen 2 durch den Anstieg des Meeresspegels verschoben sich die Küstenlinien um 8 000 v. Chr. lag Küstenlinie zur Nordsee nördlich der Doggerbank 6 500 v. Chr. wurden der steil abfallende (Dietmarscher) Geestrand erreicht dann zog sich das Meer wieder zurück Ca. vor 4 500 v. Chr. Begann sich eine Ausgleichsküste herauszubilden siedlungsfeindliche Moore, Seen und Schilfsümpfe

Erschließung der Küstenmarschen 3 aber weiter Wechsel von Meeresvorstößen und Meeresrückzügen Besiedlung der sich bebildeten baumlosen salzhaltigen Marschen ab ca. 200 v. Chr. schon um 0. v. Chr. Aufbau von Warfen / Wurten in den im Winter immer wieder überfluteten Marschen Erhöhung der Siedlungsplätze durch Aufwurf von Klei-Soden oder Mist

Erschließung der Küstenmarschen 4 Erhöhung der Warfen um 100 – 300 n. Chr. aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels Aufgabe der Besiedlung im 4./5. Jahrhundert auch Folge der Wanderung der Angeln und Sachsen nach Britannien Neubesiedlung ab dem 7. Jahrhundert im Zuge des mittelalterlichen Landausbaus unter erneut veränderten klimatischen Bedingungen im 11. Jahrhundert beginnende Eindeichung der Marschen Zunahme der Sturmfluten

Das Wirtschaftssystem der Germanen Agrarische Subsistenzwirtschaft mit deutlichen Mangelerscheinungen keine Geldwirtschaft kaum Angebote für den Handel mit römischen Gebieten hohe Nachfrage nach römischen Produkten besonders Eisen Waffen (z. T. Embargo) Luxusgütern

Literatur 1 Capelle, Torsten (1997): Die Frühgeschichte (1.-9. Jahrhundert ohne römische Provinzen). In: Lüning u. A.: Deutsche Agrargeschichte: Vor- und Frühgeschichte, Stuttgart, S. 376 - 460 Benecke, Norbert, u. a. (Hrsg.) (2003): Frühgeschichte der Landwirtschaft in Deutschland, Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 14, Langenweissbach

Literatur 2 Künzl, Ernst: Die Germanen, Stuttgart Krause, Arnulf (2005): Die Geschichte der Germanen, 2. Aufl., Frankfurt, M. u. a. O. (unkritische, an Mythen orientierte Darstellung) Freden, U. v. u. Schnurbein, S. v. (Hg.) (2003): Spuren der Jahrhunderte. Archäologie und Geschichte in Deutschland, Stuttgart

Literatur 3 Wolfram, Herwig (2005): Die Germanen, 8. überarb. Aufl., München

Kurzer Blick auf die Völkerwanderung

Völkerwanderung und Ressourcennutzung Was hat die Behandlung der Völkerwanderung in einer Lehrveran-staltung zu Ressourcennutzung zu suchen?

Prozess der Völkerwanderung 1 Auffassung der Völkerwanderung als Züge der Germanen in das römisches Reich greift zu kurz berücksichtigt nicht die Wanderungen etwa der Goten nach Südrussland den Hunnensturm nach Europa die Slawisierung halb Europas zwischen dem Ende des 5. und dem Anfang des 7 Jahrhunderts n. Chr.

Prozess der Völkerwanderung 2 auch kein stürmisches Überrennen römischer Militärmacht mit noch größerer Militär- und Volksmacht dazu hätten die angreifenden Völker kaum alleine ausgereicht sondern mit militärischen Mittel erzwungene Umgestaltung eines geschwächten römischen Reiches

Prozess der Völkerwanderung 3 Schwächung des römischen Reiches durch Reichsteilung Innere Machtkämpfe soziale Veränderungen darunter auch „armer Saat aber reiche Bürger“ viele der angreifenden Germanenstämme standen vorher in römischen Diensten Vielzahl gleichzeitiger Konflikte Schwächung durch Pest 541 – 545 im Hauptverbreitungsgebiet Mittelmeerraum massive Bevölkerungsverluste (bis zu 40%)

Prozess der Völkerwanderung 4 Weitgehende Aufgabe der ursprünglichen Siedlungsregionen aber keine völlige Entleerung nach Abflauen der Wanderung Siedlungsgebiete der Germanen endeten nach Osten an der Elbe

Frage Warum war die Art der landwirtschaftliche Ressourcennutzung eine Ursache und Voraussetzung der Völkerwanderung?

Ursachen der Völkerwanderung 1 nicht hinreichend geklärt vermutlich ein Bündel unterschiedlicher Faktoren Bevölkerungsanstieg Klimaveränderungen Abfolge von einer Nässeperiode bis 200 n. Chr. zu einer Trockenperiode 200 - 430 n. Chr. 186 n. Chr. Ausbruch der Vulkan Taupo (Neuseeland) eine der größten Vulkanausbrüche überhaupt Wiederherstellen der normalen Sommertemperatur ev. erst nach einer Generation

Ursachen der Völkerwanderung 2 direkte Umweltkatastrophen (Sturmfluten wie bei Kimbern, Teutonen, Ambronen) vermutlich auch Übernutzung des Bodens kurz: „Landnot“ (u. a. mit Folge Hungersnöte)

Ursachen der Völkerwanderung 3 generell dürfte die Unsicherheit der agrarischen Ressourcennutzung deutlich zur Gesamtlabilität der Völkersysteme beigetragen haben der geringe Entwicklungsstand der Landwirtschaft begünstigte Wanderungen während der mehrjährigen Wanderschaft Bebauung fremder Flächen ohne große Ertragseinbussen

Ursachen der Völkerwanderung 4 In einer besiedelten Welt führt eine Wanderung eines Volkes zu Problemen anderer Völker Verdrängungsprozesse innerhalb der germanischen Stämme Gutonen – Markomannen Vorstoß der Hunnen als Beschleuniger der Wanderungen gute Klimabedingungen als Voraussetzung der Entwicklung der Militärmacht der Hunnen (Pferde und Reiter) (Reichholf) Verdrängung der Goten nach Westen

Ergebnis der Völkerwanderung 1 deutlicher Bevölkerungsrückgang am Ende der Völkerwanderung - sei es durch Pest Verschlechterung der Lebensbedingungen Kämpfe und ethnische Säuberung völlig andere Orientierung Köln war nach der Eroberung durch die Franken fast wüst gefallen in der verfallenden Bausubstanz gab lediglich ein paar Bauernhöfe Andere Quellen sprechen von einer stark eingeschränkten Weiternutzung

Ergebnis der Völkerwanderung 2 ein kultureller und technischer Rückschritt ein deutlicher Verlust agrarischen Wissens Zerstörung einer Hochkultur durch geringere entwickelte Völker/Stämme aber Anpassung des Umfangs der Gesamtbevölkerung an die Ernährungsressourcen

Literatur Rosen, Klaus (2002): Die Völkerwanderung, München Wolfram, Herwig (2001): Die Goten und ihre Geschichte, München Reichholf, Josef, H. („007): Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends, Frankfurt, M.