Vorlesung Informatik 2 Algorithmen und Datenstrukturen (18 - Bäume: Durchlaufreihenfolgen, Analyse nat. Bäume) Prof. Th. Ottmann.

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Vorlesung Informatik 2 Algorithmen und Datenstrukturen (18 - Bäume: Durchlaufreihenfolgen, Analyse nat. Bäume) Prof. Th. Ottmann

Binäre Suchbäume Binärbäume zur Speicherung von Mengen von Schlüsseln (in den inneren Knoten der Bäume), so dass die Operationen Suchen (find) Einfügen (insert) Entfernen (remove, delete) unterstützt werden. Suchbaumeigenschaft: Die Schlüssel im linken Teilbaum eines Knotens p sind alle kleiner als der Schlüssel von p, und dieser ist wiederum kleiner als sämtliche Schlüssel im rechten Teilbaum von p. Implementierung:

Natürliche Bäume Einfügen 5 9 9 3 12 3 12 4 4 5 Baum-Struktur hängt von Einfügereihenfolge in anfangs leeren Baum ab Höhe kann linear zunehmen, sie kann aber auch in O(log n) sein, genau log2(n+1)

Durchlaufreihenfolgen in Bäumen Durchlaufreihenfolgen zum Besuchen der Knoten des Baums zur Ausgabe zur Berechnung von Summe, Durchschnitt, Anzahl der Schlüssel . . . zur Änderung der Struktur Wichtigste Durchlaufreihenfolgen: Hauptreihenfolge = Preorder = WLR besuche erst Wurzel, dann rekursiv linken und rechten Teil-Baum falls vorhanden Nebenreihenfolge = Postorder = LRW Symmetrische Reihenfolge = Inorder = LWR die Spiegelbild-Varianten von 1-3

Hauptreihenfolge (Preorder) Ausgehend von der Wurzel p eines Baums ist die Hauptreihenfolge wie folgt rekursiv definiert: Durchlaufen aller Knoten eines Binärbaumes mit Wurzel p in Hauptreihenfolge: Besuche p, durchlaufe den linken Teilbaum von p in Hauptreihenfolge, durchlaufe den rechten Teilbaum von p in Hauptreihenfolge. 17 11 22 7 14 12

Hauptreihenfolge Programm // Hauptreihenfolge; WLR void preOrder (){ preOrder (root); System.out.println (); } void preOrder (SearchNode n){ if (n == null) return; System.out.print (n.content+" "); preOrder (n.left); preOrder (n.right); } // Nebenreihenfolge; LRW void postOrder (){ postOrder (root); System.out.println (); } // ...

Symmetrische Reihenfolge (Inorder) Die Durchlaufreihenfolge ist: erst linker Teilbaum, dann Wurzel, dann rechter Teilbaum: // Symmetrische; LWR void inOrder (){ inOrder (root); System.out.println (); } void inOrder (SearchNode n){ if (n == null) return; inOrder (n.left); System.out.print (n.content+" "); inOrder (n.right); } // Nebenreihenfolge; LRW // ... Die anderen Durchlaufreihenfolgen werden analog implementiert.

Beispiel 17 11 22 7 14 12 Preorder: 17, 11, 7, 14, 12, 22 Postorder: 7, 12, 14, 11, 22, 17 Inorder: 7, 11, 12, 14, 17, 22

Nichtrekursive Varianten mit gefädelten Bäumen 17 Wurzel 22 11 7 14 12 Rekursion kann vermieden werden, wenn man anstelle der null-Referenzen sogenannte Fädelungszeiger auf die Vorgänger bzw. Nachfolger verwendet.

