Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft

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Melissa Jäger und Pia Hembach
 Präsentation transkript:

Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft Einführung und lautliche Beschreibung W. Barry

Sitzung 2: Lautbeschreibung Zu lesen: Kapitel 5, (S. 176ff.) (oder entsprechendes Kapitel) Phonetics: The Sounds of Language

Die Begriffe "Phonetik" und "Phonologie" Phonetik Phonologie Gesprochenes System (Substanz) (abstrakte Einheiten) Artikulation Lautliche Regelmäßigkeiten akustische Struktur (welche Laute, Lautmuster) Wahrnehmung Die Begriffe “Phonetik“ und “Phonologie“ Sind nicht leicht voneinander abzugrenzen (weil sie ineinander übergehen), aber im Grundsatz beziehen sie sich auf unterschiedlich konkrete bzw. abstrakte Aspekte des Lautsprachlichen. In Prinzip befasst sich die Phonetik mit konkreten Äußerungen, während die Phonologie sich mit dem regelhaften Zusammenspiel lautlicher Einheiten. Plan: Zunächst wird die lautliche Beschreibung auf der phonetischen Ebene erklärt; danach wird die Beziehung zwischen phonetischer und phonologischer Beschreibung illustriert; Zum Abschluß werden die Prinzipien der phonologischen Beschreibung gezeigt

Grundfragen der Phonetik I. Wie produzieren wir Sprachlaute (und lautsprachliche Äußerungen überhaupt)? II. Wie können wir die Laute beschreiben? (phonetische Klassifikation und Lautsymbole) III. Wie beschreiben wir melodische und rhythmische Aspekte? (Äußerungen sind nicht nur Lautsequenzen)

Wie produzieren wir Sprachlaute? Wir produzieren einen Luftstrom (Energiequelle) Wir wandeln den Luftstrom (kinetische Energie) in akustische Energie (Anregungssignal) Wie modifizieren das Anregungssignal, um verschiedene Sprachlaute zu bekommen. (Unterschiede = Information  untersch. Wörter)

I.i) Luftstrom • Vom Überdruck in der Lunge entsteht ein egressiver pulmonaler Lufstrom, • Andere Luftstromarten in den Weltsprachen:  - egressiver glottaler Lufstrom (Ejektive)  - ingressiver glottaler Lufstrom (Implosive)  - ingressiver "velischer" Lufstrom (Schnalzlaute) I.i) Luftstrom Vom Überdruck in der Lunge entsteht ein  egressiver pulmonaler Lufstrom, der normale Luftstrom für's Sprechen allgemein,vor allem normal für Deutsch, Englisch, Französisch, usw. • aber nicht der einzige in den Weltsprachen: - egressiver glottaler Lufstrom (Ejektive) (Der Überdruck wird durch Aufwärtsbewegung des Kehlkopfes herbeigeführt) - ingressiver glottaler Lufstrom (Implosive) Ein Unterdruck wird durch Abwärtsbewegung des Kehlkopfes herbeigeführt) - ingressiver "velischer “Lufstrom auch “velarer“ Lufstrom genannt (Schnalzlaute) Ein Unterdruck wird durch Vergrößerung des Hohlraums zwischen Zunge und Gaumen herbeigeführt)

I.ii) Anregung • Umwandlung kinetischer Energie in akustische Energie (Anregung) An der Stimmritze: Stimmlippenschwingungen (=Stimmgebung; Phonation)   http://www.humnet.ucla.edu/humnet/linguistics/faciliti/demos/vocalfolds/vocalfolds.htm  - An einer artikulatorischen Verengung irgendwo im Mundraum (= Rauschen) - Bei der Lösung eines artikulatorischen Verschlusses (= Lösungsimpuls) I.ii) Anregung Der Luftstrom (kinetische Energie = Energie in Bewegung) wird in akustische Energie umgewandelt - An der Glottis (Stimmritze) Stimmlippenschwingungen (=Stimmgebung; Phonation) definieren die Klasse der stimmhaften Laute (= Vokale (i, a, u, usw.), Sonoranten (m, n, l, r, usw.)  - Wenn die Stimmlippen NICHT schwingen, muß die Anregung auf andere Weise erfolgen:  - Eine artikulatorische Verengung irgendwo im Mundraum läßt den Luftstrom turbulent werden = akustische Energie als Rauschen wahrgenommen. ( = Reibelaute/Frikative (f, s, sch, ch usw.)) - Ein artikulatorischer Verschluß läßt einen Überdruck im Mund entstehen und die Lösung des Verschlusses führt zu einer kleinen Explosion. (= Verschlusslaute/Plosive (p, t, k usw.)

Stimmhafte und stimmlose Laute Die Stimmlippen sind: geschl. Der Luftstrom kann nicht raus Glotalverschluss [] offen normale Atmung, sprechen stimmlos vibrieren sprechen, singen stimmhaft Je schneller die Stimmlippen vibrieren, desto höher die Tonhöhe (pitch) 80- 130 mal pro Sekunde (Männer) 180- 300 mal pro Sekunde (Frauen)

Video of vocal fold vibration From the ‘Science museum of Minnesota’: http://www.sci.mus.mn.us/sound/activity/ssl14.htm

I.iii) Modifikation • Wie wird das Anregungssignal modifiziert, um verschiedene Sprachlaute zu bekommen? Durch die Form des Vokaltraktes  akustische Filterung  Änderung der Qualität (Färbung) E.g. [i]  [y] (Änderung der Lippenform), [u]  [y] (Änderung der Zungenposition) I.iii) Modifikation Das erzeugte akustische Signal (die Anregung) kann weiter modifiziert werden, weil unterschiedliche Formen der Hohläume (des Vokaltraktes) zu unterschiedlichen Färbungen führen.

