Spracherwerb bei Kleinkindern

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Kathrin von Randow S: Entwicklung der Sprache SS 2007
Advertisements

Umfrage – Anpassungsfähigkeit der Schüler – Klassen 1
Projektplanung für Softwareprojekte
Klaus J. Kohler IPDS, Kiel
Seminar “Kognitionspsychologie meets Ethnologie” SS 2007
Zu Arbeitsschritt (3): auditiv Wortgrenzen feststellen n einzoomen, um die Grenze genau festzustellen n Hören bis zu der Grenze und ab der Grenze n Zeitpunkt.
zu Arbeitsschritt (3): auditiv Wortgrenzen feststellen
Phonetische Dauermessungen n c:\daten\instrpho\ip006rb.001 in Fenster A laden Die Lallphase dauert nicht lange c:\daten\instrpho\ip001rb.001 in Fenster.
Sprachwahrnehmung bei Tieren
Experiment 2 Unterscheidung verschiedener Vokalkategorien (mit Versuchsbegrenzung) Carola Mook Nach einem Artikel von Patricia K. Kuhl.
Sprachwahrnehmung in der frühesten Kindheit
Versuch zur Vokalnormalisierung
“The end of categorical perception as we know it” (Schouten et al.)
Adaptive Dispersion in der Wahrnehmung von Vokale
Perzeptuelle Kompensation von Koartikulation bei japanischen Wachteln A. J. Lotto, K. R. Kluender, L. L. Holt. Perceptual compensation for coarticulation.
Wie wird die koartikulatorische Nasalisierung im Signal wahrgenommen?
Tonale Kategorien, Synchronisierung und Nachahmung
Die Prosodie Jonathan Harrington Felicitas Kleber.
1 C.Fowler Analyse der Wahrnehmung von Koartikulierter Sprache LMU-München - IPSK WS 06/07 HS Modelle der Sprachproduktion und –perzeption Prof. J.M.
Das ‚Perceptual Magnet Model‘ von Patricia Kuhl
Die Normalisierung und Wahrnehmung eines fremden Akzents Datum: Referentin: Carolin Funk Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington Hauptseminar:
Etikettierungsebenen Jonathan Harrington. Das Ziel Etikettierungen verschiedener Ebenen aufzubauen, und miteinander zu verlinken.
Aufbau, Abfrage, Analyse von Sprachdatenbanken ErstellungAnalyse Abfrage Digitale Zeitsignale akustisch, artikulatorisch Etikettieren Verknüpfung mit Symbolen.
Was ist die artikulatorische Grundlage von Locus-Gleichungen? Hauptseminar: Modelle der Sprachproduktion & - perzeption Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington.
Lautwandel, Perzeption, Kompensierung für Koartikulation.
Color Discrimination for Natural Objects
Referenten: H. Bayer V. Hagemann
Infancy: The physical world
Die Entwicklung von Konzepten
Kategoriale Wahrnehmung
„Unser Katapult ist fertig!“ bis
Innere Arbeitsmodelle – Was ist das?
Auditive Wahrnehmungsstörungen und Verarbeitungsstörungen – AVWS
