I. (Post-)Moderne Gesellschaft und ihre Strukturen als Kontext des sozialethischen Diskurses Niklas Luhmann Franz-Xaver Kaufmann.

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 Präsentation transkript:

I. (Post-)Moderne Gesellschaft und ihre Strukturen als Kontext des sozialethischen Diskurses Niklas Luhmann Franz-Xaver Kaufmann

1. Verschärfte funktionale Differenzierung der Gesellschaft Funktionale Differenzierung als Verselbständigung der Funktionssysteme für Religion, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Massenmedien, Sport... Durchbruch zur Dominanz funktionaler Differenzierung im 19. Jahrhundert Verschärfte funktionale Differenzierung heute: Schärfere Autonomie im weltgesellschaftlichen Rahmen

1. Verschärfte funktionale Differenzierung (Post-)Moderne Orientierung: „In modernen Gesellschaften tritt an die Stelle der Orientierung an und der Legitimation über Traditionen die Festlegung auf Strukturen, deren prinzipielle Veränderbarkeit und deren permanenter Wandel immer schon mitgedacht sind“ (Franz-Xaver Kaufmann)

2. Ausdifferenzierung unterschiedlicher Ebenen sozialer Wirklichkeit Vertikale Differenzierung der Gesellschaft: Ebene der Interaktion von Mensch zu Mensch Ebene der Organisationen und ihrer Netzwerke Ebene der Gesellschaft und ihrer Teilsysteme

3. Vervielfältigung der Wirklichkeitsperspektiven Pluralität von Wirklichkeitsperspektiven I: wirtschaftlich, politisch, wissenschaftlich, religiös, künstlerisch, religiös... Pluralität von Wirklichkeitsperspektiven II: organisatorisch, interaktiv, weltgesellschaftlich Verlust der Zentralperspektive Postmoderne als radikalisierte Moderne

4. Pluralisierung symbolischer Gemeinschaften Symbolische Gemeinschaften - Definition einer gemeinschaftlichen Identität - Auswirkungen auf alle Aspekte der Lebensführung - Vervielfältigung der symbolischen Gemeinschaftsbildungen - Spannung zwischen Wahl und Bindungswirkung

5. Individualisierung Ulrich Beck, Risikogesell-schaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt a.M. 1986

5. Individualisierung Monika Wohlrab-Sahr, Individualisierung: Differenzierungs-prozess und Zurechnungsmodus, in: U. Beck/P.Sopp (Hrsg.), Individualisierung und Integration, Opladen 1997,23-36

5. Individualisierung 5.1 Individualisierung als Freisetzung aus Vorgaben: des Familienlebens der Geschlechtsrollen der lebenslangen Erwerbsarbeit der verwandtschaftlichen und nachbarschaftlichen Bindungen

5.2 Individualisierung als Freisetzung aus Lebensdeutungen: aus Familientraditionen aus tradierten religiösen Deutungen aus „großen Erzählungen“ Zwang zur Auswahl aus Deutungsangeboten

5.3 Individualisierung der gesellschaftlichen Zwänge Nicht (nur) Freiheitsgewinn Zwänge des Arbeitsmarkts Zwänge notwendiger Bildungswege und -zertifikate Zwänge des Konsums

5.4 Individualisierung als Biographisierung Norm und Verpflichtung, eine eigene Biographie zu entwickeln Zuschreibung von Verantwortung für das eigene Lebensschicksal Selbstverwiesenheit als Konstante der Lebensführung

6. Religion im vormodernen und modernen Kontext Vormoderne Gesellschaften ordnen die Lebensbereiche konzentrisch an und geben der Religion die Gestalt eines übergreifenden Baldachin an der Spitze der Gesellschaft

6. Religion im vormodernen und modernen Kontext Moderne Gesellschaften tendieren dazu, die Lebensbereiche zu trennen und die Reichweite der Religion zu beschränken