Implizite und explizite Motive

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 Präsentation transkript:

Implizite und explizite Motive Seminar: Motivationsdiagnostik Dipl. Psych. J. Wutke Referent: Andreas Zins Sommersemester 2009

Nochmal ganz kurz… Motiv  3 Funktionen: energetisieren, orientieren und selegieren von Verhalten (McClelland 1980,1987) Verschiedene Motive: -Affiliationsmotiv -Intimitätsmotiv -Leistungsmotiv -Machtmotiv Erfassung mittels: -direkter (z.B. Fragebogen, Verhaltensbeobachtung) -indirekter (projektiver) Verfahren

Direkte Erfassung: Kritikpunkte Leistungsmotiv-Fragebögen: liefern kaum Daten zur Erfassung der Konstruktvalidität von Theorien zur Leistungsmotivation Kaum gemeinsame Varianz bei TAT- und Fragebogenwerten für gleichnamige Motive  Annahme: zwei unterschiedliche Arten von Motiven Items orientieren sich an typischen Aussagen Leistungsmotivierter Menschen (z.B.: „lieber an schwierigen Aufgaben arbeiten“) und werden anhand der entsprechenden Verhaltensweisen in realen Leistungssituationen validiert  keine Erklärung für die Funktionsweise des Leistungsmotivs

Explizite vs. Implizite Motive Explizite Motive: -sind bewusst -können direkt erfasst werden -spiegeln das eigene Selbstbild wider Implizite Motive: -sind unbewusst -entziehen sich der Introspektion -sind nicht sprachlich repräsentiert (aufgrund früher Entwicklung) -können nicht direkt erfasst werden

Explizite vs. Implizite Motive Belege für die Annahme beider Arten von Motiven: Diskriminante Validität zwischen TAT- und Fragebogenbasierten Motivmessungen deCharms, Morrison und McClelland (1955): keine sign. Korrelation zwischen Selbsteinschätzungen und TAT-Werten des Leistungsmotivs Metaanalyse von Spangler (1992): 36 Vergleiche Erfassung des Leistungsmotivs in jwls. derselben Stichprobe mittels TAT und Fragebogen Durchschnittl. r=.088 Zur Metaanalyse: Personen mit hohem Leistungsmotiv im TAT können sich im Fragebogen sowohl als hoch, als auch niedrig leistungsmotiviert beschreiben.

Explizite vs. Implizite Motive Schultheiss und Brunstein (2001): Weder die Korrelationen zwischen TAT und den entsprechenden PRF-Motiven, noch die 15 Trait-Korrelationen mit den TAT-Motiven sind signifikant. Korrelationen zwischen Fragebogenmotiven und Persönlichkeitseigenschaften schon (z.B. Dominanz und Affiliation mit Extraversion)

Explizite vs. Implizite Motive Belege für die Annahme beider Arten von Motiven: Mäßige bis gar keine Korrelationen zwischen TAT-Motiven und jeweils gleich lautendem freiem Selbstbericht persönlicher Lebensziele Versuche mit Fremdbeurteilungen bzgl. Machtmotiv (Schultheiss und Brunstein 2002): Beurteiler bewerten Machtmotiv nur auf Grund von non- bzw. paraverbalem Verhalten  Verhaltensleitende Motive lassen sich nicht allein aus dem offen gezeigten Verhalten erschließen. Varianzunterschiede zwischen TAT und Fragebögen könnten auf Methodenunterschiede (Stimulusmaterial, Antwortformate) zurückzuführen sein. Selbstbericht persönlicher Lebensziele hat jedoch offenes Antwortformat und kann ähnlich wie TAT ausgewertet werden (nach den jwls. Vorherrschenden Themen). Auch hier gilt wieder: es existieren sowohl Leute, deren selbst formulierte Ziele mit ihren impliziten Motiven übereinstimmen, als auch eine Menge, bei denen dies nicht der Fall ist.

Vorhersage relevanter Verhaltensmerkmale McClelland (1980): Operantes Verhalten: -aus Eigeninitiative -spontan ausgeführt -erfordert wiederholtes Handeln über längere Zeiträume Respondentes Verhalten: -durch Situation hervorgerufen -bewusst reflektiert -willentlich beeinflussbar Implizite Motive werden durch operantes, explizite durch respondentes Verhalten ausgedrückt

Vorhersage relevanter Verhaltensmerkmale Vorhersage: anstrengungs- und entscheidungsabhängige Kriterien des Leistungsverhaltens aus TAT und Fragebogenwerten (Brunstein und Hoyer 2002) Erfassung spontanen Verhaltens anhand impliziter Motive (TAT) Erfassung kontrollierten Verhaltens anhand expl. Motive (Fragebogen) Aufgabe: Konzentrationstest am PC Rückmeldung über eigene Leistung (individuell, bzw. normativ): „verbessert“ oder „verschlechtert“ Nach x Durchgängen: „Weitermachen?“ oder „neutrale Aufgabe?“ Vorhersage der Aufgabenleistung nur durch implizites Leistungsmotiv Vorhersage der Entscheidung zur Fortsetzung der Aufgabe durch Selbstbericht im Fragebogen