Gradierte Grammatikalität SS 2003 Einheit 1. Quelle des Übels Klassische Linguistik Korpusorientiert (Tote Sprachen/ Literatur- sprachliche Norm) Dialektforschung.
Kleine Aufheiterung und Denkanstöße für zwischendurch...
Der erste Schritt in die richtige Richtung
Prezentacja końcowa - Prezentacja końcowa - Abschlusspräsentation.
Verhalte Dich nicht wie ein Elefant!
Der Spracherwerb des Kindes
SO HILFT EFT Ein EFT-Kurzdurchgang zum Kennen lernen
Kinderrechte Am 20. November 1989 wurde die Kinderrechtskon-vention von den Vereinten Nationen verabschiedet. Die Konvention legt fest welche Rechte Kinder.
Kleine Aufheiterung für zwischendurch...
Verarbeitung von Implikaturen iv Ist die Interpretation von skalaren Implikaturen gegenüber der wörtlichen Interpretation verzögert? Grodner et al
Wahrnehmung Das Erfassen und Aufnehmen der Umwelt über die Sinnesorgane Wahrnehmung wird besteht aus: 1. Input 2. Erwartung 3. Aufmerksamkeit 4. Wahrnehmung.
NATIVIST THEORIE.
Problem Solving Ein Problem erkennen und lösen
Entwicklung zur Reife 1. Johannes 2,12-17.
Anregung für die Gestaltung von differenzierten Aufgabenstellung
4. MKT – Blick in eine Stunde Donnerstag,
Schlecht drauf? Liebeskummer?
Lernen.
Sprachproduktion und Sprachwahrnehmung
Wochenrückblick vom – Trotz der Projektarbeit dürfen Wiederholungen altbekannter Singspiele nicht zu kurz kommen. Deshalb spielten wir.
2. MKT – Die verbale Selbstinstruktion Mi
1. Vorlesungseinheit: Die Lerner
Die Geschichte des Teddybären in Kürze
Perfekt! Deutsch Perfektně německy E 10 – Teil III EL.
Die Präsentation des Lehrers der 21- allgemeinbildenden Schule des Bezirks Peschkö in Gebiet Buchara von Alijor Jahjojev.
Aufbau von phonologischem Bewusstsein
Lauterwerb siehe auch Wode, 1988, Kapitel 9.3.
Kognitive Methoden  Als eine Auseinandersetzung mit der behavioristischen Lerntheorie Skinners  entsteht in den späten 60-er Jahren eine Verbindung.
Die Regeln, ein Mensch zu sein
- Seite 1 TIME INTELLIGENCE ® by Zeichenrand – Löschen! Titel.
Übung „Aquarium“. Ablauf Übung Aquarium Sie finden sich in 6 Gruppen zusammen pro Gruppe wird eine freiwillige Person ausgewählt die freiwillige Person.
Sprachen lernen und erwerben: erste Begriffe und Unterscheidungen Dörthe Uphoff FLM 0640 – Februar.
We are Family! Geschwister von Kindern mit Behinderung.
- Seite 1 TIME INTELLIGENCE ® by Titel.
Einführung in die Phonetik und Phonologie SS 2010 Bistra Andreeva Sitzung 1: Einführender Überblick.
Inwiefern wird Sprecheridentifikation durch eine fremde Sprache und/oder einer Stimmenimitation beeinflusst? Referent: Manfred Pastätter Hauptseminar:
Experimentelle Psycholinguistik
 Präsentation transkript:

