Fragestellungen Wie wirken Steuern auf Investitionsentscheidungen international tätiger Unternehmen? Welche Auswirkungen hat dies auf die Steuerpolitik?

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Fragestellungen Wie wirken Steuern auf Investitionsentscheidungen international tätiger Unternehmen? Welche Auswirkungen hat dies auf die Steuerpolitik? Sollten Unternehmenssteuern in der Europäischen Union harmonisiert werden?

Ertragsteuern und Produktionsstandorte von VW Tarifliche Gewinnsteuerbelastung von Kapitalgesellschaften in %, 2007. Quelle: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2007): Das Erreichte nicht verspielen, Jahresgutachten 2007/08, Schaubild 66, S. 272. Produktionsstandort des Volkswagenkonzerns, Stand 30.06.2007. Quelle: Internetseite des Volkswagen-Konzerns, http://www.volkswagenag.com/vwag/vwcorp/content/de/the_group/production_plants.html

Die Investitionsentscheidung Ein Unternehmen hat einen bestimmten €-Betrag („Kapital“) zur Verfügung, den es ausgeben („investieren“) will, um seine Produktionskapazität dauerhaft auszuweiten Verschiedene Investitionsprojekte sind möglich, z.B. Kauf einer Maschine, Bau eines Betriebsgebäudes, ... Jedes Projekt bringt in Zukunft laufende Zahlungsüberschüsse [€ pro Jahr]. Relativ zur Investitionsausgabe sind die Zahlungsüberschüsse eines Projektes die Rendite [%].

Die Renditekurve I Die möglichen Investitionsprojekte werden absteigend nach ihrer Rendite geordnet. Es stehen 60 000 € Kapital zur Verfügung. Tausend € Rendite 10 % 10 60 Es werden alle Projekte durchgeführt, deren Rendite mindestens 6% beträgt. 8 % 20 7 % 50 6 % 6 % 4 % 80 3 % 120

Die Renditekurve II Wenn jedes einzelne Investitionsprojekt sehr klein ist, wird die Renditekurve als glatte Kurve gezeichnet. Kapital Rendite Rendite des letzten realisierten Projektes vorhandenes Kapital

Internationale Investitionsentscheidung I Das für Investitionen insgesamt bereit stehende Kapital ist vorgegeben. International tätige Unternehmen investieren dort, wo die Rendite am höchsten ist: Kapital ist „mobil“. Analyse für zwei Länder, Land A und Land B.

Internationale Investitionsentscheidung II Kapital in Land A Rendite Renditekurve im Land A

Internationale Investitionsentscheidung II Kapital in Land B Rendite Kapital in Land B Rendite Rendite- kurve im Land B

Internationale Investitionsentscheidung III Das vorhandene Kapital wird auf die beiden Länder aufgeteilt. Rendite Kapital in Land B Kapital in Land A Rendite Rendite des letzten realisierten Projektes in beiden Ländern in Land A investiertes Kapital in Land B investiertes Kapital Gesamtes Kapital

Steuern und Investitionsentscheidung I Land A besteuert die Erträge der dort getätigten Investitionen. Eine Investition im Land A löst somit Steuerzahlungen aus, die die Zahlungsüberschüsse reduzieren. Die Steuer pro € investiertes Kapital ist der Steuersatz. Jede Investition in Land A bringt nur eine um den Steuersatz verminderte Rendite. Die Kurve der Nachsteuerrendite verläuft tiefer als die Kurve der Vorsteuerrendite.

Steuern und Investitionsentscheidung II Kapital in Land A Rendite Kapital in Land B Gesamtes Kapital Rendite des letzten realisierten Projektes in Land A Steuersatz in Land A Rendite des letzten realisierten Projektes in Land B in Land A investiertes Kapital in Land B investiertes Kapital

Steuern und Investitionsentscheidung III Ergebnisse: In dem Land, das höhere Steuern erhebt, wird weniger investiert. In diesem Land unterbleiben Investitionen, die (vor Steuer) rentabler sind, als Investitionen, die im anderen Land durchgeführt werden. Empirische Größenordnung: Eine Erhöhung des Steuersatzes in einem Land um 1 Prozent-Punkt senkt die in dieses Land fließenden Direktinvestitionen um 3,3 Prozent. Quelle: De Mooij, R. und S. Ederveen (2003): Taxation and Foreign Direct Investment: A Synthesis of Empirical Research, International Tax and Public Finance 10, 673-693.

