Dissimilation und ihre Bedeutung für den diachronen Lautwandel

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 Präsentation transkript:

Dissimilation und ihre Bedeutung für den diachronen Lautwandel Hauptseminar: Lautwandel Dozent: J. Harrington Semester: SoSe 09 Datum: 25.06.09 Referentin: Katja Engelhardt

Dissimilation „Dissimilationen operieren, um Unterschiede zwischen ähnlichen Lauten hervorzuheben.“ (T. Alan Hall) /arbor/ (lat.) Baum  /arbol/ (span.)   -meist irregulär Bsp.: /tu/ und /du/ in Bantusprachen: Der Konsonant im Präfix und der erste Konsonant des Wortstamms müssen sich hinsichtlich ihrer Stimmhaftigkeit unterscheiden.

Ohala: Dissimilation wird durch Hörer “verschuldet” Hörer weiß aus Erfahrung, dass bestimmte Laute eine Verzerrung umgebener Laute nach sich ziehen „low – level hypercorrection“ Unter Umständen werden intendierte Merkmale korrigiert.

Bsp.: farbige Buchstaben zeigen Aspiration an /bend/ Sprecher: /bend/ Hörer korrigiert: /bend/ - denn Hörer weiß: aspiriertes /d/ breitet sich nach vorn aus (regressive Assimilation) Es folgt ein „factoring out“ und aus /bend/ wird /bend/.

Experiment von Ohala, Kawasaki, Riordan und Caisse VP bekamen /i/ – /u/ – Kontinuum (x) vorgespielt /s - x - t/ /f - x - p/ Ergebnis: bei 1) /s - x - t/ geben VP früheren Übergang an, als bei 2) /f - x - p/

Warum? Die Hörer wissen aus Erfahrung, dass apikale Konsonanten, also Paar 1) (s-t) /u/ veranlassen, weiter vorn gebildet zu werden, als labiale Konsonanten es tun, also Paar 2) (f-p). Dies geschieht unbewusst, wie auch erwähnte Korrekturregeln, hat aber solch großen Einfluss auf die perzeptive Wahrnehmung.

Ladefoged Dissimilationen sind auch artikulatorisch erklärbar: aspirierte Konsonanten sind aufwändiger  Reduzierung Hat ein Wort zwei aspirierte Konsonanten, wird man versuchen den Aufwand zu verringern, siehe /bend/.

Aber: Was ist aufwendiger ? (Artikulationsort, Vokalqualität, …)

Ohala Vielmehr werden von der Dissimilation (als Hyperkorrektion) solche Laute betroffen, die auch von der Assimilation betroffen sind: „Umkehrung“ des Wissens zu Assimilation.  intendierte Artikulation wird an Wissen zu Assimilation angelehnt Assimilation Ein Segment gleicht sich einem benachbarten Segment in mindestens einer Eigenschaft an. „Sie können als Prozesse verstanden werden, die dem Sprecher die Artikulation erleichtern.“ (T. Alan Hall)

Dazu gehörten dann 6 a), aber nicht 6 b).

Ohala, J. J. (1987): Explanation in phonology: Opinions and examples Ohala, J. J. (1987): Explanation in phonology: Opinions and examples. In: W. U. Dressler, H. C. Luschützky, O. E. Pfeiffer, & J. R. Rennison (eds.), Phonological 1984. Cambridge University Press. 221 - 224. Ohala, J. J. (1989): Sound change is drawn from a pool of synchronic variation. L. E. Breivik & E. H. Jahr (eds.), Language Change: Contributions to the study of its causes. [Series: Trends in Linguistics, Studies and Monographs No. 43]. Berlin: Mouton de Gruyter. 173-198. Ohala, J. J. (1981): The listener as a source of sound change. In: C. S. Masek, R. A. Hendrick, & M. F. Miller (eds.), Papers from the Parasession on Language and Behavior. Chicago: Chicago Ling. Soc. HALL, T. ALAN (2000): Phonologie – Eine Einführung. De Gruyter. Berlin, New York.