Spracherwerb bei Kleinkindern Eine neue Ansicht des Spracherwerbs Seminar: Perzeption für Fortgeschrittene Dozent: Uwe Reichel Referenten: Evi Richard und Claudia Zisik

Historische theoretische Position Skinner Kinder lernen Sprachen wie Mäuse Futter holen (Skinner Box) -> durch Überwachung und Belohnung 2. Chomsky Traditionelles verstärktes Lernen hat wenig mit den Erwerbsmöglichkeiten zu tun. Babys haben angeborene Grenzen um Sprache zu lernen, eine universelle Grammatik und universelle Laute.

Theorie Babys haben… …ein eingebautes Wissen über Sprache …eine außerordentliche Fähigkeit Sprache nur durch Hören zu lernen …angeborene kognitive Systeme, mit denen sie Erwachsene beim Spracherwerb übertreffen

Standpunkt der neuen Sicht Babys entwickeln eine neue Art des Lernens bei dem der Sprach Input im Hirn gespeichert wird

6 Grundregeln, die diese Ansicht zeigen Anfangswahrnehmung analysiert Rede richtig und ist allgemein, aber nicht das spezifische oder sortenspezifische Gebiet Entwicklung basiert nicht auf Auswahl Lernstrategie ist es den Sprachinput zu speichern Mündliches Lernen vereint Wahrnehmung und Produktion „Mami“ Sprache ist lehrreich Der kritische Zeitraum für das Erlernen der Sprache hängt nicht nur von der Zeit ab, sondern auch von der Erfahrung

1. Anfangswahrnehmung analysiert Rede richtig und ist allgemein - Sprache wird auf lautlichem Level korrekt analysiert Fähigkeit universell für alle Sprachen Test (durch Kategoriale Wahrnehmung möglich) ob Babys die Basiseinheiten von Sprache analysieren können Bestätigung durch Diskriminationstest - Fähigkeiten reflektieren „eingebaute“ Laut-Merkmal-Detektoren, die sich für Sprache entwickelt haben - Differenzierung der Einheiten der Sprache setzt kein Vorwissen von lautlichen Einheiten voraus, sondern nur die Funktion unterschiede festzustellen

2. Entwicklung basiert nicht auf Auswahl - Die Nervenausprägungen aller möglicher Lautklassen sind schon vorhanden und erlauben die Auswahl eines Teils, der von sprachlichem Input aktiviert wird - Theorie: Laute die stimuliert werden prägen sich aus, Laute die vernachlässigt werden verkümmern Babys mit 6 Monaten unterscheiden non-native Laute, Babys mit 9 Monaten nicht mehr

3. Lernstrategie ist es den Sprachinput zu speichern - Durch Zuhören werden anspruchsvolle Bestandteile der Sprache erworben - 3 Beispiele vom neuen Lernen gehen hervor: Babys entdecken eine Struktur in der Sprache Babys werten die statistischen Bestandteile der Inputs aus Die Wahrnehmung ändert sich durch Erfahrung

4. Mündliches Lernen vereint Wahrnehmung und Produktion - Kinder die einen Luftröhrenschnitt hatten zeigen unnormale Entwicklungsmuster - Mit 1 Jahr zeigen die Äußerungen von Babys die Imitierung der sie umgebenden Sprachen - Mundbewegungen werden mit auditiven Signalen verbunden (Längere Aufmerksamkeit bei Gesicht und passendem Laut)

5. „Mami“ Sprache ist lehrreich - Mütter bevorzugen die „Mami“ Sprache wenn sie die Auswahl haben - Die übertriebene Sprache hilft den Babys nicht nur besser zu differenzieren , sondern hebt auch kritische Parameter der Muttersprache hervor - Neue Wörter werden von Eltern öfter verwendet (Wo ist das _______, Schau, das _____, Das ist _______)

- Hörer brauchen einfach die richtige Hörerfahrung 6. Der kritische Zeitraum für das Erlernen der Sprache hängt nicht nur von der Zeit ab, sondern auch von der Erfahrung - Hörer brauchen einfach die richtige Hörerfahrung - Es ist einfacher für bilinguale Babys wenn jeder Elternteil nur eine Sprache spricht, da es einfacher ist, 2 verschiedene Sets von Lautkategorien zu speichern

Zusammenfassung - Babys sind weder leer wie bei Skinner, noch haben sie eine angeborene Grammatik wie bei Chomsky - Babys haben inneren Neigungen die die lautlichen Kategorien segmentieren, ohne angeborene Beschreibungen davon bereitzustellen - Babys benutzen eine innere Lernstrategie, die man nicht erwartet hatte, weil man dachte sie wäre zu komplex und schwer für Babys - Angeboren ist nicht eine Grammatik, sondern angeborene Neigungen und Lernstrategien

Spracherwerb bei Kleinkindern Seminar: Perzeption für Fortgeschrittene Dozent: Uwe Reichel Referenten: Evi Richard und Claudia Zisik Spracherwerb bei Kleinkindern

Grundannahme: Bei der Wahrnehmung von Objekten, wie auch von phonetischen Einheiten, braucht man eine präzise Spezialisierung der Eigenschaften der Stimuli, die man bestimmten Kategorien zuordnen soll.