Entscheidung über den Steuersatz I Gesellschaftlicher Ertrag staatlicher Leistungen Staatliche Ausgaben Bildung Straßen Innere Sicherheit Sozialleistungen Gesellschaftlicher Ertrag einer staatlichen Leistung = Wertschätzung der Bürger für diese Leistung Die staatlichen Leistungen werden absteigend nach ihrem gesellschaftlichen Ertrag geordnet.

Entscheidung über den Steuersatz II Gesellschaftliche Kosten staatlicher Leistungen Steuerzahlung Einkommenseinbuße durch Kapitalflucht Der Steuersatz wird erhöht, solange der gesellschaftliche Ertrag zusätzlicher staatlicher Leistungen größer ist als die gesellschaftlichen Kosten zusätzlicher staatlicher Leistungen.

optimales staatliches Leistungsniveau bei Kapitalmobilität Entscheidung über den Steuersatz III Ertrag einer zusätzlichen staatlichen Leistung staatliche Leistungen [€] Ertrag, Kosten einer zusätzlichen staatlichen Leistung [€] Kosten einer zusätzlichen staatlichen Leistung bei Kapitalmobilität optimales staatliches Leistungsniveau bei Kapitalmobilität 1 € Kosten einer zusätzlichen staatlichen Leistung optimales staatliches Leistungs-niveau

Entscheidung über den Steuersatz IV Ergebnisse: Das optimale staatliche Leistungsniveau sinkt, wenn Kapital mobil ist. Der Steuersatz wird gesenkt.

Eine kritische Sichtweise des Steuerwettbewerbs Länder, die selbständig Steuersätze bestimmen dürfen, werden versuchen, durch Steuersenkungen Kapital anzuziehen. Zwischen den Ländern entsteht ein ruinöser Wettbewerb um die niedrigsten Steuern. Deshalb müssen die Staatsausgaben gesenkt werden. Die Europäische Union sollte die Unternehmenssteuern harmonisieren.

Eigennütziger Staat I Staatsausgaben dienen nicht den Interessen der Bürger, … … sondern den Politikern und den sie unterstützenden Interessengruppen, z.B. überhöhte Diäten Prestigeprojekte Subventionen (Landwirtschaft, Steinkohle, …) überzähliges Personal im öffentlichen Dienst Grenzen der Besteuerung durch den eigennützigen Staat Abwahl der Regierung Leistungsverweigerung, Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit Mobilität

Eigennütziger Staat II Mobilität und eigennützige Politik Mobilität gibt den Besteuerten die Möglichkeit, der Besteuerung auszuweichen. Mobilität begrenzt die Macht der Politik über die Bürger. Die Steuerlast geht zurück. Die Steuereinnahmen werden im Interesse der Besteuerten verwendet.

Eine positive Sichtweise des Steuerwettbewerbs Länder, die hohe Steuern erheben, können bessere staatliche Leistungen finanzieren. Solche Leistungen erhöhen die Rendite der Investitionen, z.B. Infrastruktur Rechtssicherheit Die Unternehmen sind deshalb bereit, höhere Steuern als Preis für gute staatliche Leistungen zu bezahlen. Kapitalmobilität sorgt dafür, dass Steuereinnahmen für staatliche Leistungen verwendet werden, die den Investoren nutzen. Eine Harmonisierung der Unternehmensbesteuerung ist nicht sinnvoll, da der Druck des Wettbewerbs die Regierungen dazu anhält, sich um attraktive Standortbedingungen zu bemühen.

Fazit: Steuerwettbewerb und Investitionen Steuern beeinflussen die Investitionsentscheidung international tätiger Unternehmen. Standortpolitik sollte Steuern im Zusammenhang mit den für Unternehmen wichtigen staatlichen Leistungen sehen. Unternehmenssteuern sollten (nur dann) harmonisiert werden, wenn die Politik hohe Steuern, aber geringe staatliche Leistungen für Unternehmen anstrebt.