Vorhersage relevanter Verhaltensmerkmale Vorhersage: anstrengungs- und entscheidungsabhängige Kriterien des Leistungsverhaltens aus TAT und Fragebogenwerten (Brunstein und Hoyer 2002)

Vorhersage relevanter Verhaltensmerkmale Problem: Motive werden hier immer noch in direkten Zusammenhang zu Verhaltensmerkmalen gesetzt  Korellationen zwischen Motivmaßen und Verhaltenskriterien sind aber selten höher als r=.30 Weiterhin belegen Studien den Zusammenhang zwischen impliziten und expliziten Motiven mit: „intrinsischen“ und „extrinsischen“ Anreizen Unterschieden in Erziehung und Ontogenese Intr anreiz: Anreiz zur Leistung geht allein von der Schwierigkeit der Aufgabe aus  impl. Leistungsmotiv Extr. Anreiz: leistungsdruck durch externe Instanzen (anreiz ist der soziale Vergleich, bzw. die damit verbundene Anerkennung)  expl. Leistungsmotiv Permissive Erziehung: aggresives und sexuelles Verhalten wurden toleriert  hohes impl. Machtmotiv im erwachsenenalter Restriktive Erziehung: hfg. Bestrafung und züchtigung durch eltern  hohes explizites macht motiv (selbstbeschreibung als dominant) im erwachsenenalter Frühe Sauberkeitserziehung  erwachsene mit hohem impl. leistungsmotiv Anders: hohe selbständigkeitserwartungen und leistungsanforderungen  erwachsene mit hohem expl. Leistungsmotiv Sauberkeitserziehung ist schon abgeschlossen wenn zu selbständigkeit und pflichterfüllung erzogen wird  stützt die these, dass impl. Motive früher als expl. Motive entwickelt werden

Kognitive und affektive Bedürfnisse Trope (1986): Personen mit hohem expliziten Leistungsmotiv haben stärkere kognitive Bedürfnisse (d.h. nach dem Wissen um ihre eigenen Fähigkeiten)  aber es herrscht auch ein Bedürfnis nach dem hervorheben des positiven Selbstkonzepts zur Erhöhung des Selbstwerts McClelland (1987): sieht Motive als affektive Bedürfnisse (d.h. Affekte dienen der Bekräftigung zuvor ausgeführten Verhaltens und stellen das eigentlichen Agens motivierten Verhaltens dar) Diese regen z.B. durch Antizipation des mit einem möglichen Erfolg verbundenen Stolzes instrumentelles Verhalten an Grundlage Leistungsmotivierten Verhaltens ist die Hemmung positiver Affekte (Kuhl 2001) Hinweis auf neuroendokrine Korrelate, die ihrerseits das instrumentelle Verhalten bekräftigen Affekt. Bedürfn.: zur Affektiven Verstärkung zielführender Verhaltensweisen (Stolz, nach dem meistern schwieriger aufgaben) Eigentliches Agens: durch antizipatorische Mechanismen, wie z. B. der Hoffnung auf erfolg wird instrumentelles Verhalten angeregt. Vorsicht: antizipierter affekt muss schwächer sein, als der später eintretende affekt, weil es sonst keinen grund mehr gäbe, überhaupt zu handeln Zu Grundlage: jemand der permanent zufrieden ist, hat kein motiv

Methodische Überlegungen Erforschung impliziter Motive basiert seit mehr als 50 Jahren hauptsächlich auf dem TAT Derzeit: steigender Einsatz von Reaktionszeitbasierten Verfahren in der Motivationsforschung Priming ist zur Erforschung interindividueller motivatrionaler Differenzen jedoch ungeeignet (Priming-Effekte wirken nur kurzzeitig und weisen geringere Reliabilität gegenüber dem TAT auf) Eine Mögliche Lösung bieten sog. Chronometrische Tests (Greenwald, McGhee und Schwarz 1998) Affekt. Bedürfn.: zur Affektiven Verstärkung zielführender Verhaltensweisen (Stolz, nach dem meistern schwieriger aufgaben) Eigentliches Agens: durch antizipatorische Mechanismen, wie z. B. der Hoffnung auf erfolg wird instrumentelles Verhalten angeregt. Vorsicht: antizipierter affekt muss schwächer sein, als der später eintretende affekt, weil es sonst keinen grund mehr gäbe, überhaupt zu handeln Zu Grundlage: jemand der permanent zufrieden ist, hat kein motiv

Danke fürs Zuhören und Hinschauen!