Binäre Suchbäume Binärbäume zur Speicherung von Mengen von Schlüsseln (in den inneren Knoten der Bäume), so dass die Operationen Suchen (find) Einfügen (insert) Entfernen (remove, delete) unterstützt werden. Suchbaumeigenschaft: Die Schlüssel im linken Teilbaum eines Knotens p sind alle kleiner als der Schlüssel von p, und dieser ist wiederum kleiner als sämtliche Schlüssel im rechten Teilbaum von p. Implementierung:

Natürliche Bäume Einfügen 5 9 9 3 12 3 12 4 4 5 Baum-Struktur hängt von Einfügereihenfolge in anfangs leeren Baum ab Höhe kann linear zunehmen, sie kann aber auch in O(log n) sein, genau log2(n+1)

Beispiel für Suchen, Einfügen, Entfernen 17 11 22 7 14 12

Sortieren mit natürlichen Suchbäumen Idee: Bau für die Eingabefolge einen natürlichen Suchbaum auf und gib die Schlüssel in symmetrischer Reihenfolge (Inorder) aus. Bemerkung: Abhängig von der Eingabereihenfolge kann der Suchbaum degenerieren. Komplexität: Abhängig von der internen Pfadlänge Schlechtester Fall: Sortierte Eingabe:  (n2) Schritte. Bester Fall: Es entsteht ein vollständiger Suchbaum mit minimal möglicher Höhe von etwa log n. n mal Einfügen und Ausgeben ist daher in Zeit O(n log n) möglich. Mittlerer Fall: ?

Analyse natürlicher Suchbäume Zwei alternative Vorgehensweisen zur Bestimmung der internen Pfadlänge: 1. Random-Tree-Analyse, d.h. Mittelwert über alle möglichen Permutationen der (in den anfangs leeren Baum) einzufügenden Schlüssel. 2. Gestaltanalyse, d.h. Mittelwert über alle strukturell möglichen Bäume mit n Schlüsseln. Unterschied des Erwartungswertes für die interne Pfadlänge: 1.  1.386 n log2n – 0.846 n + O(log n) 2.  nn + O(n)

Ursache für den Unterschied 3 2 1 3 1 2 1 3 2 3 2 1 3 2 1 3,2,1 3,1,2 1,3,2 3,2,1 2,1,3 und 2,3,1  Bei der Random-Tree-Analyse werden ausgeglichene Bäume häufiger gezählt.

Interne Pfadlänge Interne Pfadlänge: Maß zu Beurteilung der Güte eines Suchbaumes. Rekursive Definition: 1. Ist t der leere Baum, so ist I(t) = 0. 2. Für einen Baum mit Wurzel t, linkem Teilbaum tl und rechtem Teilbaum tr gilt: I(t) := I(tl) + I(tr)+ Zahl der Knoten von t. Offensichtlich gilt: å ( ) I ( t ) = Tiefe ( p ) + 1 p P innerer Knoten von t

Durchschnittliche Suchpfadlänge Für einen Baum t ist die durchschnittliche Suchpfadlänge definiert durch: D(t) = I(t)/n, n = Anzahl innerer Knoten in t Frage: Wie groß ist D(t) im besten schlechtesten mittleren Fall für einen Baum t mit n inneren Knoten?

Interne Pfadlänge: Bester Fall Es ensteht ein vollständiger Binärbaum

Interne Pfadlänge: Schlechtester Fall

Zufällige Bäume Seien oBdA die Schlüssel {1,…,n} einzufügen. Sei ferner s1,…, sn eine zufällige Permutation dieser Schlüssel. Somit ist die Wahrscheinlichkeit P(s1 = k), dass s1 gerade den Wert k hat, genau 1/n. Wenn k der erste Schlüssel ist, wird k zur Wurzel. Dann enthalten der linke Teilbaum k – 1 Elemente (nämlich die Schlüssel 1,…,k - 1) und der rechte Teilbaum n – k Elemente (d.h. die Schlüssel k + 1,…,n).

