Vorlesung: Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 PD. Dr. Joachim Renn 28. Nov. Differenzierung der Person II – Sozialisation/ Individualisierung:

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Vorlesung: Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 PD. Dr. Joachim Renn 28. Nov. Differenzierung der Person II – Sozialisation/ Individualisierung: Mead, Simmel etc.

Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 28. Nov Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 28. Nov. Person III – Sozialisation/ Individualisierung: Mead, Simmel (…) Phasen und Instanzen II: Mead George Herbert Mead (1863-1931, University of Chicago) Von der Egozentrik zur Theorie der Perspektivenübernahme: Der Organismus steht nicht von vornherein der „Umwelt“ „gegenüber“, sondern das „Ich“ muss sich als Gegenüber erst abgrenzen. „Bedeutung“ sind primär „öffentlich“ bzw. intersubjektiv: Symbole bilden sich aus Gesten auf der Basis der Reaktionsgleichheit (Sprache ist nicht Abbildung, sondern dient primär der Kooperation) Identität setzt an der Selbstobjektivierung an: Perspektivenübernahme

Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 28. Nov Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 28. Nov. Person III – Sozialisation/ Individualisierung: Mead, Simmel (…) Die Geste wird Symbol, wenn/sofern ich in mir bei ihrer Verwendung die gleiche Reaktion wie beim Gegenüber auslöse (und das realisiere): „Wenn nun eine solche Geste die dahinter stehende Idee ausdrückt und diese Idee in anderen Menschen auslöst [die Idee und nicht einfach die Reaktion wohlgemerkt] so haben wir ein signifikantes Symbol. (…) An dem Punkt, an dem die Geste diesen Zustand erreicht, wird sie zu dem, was wir Sprache nennen. Sie ist nun ein signifikantes Symbol und bezeichnet eine bestimmte Bedeutung.“ (MSS, dt. 85ff.) Kontrastbeispiel: Hundekampf: „Bedeutung“ der Geste bleibt Bedeutung „an sich“ (Die Hunde realisieren nicht den symbolischen Gehalt, sondern reagieren auf Reize und geben damit unbewusst Reize) [Problem: zirkuläre Beziehung zwischen Identität und Symbol?: Sprache erklärt Genese des Bewusstseins und setzt bewusste Verwendung voraus - „Gleichursprünglichkeit“ oder Ko-evolution]

Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 28. Nov Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 28. Nov. Person III – Sozialisation/ Individualisierung: Mead, Simmel (…) Identitätsbildung: Der Einzelne hat eine Identität nur in Bezug auf die Identität seiner Gruppe gestufte Übernahme der Erwartungen anderer an einen selbst - „taking the role“ oder „taking the attitude of the other“ : 1) Übernahme der Erwartungen (Perspektive) der konkreten/ „significant“ anderen 2) Übernahme der Erwartungen des verallgemeinerten anderen („der Gesellschaft) „Der Einzelne erfährt sich nicht direkt, sondern nur indirekt aus der besonderen Sicht der gesellschaftlichen Gruppe als ganzer, zu der er gehört (…), insoweit, als er zuerst zu einem Objekt für sich selbst wird, genauso wie andere Individuen für ihn oder in seiner Erfahrung Objekte sind, er wird sich selbst nur zum Objekt, indem er die Haltung anderer Individuen gegenüber sich selbst einnimmt.“ (MSS, 180 Play: spielerischen Nachahmung von Rollen, die jene Rollen noch nicht in ihrer Funktion und Bedeutung für eine komplexes Set von aufeinander bezogenen Rollen reflektiert Game: Kenntnis der Gesamtheit der Rollen, die das Spiel konstituieren (oder auch von ihm konstituiert werden), um die eigenen, bestimmte Rolle ausfüllen zu können, denn nun kommt es darauf an, wirklich zu kooperieren und z.B. erfolgreich gegen andere zu spielen

Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 28. Nov Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 28. Nov. Person III – Sozialisation/ Individualisierung: Mead, Simmel (…) „I“ und „Me“: Das „Me“ (dt.: „ICH“) ist das gesellschaftlich vermittelte Rollenrepertoire meiner Person dar, auf welches das „I“ (dt.: „Ich“) reagiert.  „Überich“? Das „I“ ist immer eine „historische“ Figur: es ist „unberechenbar“: nachträglich als „überraschend“ erlebt und in den Schemata der übernommenen Rollen (Perspektiven) gedeutet. „What is invoced in the self beeing objectified? The first answer may be that an object involves a subject. Stated in other words: that a “me” is inconceivable without an “I”. And to this reply must be made that such an “I” is a presupposition, but never a presentation of conscious experience, for the moment it is presented it has passed into the objective case (...)” (Sel.Writ.142) „Auf das I ist es zurückzuführen, dass wir uns niemals unserer selbst ganz bewusst sind“ (MSS 217). Und das heißt nicht nur Intransparenz sondern Autonomie: aus dem „I“ entspringen Spontaneität und Kreativität

Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 28. Nov Einführung in die Soziologie – Wintersemester 2007/08 28. Nov. Person III – Sozialisation/ Individualisierung: Mead, Simmel (…) Das „Me“ (dt.: „ICH“) ist das gesellschaftlich vermittelte Rollenrepertoire meiner Person, auf welches das „I“ (dt.: „Ich“) reagiert.  „Überich“? „Such an “I” is a presupposition, but never a presentation of conscious experience, for the moment it is presented it has passed into the objective case (...)” (Sel.Writ.142)  Quelle der Individualisierung I: die „kreativ-spontane“ Antwort der Person auf die gesellschaftliche Erwartung [Essay-Fragen: 1. Was versteht Mead unter Perspektivenübernahme, und was will er damit erklären? 2. Wieso erlaubt die Übernahme gesellschaftlicher Strukturen und Erwartungen (nach Piaget und Mead) überhaupt noch individuelle Abweichung (oder Kritik an diesen Erwartungen)?]