Kleinkinder sind fähig, einzelne Sprachlaute aus verschiedenen phonetischen Kategorien zu unterscheiden  bereits mit 4 Monaten können Babys viele, wenn auch nicht alle Laute der menschlichen Sprache unterscheiden   Wie erkennt man, dass ein Säugling eine phonetische Kategorie wahrgenommen hat?

„It’s all about the head-turn“

Experiment Säuglinge (14 bis 18 Wochen alt) bekommen Stimuli präsentiert: -    phonetisch gleiche Laute /pi/ und /pu/ -    phonetisch unterschiedliche Laute /pi/ und /ka/  Kinder drehen den Kopf öfter in die Richtung, aus der die Stimuli präsentiert werden, bei phonetisch gleichen Lauten  Kleinkinder gruppieren bereits Silben, die den selben initialen Konsonant haben

Der Aufbau eines Experiments A Methode 1 1.  Versuchspersonen 2 2. Stimuli 3 3. Experimenteller Aufbau 4 4. Ablauf (Experimentelle Stufen) B Ergebnisse

A Methode Versuchspersonen Vier Kleinkinder im Alter zwischen 5 ½ und 6 ½ Monaten Aufruf an die Eltern von Neugeborenen in der Gegend von Seattle  treten in der Familie Hörschädigungen auf oder sind sie aufgetreten? Eltern waren bei den Versuchen immer anwesend, damit sich die Kinder normal verhalten

2. Stimuli   /a/ und /i/ jeweils mit einer auf- und absteigenden Grundfrequenz und einer steigenden Grundfrequenz drei verschiedene synthetisierte „Sprecher“: Mann, Frau und Kind Abstand zwischen den einzelnen Stimuli: 500 ms Die Stimuli werden vorher in einem „forced-choice-test“ Männern, Frauen und Kindern vorgeführt  eindeutige Identifizierung der Stimuli

3.Der experimentelle Aufbau   Verringerung des bias:  Eltern und Assistent (hält Spielzeug) sind immer anwesend um vertraute Umgebung zu schaffen tragen beide Kopfhörer mit Musik um das Kind bei der Stimulusvorführung nicht zu stören oder zu beeinflussen Experiment-Leiter und Assistent bestätigen über „vote-buttons“, ob das Kind seinen Kopf gedreht hat oder nicht

4. Ablauf (Experimentelle Stufen)   Conditioning Hintergrundstimulus /a/ (male, fall) wird präsentiert  Kind gewöhnt sich daran  Präsentierung des Vergleichsstimulus /i/ (male, fall)  dreimalige Kopfdrehung trotz „Ablenkung“ durch Spielzeug  nächste Stufe initial training  weitere Stimulus-Präsentationen und –vergleiche  Diskriminationsfähigkeit vorhanden?

pitch variation /a/ (male, fall)  /i/ (male, fall) /a/ (male, rise)  /i/ (male, rise)      talker variation       talker x pitch variation       entire ensemble

3 Sprecher x 2 Grundfrequenzänderungen = 6 versch. Stimuli meistens: 25 Durchläufe in 20 minütigen Sitzungen Abbruch des Experiments, wenn das Kind unruhig wurde oder nicht mehr auf das Spielzeug des Assistenten reagierte

B Ergebnisse Durchschnittswartezeit bis zum korrekten „head-turn“: conditioning: 2,5 s initial training: 2,6 s pitch variation: 2,2 s talker variation: 2,3 s talker x pitchvariation: 2.1 s entire ensemble: 2.2 s

Übereinstimmung zwischen Experiment-Leiter und Assistent bezüglich der Richtigkeit des „head-turns“: 98,3 %  Man kann davon ausgehen, dass Säuglinge bereits Unterschiede bei Vokalen hören können!