Erwartete interne Pfadlänge EI(n) : Erwartungswert für die interne Pfadlänge eines zufällig erzeugten binären Suchbaums mit n Knoten Offensichtlich gilt: Behauptung: EI(n) 1.386n log2n - 0.846n + O(logn). EI ( ) = EI ( 1 ) = 1 1 n å EI ( n ) = ( EI ( k - 1 ) + EI ( n - k ) + n ) n k = 1 1 n n å å = n + ( EI ( k - 1 ) + EI ( n - k )) n k = 1 k = 1

å Beweis (1) å å 2 EI ( n + 1 ) = ( n + 1 ) + * EI ( k ) n + 1 und daher Aus den beiden letzten Gleichungen folgt 2 n å EI ( n + 1 ) = ( n + 1 ) + * EI ( k ) n + 1 k = å n ( n + 1 ) * EI ( n + 1 ) = ( n + 1 ) 2 + 2 * EI ( k ) k = n - å 1 n * EI = n 2 + 2 * EI ( k ) k = ( n + 1 ) EI ( n + 1 ) - n * EI ( n ) = 2 n + 1 + 2 * EI ( n ) ( n + 1 ) EI ( n + 1 ) = ( n + 2 ) EI ( n ) + 2 n + 1 2 n + 1 n + 2 EI ( n + 1 ) = + EI ( n ). n + 1 n + 1

Beweis (2) EI ( n ) = 2 ( n + 1 ) H - 3 n 1 1 H = 1 + + ... + 2 n 1 1 Durch vollständige Induktion über n kann man zeigen, dass für alle n 1 gilt: ist die n -te harmonische Zahl, die wie folgt Abgeschätzt werden kann: Dabei ist die so genannte Eulersche Konstante. EI ( n ) = 2 ( n + 1 ) H - 3 n n 1 1 H = 1 + + ... + n 2 n 1 1 H = ln n + g + + O ( ) n 2 n n 2 g = . 5772 ...

Beweis (3) 1 EI ( n ) = 2 n ln n - ( 3 - 2 g ) * n + 2 ln n + 1 + 2 g Damit ist Und daher 1 EI ( n ) = 2 n ln n - ( 3 - 2 g ) * n + 2 ln n + 1 + 2 g + O ( ) n EI ( n ) 2 ln n = 2 ln n - ( 3 - 2 g ) + + ... n n 2 2 ln n = * log n - ( 3 - 2 g ) + + ... log e 2 n 2 2 log 2 2 ln n = 10 * log n - ( 3 - 2 g ) + + ... log e 2 n 10 2 ln n » 1 . 386 log n - ( 3 - 2 g ) + + ... 2 n

Beobachtungen Suchen, Einfügen und Entfernen eines Schlüssels ist bei einem zufällig erzeugten binären Suchbaum mit n Schlüsseln im Mittel in O(log2 n) Schritten möglich. Im schlechtesten Fall kann der Aufwand jedoch Ω(n) betragen. Man kann nachweisen, dass der mittlere Abstand eines Knotens von der Wurzel in einem zufällig erzeugten Baum nur etwa 40% über dem Optimum liegt. Die Einschränkung auf den symmetrischen Nachfolger verschlechtert jedoch das Verhalten. Führt man in einem zufällig erzeugten Suchbaum mit n Schlüsseln n2 Update-Operationen durch, so ist der Erwartungswert für die durschnittliche Suchpfadlänge lediglich Θ(n).

Typischer Binärbaum für eine zufällige Schlüsselsequenz

Resultierender Binärbaum nach n2 Updates

Strukturelle Analyse von Binärbäumen Frage: Wie groß ist die durchschnittliche Suchpfadlänge eines Binärbaumes mit N inneren Knoten, wenn man bei der Durchschnittsbildung jeden strukturell möglichen Binärbaum mit N inneren Knoten genau einmal zählt? Antwort: Sei IN = gesamte interne Pfadlänge aller strukturell verschiedenen Binärbäume mit N inneren Knoten BN = Anzahl aller strukturell verschiedenen Bäume mit N inneren Knoten Dann ist IN/BN =

Anzahl strukturell verschiedener Binärbäume

Gesamte interne Pfadlänge aller Bäume mit N Knoten Für jeden Baum t mit linkem Teilbaum tl und rechtem Teilbaum tr gilt:

Zusammenfassung Die durchschnittliche Suchpfadlänge in einem Baum mit N inneren Knoten (gemittelt über alle strukturell möglichen Bäume mit N inneren Knoten) ist: 1/N IN/BN