II. Wie können wir Laute beschreiben? Konsonanten • Nach Anregungsart (±stimmhaft), z.B. [s z] • Nach Artikulationsart (von Verschluß über Verengung zu fast vokalartig), z.B. [b, v, w] • Nach Artikulationsstelle (von den Lippen bis zur Glottis), z.B. [p, t, k, ] Vokale • Nach Öffnungsgrad, Zungenposition, Lippenform und Länge II. Wie können wir die Laute beschreiben? Zunächst gibt es die Grundunterscheidung zwischen Konsonanten und Vokalen: Zu den Konsonanten: Wir haben schon unterschiedliche Anregungsarten erwähnt (stimmhafte und stimmlose); damit haben wir ein Klassifizierungskriterium. In der Beschreibung der Anregung wurden Verengungen (die Friktion erzeugen) und Verschlüsse (die bei der Lösung einen Impuls erzeugen) erwähnt. Diese sind zwei von mehreren Artikulationsarten, die zu lautlichen Unterschieden führen und uns somit ein zweites Klassifizierungskriterium gibt: Verschlusslaute (Plosive), Reibelaute (Frikative), Sonorante Konsonanten (Nasale, Vibranten, Approximanten = Laterale, Gleitlaute), Der Ort im Mund, an dem die Artikulation stattfindet, gibt ein drittes Klassifizierungs-kriterium: Artikulationsstelle. Unterschiedliche Stellen ändern automatisch die Form der Hohlräume (d.h., des Filters) und differenzieren somit die Färbung der Laute: Lippenlaute (Labiale), Zahnlaute (Dentale), Zahndammlaute (Alveolare), Laute am harten Gaumen (Palatale), Laute am weichen Gaumen (Velare), Zäpfchenlaute (Uvulare), Rachenlaute (Pharyngale), Stimmlippenlaute (Glottale). Die Unterscheidung stimmhafte vs. stimmlose ist bei den sogenannten „sonoranten Konsonanten“ (Nasalen, Liquiden, Approximanten) nicht möglich, weil sie immer als stimmhaft definiert sind. Vokale sind ebenfalls immer stimmhaft. Außerdem haben sie keine Kontaktstellen, so dass die normale Unterscheidung nach Artikulationsstelle nicht anwendbar ist. Da sie „vokalisch“ sind, gehören sie alle zu derselben Artikulationsart. Man kategorisiert Vokale trotzdem nach ähnlichen Pronzipien: Ähnlich der Artikulationsart hat man gechlossenere und offenere Vokale; Ähnlich der Artikulationsstelle bewegt man den Zungenrücken nach vorne und nach hinten und bekommt sog. Vorderzungenvokale, Hinterzungenvokale und dazwischen Mittelzungenvokale Außerdem können Vokale mit gerundeten oder ungerundeten Lippen gesprochen werden und sie können kurz und lang gesprochen werden.

Lower boundary: Active articulator Upper boundary: Place of articulation

Deutsche Konsonanten Art/Ort lab. alv. p-alv. pal. vel. uvul. glot.  Plos: p b t d k g  Affrik: pf ts tS Frik: f v s z S Z  x  h  Son: m n N Approx: l j Deutsche Konsonanten Zu den Grundarten ist eine komplexe Kategorie hinzugekommen – die Affrikaten, die aus Plosiv + Frikativ zusammengesetzt sind. (Es ist auch debattierbar, ob sie als komplexe Einzellaute oder als Konsonantengruppen zu betrachten sind)

Traditional classificaton Acoustically important

Deutsche Vokale vorn Mitte hinten geschl. i I y U u ½ geschl. e   o ½ offen E(E:)    offen   Deutsche Vokale Die deutschen Vokale sind hinsichtlich der Rundungs- und der Längenunterschiede sehr systematisch im Vokalraum verteilt. Langvokale: i: (bieten), y: (Tüte) u: (tuten) Kurzvokale: I (bitten) Unbetonte Mittelzungenvokale:  (bitte) e: (beten), : (Höhle) U (Busch) o: (boten) E (Betten) E: (bäten)  (Socken)  (bitter) a: (baten) a (hatten) Verschiedene Sprachen benutzen häufig dieselben Symbole für ihre Lautbeschreibung, ohne daß die Laute in den verschiedenen Sprachen genau gleich klingen. Man nennt eine solche Transkription ein breite phonetische Transkription. Beispiel: Deutsch: "bieten" /bi:tn/ vs. Engl. "beaten" /bi:tn/

Übung für Woche 2 1. Geben Sie jeweils ein Beispielwort mit den folgenden phonetisch klassifi- zierten Lauten (unterstreichen sie die dem Laut entsprechenden Buchstaben) voiceless velar aspirated plosive short back open-mid rounded vowel lateral liquid velar nasal long front close-mid unrounded vowel long front open-mid unrounded vowel voiced alveolar fricative voiced glottal fricative voiceless palatal fricative short central mid unrounded vowel palatal sonorant (glide) glottal stop uvular trill voiced uvular fricative short back close-mid unrounded vowel

2. Jetzt geben Sie die phonetische Klassifikation (in Worten) für folgende Laute: [x] 3. Phonetische Transkription (markieren Sie auch die betonte Silbe) Ostern Chor Sofa Thema Verb Osten Chic Spot Tscheche Vers Erde Code Spott Pfeife Whisky Erbe Gelenk Story Psyche Zoo Urlaub Gelee Storch Phrase Zoom Urteil Jade Jazz Rhetorik Xerographie